Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 291, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 214
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Zange zum Ausziehen grosser Nägel. Die Erfindung betrifft eine sich selbsthätig schliessende Zange, mittels welcher grössere Nägel, hauptsächlich Schienennägel, in leichter Weise erfasst und mittels eines einzigen Ruckes ausgezogen werden können, ohne dass sich dieselben verkrümmen, daher solche Nägel ohne jede weitere Bearbeitung wieder verwendet werden können. Diese Zange besteht aus einer mit einem Stiel versehenen festen Backe und einer unter Federdruck stehenden beweglichen Backe mit einem als Auflage auf dem Boden dienenden schwach gekrümmten Ansatz, welcher derart angeordnet ist, dass beim Aufsetzen der Zange behufs Erfassens des Nagelkopfes dieselbe sich selbsthätig schliesst, worauf durch ein Niederdrücken des Stieles ein Abwälzen des genannten Ansatzes auf dem Boden und hierdurch ein Ausziehen des Nagels in seiner Längsrichtung stattfindet. Fig. 1 zeigt eine Seitenansicht der Zange, bei welcher der eine Deckring zum Theil weggebrochen ist. Fig. 2 stellt die mit dem Stiele versehene feste Backe in der Ansicht, zum Theile im Schnitte dar. Fig. 3 ist ein senkrechter Querschnitt durch die Zange. Die Zange besteht aus zwei Backen a und b, von denen die erstere mit einem längeren Stiel versehen ist, während die letztere um den gemeinsamen Scharnirbolzen c drehbar ist, wobei die scheibenförmige Nabe b1 der beweglichen Backe b in eine entsprechende Vertiefung der fixen Backe a eingesteckt und mittels der Deckringe r gehalten wird. Der Bolzen c reicht mittels seines Vierkants c1 in eine entsprechende Durchbrechung der Nabe b1, so dass er an der Drehung der Backe b theilnehmen muss. Eine, in einer Ausnehmung a2 der fixen Backe untergebrachte Feder d, welche einerseits mit der festen Backe, andererseits mit dem Bolzen c fest verbunden ist, sucht die Zange stets in geöffneter Stellung zu halten. Die bewegliche Backe b besitzt einen, die feste Backe a umgreifenden Ansatz b2, dessen schwach gekrümmtes verbreitertes Ende der Zange auf dem Boden als Auflage dient. Textabbildung Bd. 291, S. 215Fig. 1.Textabbildung Bd. 291, S. 215Fig. 2.Textabbildung Bd. 291, S. 215Fig. 3. Um einen Nagel mit der Zange auszuziehen, wird dieselbe in aufrechter Stellung zunächst dem Nagelkopfe auf dem Boden aufgesetzt, so zwar, dass bloss das schmälere Ende b3 des gekrümmten Ansatzes b2 den Boden berührt. In Folge der Schwere des Stieles schliesst sich hierauf die Zange selbsthätig, so dass die feste Backe a die in Fig. 1 punktirt gezeichnete Stellung einnimmt und der Nagelkopf erfasst werden kann. Drückt man nun den Stiel nach abwärts, so wälzt sich die Auflagsfläche des gekrümmten Ansatzes b2, vom Ende b3 angefangen, auf dem Boden ab, wodurch das Ende b3 mit grosser Kraft senkrecht vom Boden abgehoben und hierdurch der Nagel in seiner Längsrichtung ausgezogen wird. Damit die Zange in geschlossener Stellung verbleibe, ist in dem Stiel ein unter Feder druck stehender Sperrstift a3 angeordnet, der bei geschlossener Zange in eine entsprechende Ausnehmung b4 der Nabe einschnappt und hierdurch die Wirkung der Feder d aufhebt, welche die Zange zu öffnen bestrebt ist. Durch Zurückziehen des Sperrstiftes w3 mittels des Knopfes a4 kann die bewegliche Backe wieder ausgelöst werden, wodurch sie in ihre Anfangsstellung zurückkehrt. Kupferdraht von grösserer Länge. Eine Vervollkommnung des Betriebes in der Herstellung von kupfernen Leitungsdrähten ist vor Kurzem dem Heddernheimer Kupferwerk