Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 280, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 72
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Sprengversuche an Schleifsteinen. Im Bergischen Bezirksverein des Vereins deutscher Ingenieure theilte Herr Zacharias mit, dass die Firma Henckels in Solingen beabsichtigt habe, ihre Schleifsteine behufs Verminderung der Gefahr beim Zerspringen mit Schutzhauben aus Eisenconstruction zu versehen. Diese Blechhauben sollten zunächst an einem Probeexemplar auf ihre Wirksamkeit geprüft werden, und dieserhalb wurden von der Firma Henckels mit einem von einer solchen Haube eingefassten Schleifstein Sprengversuche angestellt. Da der neue, gesunde Stein von 2 m Durchmesser selbst bei hoher Umdrehungszahl nicht zum Zerspringen gebracht werden konnte, so wurde er demnächst an einer Stelle des Umfanges durch Eintreiben von Keilen in seinem Querschnitte geschwächt. Der Stein ward hierauf in die normale Geschwindigkeit von 150 minutlichen Umdrehungen versetzt und eine halbe Stunde lang gedreht, ohne dass er zum Zerspringen kam. Man vertauschte nun die den Stein haltenden, auf der Achse sitzenden Klemmscheiben mit solchen von kleinerem Durchmesser und bewegte ausserdem den Stein mit 175 Umdrehungen. Nunmehr zersprang der Stein nach Verlauf von etwa zwei Minuten mit einem starken Knall und es ergab sich Folgendes: Der Stein war mit radialen Rissfugen in vier Stücke zersprungen, von denen zwei fast gleich gross und annähernd gleich je einem Drittel des ganzen Steines waren. Einer der Radialrisse war dort entstanden, wo die Keile gesessen hatten. Die eiserne Haube war unversehrt, hatte alle Steintheile aufgefangen und somit ihren Zweck erfüllt. Eine an der Arbeitsstelle, der offenen Stelle der Haube, aufgepflanzte Strohpuppe war durch das bei der Sprengung fortgeschleuderte Schleifwasser nur etwa nass und beschmutzt worden. Herr Haedicke berichtet hierauf über einen Spreng versuch, welchen er in seiner Fachschule für Kleineisenindustrie zu Remscheid mit einem Schleifsteine gemacht hat. Die kleinen auf einem hölzernen Untergestell ruhenden Schleifsteine von etwa 30 cm Durchmesser sind mit einer Schutzvorrichtung von 10 cm breitem und 3 mm dickem Eisenblech, welches durch ein aufgenietetes ⊥-Eisen versteift ist, umgeben und ausserdem vor dem Schleifsteingestell, da, wo der die Scheibe benutzende Arbeiter steht, mit einer bis etwa zur Brusthöhe reichenden, senkrechten Schutzwand aus Eisenblech versehen. Der Versuch des Zersprengens wurde in der Weise gemacht, dass die Scheibe in eine ausserordentlich hohe Drehgeschwindigkeit versetzt wurde. Der Schleifstein wurde, um die Folgen des Zerspringens genau bestimmen zu können, von allen freien Seiten noch mit Papierschirmen umgeben. Bei einer Umdrehungsgeschwindigkeit von 28,3 m, entsprechend 2052 Umdrehungen in der Minute, zersprang der Schleifstein nach kurzer Laufzeit, und es zeigte sich nunmehr Folgendes: Der Schleifstein war in radialen Rissen in drei fast gleich grosse Stücke, fast genau in drei Drittel zersprungen. Die ihn umgebenden Papierschirme waren unversehrt. Der Schutzring von 10 cm breitem, 3 mm dickem Blech hatte sämmtliche Steinstücke sicher zurückgehalten, nur an der offenen Arbeitsstelle war ein kleiner Steinsplitter herausgeflogen, und zwar gegen den oberen Theil der senkrechten Blechschutzwand, welche eine leichte Beule erhielt. Die Schutzvorrichtung hatte sich mithin bewährt. (Nach Eisenzeitung.) Woodruff's Scheibenkeil. Der von Woodruff in Hartford, Connecticut, erfundene Keil besteht aus einem Scheibensegment, welches mit seinem bogenförmigen Theile in eine Vertiefung der zu befestigenden Achse eingelassen wird, so dass die gerade Fläche der Scheibe