Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 295, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 72
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Ueber die zur Herstellung von Normalmaassen geeigneten Metalle. Abgesehen von den aus Platin-Iridium hergestellten Prototypen des Meters, deren hoher Preis (von über 10000 Francs) der allgemeineren Verwendung entgegensteht, haben die meisten Maasstäbe Mängel gezeigt, deren Beseitigung ohne eine wesentliche Preiserhöhung wünschenswerth ist. Die Mehrzahl der gebräuchlichen Normalmaasse besteht aus einem Messing- oder Bronzestab, in den zur Aufnahme der Theilung ein Silber- oder Goldstreifen eingelassen ist. Die hauptsächlichsten Mängel bestehen in der Veränderlichkeit mit der Zeit, sowie der geringen Härte der Theilfläche und ihrer Angreifbarkeit durch Quecksilber, sowie Chlor- und Schwefeldämpfe. Bezüglich der Veränderlichkeit mit der Zeit liegt die Gefahr darin, dass die eingelegten Streifen ein von ihrem Träger abweichendes unregelmässiges Verhalten zeigen können, weshalb die Herstellung von Normalmaassen aus einem Stück erstrebenswerth ist. Zur Auffindung des hierfür geeignetsten Materials, welches bei massigem Preis leicht erhältlich, genügend fest, hart, unveränderlich, politurfähig, sowie widerstandsfähig gegen Wasser und chemische Agentien ist, untersuchte Verfasser im Verein mit Carpentier Nickel, Neusilber (35 Ni, 65 Cu), 10procentige Aluminiumbronze und Phosphorbronze. Mit Rücksicht auf die Forderung der Unveränderlichkeit wurden zinkhaltige Legirungen von der Untersuchung ausgeschlossen, desgleichen Nickeleisen, welches sich in Berührung mit Wasser von 0° bis 40° mit einer dicken, wenn auch oberflächlichen Rostschicht bedeckte. Nichtsdestoweniger hält Verfasser letzteres Metall für einen vorzüglichen Ersatz von Stahl. Die Versuche erstreckten sich auf Bestimmung des Elasticitätscoëfficienten, der Ausdehnung und der durch Erwärmung auf 100° im Dampfbad hervorgebrachten Nachwirkung und Oberflächenveränderung. Von den untersuchten Materialien erwies sich in metrologischer Beziehung Nickel als das geeignetste. Sein Elasticitätsmodul (21700 k/qmm) ist am höchsten. Die Veränderung durch mehrfache Erwärmung auf 100° lag innerhalb der Grenze der Beobachtungsfehler; sie betrug 0,3 µ, während die Stäbe aus Neusilber und Aluminiumbronze Verkürzungen von 2 bezieh. 5 µ aufwiesen. Der Stab aus Phosphorbronze zeigte keine Veränderung. Die Oberfläche der Aluminium- und Phosphorbronze wurde durch den Wasserdampf angegriffen, von Nickel und Neusilber nicht. Für directe Theilungen sind daher die letzteren wohl geeignet, zumal Nickel von Quecksilber nicht, Neusilber erst nach mehrstündigem Verweilen darin angegriffen wird. Da der untersuchte Nickelstab zahlreiche Poren aufwies, so dass er keine hinreichende Theilfläche darbot, wurde derselbe kalt gestreckt. Die Poren des wiederum gehobelten Stabes waren dadurch vermindert, aber nicht beseitigt. Bessere Resultate ergab die Behandlung im warmen Zustande durch Aushämmern eines Drahtes, und Verfasser hofft, dass es in Zukunft gelingen werde, tadellose Stäbe bis 4 m Länge herzustellen, was zur Zeit nicht erreichbar ist, da die Fabrikanten Nickelgüsse bisher nur bis zu 30, höchstens 40 k herstellen. (Ch. Ed. Guillaume, Journal de Physique durch Zeitschrift für Instrumentenkunde, 1854 S. 453.) Verhalten der Zinkelektrode im Braunsteinelement. Ueber das Verhalten der Zinkelektrode im Braunsteinelement sind von Müller nach der Centr.