Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 296, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 192
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Neuer Anemograph und Anemoskop von H. Wild. Bei meteorologischen Registrirapparaten scheint die Elektricität wieder mehr und mehr in Aufnahme zu kommen. Zwar dürfte wohl die unmittelbare Uebertragung ganzer Registrirungen auf grosse Entfernungen noch lange ein frommer Wunsch der Meteorologen bleiben; aber selbst innerhalb eines grösseren Institutes erscheint es häufig lohnend, die Elektricität zu diesem Zwecke zu benutzen. Bei diesen geringeren Entfernungen kommt dann nicht viel darauf an, ob das Kabel nur einige wenige, oder vielleicht ein Dutzend Drähte enthält. Die elektrische Registrirung der Richtung des Windes in ihrer einfachsten, aber auch sichersten Form wird durch ein solches Drahtbündel ermöglicht. Bei dem Windapparat von Sprung und Fuess wird ebenfalls von dieser Methode Gebrauch gemacht; im Uebrigen stimmt der hier zu besprechende Wild'sche Windapparat mit dem Sprung-Fuess'schen nicht überein, indem ersterer nach dem Princip des Chronographen construirt ist, und zwar der Hauptsache nach in folgender Weise: Ein mit Papier überzogener Cylinder rotirt gleichförmig vermöge eines Uhrwerks, wie bei den kleinen Richard'schen Registrirapparaten, nur dass er in 24 Stunden einen Umlauf vollendet. Auf dem Cylinder schreiben fortwährend acht in geraden Linien über einander liegende Federn, so dass jede im Allgemeinen eine zarte Horizontallinie zeichnet. Jedesmal aber, wenn das Schalenkreuz 100 Umdrehungen gemacht hat, erfolgt ein elektrischer Contact und hierdurch eine kleine seitliche Verschiebung einer oder zwei benachbarter von diesen Federn; welche es sind, das hängt eben von der Stellung der Windfahne ab, so dass auf diese Weise durch 8 Zuleitungsdrähte 16 verschiedene Richtungen aufgezeichnet werden. Ist die Richtung des Windes unveränderlich, beispielsweise Süd, so erscheinen alle Marken als seitliche Ansätze einer und derselben Horizontallinie; der Raum zwischen 2 Stundenlinien wird um so mehr oder weniger davon erfüllt sein, als die Windgeschwindigkeit grösser oder kleiner ist. Wechselt die Richtung des Windes im Laufe der Stunde, so ist es ebenso, nur muss man die Marken gewissermaassen in verschiedenen Etagen suchen. Bei sehr starken Winden rücken die Marken so nahe an einander, dass eine Zählung nicht mehr möglich ist. Deshalb ist noch ein anderes System von elektrischen Marken am Fusse der Trommel vorgesehen, welche nach je 1000 Umdrehungen des Schalenkreuzes erfolgen. Dieser Anemograph wurde im J. 1887 im physikalischen Centralobservatorium zu St. Petersburg aufgestellt und hat seither ohne erhebliche Unterbrechungen functionirt. Von 1888 an erfolgte die Herleitung der Windverhältnisse für St. Petersburg nach demselben. Der Preis des ganzen Apparates mit Einschluss des Leitungsdrahtes und der zugehörigen 13 galvanischen Leclanché-Elemente ist auf etwa 800 M. zu veranschlagen. (Zeitschrift für Instrumentenkunde.) Ausbeute an Erdöl. Nach Colliery Guardian hat die gesammte Ausbeute der Welt an Erdöl im J, 1893 rund 84 Millionen Barrels (= 178 Millionen Liter) betragen. Hiervon entfiel mehr als die Hälfte, nämlich 48 Millionen Barrels, auf die Vereinigten Staaten, 33 Millionen auf Russland, der Rest von 3 Millionen vertheilt sich auf verschiedene Länder, von denen Oesterreich-Ungarn, Canada und Peru zusammen 2 Millionen lieferten. Der Rest entfällt auf Deutschland, Indien und Japan. Brennkörper zum Ersatz der Dochte. Zur Herstellung der zum Ersatz der Dochte bestimmten Brennkörper für flüssige Brennmaterialien werden nach Neueste Erfindungen und Erfahrungen bei dem Patent Chr. Westphal als Grundmasse Calcium-, Aluminium-, Magnesium-, Strontium-, Silicium- und Bariumverbindungen (wie