federartig vorsteht. Die Vertiefung in der Achse wird mittels eines Fräsers hergestellt und die scheibenförmige, stählerne Keilplatte auf der Drehbank angefertigt. Beide Arbeiten lassen sich ebenso genau, als rasch ausführen. Beim Aufschieben des zu befestigenden Maschinentheiles stellt sich der Keil selbsttätig ein. Die ausschliesslich zum Einfräsen der Keilgruben dienende Maschine ist eine einfache Fräsebank, bei welcher die Welle in eine Art Schraubstock eingeklemmt wird. Der Fräser wird so weit heruntergedrückt, bis eine an der Fräsmaschine angebrachte Hemmung anzeigt, dass die richtige Tiefe der Keilbahn erreicht ist. Bei einer grösseren Nabenlänge können zwei oder mehr solcher Scheibenkeile eingesetzt werden. Die Arbeiten für die Scheibenkeile können mit grösster Genauigkeit nach Normallehren ausgeführt werden. Die kleinste Keilnummer hat ½ Zoll (engl.) Durchmesser und ist 1/16 Zoll weit, die grösste Nummer hat 1½ Zoll Durchmesser und 3/16 Zoll Dicke, dazwischen liegen 23 verschiedene Nummern. Von einer englischen Firma wird seit kurzem ein dem oben beschriebenen ähnliches System des Aufkeilens verwendet. Die Keile werden aus genau gezogenen Halbrundstahlstangen hergestellt. Einzelne Keile werden aus denselben dadurch erhalten, dass man von der Stange Stücke gleich der Stärke des Keiles abfräst; Da viele Stangen neben einander gelegt werden können, geht die Herstellung sehr rasch von statten. In beiden Fällen ist man stark von den bisher üblichen Verhältnissen abgegangen, indem die Breite des Keiles bedeutend vermindert wurde. Der Keil ist zu zwei Dritttheilen seiner Tiefe in der Welle gelagert und ein Drittel legt sich in die Nabe der Riemenscheibe ein. Die hauptsächlichsten Vortheile dieser Scheibenkeile sind rasche und genaue Herstellung der Keile und Keilbahnen. Bei einem erstmaligen Versuche über die Festigkeit derselben hat sich Folgendes ergeben: In eine Probewelle von 11/4 Zoll Durchmesser und 3 Zoll Länge wurde ein Keil von 3/32 Zoll Dicke und 29/32 Zoll Breite eingesetzt. Durch Drehungsbeanspruchung erlitt dieselbe an ihrem Umfange eine Verdrehung von 1/4 Zoll engl., gleichzeitig zeigte sich eine beträchtliche seitliche Erweiterung der Keilbahn, so dass nach dem Versuche der Keil von Hand aus der Welle herausgenommen werden konnte. Der Probekeil selbst zeigte fast gar keine Spur von Beschädigung. Weitere Versuche werden bald mehr Licht über die Vor- und Nachtheile dieses neuen Systems verbreiten, doch ist aus der letzten Erscheinung wohl zu schliessen, dass für grössere Kraftübertragung die Scheibenkeile sich nicht eignen, weil die Wellen durch die tiefen Keilbahnen zu sehr geschwächt werden. Gent's elektrische Lärmvorrichtung für Wasserstandsgläser an Dampfkesseln. Die Edinburger Ausstellung hatten Gent und Co. in Leicester mit einer eigenthümlichen elektrischen Lärmvorrichtung beschickt, welche das Eintreten des tiefsten Wasserstandes in Dampfkesseln melden soll. In derselben wird (nach dem Engineer, 1890 Bd. 70 * S. 245) die Schliessung des Stromkreises für eine elektrische Rasselklingel auf magnetischem Wege bewerkstelligt. Dazu ist in der Wasserstandsröhre ein magnetischer Schwimmer angeordnet, der mit dem Wasserspiegel steigt und fällt. Fällt der Spiegel bis auf den zulässigen tiefsten Punkt, so kommt der Schwimmer einer um eine Achse drehbaren Magnetnadel gegenüber, zieht sie an und schliesst dabei den Klingelstromkreis. Die Nadel befindet sich in einer an das Wasserstandsglas angeschraubten Messingbüchse. Die Klingel kann natürlich beliebig weit vom Kessel entfernt sein, auch können nach Belieben mehrere Klingeln aufgehängt werden, und die ganze Einrichtung lässt sich leicht und ohne irgend welche Störung schon vorhandener Einrichtungen anbringen.