-Z. f. Opt. u. Mech. im Telegraphen-Ingenieurbureau eingehende Versuche angestellt worden, welche ergeben haben, dass sowohl amalgamirte, als auch nicht amalgamirte Zinkstäbe von Salmiaklösung in gleicher Weise angegriffen werden und dass die Ursache dieses Zinkverlustes in der Mitwirkung des atmosphärischen Sauerstoffes zu suchen ist. Es ist daher zweckmässig, die Zinkelektrode an der Stelle, wo sie aus der Flüssigkeit tritt, mit einem Gummischlauch zu überziehen. Amalgamirte Elektroden sind den nicht amalgamirten insofern überlegen, als sich an ersteren keine Krystallkrusten ansetzen. Statistisches über Blei- und Farbstifte. In den letzten fünf Jahren hat die Ein- und Ausfuhr Deutschlands an Blei- (Graphit-) und Farbstiften, Pastellstiften, Zeichenkohle und Zeichenkreide betragen: Einfuhr Ausfuhr 100 k Werthin 1000 M. 100 k Werthin 1000 M. 1889   372 112   9481 3318 1890   309 109   9784 3229 1891   363   98   9433 2971 1892 1151 184   9477 2843 1893 1480 237 10902 3271 Für die fünf Jahre zusammen bewerthet sich hiernach die Einfuhr auf ¾ Millionen Mark, die Ausfuhr dagegen auf mehr als 15½ Millionen Mark. Letztere besteht vorwiegend in dem Allerweltsartikel Bleistifte, hinsichtlich deren Herstellung Deutschland schon lange den ersten Rang einnimmt, denn Frankreich, Russland und Italien sind trotz hohen Eingangszolles noch weit hinter der deutschen Fabrikation zurück und England fabricirt fast gar keine Bleistifte mehr. Nur in Oesterreich und Nordamerika hat sich eine bedeutende Concurrenz entwickelt; letzteres Land ist überdies seines hohen Zolles wegen dem deutschen Export fast ganz verschlossen. Die stärkste Ausfuhr in den oben genannten Artikeln findet nach England statt, wohin 1892 2375, 1893 2864 Doppelcentner versandt wurden. Der Absatz nach Frankreich ist in den letzten zwei Jahren von 1105 auf 920 Doppelcentner zurückgegangen, dagegen derjenige nach Holland von 501 auf 755, nach Italien von 421 auf 481, nach der Türkei von 463 auf 633 Doppelcentner gestiegen. Nach Belgien wurden 1892 372, 1893 352 Doppelcentner, nach Oesterreich-Ungarn 1892 503, 1893 472, nach Russland 1892 331, 1893 329 Doppelcentner ausgeführt. Bemerkenswerth ist die auffällige Zunahme der Einfuhrzahlen in den beiden letzten Jahren. Diese Zunahme ist indessen lediglich der gesteigerten Einfuhr von Graphit in gepressten oder abgepassten kleinen Tafeln oder Blöcken aus Oesterreich-Ungarn zuzuschreiben, für welchen Artikel im deutsch-österreichischen Handelsvertrag vom 1. Februar 1892 der deutsche Eingangszoll von 20 M. auf 2 M. herabgesetzt wurde. Die Einfuhr aus Oesterreich-Ungarn ist von 181 Doppelcentner im J. 1891 auf 954 Doppelcentner in 1892 und 1294 Doppelcentner in 1893 gestiegen. (Papierzeitung, Nr. 52 S. 1678.) Apparat zur unmittelbaren Angabe des Gewichtes und der Volumina von Gasen. Nach dem der Firma Friedr. Krupp in Essen a. d. R. ertheilten D. R. P. Nr. 69913 vom 7. December 1892 überträgt eine an einem luftdichten federnden Metallring oder in einer ebensolchen Kapsel eingeschlossene Luft- oder Gasmenge nach Art der Aneroidbarometer ihren Spannungszustand auf ein Zeigerwerk, welches die Grösse der Spannung und hiermit die Volumen- oder Gewichtsveränderung des in Beobachtung stehenden Gases auf entsprechend eingetheilten Scalen angibt. Die Scale, welche die Volumina angibt, ist so