kohlensaurer oder kieselsaurer Kalk, Fluorcalcium, Kreide, Infusorienerde, Thon, Kaolin, Talg, Speckstein, Sand, Quarz, Bimsstein, kohlensaures oder schwefelsaures Strontium, oder Barium), jedes für sich oder in Verbindung mit einander verwendet. Dieser Grundmasse werden Verbindungen der Schwermetalle – Zinkoxyd, Bleioxyd, Eisenoxyd, Zinnoxyd – zugesetzt. Das Gemisch wird mit einer Lösung von Wasserglas oder Alaun oder Borsäure angefeuchtet, geformt und allenfalls gebrannt. Um diesen Brennkörpern die für gewisse Zwecke erwünschte Porosität zu geben, werden der Mischung solche Körper, wie Colophonium, zugesetzt, welche in der Hitze ganz oder theilweise sich verflüchtigen. Für besondere Zwecke wird der Mischung pulverisirter Schwefel zugesetzt. Der Schwefel verleiht dann den Brennkörpern eine glasartige Oberfläche. Dieselbe ist besonders für solche Brenner nothwendig, welche, wie bei Strassenlaternen, während des Nichtgebrauches der Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Die Mischungsverhältnisse der Brennkörper sind je nach ihrem Zwecke verschieden. So nimmt der Erfinder beispielsweise auf 2 Th. geschlämmte Kreide 1 Th. Zinkweiss oder auf 2 Tb. Kreide 2 bis 4 Th. Bimssteinpulver mit 2 Th. Zinkweiss. Diese innigst gemischten Theile werden mit Natronwasserglas zu einem feuchttrockenen körnigen Pulver gemischt und in Formen gepresst. Einsturz einer Monier-Brücke. In der Nähe von Zachau bei Stargard stürzte, wie wir der Deutschen Bauzeitung entnehmen, am 22. December 1894 eine Strassenbrücke ein, die von der Monier-Gesellschaft in Berlin nach dem System „Monier“ gebaut war. Dieser Einsturz bildete für die Gegner der Monier'schen Bauweise einen willkommenen Angriffspunkt, die Existenzfähigkeit dieses Systems von Neuem anzuzweifeln. Es sind jedoch durch vielfache Versuche während einer Reihe von Jahren die Bedenken gegen diese Bauweise, dass die Verbindung des Eisens mit dem Cement keine innige sei, dass das Eisen durch den nass aufgetragenen Cement roste, und schliesslich, dass das Eisen bei Temperaturveränderungen sich anders ausdehne als der Cement, so glänzend widerlegt, dass der Monier-Bauart wohl für immer eine grosse Zukunft gesichert ist. Der Einsturz jener oben erwähnten Brücke erfolgte auch nicht in Folge irgend eines Fehlers der Monier-Bauweise, sondern ist ausschliesslich der Einwirkung äusserer Einflüsse zuzuschreiben. Die Widerlager der Brücke waren auf Pfähle gegründet, die 1,5 m in festem Sand und 4 m in Torf- und Wiesengrund standen, und es ist nun mit Bestimmtheit anzunehmen, dass eine Durchweichung und Unterspülung des Baugrundes ein Ausweichen der Widerlager hervorrief. Bei der Hinterfüllung schon zeigten sich in den Widerlagern Risse, die sich während der Arbeit erweiterten und schliesslich zum Bruch führten. Der Bruch am Scheitel trat zuletzt ein, die beiden Bogenhälften liegen ungebrochen im Flussbett der Ihna. Die Brücke hatte eine Spannweite von 18 m, eine Scheitelstärke von 25 cm und eine Stichhöhe von 1,8 m. Beim Neubau der Brücke wählte man eine Construction von eisernen Trägern mit dazwischen gespannten Monier-Gewölben, doch geschah das nur aus dem Grunde, die unversehrt gebliebenen Landpfeiler benutzen zu können. Die Pfeiler erhalten jetzt selbstverständlich nur senkrechte Belastung ohne Schub. (Nach Stahl und Eisen.) Zum Schutze des Auges. Der Vorstand der ersten Augenklinik im allgemeinen Krankenhause in Wien, Prof. Ernst Fuchs, nahm in einer seiner letzt abgehaltenen Vorlesungen Veranlassung, den Schutz des menschlichen Auges eingehend zu erörtern, wobei er auch das elektrische Licht in den Kreis seiner Ausführungen zog. Zunächst sprach Prof. Fuchs über die „Schutzbrillen“ und bemerkte, in der allgemeinen Meinung gelte gewöhnlich die grüne Farbe als eine besonders „gesunde“, daher so oft Aufenthalt im Grünen als Mittel