Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 279, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 144
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Telegraphiren durch Flüsse ohne isolirten Leiter. In der Sitzung der Institution of Electrical Engineers in London ist am 10. April 1890 eine Abhandlung von W. F. Melhuish in Calcutta verlesen worden, in welcher dieser über das Telegraphiren durch Flüsse in Indien berichtet; dieselbe ist im Journal der Institution, Bd. 19 * S. 323, abgedruckt, zugleich mit der Besprechung, welche sich an die Vorlesung geknüpft hat. Es handelt sich zumeist um Flüsse von 3 bis 11 km Breite. Wenn ein durch einen Fluss gelegtes Kabel aus irgend einem Grunde den Dienst versagt und nicht gleich ein neues Kabel gelegt werden kann, so versucht man auf eine der drei folgenden Weisen in der Zwischenzeit den telegraphischen Verkehr aufrecht zu erhalten: entweder man telegraphirt auf einem unvollkommen isolirten Drahte, oder auf einem gewöhnlichen nackten DrahteVgl. schon D. p. J. 1842 85 348 und 1847 105 314., oder ganz ohne metallischen Leiter.Zuerst wohl 1842 von Morse versucht; vgl. 1846 99 54. Betreffs der letztgenannten Weise gedenkt Melhuish der mehr als 30 Jahre zurückliegenden Versuche von van Rees und von Gintl, von Blissett 1858, von Schwendler 1876 und von W. P. Johnston 1879; darauf bespricht er etwas ausführlicher die mit nacktem Drahte am Hoogly angestellten Versuche des verstorbenen W. P. Johnston von 1879 und 1888, aus denen er schloss, dass man bis zu 2,5 km leicht und gut mit blankem Drahte telegraphiren könne, auf grössere Entfernungen aber nicht. Als Johnston's Nachfolger setzte Melhuish die Versuche fort, er wählte aber dazu anstatt der ununterbrochenen Telegraphirströme und polarisirter Relais als Sender den schwingenden und tönenden Stromunterbrecher von Cardew (vibrating sounder) mit einem Telephon als Empfänger und erzielte damit günstige Erfolge. Zum Telegraphiren ohne metallischen Leiter legte er an jedem Ufer zwei Erdplatten. Deutliche Signale konnten gegeben werden, wenn die Entfernung der Platten eines Paares der Breite des Flusses gleich war; sie wurden deutlicher, wenn die Entfernung noch grösser, undeutlicher, wenn sie kleiner genommen wurde; zum Telegraphiren müsste also auf jedem Ufer eine Leitung angelegt werden, deren Länge die Breite des Flusses wesentlich übersteigt. Dies würde aber bei der Breite der Flüsse in Indien unzweckmässig sein. Melhuish ging daher dazu über, quer durch den Wasserlauf zwei zu einander parallele nackte, nicht isolirte EisendrähteMajor Cardew meint, kupferne Drähte würden bessere Ergebnisse liefern. in einem gewissen Abstande von einander zu legen, deren Enden aber an jedem Ufer mittels eines isolirten Leiters zu verbinden; er bildete also einen ganz metallischen Stromweg, von dem ein grosser Theil unter Wasser lag. Wurde die Entfernung der Drähte der Breite des Flusses gleich gemacht, so waren die Signale unvergleichlich lauter, als wenn dieselbe quadratische Fläche durch vier Erdplatten begrenzt wurde. Die Länge eines jeden der beiden Drähte wurde nun zunächst allmählich bis zu 673,4 m vergrössert, ihr Abstand bis auf 31,9 m verkleinert; da wurden die Signale verhältnissmässig schwächer und hörten bei weiterer Verlängerung der Drähte auf, vernehmbar zu sein. Demnach müsste man beim Telegraphiren durch einen Fluss bei Abwesenheit eines Kabels wenigstens einen ununterbrochenen metallenen Leiter wünschen. Als praktische Anwendung dazu wurden die Schutzdrähte des 24 km westlich von Calcutta in dem an dieser Stelle 820 m breiten Hoogly liegenden Kabels als der eine metallische Leiter benutzt und 410 m weiter stromabwärts ein einfacher, 409 k für 1 km wiegender Draht als zweiter Leiter in den Fluss eingelegt, isolirte Landlinien aber zur Verbindung der beiden parallelen Leiter hergestellt; der Versuch gelang vollkommen, die