Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 281, Jahrgang 1891, Miszellen, S. 240
Download: XML
[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Gülcher und Pintsch's Thermoelemente aus Hohlkörpern. Die Nutzleistung von Thermoelementen, bei welchen die Wärme unmittelbar in Elektricität umgewandelt wird, streben R. J. Gülcher und die Firma Julius Pintsch in Berlin nach ihrem D. R. P. Nr. 44146 vom 23. Juni 1887 dadurch zu erhöhen, dass sie anstatt massiver Stäbe hohle verwenden und nur ihre kleinsten Grundflächen zur Erwärmung, alle übrigen Flächen aber zur Abkühlung verwenden. Während massive Stäbe aus einer bestimmten Legirung die grösste elektromotorische Kraft besitzen, wenn ihre Länge 8- bis 10mal so gross war als ihr Durchmesser, ging dieses günstigste Verhältniss der Länge zum Durchmesser auf 1 bis 0,9 herab, wenn der Stab bei demselben äusseren Durchmesser hohl gemacht wurde; dabei war zugleich die elektromotorische Kraft bei dem Hohlcylinder grösser als bei dem 8- bis 10mal so langen massiven. Die Patentträger bringen weiter in den cylindrischen oder kegelförmigen Hohlkörpern massive, oder besser noch ebenfalls hohle Stäbe an. Ferner ordnen sie die aus Hohlkörpern zusammengesetzten Thermoelemente so an, dass sie als ihre eigenen Heizapparate dienen können. Die Kabelfabrik Bezons-Calais. Die Société Générale des Téléphones, welcher 1889 der Betrieb der von ihr in Frankreich eingerichteten Telephonnetze entzogen worden ist, hat sich seit 2 Jahren der für Frankreich neuen Fabrikation unterseeischer Kabel gewidmet und strebt, Frankreich in dieser Richtung von England unabhängig zu machen. Anscheinend vom Staate ermuthigt, ist sie mit vier englischen Fabriken: Siemens Brothers; Telegraph Construction and Maintenance Company; India Rubber, Gutta Percha and Telegraph Works Company und Henley's Works und der italienischen Fabrik: Società Pirelli in Spezzia in Wettbetrieb getreten.In dem Vortrage, welchen E. Vlasto am 20. März in der Société des Ingénieurs civils über die Kabelfabrik in Calais gehalten hat, theilt er mit, dass 1851 bis 1889 von Staaten 13178, von Gesellschaften 107646 Seemeilen (zu je 1852 m) gelegt; worden sind; in dem Abdruck des Vortrages in den Memoires der Société (1891 * S. 277) ist aber eine graphische Darstellung der in den einzelnen Jahren gelegten Beträge eingefügt, sowie eine Liste der (36) Kabelschiffe der Welt; der Tonnengehalt der letzteren beläuft sich auf 56976, die Zahl der nominellen auf 8539. Schon seit längerer Zeit hat die Société des Téléphones in Bezons-sur-Seine Seelen für Küstenkabel fabricirt, welche der Staat in seiner kleinen Ausbesserungswerkstätte Seyne mit der Schutzhülle versehen liess. Als die günstige Gelegenheit sich bot – bei dem etwa 185 km langen Kabel Martinique Guadeloupe – ergriff die Société sie; das ganz gelungene Kabel wurde im Januar 1890 gelegt. Das Kabel musste auf einer Schute nach Hâvre, auf einem deutschen Schiffe (weil kein englisches sich dazu hergab) nach Halifax gebracht werden, lag dann dort auf dem Ufer und wurde endlich auf dem französischen Dampfer Pouyer-Quertier verladen; aber es diente als nützlicher Versuch für die Fabrik in Bezons. Jedoch Bezons mit seinem Hochwasser, seinem Wassermangel und seinem Arbeitsstillstande im Sommer, seinem Eis im Winter war ungünstig; man entschied sich daher für Calais, das mit seinem so leicht zugänglichen Hafen, dem Bassin Carnot, seiner 8 m übersteigenden Wassertiefe, dem Preise der Grundstücke, der leichten Beschaffung englischer, belgischer und französischer Kohlen, der reichlichen Arbeitskraft im Norden und dem Ernste der Bevölkerung mindestens ebenso günstig war als England. Im August 1890 wurde der Grund und Boden gekauft und zugleich ein Auftrag auf Unterseekabel von 8 Millionen Francs (Cayenne-Brasilien und Martinique-Cayenne) angenommen, der zur Hälfte im März und zur Hälfte im Juni 1891 ausgeführt sein sollte. Die Seelen werden noch in Bezons fabricirt und geprüft, wo über 600 Seemeilen (= 1110 km) monatlich fertig gestellt werden können. Sie werden dann zu Wagen und auf plombirten Rollen nach Calais geschafft, geschützt gegen die Sonne und gegen Stösse; jede Rolle enthält 5,6 km ohne