Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, Miszellen, S. 263
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Aufrecht stehendes Reissbrett mit wagerecht geführter Reisschiene. Die Firma J. M. Voith in Heidenheim a. d. Brenz hat stehende Reissbretter nebst Gestellen ausführen lassen, welche allen Anforderungen technischer Zeichner entsprechen, da sie in Folge ihrer senkrechten Aufstellung jederzeit einen vollständigen Ueberblick über die Zeichnung gestatten, auch vom gesundheitlichen Standpunkt den Vortheil bieten, dass sie freie, aufrechte Stellung des vor dem senkrechten Zeichenbrette Arbeitenden ermöglichen. Die Nachtheile sitzenden Arbeitens für Magen und Brust werden dadurch vermieden. Bei jedem Reissbrett steht ein Tisch, welcher für die als Unterlagen dienenden Zeichnungen, zum Schreiben u.s.w. bestimmt ist. Das Reissbrett selbst ist durch Gegengewichte, die an über Rollen gehenden Lederriemen aufgehängt sind, ausgeglichen, kann leicht auf und ab bewegt und immer in diejenige Höhe gebracht werden, welche am bequemsten für Auge und Hand ist. Die Reisschiene wird an einer endlosen Schnur geführt, die über vier Rollen hinten am Reissbrett läuft. Diese Parallelführung ist genau und sicherer als bei einer Anschlagreisschiene. Auf die Schiene selbst ist eine hochkantige Leiste geschraubt, auf welche man Zirkel, Bleistift, Gummi u.s.w. legen kann. Die wagerechte Reisschiene ist durch zwei über Rollen am Reissbrett gehende Gewichte so ausgeglichen, dass sie in jeder Höhe stehen bleibt. Zum Aufhängen einer Lampe ist eine besondere Schiene hoch am Gestelle angeschraubt. Hinten am Gestelle sind leichte Drahtconsolen angebracht, auf welche Zeichenrollen aufgelegt werden können. Die Höhe des Gestelles ist 2800 mm, die Grösse des Reissbrettes 1800 × 1250 mm. Letzteres kann auch grösser oder kleiner geliefert werden. Das Gewicht einschliesslich Verpackung beträgt 220 k. Siderocement. J. Bordenave hat unter dem Namen Siderocement eine Zusammensetzung von Eisen und Cement angegeben, welche auch hohem Druck Widerstand leisten soll. Zu den Siderocement-Platten werden nach der Deutschen Bauzeitung Metallrahmen benutzt, die von Winkeleisen, Kanaleisen, einfachen und Doppel-⊤-Trägern gebildet sind, und zwar wird Stahl der Vorzug vor Eisen gegeben. In Folge dieser Form des Metalles ist der Widerstand des Ganzen grösser, während der Cement sich besser an diese Metalloberflächen festsetzt. Da der Ausdehnungscoëfficient für Stahl und Cement beinahe gleich ist, nämlich: 0,000014349 für Cement nach Adie und 0,000011899 Stahl Troughton, so ist auch bei Temperaturveränderungen kein Bruch zu befürchten. Hauptsächlich findet dieses System zur Anfertigung von Röhren und Bütten Verwendung. Zur Herstellung eines Rohres wird ein ⊤-Eisen nach einer Schraubenlinie mit geringer Steigung um einen Cylinder gewunden und der letztere später weggenommen, um das Metall mit Cement zu umhüllen. Rohre, auf solche Weise im J. 1889 für die Pariser Weltausstellung hergestellt und seit 3 Jahren der Sommerhitze und Winterkälte ausgesetzt, konnten nur mit vieler Anstrengung zerbrochen werden. Die Oberfläche des freigelegten Stahles war glänzend und rostfrei. Weitere Mittheilungen darüber gibt Le Genie Civil, XXI Nr. 12. Vereinfachtes Nietverfahren. Für die Massenfabrikation kleinerer Gegenstände hat die Actiengesellschaft Mix und Genest ein vereinfachtes Nietverfahren