Signale konnten ohne Schwierigkeit verstanden werden. Dann wurde ein gleicher Versuch mit einem beschädigten, quer durch Channel Creek, an der Mündung des Hoogly liegenden Kabel gemacht und einem zweiten ebenda in demselben Graben liegenden KabelNachträglich (a. a. O. S. 340) weist Melhuish darauf hin, dass sich die Herstellung einer telegraphischen Verbindung zwischen Festungsvorwerken mittels in seichten Gräben liegender Schleifen aus Eisendraht von genügendem Leitungsvermögen wegen ihrer Billigkeit und Dauerhaftigkeit empfehlen würde., und dieser Versuch gelang ebenfalls, während es wegen der grossen Nähe der Kabel nicht möglich gewesen war, die Schutzdrähte des einen als Hinleitung und die des anderen als Rückleitung zum Telegraphiren zu benutzen. Auch darüber wurden Versuche angestellt, ob etwa bei Benutzung der schwingenden Klopfer auf einem einen Fluss überspannenden Drahte noch würde telegraphirt werden können, wenn derselbe ins Wasser herab fiele, und in der Schutzhülle eines beschädigten Flusskabels; die Versuche in beiden Richtungen fielen völlig befriedigend aus. Bei derartigen empfindlichen Versuchen gelangt aber nur äusserst wenig Strom in den Empfänger, und es ist daher nöthig, dass man möglichst wenig Widerstand in der Leitung lässt, also das Telephon am gebenden, den Stromsender am empfangenden Ende ausschaltet. Dazu hat Melhuish einen besonderen Taster und eine besondere Schaltung (vgl. a. a. O. * S. 331) angegeben. Generalmajor Webber weist auf die Wichtigkeit der von Melhuish angestellten Versuche bei der Eigenart der Flüsse in Indien hin, bei denen die Wassertiefe in einer einzigen Stromzeit bezieh. in demselben Jahre zwischen 1,5 bis 15 und 18 m wechseln; wobei die Kabel sehr gefährdet seien. W. P. Granville erinnert an ein Patent, das 1853 an G. E. Dering für das Telegraphiren durch Seen mittels zweier, ziemlich weit von einander entfernten, parallelen nichtisolirten Drähte ertheilt worden ist. Schwimmende Postämter. In Washington ist, wie der Reichsanzeiger meldet, am 27. December zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten ein Postvertrag betreffend die Einrichtung schwimmender Postämter auf den Postdampfern behufs Bearbeitung der gesammten Post während der Fahrt abgeschlossen worden. Die neue Einrichtung, welche eine sehr erhebliche Verbesserung des Postdienstes darstellt, beginnt für Deutschland mit dem 1. April, für Nordamerika mit dem 15. April. (Papierzeitung.) Bücher-Anzeigen. Technologisches Wörterbuch in deutsch-englischer und englisch-deutscher Sprache, Schiffsmaschinenbau, Schiffsmaschinenbetrieb und Landdampfmaschinen umfassend; mit einem Anhange, enthaltend zehn Zusammenstellungen von Ausdrücken aus Specialzweigen des Dampfbetriebes von F. Ballauf, Flensburg. Aug. Westphalen. 88 S. 1,50 Mk. So Mancher liest mit gutem Verständniss die englischen Klassiker, und glaubt wohl etwas leisten zu können, macht er sich aber an irgend ein technisches Werk, so fehlen ihm die Wörter. Diesem Uebelstande sucht der Verfasser durch vorliegendes, äusserst praktisch angelegtes Wörterbuch abzuhelfen. Mehr noch als zum Nachschlagen möchten wir das Wörterbuch zum Auswendiglernen empfehlen, denn die vorkommenden Wörter müssen den im Titel genannten Fachleuten stets zur Hand und geläufig sein. Auch zum Auswendiglernen des Anhanges möchten wir angehende Techniker aufmuntern. Ein bequemeres Hilfsmittel ist uns bisher nicht bekannt geworden. Bechhold's Handlexikon der Naturwissenschaften und Medicin, von Velde, Schauf, Löwenthal, Bechhold. 2. Lieferung. Ausscheidung bis Casein. Der ersten Lieferung (vgl. Heft 3) folgt die vorliegende Fortsetzung in erfreulich kurzer Zeit. Auch die in vorliegendem Hefte enthaltenden Textartikel zeichnen sich aus durch musterhafte Kürze und Klarheit. Das Werk erweist sich als ein vorzügliches Hilfsmittel zum Verständniss naturwissenschaftlicher Schriften.