Löthstelle. Bei der Ankunft in Calais kommen sie in einem Schuppen unter Wasser in grosse Gruben, deren jede 12 Rollen aufzunehmen vermag. Vier besondere Gruben, in denen man nach Wunsch die Temperatur auf 12 oder 24° halten kann, dienen für die auch hier noch zweimal – bei der Ankunft und bei Beginn der Verarbeitung – vorzunehmenden elektrischen Prüfungen. Dann hört die Prüfung auf Isolirung, Capacität und Widerstand gar nicht auf; besonders die Löthungen und Verbindungsstellen werden sehr sorgfältig überwacht. Auch die Maschinen verzeichnen ihren Gang und Stillstand elektrisch und beständig, so dass eine Verletzung des Kabels gemeldet und entdeckt wird, noch bevor das Kabel die 30 m weitergegangen ist, welche die Länge der Maschine bilden. Die fertigen Kabel werden in 12 runden Gruben aufgerollt, deren jede etwa 460 km fassen kann. Die Fabrik, deren Haupträume in Génie civil, 1891 Bd. 18 * S. 313, abgebildet sind, ist auf eine monatliche Lieferung von 925 km berechnet und beschäftigt 300 Arbeiter. Zu 1000 Seemeilen (1852 km) des im März in der Fabrikation begriffenen Kabels waren aber erforderlich: 130000 k Seele (Kupfer und Guttapercha) 400000 k Bespinnung mit Jute 1000000 k Stahldraht 400000 k harzige und theerige Mischungen ––––––––– Summa: 1930000 k Beim Verladen des Kabels auf das Schiff wird das Kabel durch elektrische Winden aus den Gruben in die Behälter auf dem Schiffe geschafft; dazu ist ein Tunnel von der Fabrik nach dem 150 m entfernten Bassin Carnot hergestellt worden; derselbe ist oval, hat 1,5 m Höhe und kann drei Kabel auf einmal aufnehmen. Elektrischer Strassenbahn-Motor ohne Uebertragung. Im Electrician, 1891 Bd. 26 * S. 708, ist nach Western Electrician ein von der Short Electric Railway Company in Cleveland, O., angegebener elektrischer Motor beschrieben, in welchem weder Räder- noch Riemenübertragung vorkommt. Auf der Radachse ist die hohle stählerne Welle des Motorankers aufgesteckt; die Welle ist ringsum durch einen Luftraum von 25 mm von der Achse getrennt. Die Welle trägt in ihrer Mitte den Anker und Stromsammler, an jedem ihrer beiden Enden aber eine eiserne Nabe und einen durch ein Holzfutter von ihr getrennten und so gegen die Welle isolirten eisernen Ring. Jeder Ring hat auf seiner Aussenseite, jedes Rad auf seiner Innenseite einen Zapfen, und jedes Zapfenpaar ist durch eine schwere Spiralfeder, welche durch 1200 bis 1500 k nur wenig gestreckt wird, verbunden. Gleich neben den beiden Ringen, nach innen zu, befinden sich die Lager für die Welle in dem Motorrahmen, welcher aus zwei eigenthümlich gestalteten Stahlgusstücken mit Armen besteht und den Anker trägt, ohne dass irgend ein Theil des Motorgewichtes von der Achse innerhalb der Räder getragen werden müsste. Wird der Anker vom Motor in Umdrehung versetzt, so überträgt er seine Drehung durch jene beiden Federn unmittelbar auf die Laufräder und diese drehen sich in der nämlichen Richtung. Dynamomaschinen im Telegraphenbetrieb. In dem neuen Telegraphenamte der Western Union Telegraph Company in St. Louis, Mo., ist nach dem Electrician, 1891 Bd. 26 S. 798, eine grosse Anzahl kleiner Dynamo zur Beschaffung des elektrischen Stromes für die Telegraphenlinien aufgestellt worden. Drei Dampfmaschinen von je 15 EP treiben jede von ihrer Welle aus fünf Stromerzeuger. 11 Dynamo sind für 70 Volt Spannung bei 1250 Umdrehungen in der Minute gewickelt, 2 für je 30 Volt und 2 für je 5 Volt. Die Stromerzeuger sind von der C. und C. Motor Company gebaut und bestimmt, in Reihen zu je fünf zu laufen; zwei Reihen sollen zugleich laufen, die übrige Maschine in Bereitschaft stehen. Die Feldmagnete jeder Reihe werden mittels einer Nebenschliessung von den Bürsten der letzten Maschine der Reihe erregt. Von verschiedenen Stellen zwischen den Maschinen jeder Reihe aus kann man also Spannungen von 70 bis 350 Volt erhalten. Die 30 und 5 Volt-Maschinen liefern die Localströme. In jeder Linie erhält man die richtige Stromstärke durch Einschalten der nöthigen Widerstände, welche aus hinter einander geschalteten Glühlampen bestehen. Bücher-Anzeigen. Formeln und Tabellen. Hilfs- und Notizbuch für den praktischen Elektrotechniker von W. Biscan. Leipzig. O. Leiner. 146 S.