Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 296, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 216
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Fleischindustrie in Australien. Nach einem Consularberichte für die Vereinigten Staaten über die Industrie zur Verwerthung des Fleisches bestehen in Australien Schlachthäuser, die monatlich 35000 Hämmel verarbeiten. Ausser den Arbeiten, welche das Gefrieren des Fleisches zum Zweck haben, werden hier alle Arbeiten zur weiteren Verwerthung der einzelnen Theile der Schlachtthiere ausgeführt. Der Abfall wird als Schweinefutter verwerthet, die fetten Theile zu Talg verarbeitet, das Fell gegerbt, verschiedene innere Theile, wie Zunge u.s.w., zum Export zugerichtet. Jetzt versucht man, bisher unverwerthbare Theile zu Dünger zuzubereiten. Die Anlagen in Aberdeen haben Eismaschinen von 300 . Der Transport des gefrorenen Fleisches bis zum Hafen, der 130 km entfernt liegt, bietet grosse Schwierigkeit, ebenso die Fahrt nach Europa, die 5 bis 6 Wochen dauert. Da bei dieser Fahrt die Linie zu passiren ist, so bietet sie mehr Schwierigkeit, als der Weg von Nordamerika nach den europäischen Häfen, was dem amerikanischen Import zu Gute kommt. Mauerarbeiten bei Frost. Ueber Mauer- und Cementarbeiten bei niedrigen Temperaturen gibt Prof. L. Tetmajer in Zürich in der Schweiz. Bauzeitung auf Grund eingehender Untersuchungen folgende Vorschriften: Bei Erstellung von Mauerwerk bei niedrigen Temperaturen sind absaugende, frostfeste Steine und hydraulische Mörtel, bereitet in kleinen Portionen unter Anwendung vorgewärmten Sandes und Anmachwassers, zu verwenden. Bei Temperaturen bis zu – 0° C. genügt ein kräftiger hydraulischer Kalk; Mischungsverhältniss von Kalk zu Sand 1 : 2 bis 1 : 3 in Volumtheilen; Menge des Anmachwassers möglichst gering; Mörtelconsistenz eben noch streich- und wurfgerecht. Bei Temperaturen unter – 10° C. (in Winterszeit bei intensiven Nachtfrösten) ist als Bindemittel ein besonders fein gemahlener, möglichst rasch bindender Portland- oder Schlackencement zu verwenden. Unter gleichen Verhältnissen gebührt dem Portlandcement der Vorzug. Bei Vermauerung von nicht absaugenden Steinen (Bruchsteinen) bezieh. bei Ausführung einer Betonnage bei niedrigen Temperaturen sind nur frostfeste Steine bezieh. frostfeste Füllstoffe und Cement als Bindemittel anzuwenden. Dem zu diesem Zwecke besonders fein zu mahlenden Portlandcement gebührt vor dem Schlacken- und Romancement der Vorzug. Mischungsverhältniss des Mörtels 1 : 2½ bis 3 Volumtheile; Zusammensetzung des Betons 1 : 2 : 4 bis 1 : 2 : 6; Menge des Anmachwassers möglichst gering; Consistenz des Mörtels: streich- und wurfgerecht; Consistenz des Betons: stampfgerecht. Sand und Anmachwasser sind auf 40 bis 60° C. vorzuwärmen; das Stein- und Kiesmaterial muss eis- und schneefrei sein; die Mörtel- und Betonbereitung hat in kleinen Portionen zu erfolgen. Zuschläge zur Erniedrigung des Gefrierpunktes des Wassers und zur Beschleunigung des Erhärtungsprocesses des Bindemittels sind bei Temperaturen bis etwa – 10° C. überflüssig. Bei Temperaturen unter -10° C. können als Zuschläge Kochsalz, Alaun, Soda, Aetzkalk (zerkleinert) oder Combinationen dieser Zuschläge verwendet werden; die Menge der Zuschläge bestimmt jeweils die herrschende Lufttemperatur; sie werden entweder dem Bindemittel oder dem Anmachwasser zugesetzt. Ueber Nacht ist frisch erstelltes