Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 294, Jahrgang 1894, Miszellen, S. 119
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Mauern bei Frost. Ueber die anzuwendenden Methoden des Mauerns bei Frostwetter theilt die Badische Gewerbezeitung Nachstehendes mit. Während von der einen Seite überhaupt davon abgerathen wird, bei Frost zu mauern, wird von anderer Seite empfohlen, dem gewöhnlichen Mörtel gewisse Zusätze zu geben, namentlich Salz (dasselbe erniedrigt den Gefrierpunkt des Wassers) oder denselben mit warmem Wasser anzumachen; nur bezüglich des Portlandcementes scheint man darüber einig zu sein, dass dieses Bindemittel unbeschadet der Güte des Mauerwerks auch bei Frosttemperaturen angewendet werden kann. Ueber den Gegenstand wurden vergleichende Versuche auf Anregung des österreichischen Architekten- und Ingenieurvereins bei dem Cementausschuss in Wien angestellt, über deren Ergebnisse in dem Organ des genannten Vereins vor Kurzem berichtet wurde: Es wurden im Winter bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt Probemauern aus Ziegeln und Bruchsteinen aufgeführt (1 m lang, 2 m hoch und 30 cm dick); zur Bereitung des Mörtels dienten Kalk, Romancement, Portlandcement,Gemische aus Portlandcement mit Kalk, Schlackencement mit Kalk; jede Mörtelgattung enthielt ⅔ Sand, ⅓ Bindemittel. Bei einer Versuchsreihe wurde das Anmachwasser des Mörtels auf 25° angewärmt, bei einer anderen wurde ungewärmtes Wasser verwendet, in dem jedoch 7 Gew.-Th. Kochsalz aufgelöst waren. Ausserdem wurden noch Ziegelmauern mit Hausleitner'schem frostsicherem Roman- und Portlandcement ausgeführt. Die grösste Kälte des Winters betrug – 16°. Nach halbjähriger Frist wurden die Mauern wieder abgetragen und einer Besichtigung unterzogen, welche zu dem Ergebniss führte, dass Mörtel mit Kalk, Schlackencement und Gemische von Portlandcement mit Kalk zu Mauerungen sich nicht empfehlen. Romancementmörtel führte zu günstigerem Ergebnisse, wie auch die Anwendung warmen Wassers beim Mörtelanmachen, was leicht erklärlich ist, indem solcher Mörtel dem Gefrieren länger widersteht; namentlich hat sich bei Romancement auch Salzzusatz als von günstigem Einfluss erwiesen. Vollständig zufriedenstellende Resultate geben aus Portlandcement bereitete Mörtel, deren Widerstandsfähigkeit gegen Frost durch Salzzusatz noch wesentlich vermehrt werden kann. Celluloid für Bucheinbände. Gefährliche Bucheinbände sind die aus Celluloid hergestellten, welche auch unter der Bezeichnung „imitirte Elfenbeineinbände“ vorkommen, wegen ihrer ausserordentlich leichten Brennbarkeit und der damit verbundenen Feuers- und Lebensgefahr. Bei der geringsten Berührung mit Licht, z.B. einer glimmenden Cigarre, steht ein solcher Einband im Nu in hellen Flammen, welche mit solcher Geschwindigkeit auflodern, dass im Augenblick auch die Kleidung der betreffenden Person in Brand gerathen und schweres Unglück entstehen kann. Es ist höchst gefährlich, ein in Celluloid gebundenes Buch unter den angezündeten Weihnachtsbaum zu legen, ehe man nicht Mittel findet, die leichte Entflammbarkeit des Celluloids aufzuheben. Bis dahin aber sollte man die Verwendung dieses bedenklichen Stoffes wenigstens für Sachen vermeiden, welche Kindern in die Hände gegeben werden. (Papierzeitung.) Verwendung des Elektromotors in der Textilindustrie. In dem Industriebezirke von St. Etienne in Frankreich bedient man sich der Elektricität zum Betriebe von Seidenwebstühlen. Die Firma Forest und Co., welche 500 Personen beschäftigt, richtete im J. 1891 elektrischen Betrieb ein, dessen eingehende Beschreibung im Electricien vom 18. August enthalten ist. Die Anlage umfasst zwei Mac Nicol'sche Röhrenkessel, welche Dampf für die Heizung und die Dampfmaschinen liefern. Eine weitere, liegende Condensationsdampfmaschine von 120 treibt mittels Riemen zwei Sautter-Harlé-Dynamos von 42000 Watt und 70 Volt Spannung bei 600 Umdrehungen in der Minute. Diese Maschinen werden zum Theil zur Beleuchtung, zum Theil für Kraftzwecke benutzt. Wenn die Generatoren still gesetzt sind, werden Bureaus und Waarenlager mittels einer Batterie von 36 Tudor-Zellen beleuchtet, welche eine Capacität von 200 Ampère-Stunden besitzt. Die Beleuchtung der Speicher wird von 50 Bogenlampen zu 6 Ampère bewirkt, die der Bureaus mittels 350 Glühlampen. Zum Betriebe der Webstühle wurde der Elektromotor Type Olivet Dessaul gewählt. Es sind 40 Motoren vorhanden, welche an dem oberen Theile der Webstühle angeordnet sind. Letztere werden mittels Riemen betrieben. Wird der Webstuhl plötzlich angehalten, so ermöglicht eine Losscheibe, dass der Motor frei läuft. Die übliche Geschwindigkeit der Motoren beträgt zwischen 800 und 900 Umdrehungen in der Minute und steigt bei Leerlauf auf 1000 Umdrehungen in der Minute. Die Seidenband- und Velvetwebstühle werden von 60 Motoren betrieben, welche 2,4 bis 4 Ampère bei 1400 bis 1500 Umdrehungen