Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 280, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 96
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Galvanische Verkobaltung. Das Verkobalten bietet vor dem Vernickeln einige Vorzüge; Kobalt ist weisser, weicher, leichter glänzend polirbar und eignet sich daher trefflich zum Ueberzuge von kleinen Luxusartikeln aus Kupfer, Messing, Stahl. Das Kobalt ist jedoch etwas theurer als Nickel. Als bestes Kobaltbad haben die Versuche von Alexander Watt (vgl. 1890 276 384) nachstehende Lösung ergeben: 135 g schwefelsaures Kobaltoxydulammonium werden in 4,5 l Wasser gelöst. Die Lösung soll bei 15° ein specifisches Gewicht von 1,015 zeigen. Die beste Stromstärke ist 0,8 Ampère bei etwa 2 Volt. Die Grösse der Anoden hat grossen Einfluss auf die Gleichmässigkeit der Verkobaltung. Zu einem Niederschlage von Kobalt auf Messing, Kupfer, Stahl oder Eisen können die Anoden aus gewalztem Kobalt in engen Streifen etwa 5 cm breit und 30 bis 50 cm lang, je nach der Grösse des Gefässes sein. Diese Anoden sollen längs der Seiten des Behälters etwa 15 cm aus einander angeordnet werden. Bei Anwendung eines grossen Behälters – Gefässen, die 500 bis 1000 l Bad enthalten – soll eine entsprechende Reihe von solchen Anoden an einer Leitungsstange, welche der Länge nach mit den Enden auf dem Behälter ruht, eingehängt werden; die betreffenden Metallartikel sollen gleich nach ein paar Secunden, nachdem sie ins Bad gebracht wurden, mit einem Häutchen Kobalt überzogen sein, dann aber soll der Strom schwächer gemacht werden. Ueberhaupt ist die Art der Behandlung hier eine ganz andere als beim Nickelbade, und da das Kobalt sich viel leichter niederschlägt als das Nickel, so ist die Stromregulirung eine Hauptsache. Da Kupfer bei gleicher Stromstärke das Kobalt nicht so leicht annimmt als Messing, muss bei kupfernen Gegenständen mit stärkerem Strome begonnen werden. Bei Stahl- und Eisengegenständen genügt ein noch schwächerer Strom als bei Kupfer und Messing. Hier, wie überhaupt bei allen Artikeln mit erhabenen Stellen, müssen letztere möglichst weit von den Anoden gehalten werden, damit dieselben nicht „geschwärzt“ oder „verbrannt“ werden. Auch Zink wurde zu verkobalten versucht, doch erhielt man dabei keine sicheren Erfolge. Nach Watt muss man die Dichtigkeit des Bades entweder durch Zugabe von Wasser oder entsprechendem Salze gleich erhalten. Ebenso wie die Vernickelung, so sollte man auch die Verkobaltung nicht bei Küchen- und Trinkgeschirren anwenden. Hauptsächlich bewährt sich die Verkobaltung bei Gegenständen, die in trockenen Räumen aufbewahrt werden, oder zu Verzierungen und Schmuck. Besonders eignet sich Messingguss zum Verkobalten. Herstellung von Probegold. Das Probegold aus der U. S.-Münze in Philadelphia wird folgendermassen hergestellt: Die Goldprobekörner, die sich bei der Untersuchung am reinsten zeigten, wurden in Königswasser gelöst, mit Salzsäure zur Trockne verdampft und nach dem Verdünnen mit Wasser 3 bis 4 Wochen stehen gelassen. Von dem Chlorsilber filtrirte man etwa ⅞ ab, concentrirte, entfernte Spuren Platin durch Alkohol und Chlorkalium und fällte das Gold mit schwefelsaurem Eisenoxydul. Nach dem Auswaschen mit Salzsäure und Wasser und Auflösen wurde einige Mal mit Bromwasserstoffsäure eingedampft, verdünnt und nach längerem Stehen filtrirt. In dieser Lösung wurde mit schwefliger Säure das Gold gefällt, filtrirt, gelöst und wieder mit Oxalsäure gefällt und im Thontiegel zuerst mit chlorsaurem Kali und Salpeter und dann mit kohlensaurem Natron und Borax geschmolzen. Nachdem das so erhaltene Gold in Eisenformen ausgegossen war und die Stangen gut gereinigt worden waren, wurde es zwischen fettfreien Stahlwalzen gewalzt. Der Feingehalt betrug 999,9. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1890 Heft 4 S. 497, nach Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 180 (1889) A, S. 395.) Diffusion der Kohlensäure durch Kautschuk. Durch nachfolgend beschriebenen Versuch liefert Kolbe eine Bestätigung der bekannten Thatsache, dass Kautschuk für Kohlensäure von grossem Durchlassungsvermögen ist. In zwei Becherkolben befindet sich je eine fingerdicke Schicht Kalkwasser. Beide Kolben (A und B) sind durch Stopfen verschlossen, wovon der eine bei A nur lose aufsitzt und eine Durchbohrung hat, durch welche eine U-Röhre nach B geht (beide Enden der Röhre tauchen in die Flüssigkeit), dessen Kork gut schliesst und drei Durchbohrungen besitzt. Durch die eine geht die U-Röhre, in die zweite mündet eine Kautschukschleife, die bis fast zur Oberfläche des Kalkwassers reicht und die, durch die dritte Durchbohrung gehend, mit einer Wulf'schen Flasche, durch die das Gas zugeleitet wird, in Verbindung steht. Das andere Ende des Schlauches mündet ins Freie. Solange nur Luft durch denselben streicht, trübt sich das Kalkwasser nicht, dagegen zeigt sich bald Trübung, wenn er, mit Kohlensäure gefüllt, der Ruhe überlassen wird, wobei das Kalkwasser in A fast klar bleibt. Nach 24 Stunden wurden die Niederschläge filtrirt und gewogen, es ergab sich ein Mehr von 0,0598 g für die Flasche, in der die Schleife angebracht war. (Chemiker-Zeitung, 1890, Repertorium Nr. 19 S. 167.) Eine weitere diesbezügliche Beobachtung ist von Obach (daselbst 1890 Bd. 14 S. 1142) gemacht: Bei einem Kipp'schen Apparate gewöhnlicher Einrichtung, welcher zur Kohlensäureentwickelung diente, wurde eine etwa 1,5 mm dicke Scheibe aus braunem, unvulcanisirtem Kautschuk dazu verwandt, das Herabfallen kleinerer Marmorstückchen in die untere Kugel zu verhindern. Der Apparat, in üblicher Weise mit verdünnter Salzsäure beschickt, wurde so lange benutzt, bis nahezu aller Marmor aufgelöst war; alsdann zeigte sich, dass sich auf der Gummischeibe in der Nähe des Randes eine dünnwandige Blase von abgeplatteter Form und mehr als 2 cm Durchmesser gebildet hatte. An einer anderen Stelle, etwas mehr nach der Mitte zu, befand sich eine starke Anschwellung, etwa wie die Schwimmblasen gewisser Fucaceen aussehend. Als die Gummischeibe aus dem Kohlensäureapparat entfernt, rasch abgespült und der Luft ausgesetzt wurde, trat Diffusion der Kohlensäure nach aussen ein und die Blase wurde langsam kleiner. Beim Aufstechen der Blasen unter Barytwasser bildete sich reichlich kohlensaurer Baryt, die Blasen waren also thatsächlich durch Kohlensäure gebildet. Die Gummischeibe bestand offenbar aus zwei durch starken Druck auf einander gepressten Scheiben, in denen durch mangelhafte Adhäsion eine Zwischenlagerung von Luft, in die die Kohlensäure dann diffundirte, entstand. Vielleicht war auch der Feuchtigkeitsgehalt des längere Zeit in der wässerigen Flüssigkeit befindlichen unvulcanisirten Kautschuks von Einfluss. E. Bery's optischer Signalapparat für Morsezeichen. Zum Geben von Morsezeichen bei Nacht, namentlich auf Schiffen, verwendet E. Bery in Berlin nach Uhland's Constr., S. 61, eine in einem Messinggehäuse befindliche, auf den Schiffsmasten aufzuhängende Signallaterne, deren Lichtquelle entweder durch Kerzen, Erdöl oder auch durch elektrische Kraft beschafft werden kann. Entweder zwei unten in der