angegeben, welches durch beistehende Figur erläutert wird. Um das Stück a mit b zu verbinden, wird nur eine Vertiefung l in das Stück a gedrückt, so dass auf der Rückseite bei n sich eine Erhöhung bildet, welche den Nietbolzen abgibt. Wird nun das Stirnende von n breit geschlagen, so ist die Nietung fertig. Dies Verfahren wird vorzüglich bei der Massenfabrikation elektrischer Wecker zur Verbindung des Ankers des Elektromagneten mit der denselben tragenden Blattfeder angewendet. Textabbildung Bd. 288, S. 264 Eine derartige Nietung wird auch für viele andere Fälle verwendbar sein, wozu die Patentinhaberin gegen Licenzgebühr die Erlaubniss ertheilen will. Zunahme elektrischer Eisenbahnen in den Vereinigten Staaten. Im J. 1887 waren in den Vereinigten Staaten im Ganzen 80 km elektrischer Strassenbahnen im Betriebe, heute ist diese Zahl auf 9600 km gestiegen. Wenn sich hierunter auch manche Linie findet, die früher durch andere Zugkräfte betrieben wurde, so steht doch fest, dass der elektrische Betrieb einen besonders starken Anstoss für die Erbauung von Strassenbahnen, insbesondere Vorortbahnen gegeben hat. Im Juli 1890 betrug die Länge aller Strassenbahnen in den Vereinigten Staaten 13900 km, Ende 1892 18800 km. Von dem Anwachs von 4900 km in 2½ Jahren sind rund 1720 km im J. 1892 erbaut worden. Die elektrische Zugkraft überwiegt an Länge der Betriebsstrecke jetzt alle anderen, und scheint in sehr beschleunigter Zunahme zu sein, denn von den 9600 km elektrisch betriebener Strecken sind nahezu 3200 km im J. 1892 erbaut bezieh. eingerichtet worden. Zur Zeit scheint das Verhältniss zu den anderen Betriebsarten das zu sein, dass Pferde, Gas, Dampf und Pressluft sich namentlich auf langen Strecken mit dünnem Verkehr, endlose Seile sich für den schwersten Verkehr, sowie für Strecken mit stark wechselnden und stellen Neigungen und einer Linienführung frei von scharfen Bögen geeignet erweisen. Unter gewöhnlichen Verhältnissen erscheint der elektrische Betrieb überlegen. (Organ für Eisenbahnwesen nach Engineering News.) Spannung der Bronzeleitungen für telegraphische Zwecke. In Ergänzung der auf S. 155 d. Bd. enthaltenen Angabe theilen wir auf Grund einer Mittheilung der kaiserl. Oberpostdirection in Berlin mit, dass die höchsten zulässigen Spannungen, mit welchen vorschriftsmässig die einzelnen Bronzedrahtsorten in Anspruch genommen werden dürfen, folgende sind: bei 1,5 mm Stärke des Drahtes   33 k Spannung 2 mm   42 k 3 mm   93 k 4 mm 160 k 4,5 mm 199 k Doppeltelephon von Hayes und Richards. Im J. 1892 haben Hayes und Richards ein dosenförmiges Doppeltelephon in Vorschlag gebracht, mit dessen Hilfe man in zwei Telephonlinien zugleich zu hören vermag, ohne dass die Vorgänge in der einen Linie die in der anderen stören könnten. Nach La Lumière Électrique, 1893 Bd. 47 * S. 129, enthält die Dose über einander zwei schwingende Platten; von jeder Platte nach innen zu liegt eine Scheidewand und zwischen dieser unddem Mittelstücke der Dose ist ein in das Mittelstück eingearbeiteter Gang vorhanden, welcher die Schallwellen nach zwei Schlitzen in dem seitwärts an der Dose angebrachten Mundstücke fortführt. Auf jede Platte wirkt ein Hufeisenelektromagnet, welcher von der Platte nach aussen hin liegt und an dem Deckel der Dose befestigt ist; die Verbindungslinie der beiden Pole des einen Elektromagnetes kreuzt die der Pole des anderen rechtwinkelig, so dass die Pole nicht auf einander einwirken können. Dieses Telephon ist von der Bell-Compagnie in Gebrauch genommen worden. Bücher-Anzeigen. Dr. O. May, Erläuterungen zu den Vorsichtsbedingungen für elektrische Licht- und Kraftanlagen des Verbandes deutscher Privat-Feuerversicherungs-Gesellschaften. Leipzig 1893. Verlag von F. W. Biedermann. 