gegen Schwachsehen von Laien empfohlen werde. Auf dieser Meinung beruhen auch die grünen Augenschirme und namentlich die blauen und grünen Brillen, denen man so vielfach begegne. Ja, dieser Glaube an die Heilkraft der grünen Farbe sei früher derart verbreitet gewesen, dass selbst Prof. v. Arlt (der Amtsvorgänger des Prof. Fuchs) die Bänke seines Hörsaales grün habe anstreichen lassen. Heute stehe aber die Sache anders, indem man wisse, dass jedes gefärbte Glas bestimmte Fasern des Sehnervs mehr ermüde als die anderen Fasern; daher werden wohl die einen Fasern des Sehnervs geschont, dafür die anderen um so mehr angestrengt. Deshalb seien blaue und grüne Schutzgläser, welche nur blaues und grünes Licht durchlassen, gleich unzweckmässig. Viel vernünftiger sei es daher, wenn alle Lichtstrahlen gleichmässig abgeblendet werden, was durch graue oder Rauchgläser am besten erreicht wird. Da aber der Sehpurpur im Auge durch gelbes und rothes Licht am meisten geschützt werde, andererseits die rothen und gelben Lichtstrahlen chemisch unwirksam seien, so wäre es, falls man schon gefärbte Gläser durchaus gebrauchen wolle, am besten, gelbe oder rothe Gläser, welche nur gelbrothes Licht durchlassen, vor das Auge zu setzen, weil diese dasselbe besser schützen, als blaue oder grüne. Dies gelte namentlich für Arbeiten bei elektrischem Lichte, um die Augen gegen die schädlichen, chemisch wirksamen Strahlen zu schützen. (Gastechniker, Bd. 24 S. 16.) Die Bewegungseinrichtungen für die Thore der neuen Schleuse bei Ymũiden. Bezüglich der Bewegung der neuen Schleusenthore bei Ymũiden sind Versuche mit elektrisch betriebenen Bewegungseinrichtungen angestellt worden, um die Arbeit zu bestimmen, welche zum Oeffnen und Schliessen der grossen Thore nöthig sein wird. Die vorläufige Einrichtung wird aus einem Maschinen- und Kesselhause bestehen, in welchem die Dampfkessel, die Dampf- und Dynamomaschinen zur Erzeugung des Stromes aufgestellt werden sollen. Dieser Strom wird mittels Luftleitungen nach zwei elektrischen Spillen geführt, welche mit einer Geschwindigkeit von 20 bezieh. 10 cm eine Zugkraft von 5000 oder 10000 k ausüben und durch schwere Ketten oder Stahldrahtkabel die Thore bewegen sollen. Mit der Ausführung der vorläufigen Einrichtungen sind beauftragt: Gebr. Figée in Haarlem und P. H. ter Meulen und Co. in Amsterdam als Vertreter der Elektricitäts-Actiengesellschaft vorm. Schuckert und Co. in Nürnberg, nach den Plänen von J. F. Hulswit und F. C. Dufour. (Centralblatt der Bauverwaltung, 1895 S. 148.) -r. Loth zum Löthen von Aluminium von O. Nicolai. (Kl. 49 Nr. 71136 vom 4. August 1892.) Zum Löthen von Aluminium werden die Halogenverbindungen des Silbers, vortheilhaft mit Weingeist befeuchtet, angewendet. Da bei Benutzung des Chlorsilbers das Aluminium während des Löthens stark angegriffen wird, so verringert man den Chlorgehalt desselben dadurch, dass man das Chlorsilber dem Tageslicht aussetzt. (Zeitschrift für Instrumentenkunde, 1895 S. 78.) -r. Bücher-Anzeigen. Die Eisenconstructionen des einfachen Hochbaues. Zum Gebrauch für Schule und Praxis bearbeitet von B. Lauenstein und A. Hauser. Erster Theil: Material und Constructionselemente. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger. 92 S. Das Werk ist in dem Geiste der bisher in demselben Verlage erschienenen Werke Lauenstein's, „Statik“, „Festigkeitslehre“ und „Leitfaden der Mechanik“ gehalten, die sich einer guten Aufnahme zu erfreuen haben. Es ist bei der Bearbeitung des vorliegenden Werkes auch nur die Kenntniss der vorhergegangenen Werke vorausgesetzt und deshalb sind alle überflüssigen – weil schon erledigten – Formelentwickelungen vermieden. Der vorliegende Theil enthält folgende Abschnitte: Das Eisen als Constructionsmaterial, Verbindungsmittel der Eisenconstructionen, die Walzeisen und deren Verbindungen, die Röhren und deren Verbindung, Statische Berechnung der tragenden und stützenden Constructionstheile. – Die Figuren sind nach den Skizzen der Verfasser neu gezeichnet, wobei nur bewährte Constructionen berücksichtigt worden sind. Chemisches Handwörterbuch. Von Dr. Otto Dammer und Dr. F. Rung. Zweite Auflage. Stuttgart, Berlin, Leipzig 1892. Union, Deutsche Verlagsgesellschaft. 