eingetheilt, dass sie die Ausdehnung des in der Kapsel eingeschlossenen Luftvolumens in ein Hundertstel oder ein Tausendstel der Volumeneinheit abzulesen gestattet, so zwar, dass der Punkt 1000 oder 100 derjenige ist, welcher bei entsprechender Zeigerstellung anzeigt, dass das eingeschlossene Gasvolumen die einer Temperatur von 0° C. und einem Druck von 760 mm entsprechende Spannung hat. Steht der Zeiger auf 1010 dieser Scale, so wird dadurch angezeigt, dass das eingeschlossene Gasvolumen eine Spannung von zehn Tausendstel mehr hat als das Normalvolumen und dass somit das Volumen des zur Beobachtung stehenden Gases um zehn Tausendstel grösser ist als das Normalvolumen. (Vgl. 1894 294 257.) Segelrad-Flugmaschine. Die Deutsche Bauzeitung vom 22. December 1894 bringt Notizen über einen Vortrag, welchen Prof. Georg Wellner aus Brunn „Ueber Segelrad- und Flugschraubenversuche“ im Oesterreichischin Ingenieur- und Architekten verein in Wien gehalten hat. Der Redner besprach zunächst die im Sommer 1894 in Wien mit einer kleinen Segelrad-Flugmaschine gemachten Versuche, deren Ergebnisse ihn bis jetzt vollkommen befriedigten. Vor allem stellte er fest, dass seine im vorigen Jahre aufgestellten Behauptungen mit den Versuchsergebnissen in vollkommener Uebereinstimmung stehen. Stets habe das Gesetz, dass die Hebekräfte mit den Umlaufgeschwindigkeiten im quadratischen Verhältnisse anwachsen, sich als richtig erwiesen. Mit seinen Versuchen gelangte Prof. Wellner bis zu 15 m Umlaufsgeschwindigkeit, wobei eine Hebekraft von 60 k gemessen wurde. Damit bei den derzeitigen Gewichtsverhältnissen des Apparates eine Gesammthebekraft von 300 k erzielt werde – also eine Kraft, die das Gewicht des Fahrzeuges übersteigt, um dieses in die Lüfte tragen zu können – ist eine Umlaufsgeschwindigkeit von 40 m nothwendig, die Prof. Wellner mit Hilfe des besten Constructionsmaterials und eines geeigneten Motors zu erzielen hofft. Bezüglich der Motorenfrage sprach der Vortragende insbesondere den Benzinmotoren grosse Bedeutung zu, weil bei ihnen im Vergleiche mit den Dampfmaschinen, den Leval'schen Dampfturbinen, aber auch mit den Ammoniak- und Kohlensäuremotoren und jenen mit comprimirter Luft, die motorische Substanz verhältnissmässig am wenigsten ins Gewicht fällt. Im Verlaufe seiner weiteren Ausführungen nahm der Redner Stellung gegen die Ansichten Prof. Bolzmanns' und sprach, gestützt auf die wenig befriedigenden Erfahrungen mit der von Hiram Maxim construirten Drachenflugmaschine, den Drachenfliegern jede Zukunft ab. Zum Schlusse betonte er, dass seine eigenen Versuche in Wien nur wegen der vorgerückten Jahreszeit abgebrochen werden mussten; er sprach die Hoffnung aus, dass die praktische Lösung der Frage des dynamischen Fluges in nicht gar ferner Zeit gelingen werde. -r. Bücher-Anzeigen. Grundzüge der Elektrotechnik. Eine gemeinfassliche Darstellung der Grundlagen der Starkstromtechnik für Ingenieure, Architekten, Industrielle, Militärs, Techniker und Studirende an technischen Mittelschulen. Von Richard Rühlmann. Mit über 200 Abbildungen. Leipzig. Verlag von Oscar Leiner. 1894. Erste Hälfte. 