1,50 M. Die vorstehenden Vorsichtsbedingungen sind auf S. 252 abgedruckt; die vorliegenden Erläuterungen erstrecken sich nicht bloss auf die Feuersicherheit, sondern allgemeiner auf die allseitige Betriebssicherheit der Anlagen. (Vgl. auch 1890 277 287.) Officieller Bericht über die internationale elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt a. M. 1891. Herausgegeben vom Vorstand der Ausstellung. 1. Band. Allgemeiner Bericht. Frankfurt a. M., J. D. Sauerländer's Verlag. 632 S. Quart, geb. 20 Mk. Von dem lange erwarteten amtlichen Bericht ist nunmehr der allgemeine Bericht erschienen, der in seinem ersten, dem allgemeinen Theile die Geschichte der Ausstellung, die Verwaltung, die Bauten, den Betrieb, den Besuch, die Presse und Publicationen, die Aussteller und den Schluss nebst Abräumungsarbeiten enthält. Der zweite – technische – Theil enthält: I. die Erzeugung der Elektricität durch Dynamomaschinen (Kessel, Motoren mit Dampf, Gas, Erdöl, Wassertriebwerke und Dynamo); II. die Thermosäulen, Elemente und Accumulatoren; III. elektrische Beleuchtung, Installation und Stromvertheilung (Leitungsmaterialien); IV. Elektromotoren und Arbeitsübertragung (Bahnen und Boote, Fernübertragungen, Lauffen-Frankfurt); V. Telegraphie, Telephonie und Signalwesen (Eisenbahnsignalapparate, Uhren); VI. Elektrochemie (Galvanotechnik, Elektrometallurgie); VII. Messinstrumente und wissenschaftliche Apparate; VIII. Elektromedicin; IX. kunstgewerblichen Bericht. Der dritte Theil enthält den Finanzbericht, der vierte Theil, „Anhang“, enthält geschäftliche Angelegenheiten und Vertragsformulare. Der Bericht ist mit 10 Tafeln, einem Uebersichtsplan und 458 Textillustrationen versehen. Der Text ist sorgfältig abgefasst, die Ausstattung lobenswerth. Das Werk wird den Besuchern eine angenehme Erinnerung sein und denjenigen, denen die Besichtigung der Ausstellung nicht vergönnt war, einen angenehmen Ersatz bieten. Leitfaden zur Perspective für Maler und Dilettanten von B. R. Green, aus dem Englischen von O. Strassner. Stuttgart. Verlag von Paul Neff. 1892. 1,50 M. Das Werkchen wurde auf Anregung des Dombaumeisters Schmidt in Wien aus dem Englischen übersetzt und der Oeffentlichkeit übergeben. Es soll Dilettanten und angehenden Fachleuten beim Zeichnen nach der Natur zum richtigen Auffassen der sich ihnen darstellenden Gegenstände ein Hilfsmittel sein. Alles Theoretische, soweit es nicht unbedingt nöthig ist, hat der Verfasser vermieden, mathematische Genauigkeit in Anwendung der Regeln verwirft er als meistens keinen Nutzen bringend und strebt sie daher auch nicht an. Vielmehr soll der Zeichner sich einige hauptsächliche Regeln genau einprägen, die ihn befähigen, den perspectivischen Eindruck, welchen die Gegenstände auf ihn machen, richtig aufzufassen und wiederzugeben. Sein Auge muss ihn dabei richtig leiten, und erkennt der intelligente Beschauer die Wahrheit der Darstellung, so ist der Zweck erreicht. Auf 11 Tafeln wird an allgemein bekannten Gegenständen das im Text des Buches über die Regeln der Perspective Gesagte passend erläutert.