641 S. 8°. Preis 12 M. Es fehlte bisher an einem Wörterbuche, welches geeignet wäre, die reichen Entdeckungen auf dem Gebiete der Chemie in knapper Form vor Augen zu führen. Die Specialwerke für den Chemiker sind zwar ausführlicher, aber das Aufschlagen ist meist recht zeitraubend. Das vorliegende Wörterbuch vermeidet diese Schwierigkeit, da es kurz gefasst und übersichtlich angeordnet ist und doch dank seiner compressen Ausstattung einen hohen Grad von Vollständigkeit besitzt. Alle für den praktischen Gebrauch nicht erforderlichen theoretischen Betrachtungen sind thunlichst vermieden und dafür das Thatsächliche desto sorgfältiger berücksichtigt, so dass sich das Werk insbesondere für den technischen Chemiker eignet. Dem technologischen Fachmann sowie dem Freund der Naturwissenschaften, der in irgend einer Weise mit der Chemie in Berührung kommt, wird der Inhalt wohl stets zur Orientirung genügen. Ueber die mitunter Schwierigkeit verursachende Wahl des Schlagwortes orientirt mit kurzen Worten die Einleitung. – Die Kritik hat sich über das Wörterbuch ohne Ausnahme günstig ausgesprochen. Wirkungsgrade und Kosten elektrischer und mechanischer Krafttransmissionen von J. Krämer. Soll bei einer Fabrikneuanlage mechanische oder elektrische Transmission eingerichtet werden? Ist es empfehlenswerth, bestehende Transmissionen durch elektrische zu ersetzen? Welches elektrische System soll angewendet werden? Oskar Leiner. Leipzig. 88 S. 56 Abbildungen, Schemas und eine Tafel. 3 M., geb. 3,50 M. Der Zweck des Werkes ist, wie der Verfasser sagt, einen gedrängten Ueberblick über das bisher in der Frage der Transmissionen Veröffentlichte zu geben, und ohne auf Details einzugehen, über die elektrische Uebertragung zu informiren. Die in Betracht kommenden Fragen sind im Titel enthalten. Da das Vergleichsmaterial neutralen und zuverlässigen Quellen entnommen ist, wird das Werk als Rathgeber in dieser brennenden Frage willkommen sein. Elementares Lehrbuch der technischen Mechanik von Hoppe. 2. Abtheilung: Mechanik der tropfbaren und gasförmigen Flüssigkeiten. Arthur Felix. Leipzig. 135 S. 4,50 M. (Vgl. 1894 294 192.) Der Lehrstoff der vorliegenden Abtheilung bietet dem Lernenden gewöhnlich grössere Schwierigkeiten, als es bei der ersten Abtheilung der Fall ist; doch ist derselbe hier mit grossem Geschick behandelt und durch gut gewählte Beispiele erläutert worden. Da das Werk jetzt abgeschlossen ist, können wir es mit Ueberzeugung empfehlen: den Schülern wegen seiner fasslichen Darstellung, den Lehrern ausserdem wegen seiner von der hergebrachten vielfach abweichenden, anregenden und fördernden Methode. Grundzüge der Elektrotechnik von R. Rühlmann. Zweite Hälfte. S. 253 bis 416. Bezüglich der ersten Hälfte verweisen wir auf 1895 295 72; im vorliegenden Theile werden die galvanischen Elemente, Schaltungen an Dynamomaschinen, Theorie und Berechnung von Gleichstrommaschinen als Stromerzeuger und Motoren, Einzelheiten von Dynamomaschinen und die Accumulatoren behandelt. Das Werk verdient alle Anerkennung. Eingesandt. Eingesandt wurden von der Sturtevant Engineering Company, Berlin S. W. 48, Wilhelmstrasse 38, ihre illustrirte Kataloge Nr. 3 über ihre Ventilatoren und Exhaustoren, Nr. 7 über ihr Heizungs- und Lüftungssystem und Nr. 8 über ihr Trockensystem. Alle drei Nummern enthalten die zum Verständniss nöthigen Beschreibungen, Abmessungen und Abbildungen und werden Interessenten unentgeltlich übersandt.