Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 119 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Bruchbelastung einer grösseren Eisenbahnbrücke.Vgl. 1894 293
288.
An den eisernen Ueberbauten der Brücke über die Neisse bei Forst in der Lausitz
(Linie Cottbus-Sorau) hatten sich vor einiger Zeit Mängel gezeigt, die Befürchtungen
für die Sicherheit des Bauwerkes erweckten. Um für die Entscheidung der schwierigen
Frage, ob eine Verstärkung oder eine vollständige Auswechselung des Eisenwerkes
zweckmässiger sei, einen Anhalt zu gewinnen, wurde beschlossen, einen der sechs
Brückenkörper, der sich für einen solchen Versuch in besonders günstiger Lage über
einem hohen Vorland befindet, bis zum Bruche zu belasten. Dieser Plan ist nun vor
kurzem mit bestem Erfolge zur Ausführung gebracht worden. Zwar trat das Nachgeben
der Brücke etwas früher, als erwartet war, nämlich schon bei nahe ⅘ der
rechnungsmässigen Bruchlast, ein; es ist das aber ohne irgend welchen Nachtheil für
die anzustellenden Beobachtungen gewesen, da der Brückenkörper mit einem leichten,
aber festen Gerüst umgeben war, an dem sich eine grosse Zahl von Blechtafeln
befanden, auf denen spitze, mit dem Eisenwerk verbundene und durch Federdruck auf
die Tafeln gepresste Stifte alle Bewegungen der Brücke selbsthätig aufzeichneten.
Ausserdem erwies sich die vorgesehene Beschränkung der Fallhöhe durch untergelegte
Schwellenstapel als eine sehr nützliche Vorsichtsmaassregel, die die weitgehende
nachträgliche Zerstörung verhütet hat, welche bei höherem Absturz wahrscheinlich
eingetreten wäre. Der Brückenkörper lässt so, wie er zur Zeit noch auf den
Schwellenstapeln ruht, die Vorgänge in aller Reinheit erkennen, die das Nachgeben
desselben veranlasst haben, nämlich das wagerechte Ausbiegen der Druckgurte in den
Mittelfeldern. Ist die Tragkraft von ⅘ der rechnungsmässigen – einer etwa vierfachen
Sicherheit entsprechend – an sich schon als ein sehr günstiges Ergebniss zu
betrachten, so darf doch auf Grand des Zustandes der einzelnen Theile nach dem
Bruche angenommen werden, dass trotz der ungünstigen Beschaffenheit des zu der
Brücke verwendeten Eisens eine noch höhere Zahl erreicht worden wäre, wenn der
Obergurt statt des die beiden Hälften verbindenden Gitterwerkes eine kräftigere
Versteifung, etwa in Form einer vollen Blechwand, besessen hätte. Bemerkenswerth ist
noch, dass die Ausbiegung der Gurte sich nicht über die
ganze Trägerlänge, sondern nur über je ein Feld erstreckt und bei dem einen Träger nach der
Gleismitte hin, bei den anderen dagegen nach aussen erfolgt ist. (Centralblatt der Bauverwaltung, 1894 S. 484.)
-r.
Die Menge der umlaufenden Edelmetallmünzen im J. 1893.
Soweit bekannt, befinden sich im Umlaute Goldmünzen (in Millionen Francs Goldwährung)
und Silbermünzen (in Millionen Francs Silberwerth) folgende Mengen:
Gold
Silber
In
Frankreich
3900
3200
„
Ver. Staaten Nordamerikas
3500
2380
„
Deutschland
3100
570
„
England
3000
–
„
Russland
1500
–
„
Australien
700
–
„
Egypten
670
–
„
Italien
485
51
„
Belgien
270
280
„
Spanien
160
640
„
Oesterreich (Ungarn)
160
440
„
Holland
135
280
„
Dänemark
100
–
„
Schweiz
80
70
„
Rumänien
80
23
„
Indien
–
4500
„
China
–
3500
Im
Indo-chinesischen Archipel
–
600
In
Japan
–
250
„
Mexico
–
240
„
Südamerika
–
50
„
Cochinchina
–
30
––––––––––––––
Summa:
17842
17100
Es fehlen wohl manche Staaten, wie die Türkei, Persien, Schweden, Griechenland,
Serbien u.s.w., allein die hauptsächlichsten sind doch angeführt. Es waren im J.