gelungen. Während man den Leitungsdraht bis noch vor einigen Jahren nur in einem Gewicht von höchstens 100 k ohne Ende liefern konnte, und den man allmählich in Adern von 700 bis 800 k herstellen lernte, ist es jetzt gelungen, diesen sogen. Trolley-Draht mit gleich guten Eigenschaften und insbesondere mit genau der gleichen hohen Leitungsfähigkeit in Längen bis zu 1500 k Gewicht anzufertigen. Es ist leicht ersichtlich, welche Vortheile dieser Kupferdraht gegenüber den bisher gelieferten Adern von verhältnissmässig geringen Gewichten bietet. Hierdurch werden die Arbeitskosten für die Verbindungsstellen gespart, auch ist für den Betrieb eine grössere Sicherheit erreicht, da die immerhin manchen Zufälligkeiten unterworfenen Löthstellen der Zahl nach verringert werden. Dem bei Anwendung der Elektricität im Allgemeinen in so hervorragender Weise betheiligten Kupfer ist als Leiter der elektrischen Kraft zum Betriebe von Bahnen eine grosse Rolle zugefallen. Zu den in der neuesten Zeit besonders beliebt gewordenen Strassenbahnsystemen gehört sicherlich dasjenige mit oberirdischer elektrischer Leitung, zu welchem ausschliesslich starker Kupferdraht verwendet wird. Einfluss elektrischer Strassenbahnen auf Galvanometer. Bezüglich der Wiedergabe der unter obiger Ueberschrift (S. 71 d. Bd) gebrachten, dem Centralblatt der Bauverwaltung entnommenen Mittheilung geht uns von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin die Berichtigung zu, dass bei der von ihr gebauten Stadtbahn in Halle Erdplatten nicht verwendet worden sind, sondern dass die Rückleitung des elektrischen Stromes ausschliesslich durch die Schienen erfolgt, welche zu diesem Zwecke durch angenietete starke Drähte unter einander verbunden sind. Theilweise ist auch der Leitungswiderstand der Gleise durch mit den Schienen verbundene and zwischen dieselben gebettete Kupferkabel noch weiter herabgemindert. Vergleichende Uebersicht über die Frequenz der technischen Hochschulen des Deutschen Reiches im Wintersemester 1893/94. Textabbildung Bd. 291, S. 215 Technische Hochschule; Mathematik und Naturwissensch.; Ingenieurwesen; Maschinenwesen (mit Elektrotechn.); Architektur; Chemie; Forstwesen, Bergbau und Landwirthsch.; Keiner Fachschule angehörig; Gesammtzahl der; Frequenz im Ganzen; Studirende; Hospitanten; Berlin; Maschinenwesen mit Schiffbau ; München; Karlsruhe; Hannover; Chemie mit Elektrotechnik; Stuttgart; Darmstadt; Dresden; Braunschweig; Aachen; Chemie mit Bergbau und Hüttenkunde Die Beziehung des Reibungscoëfficienten zur Geschwindigkeit. Nach den Untersuchungen über die Reibung von Morin, Coulomb, Warburg und v. Babo wäre die Reibung von der Geschwindigkeit unabhängig, während andere Versuche ein wechselndes Verhältniss von Reibung und Geschwindigkeit ergaben. Aus diesen Ergebnissen lässt sich mit Sicherheit folgern, dass die Geschwindigkeitsänderung nur einen geringen Einfluss auf den Reibungscoefficienten ausübt. Andererseits lässt sich aus den Erscheinungen, die bei den Bremsdynamometern auftreten, schliessen, dass Reibungswiderstand und Geschwindigkeit in einem festen Verhältniss stehen, denn bei Prony's Bremszaum wird das Gewicht am Hebelarm nur bei einer ganz bestimmten Geschwindigkeit in der wagerechten Gleichgewichtslage erhalten. Um diese Abhängigkeit der Reibung von der Geschwindigkeit zu ermitteln, stellte ich folgenden Versuch an: Ueber einen Cylinder mit wagerecht liegender Achse führt ein Faden, dessen Enden verschieden belastet sind. Bei einer bestimmten Ueberbelastung auf der einen Seite gleitet der Faden mit zunehmender Geschwindigkeit