Laterne angebrachte Solenoide vermögen durch Einziehen ihrer Kerne in die von einem von einer Hand-Dynamo gelieferten elektrischen Strome durchflossenen Spulen einen rothen Cylinder über das weisse Licht automatisch herabzuziehen bezieh. wieder in die Höhe zu bewegen, oder zwei Elektromagnete mit Hebelwerk können einen rothen oder grünen Schirm über das weisse Licht stülpen und wieder entfernen. Die den Morsezeichen entsprechende Signalgebung erfolgt mittels eines Contactwerkes in ähnlicher Weise, wie es bei manchen Morsegebern mit Tastenwerk und auch bei Automattastern für Eisenbahnsignale (vgl. z.B. Zetzsche, Handbuch der elektrischen Telegraphie, Bd. 4 * S. 398) zu geschehen pflegt. Nach Vollendung jedes Morsezeichens führt eine Feder das Contactwerk in seine Ruhelage zurück und dies markirt sich dem Gebenden durch das Zurückspringen eines vorher auf den zu telegraphirenden Buchstaben eingestellten Zeigers. J. Hopkinson's Versuche über die Magnetisirbarkeit von Eisen-Nickel-Legirungen. Nach den von Dr. J. Hopkinson angestellten Versuchen ist eine etwas weniger als 5 Proc. Nickel enthaltende Legirung aus Stahl und Nickel leichter zu magnetisiren als Schmiedeeisen. Bei 24,5 Proc. Nickel wird die Legirung bei gewöhnlicher Temperatur nicht magnetisch, leicht magnetisch aber wird sie, wenn man sie einige Zeit einer sehr niedrigen Temperatur ausgesetzt hat, und sie behält diese Eigenschaft bis über 500° C. hinaus. Eine Legirung mit 73 Proc. Nickel ist viel magnetischer als die vorhergehende, oder als eine mechanische Mischung aus Nickel und Eisen in demselben Verhältnisse. Die zuerst genannte Legirung besitzt übrigens zwei sehr ausgeprägte kritische Punkte, bei um etwa 65° C. von einander abstehenden Temperaturen: alle magnetischen Eigenschaften verschwinden, wenn man die Legirung über den höher liegenden Punkt erhitzt und kehren beim Abkühlen wieder, aber erst unterhalb des tiefer liegenden Punktes. Diese Thatsachen sind noch nicht erklärt. Die nicht magnetische Legirung enthält ungefähr drei Moleküle Eisen auf ein Molekül Nickel. Daraus lässt sich aber nichts folgern, weil die Verminderung des Nickels (in der ersten Legirung) eine sehr magnetische Legirung liefert und seine Vermehrung (in der dritten Legirung) auch die Neigung zur Magnetisation steigert. Bücher-Anzeigen. Constructionstafeln für den Maschinenbau, Maschinenelemente von C. L. Moll, Prof., und E. Arnold, Docent. Polytechnicum Riga 1889. Verlag von A. Stieda, Riga. 123 bez. 129 Tafeln (33 × 45 cm) in Mappe. 15 Rubel. Die Tafeln sind zum Gebrauche für die in der Praxis thätigen Ingenieure und für die Studirenden der Technik bestimmt. Sie bringen in gutem Ueberdruck eine reiche und bis auf die neuere Zeit hin ergänzte Auswahl von guten Beispielen, unter denen, wie das auch nicht wohl zu vermeiden war, sich eine Menge von alten Bekannten befinden. Wir sind weit entfernt, der Sammlung hieraus einen Vorwurf zu machen, um so weniger, da ja auch in der Construction der Maschinenelemente das Bestreben herrscht, den Stoff möglichst zu feststehenden Formen auszubilden. Es würde uns sogar wünschenswerth erscheinen, wenn den Bedürfnissen der Praxis durch ins Einzelne gehende Angabe der Anschlussmaasse noch mehr Rechnung getragen würde, als in dem Werke schon geschehen ist. Bezüglich des Textes sind Verfasser der Meinung, dass der beschreibende Theil in den Vortrag gehöre, bezieh. als bekannt vorauszusetzen sei, und beschränken sich darauf, die Constructionsformeln ganz kurz anzuführen, wofür einzelne Blätter im Formate der Tafeln bestimmt sind.