Mauerwerk, sowie der Beton sorgfältig abzudecken und vorhandene Verschalungen am Beton zu belassen. Im Inneren von Bauwerken ist das Aufstellen von Kokskörben empfehlenswerth. (Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung.) Eiserne Fässer. Die Société anonyme de Ronet hatte in Antwerpen Proben ihrer gepressten Fässer ausgestellt, die gegenüber den gewöhnlichen Holzfässern den Vortheil der Dauerhaftigkeit und Wasserdichtheit besitzen. Die Fabrikation erfolgt in der Weise, dass man auf einer besonders eingerichteten starken Presse zunächst zwei Calotten oder besser gesagt Fasshälften aus je einem Stück Blech herstellt. Diese werden alsdann durch einen maschinell ausgeführten doppelten Falz vereinigt und zur Sicherheit an dieser Stelle noch verlöthet. Kleinere Fässer von 10 bis 32 l Inhalt werden cylindrisch aus einem Stück hergestellt; dabei wird einer der beiden Böden mittels eines doppelten Falzes und Löthung befestigt. Fässer von 25 bis 72 l Inhalt werden in der oben angegebenen Weise aus zwei cylindrischen oder gewölbten Stücken zusammengesetzt, noch grössere Gefässe, von 100 bis 200 l Inhalt, werden überdies mit Stahlreifen versehen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Fässer vor den genieteten oder elektrisch geschweissten manche Vortheile besitzen, da hier einerseits keine Nietung erforderlich ist und andererseits das Metall weniger stark beansprucht wird als dort. Die gepressten Fässer werden aus weichstem Martin-Flusseisen erzeugt und auch verzinkt, verbleit, verzinnt und emaillirt geliefert; sie dienen insbesondere zum Transport von Erdöl, Alkohol und Benzin. Jedes Fass besitzt zwei Spundlöcher mit Schraubenverschluss, doch kann nach Bedarf auch eine grössere Oeffnung mit luftdicht schliessendem Deckel angebracht werden. (Stahl und Eisen.) Umlegen eines Schornsteins. In Folge einer Einladung der Firma Alphons Custodis in Düsseldorf hatten sich viele Mitglieder der Eisenhütte in Ratingen eingefunden, um dem Umlegen eines alten Schornsteins in einer dortigen Papierfabrik beizuwohnen. Der umzuwerfende Schornstein war in den 50er Jahren gebaut worden und zwar aus gewöhnlichen Ziegelsteinen, hatte eine Gesammthöhe von 35 m, wovon 5 m auf den quadratischen Sockel und die übrigen 30 m auf den achteckigen Schaft entfielen; die obere Lichtweite betrug 1,5 m und die obere Wandstärke 25 cm. Das Postament hatte eine Seitenbreite von 3,5 m bei einer Wandstärke von 1 m und hatte die aufsteigende quadratische Oeffnung im Sockel einen Durchmesser von 1,5 m. Das Sockelgesims war mit Haustein abgedeckt, ebenso der Kopf, der auch noch eine gusseiserne Bekrönung besass. Der bauliche Zustand war im allgemeinen gut; es musste die Beseitigung des Schornsteins erfolgen, um Raum zu gewinnen. Das Umwerfen geschah in der Weise, dass, nachdem auf der freien Seite die Fallrichtung angegeben war, der untere Theil des Sockels ausgebrochen wurde. Gegen 4½ Uhr war das Ausbrechen so weit vorgeschritten, dass nur noch die hintere Hälfte des Sockels stand; es war zu bemerken, dass der Schornstein sich nach der Fallrichtung schon ein wenig geneigt hatte. Trotzdem ein heftiger Wind wehte, blieb der Schornstein noch so lange stehen, bis der Sockel bis über die Mitte hinaus ausgebrochen war. Dann sah man, wie der Schornstein sich langsam neigte, bis er, in einem Winkel von 60° zur Erde angelangt, einen Querriss zeigte. Von dem Moment an nahm die Fallgeschwindigkeit