1893 im Umlauf folgende Goldmengen:
Mill. Francs
Goldbarren und Goldmünzen
17842
Silberbarren und Silbermünzen
17100
Silberscheidemünzen
2900
Kupfermünzen oder Kleinmünzen aus Le- girungen
500
Papierbillets, welche durch keinen hinter- legten
Metallschatz gedeckt waren
8300
–––––––
Summa des coursirenden Geldes oder
der Werthzeichen
46642
(Berg- und Hüttenmännische Zeitung,
1895 Nr. 3.)
Versuche über die Dichtigkeit von Röhrenfugen.
Die Dichtigkeit der Fugen von Entwässerungsleitungen ist unter gewissen Verhältnissen
von grosser Bedeutung, so unter anderen Fällen in demjenigen, in welchem die
Abwässer, bevor sie in einen Flusslauf gelangen, einem Klärverfahren zu unterwerfen
sind. Eine Vergrößerung dieser Menge durch in die Leitungen eintretendes Grundwasser
muss selbstverständlich in unnöthiger Weise die Kosten erheblich erhöhen. Um über
die Menge des durch die Fugen gut verlegter Entwässerungsleitungen eintretenden
Wassers ein zutreffendes Bild zu erhalten, sind vor kurzem von dem Ingenieur Coffin diesbezügliche Versuche angestellt worden, über
welche kurz im Anschluss an die in The Engineering
Record erschienene Abhandlung berichtet werden soll.
Coffin benutzte zu seinen Versuchen ein von aussen
abgeschlossenes Rohrstück, dessen Fugen zwischen den Röhren in sorgfältiger Weise
hergestellt wurden; das eine Rohrende wurde durch ein Deckelstück, das andere durch
eine Stopfbüchsendichtung geschlossen. Die Rohre wurden in einem dichten mit Wasser
gefüllten Kasten unter den gewünschten Druck gesetzt. Um über die durch die Fugen
dringende Wassermenge genauen Aufschluss zu erhalten, braucht nur das in einem
gewissen Zeitraum an dem offenen Rohrende ausfliessende Quantum gemessen zu
werden.
Der für alle Versuche maassgebende Druck betrug 1,5 m Wassersäule, von der
Mittellinie des Rohres aus gemessen.
Die Versuchsrohre hatten einen inneren Durchmesser von 15 cm und 1 Fuss Länge. Drei
verschiedene Muffendichtungen wurden probirt und zwar:
1) eine Muffe von der gewöhnlichen Form, bei welcher ein Fugenraum von 7 mm Höhe und
4,5 cm Länge vorhanden war;
2) eine Muffe von 1,5 cm Fugenstärke und 6,5 cm Länge;
3) eine Muffe von den unter 2) angegebenen Dimensionen, in welcher jedoch eine Anzahl
Rillen auf der Innenseite eingearbeitet war.
Bei der Fugendichtung wurde Cement angewandt und die Masse sorgfältig in den
Muffenraum eingestampft. Die Einlegung der Rohre in den Kasten geschah nach
erfolgter Erhärtung.
Im Ganzen wurden 33 Versuche ausgeführt. Bei der Muffendichtung unter 1), wobei ein
Mörtel von fast reinem Portlandcement verwandt wurde, betrug die durchsickernde
Wassermenge etwa 2800 l für eine Thonrohrleitung von 1 km Länge und für den Tag.
Die Muffendichtung unter 2) ergab folgende Resultate:
Bei Verwendung von reinem Portlandcement sind etwa 420 l und bei einem Mörtel von 1 :
1 etwa 1400 l für eine Thonrohrleitung von 1 km Länge für den Tag anzunehmen.