in der Minute erfordern. Ausser diesen sind 7 Motoren von 1 bis 3 eingebaut, die zu verschiedenen Zwecken benutzt werden. Zur Ausschaltung der Motoren sind einfache Schaltvorrichtungen angebracht. Erhitzung und Selbstentzündung des Heues. In den Ann. de chim. et phys., Juli 1894, macht M. Berthelot neue Mittheilungen zu dieser vielbesprochenen Frage. Heu, das, bevor es genügend getrocknet ist, in Schobern aufgestapelt wird, erleidet unter lebhafter Erwärmung eine Zersetzung, die zwar durch fermentative Processe hervorgerufen wird, in ihrem Fortgang aber von der Lebensthätigkeit der Bacillen ganz unabhängig sein kann. Die Temperatur in einem solchen Heuschober überschreitet gelegentlich die obere Grenze, bei der Fermentationserreger noch existiren können (70°) und erreicht 100°, ja selbst beträchtlich darüber. Der Process ist dann ein rein chemischer Oxydationsprocess, dessen Energie durch die Wärmesteigerung, die er selbst veranlasst, dauernd wächst. In Folge der erzeugten Wärme wird das Heu trocken und es werden empyreumatische Producte gebildet, welche den Geschmack und Geruch solchen Heues charakteristisch verändern. Die Entflammung kann bei relativ niederer Temperatur erfolgen. Berthelot hat im Trockenschrank Heu bei 140° sich entzünden sehen und bemerkt, dass die in der Pulverfabrikation benutzten Kohlen von 100° aufwärts Kohlensäure entwickeln und einzelne solcher Kohlen sich selbst in der Kälte bei Berührung mit der Luft entzünden; Erscheinungen, welche nach Berthelot mit der Selbstentzündung des Heues in eine Kategorie gehören. H. Bücher-Anzeigen. Untersuchungen über das gleichseitige Dreieck als Norm gotischer Bauproportionen von G. Dehio. Stuttgart. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger. 24 S. Text nebst Tafeln. 3 M. Der Verfasser fasst kurz die früheren Bestrebungen der Baukunst: gewisse geometrische Beziehungen in den Constructionen nachzuweisen, zusammen, weist deren Unzulänglichkeit nach und stellt sich die Aufgabe, zu untersuchen, „ob und in welcher Weise die Figur des gleichseitigen Dreiecks den gotischen Bauproportionen als Norm gedient habe“. Die Beweise für die Berechtigung dieser Annahme stützen sich auf eine stattliche Reihe von Beispielen, die nach anerkannten älteren Bauten auf sauber lithographirten Tafeln dargestellt und mit den roth eingezeichneten Constructionslinien versehen sind. Gesammelte Werke von Heinrich Hertz. Band III. Die Principien der Mechanik in neuem Zusammenhange dargestellt, herausgegeben von Ph. Lenard. Mit einem Vorworte von H. v. Helmholtz. Leipzig. Verlag von Ambros. Barth. Von den gesammelten Werken des geistreichen Forschers sollen nach dem Plane der Verlagshandlung drei einzeln erhältliche Bände erscheinen, deren dritter vorliegt, während der erste und zweite noch anstehen. Mit Recht wird dem Erscheinen dieser Sammlung von den Interessenten der Mechanik und der Naturwissenschaft lebhaft entgegengesehen. Wir beschränken uns bezüglich der Charakterisirung des vorliegenden Bandes darauf, die Worte S. XIX des nun auch heimgegangenen Verfassers des warmen und anerkennenden Vorwortes v. Helmholtz' wiederzugeben: Wie sehr das Nachsinnen von Hertz auf die allgemeinsten Gesichtspunkte der Wissenschaft gerichtet war, zeigt auch wieder das letzte Denkmal seiner irdischen Thätigkeit, das vorliegende Buch über die Principien der Mechanik. – Er hat versucht, darin eine consequent durchgeführte Darstellung eines vollständig in sich zusammenhängenden Systems der Mechanik zu geben und alle einzelnen besonderen Gesetze dieser Wissenschaft aus einem einzigen Grundgesetze abzuleiten, welches logisch genommen nur als eine plausibele Annahme betrachtet werden kann. Er ist dabei zu den ältesten theoretischen Anschauungen zurückgekehrt, die man eben deshalb auch wohl als die einfachsten und natürlichsten ansehen darf, und stellt die Frage, ob diese nicht ausreichen würden, alle die neuerdings abgeleiteten Principien der Mechanik consequent und in strengen Beweisen herleiten zu können, auch wo sie bisher nur als inductive Verallgemeinerungen aufgetreten sind. Es ist wohl selbstverständlich, dass in dem vorliegenden, durchaus wissenschaftlichen Werke vorzugsweise die höheren mathematischen Methoden – die Principien der Differential- und Integralrechnung – in ausgiebiger Weise zur Verwendung gekommen sind. Doch stellt der Verfasser nicht zu hohe Anforderungen an den Leser und beschränkt sich auch hier auf den Geist der Methode. – Der wissenschaftlich gebildete Techniker wird ohne Schwierigkeit dem Gedankengange zu folgen im Stande sein und diesem Werke manche Anregung verdanken. Anleitung zur Wartung von Dampfkesseln und Dampfmaschinen von A. Schanoj. Mit 59 Abbildungen. Wien. A. Hartleben's Verlag. 112 S. Geb. 1,80 M. Ist für den praktischen Bedarf zu empfehlen. Dem Abschnitte über Dampfkessel liegen die österreichischen gesetzlichen Bestimmungen zu Grunde.