252 S. 6 M. Wie schon aus dem Titel hervorgeht, ist das Werk nicht im Stile der populären Werke abgefasst, sondern es wendet sich an solche Kreise, die auf tieferes Eingehen bedacht sind, die für ihre Zwecke auch Maass und Zahl berücksichtigen müssen. Aus dem Grunde sind viele Zahlenbeispiele und Diagramme gegeben, so dass das Werk eine kurze aber gründliche Einführung in die Elektrotechnik bietet. Der vorliegende erste Theil behandelt die elektrotechnisch wichtigen Erscheinungen, Messungen und zwar die Grundbegriffe und Grundgesetze der Elektricität, die Wärmewirkungen des elektrischen Stromes, seine chemischen Wirkungen, die magnetischen und elektromagnetischen Erscheinungen, elektrodynamische Wirkungen der Ströme, die Inductionserscheinungen, das absolute Maassystem, die Messungen der Stromstärke und Spannung, die Elektricitätszähler, Widerstands- und Lichtstärkemessungen, die Messung der Stärke von Magnetfeldern, der Inductionscoëfficienten und der mechanischen Leistung. Der zweite Theil beginnt mit den Elektricitätsquellen. Höhere Mathematik kommt nicht zur Verwendung. Zum Verständniss der Entwickelungen genügen die Kenntnisse, wie sie auf den oberen Klassen unserer Gymnasien oder Realschulen gelehrt werden. Wir können das Werk besonders wegen seiner klaren Abfassung empfehlen. Die Nahrungsmittel-Gesetzgebung im Deutschen Reiche und in den einzelnen Bundesstaaten von Dr. A. Würzburg. Leipzig. Joh. Ambr. Barth. Enthält die auf Nahrungsmittel, Genussmittel und Gebrauchsgegenstände bezüglichen Bestimmungen und Gesetze. Die Schrift ist für Nahrungsmittelchemiker, für nicht juristisch vorgebildete Beamten, für Nahrungsmittelfabrikanten und -händler bestimmt. Handbuch der organisch-technischen Chemie von Dr. S. P. Stadler. Für deutsche Verhältnisse umgearbeitet von Dr. J. Ephraim. I. Abtheilung mit 113 Abbildungen. Leipzig. Ambrosius Barth (Arthur Meiner). 1894. 404 S. 8 M. Das Werk enthält die Erdöl- und Mineralölindustrie, die Industrie der Fette und fetten Oele, die Industrie der Oele und Harze, Zuckerindustrie, Industrie der Stärke und ihre Umwandelungsproducte, Gährungsindustrie, und zwar werden zuerst die Rohmaterialien aufgezählt und besprochen, dann die Processe der Verarbeitung im Umrisse mitgetheilt und erklärt. Ferner werden die Producte, sowohl Zwischen- als auch Endproducte, charakterisirt und in den meisten Fällen die Zusammensetzung angegeben. Ausserdem werden die wichtigsten analytischen Methoden erwähnt. Zum Schluss ist eine eingehende Bibliographie und Statistik angegeben. Die Petroleum- und Benzinmotoren, ihre Entwickelung, Construction und Verwendung. Ein Handbuch für Ingenieure, Studirende des Maschinenbaues, Landwirthe und Gewerbetreibende aller Art. Bearbeitet von G. Lieckfeld. München. R. Oldenbourg's Verlag. 230 S. 7 M. „Nachdem die Construction der Petroleum- und Benzinmotoren so weit vorgeschritten ist, dass diese Motoren allen anderen Motoren wohl zur Seite gestellt werden können, wird es für die betheiligten Kreise von Interesse sein, einen Einblick in das Wesen und die Eigenart dieser Maschinen zu gewinnen“ – mit diesen Worten leitet der Verfasser sein Werk ein. Die beiden ersten Kapitel handeln vom Rohpetroleum, seinen Destillaten und den Eigenschaften der letzteren als Krafterzeugungsmittel. Die folgenden Kapitel besprechen die älteren und neueren Benzinmotoren sowie die Petroleummotoren. Kapitel 6 bringt die Construction der Benzin- und Petroleummotoren. Kapitel 7 ist den Zündapparaten gewidmet. Dann folgen die Kapitel über die Verwendung, die Aufstellung und die Vorsichtsmaassregeln. Den Schluss bildet ein Verzeichniss der einschlägigen deutschen Patente. Text und Figuren sind mit grosser Sorgfalt behandelt.