Coffin empfiehlt die letztere Muffenanwendung, da
hierbei der Mörtel besser in die Fuge eingebracht und gestampft werden kann. In
erster Linie soll dabei das Augenmerk darauf gerichtet werden, dass längere Rohre
zur Verwendung kommen, da, wie selbstverständlich, mit der geringeren Fugenanzahl
die eindringende Wassermenge erheblich abnimmt. (Zeitschrift
für Transportwesen und Strassenbau, 1894 S. 571.)
-r.
Das Auer'sche Gasglühlicht als Strassenbeleuchtung.
Bereits früher hat die Deutsche Bauzeitung gelegentlich
einer Besprechung der ökonomischen und hygienischen Eigenschaften des Auer'schen Gasglühlichtes auf die Verwendbarkeit
desselben zu Zwecken der Strassenbeleuchtung hingewiesen und das günstige Ergebniss
eines Versuches aus Frankfurt a. M. erwähnt. In Wien sind in jüngster Zeit seitens
zweier Bezirksausschüsse gleichfalls Anregungen zur Einführung des in Rede stehenden
Lichtes für die Strassenbeleuchtung gemacht worden. Es hat jedoch nicht an Gegnern
aller Art für diese Beleuchtungsart für Strassen gefehlt. Ihre Gründe zu entkräften,
veröffentlicht die Oesterreichische
Gasglühlicht-Actiengesellschaft in Wien in der Neuen Freien Presse Gutachten von den Directionen der Gaswerke der Städte
Budapest, Reichenberg, Pola, St. Polten, Baden und Linz, welche durchgehends
günstige Ergebnisse melden. In der Badgasse in Budapest functionirt es seit länger
als 2½ Jahren ungestört. Die Haltbarkeit und Brenndauer der Glühkörper entspricht
allen Erwartungen; die Beleuchtung selbst erfuhr bei Anwendung gut construirter
Laternen bei Kälte, Sturm und Regen keine Unterbrechung. Die Ausdehnung dieser
Beleuchtungsart auf weitere Strassen ist in Aussicht genommen. In Reichenberg
brennen seit Mitte August 110 windsichere Strassenlaternen, zum Theil die ganze
Nacht. Für diese Laternen waren bis 20. November 41 Glühkörper als Ersatz verwendet;
die Lampen haben Marienglascylinder. Es wird gleichzeitig berichtet, dass sich die
Beleuchtung bei dichtem Nebel gut bewährte. In Linz betrug die durchschnittliche
Brenndauer eines Glühkörpers etwa 550 Stunden; Sturm und Regen haben sich als nicht
nachtheilig für die Beleuchtung erwiesen. Die Gesellschaft bemerkt, dass die
Brenndauer der Glühkörper nach den vorliegenden Berichten zwischen 700 und 2000, in
Agram sogar 2300 Stunden betragen hat. (Deutsche
Bauzeitung, 1894 S. 627.)
-r.
Bücher-Anzeigen.
Zur Statistik über die Verbreitung des
elektrischen Lichtes im Versorgungsgebiete deutscher Gasanstalten und einiger
Städte des Auslandes 1894, gesammelt im Auftrage des Vorstandes des
deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern von H.
Bunte und Dr. Rasch. München. Verlag von R.
Oldenbourg. 45 S.
Das hier mit Hilfe von Fragebogen gesammelte Material gibt ein ausführliches Bild von
der augenblicklichen Sachlage; die Ergebnisse sind in Tabellen übersichtlich
geordnet und dadurch auf geringem Raume gebracht worden. Das erste Verzeichniss
enthält die Einzelanlagen, dann folgen die Centralstationen und zum Schluss die
elektrische Beleuchtung in deutschen Städten 1885 bis 1894.
Berichtigung.
Heft 2 S. 38 rechts, Zeile 2 und 14 von oben und S. 40 links
Zeile 17 von oben ist Krieger anstatt Kriegner zu lesen.