über den Cylinder, bis eine gleichförmige Bewegung dadurch eintritt, dass der Reibungswiderstand dem Uebergewicht gleich geworden ist. Vergrössert man das Uebergewicht, so wächst die Geschwindigkeit der gleichförmigen Bewegung. Aus den Versuchswerthen ermittelte ich die gesuchte Beziehung nach der Formel av x = p, in welcher a eine Constante bedeutet, allein abhängig vom reibenden Material und dem Normaldruck, v die Geschwindigkeit, x den gesuchten Exponenten und p das Uebergewicht. Es ergab sich für einen Wollenfaden, der auf Eisen glitt: a v in cm n p in g 147,5   1,07 0,222 150 136,6 3,9 0,284 200 151,4   8,57 0,230 250 138,8 13,64 0,245   266,7 ––––––––––––––––––––––––––––– im Durchschnitt 143,6 0,245 Für einen anderen Faden auf einer Messingtrommel bei geringerer Belastung fand ich: a v n p 69,9   3,02 0,251 80 74,8   3,82 0,213 85 64,0 5,0 0,283 90 ––––––––––––––––––––––– im Durchschnitt 69,4 0,249 Die Werthe für n : 0,245 und 0,249 nähern sich 0,25. Demnach gibt die Formel a\,v^{\frac{1}{4}}=a\,\sqrt[4]{v}=p. Die Reibung ist der vierten Wurzel aus der Geschwindigkeit proportional. Wie gering diese Abhängigkeit der Reibung von der Geschwindigkeit auch ist, so treten doch bei grossen Geschwindigkeitsdifferenzen Werthe auf, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Bei einer genauen Angabe des Reibungscoefficienten eines Materials ist deshalb die Mittheilung der Geschwindigkeit erforderlich, bei der der Versuch stattfand. F. Gessert. Bücher-Anzeigen. Sprengstoffe und Zündwaaren. Uebersicht über die bis zum 26. Juni 1893 ausgegebenen deutschen Patentschriften in Kl. 78 von Dr. C. Häussermann, Professor an der technischen Hochschule Stuttgart. Stuttgart 1894. J. B. Metzler'scher Verlag. Preis 4 M. Obwohl Deutschland eine ausgedehnte und blühende Pulver- und Sprengstoffindustrie besitzt, steht es mit seiner diese Specialität behandelnden Literatur dem Auslande und insbesondere Frankreich nach. Wenn es auch nicht Wunder nehmen kann, dass über die fabrikatorische Herstellung der modernen Treib- und Sprengmittel ausführliche Mittheilungen nicht in die Oeffentlichkeit gelangen, so befremdet es um so mehr, dass bis vor Kurzem die deutsche Literatur nicht einmal eine zusammenfassende Darstellung der jetzt gebräuchlichen Sprengstoffe, ihrer Eigenschaften und Benutzung, sowie theoretischer Untersuchungen über dieselben, in chemischer und physikalischer Hinsicht, besass. Wer sich hierüber orientiren wollte, war fast ausschliesslich auf französische Werke und Abhandlungen angewiesen oder musste, wollte er sich über die Fortschritte speciell der Sprengstoffindustrie ein Bild verschaffen, den umständlichen und zeitraubenden Weg des Aufsuchens und Nachlesens der einschlägigen Patentschriften beschreiten. Diesem Misstande ist durch das jetzt erschienene Buch von Prof. Häussermann in wirksamster Weise abgeholfen worden. In demselben sind sämmtliche bis zum 26. Juni 1893 in Kl. 78 ausgegebenen Patentschriften im Auszuge mitgetheilt. Wenn diese Patente auch zum grössten Theil bereits erloschen sind, so gewähren dieselben doch einen klaren Einblick in den Entwickelungsgang, welchen die Sprengstoffindustrie genommen hat. Von besonderem Werthe, auch für den Nichtfachmann, sind die den einzelnen Kapiteln vorangestellten allgemeinen Uebersichten, welche sich mit den Eigenschaften, der Herstellung und Anwendung der verschiedenen Spreng- und Treibmittel befassen und es dem Leser in ihrer prägnanten Kürze ermöglichen, sich rasch einen Ueberblick über den behandelten Stoff zu verschaffen. In der gleichen Art ist auch der zweite Theil des Werkes, welcher von den Zündwaaren handelt, bearbeitet. In dem ersten, naturgemäss umfangreicheren Theil des Buches, in welchem die Sprengstoffe besprochen werden, ist zuerst in einer Einleitung das allgemein Wissenswerthe über Eigenschaften und Prüfung der modernen Sprengstoffe gesagt, hierauf folgt deren Eintheilung, die Erläuterung der Vorgänge bei der Explosion, sowie Angabe der Literatur. In einzelnen Kapiteln folgen dann Nitroglycerin, Nitrocellulose, Nitrostärke, die Gelatinirungsverfahren, Picrinsäure, Diazoverbindungen, Schwarzpulver, Mischungen von nitrirten Materialien mit Nitraten, die Sprengel'schen Sprengstoffe, Chloratmischungen, die Patronirung, die Initialzündungen und schliesslich die Torpedos. Jedem dieser Kapitel sind die zugehörigen Patente angehängt. Im zweiten Abschnitt werden die Fabrikation der Zündhölzer, Zündkerzen und Zündbänder erläutert, sowie die einschlägigen Patente aufgeführt, endlich folgen die auf Herstellung von Wasserstoffgasfeuerzeugen genommenen Patente. In einem Anhang sind das Gesetz gegen den gemeingefährlichen und verbrecherischen Gebrauch von Sprengstoffen vom 9. Juni 1884, die Verordnung betreffend Gesuche um Gestattung der Herstellung, des Vertriebes u.s.w. von Sprengstoffen, Formulare für Lager- und Abgangsregister, Polizeiverordnung betreffend den Verkehr mit Sprengstoffen vom 19. October 1893, Gesetz betreffend die Anfertigung und Verzollung von Zündhölzern vom 13. Mai 1884, Bekanntmachung betreffend die Einrichtung und den Betrieb von Anlagen zur Anfertigung von Zündhölzern unter Verwendung von weissem Phosphor vom 8. Juli 1893, sowie ein Verzeichniss der Patentinhaber und Patentnummern beigegeben. Für denjenigen Leser des Buches, welcher das Inhaltsverzeichniss benutzt, sei erwähnt, dass in letzterem das Kapitel „Initialzündungen S. 67“ aus Versehen weggeblieben ist; dasselbe ist zwischen „Patronirung“ und „Torpedos“ einzuschieben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sich das Häussermann'sche Buch bald einen weiten Leserkreis erworben haben wird, und es kann dasselbe nicht bloss dem Fachmann, sondern auch dem nur auf allgemeine Orientirung bedachten Chemiker und Ingenieur aufs Wärmste empfohlen werden. Kast. Kalender für Betriebsleitung und praktischen Maschinenbau, II. Jahrgang 1894. Taschenbuch für Besitzer und Leiter maschineller Anlagen, Betriebsbeamte, Techniker, Monteure und Maschinisten. Herausgegeben von H. Güldner. (360 Holzschnitte, 6 Figurentafeln, Eisenbahnkarte.) Halle a. S. Verlag von Ludw. Hofstetter. 3 M. Der Verfasser theilt den Inhalt in 3 Theile: I. Maschinenbetrieb mit den Unterabtheilungen A) Betriebsmaterial und B) maschinelle Anlagen. II. Maschinenbau und zwar A) Maschinenbaumaterial, B) Maschinenelemente. III. Anhang, enthaltend A) Grundzüge der technischen Wissenschaften, B) Gesetze und Verordnungen, C) Bezugsquellenliste und Inserate. Die Anordnung und Auswahl ist im Ganzen gut, doch sind wir der Meinung, dass der Constructeur zu sehr vorherrscht. Gewiss wären dem Betriebsbeamten kurze Angaben über die Leistung der hervorragendsten Arbeitsmaschinen, ausgedrückt in Flächeneinheiten, unter Berücksichtigung der erforderlichen Zeit erwünscht gewesen, um danach Lieferfrist und Accordsätze überschlagen zu können. Das sind ja meistens die wichtigsten Fragen für den Betriebsbeamten; die Feststellung der Form der Maschinen und ihrer Elemente ist Sache des technischen Bureaus. Wir glauben, dass der Verfasser, wenn er in der angedeuteten Richtung etwas weiter geht, sich den Dank vieler Betriebsingenieure sichern wird.