schnell zu, und als derselbe in einem Winkel von 45° zur Erde stand, brach er in mehrere Stücke aus einander, die alle in der Fallrichtung zur Erde gelangten. Die Besichtigung der Trümmer ergab, dass nur ein geringer Theil der Steine zerbrochen war, trotzdem die Qualität des Steinmaterials (es war Feldbrand) dies wohl nicht erwarten liess. Die Fugen hatten sich fast durchweg so gelöst, dass nur geringe Mengen Mörtel an den Steinen haften blieben und somit das Abputzen der Reststeine nur wenig Zeit und Mühe veranlassen wird. Zu bewundern war die ausserordentliche Sicherheit, mit welcher die markirte Fallrichtung eingehalten wurde, trotzdem, wie schon bemerkt, der Wind stark wehte und ein Abtreiben aus der Fallrichtung zu erwarten war. Die ganze Arbeit nahm nur wenig Zeit in Anspruch, sie hat noch den Vorzug, billiger zu sein, als wenn man den Kamin von oben herunter hätte abtragen lassen. (Stahl und Eisen.) Verfahren, um Riemenscheiben ballig zu drehen. In der Maschinenbaupraxis findet man sehr häufig Riemenscheiben, die nicht richtig ballig gedreht sind, sondern deren Durchmesser an den zwei Seiten verschieden sind. Dies hat wie bekannt zur Folge, dass der Riemen nicht in der Mitte der Scheibe, sondern nach der Seite zu läuft, wo der grössere Durchmesser ist. Um nun eine Riemenscheibe zu erhalten, deren grösster Durchmesser genau in der Mitte liegt und die nach den Seiten hin sich gleich massig abschrägt, wendet man bequem folgendes Verfahren an. Aus dem Querschieber des Supportes, das ist der Schieber, der parallel zur Planscheibenfläche liegt, schraubt man die Spindel heraus, so dass der Schieber zwanglos hin und her bewegt werden kann. Den Supportschieber verbindet man nun mit einer Stange in der Art, dass die Stange mittels einer Oese auf einen in den Supportschieber geschraubten Bolzen gesteckt wird. Die Länge der Stange ist etwa gleich dem Durchmesser der Riemenscheibe. Am anderen Ende hat die Stange ein Loch, mit dem dieselbe wieder auf einen feststehenden Bolzen aufgesteckt wird. Wird nun der Supportlangschieber auf der Drehbankwange hin und her bewegt, so beschreibt der Querschieber, der den Drehmeissel trägt, einen Kreisbogen mit dem Radius gleich dem Abstand der oben bezeichneten Bolzen. Um nun zu erzielen, dass die Durchmesser der Riemenscheibe an der Seite gleich gross werden, muss der Drehmeissel in der Mitte der Riemenscheibe stehen, wenn die Stange parallel zur Planscheibenfläche liegt. Damit man den feststehenden Stift nach beliebigen Punkten verlegen kann, schraubt man denselben in eine kleine Platte hinein, welche nun mittels Spannklammern und Schrauben entweder auf die Drehbankwange oder auf irgend welche andere festliegende Flächen aufgeschraubt wird. Die Verbindungsstange macht man am einfachsten aus Flacheisen, an welcher an dem einen Ende eine Oese angeschmiedet ist, mit welcher dieselbe über den Bolzen im Supportschieber greift. Nach dem anderen Ende zu sind in Abständen von etwa 100 mm gleich grosse Löcher gebohrt, damit man ein und dieselbe Stange für verschieden grosse Radien gebrauchen kann. Witt. Dampfkahn. Einen eigenartigen „Dampfkahn“ hat man auf der Werft zu Westerhüsen bei Magdeburg construirt. Gestaltet wie ein gewöhnlicher Frachtdeckkahn, wird er gleich einem Raddampfer durch in der Mitte angebrachte Schaufelräder fortbewegt. Der Betrieb geschieht durch eine leicht transportable Locomobile. Von der Installation feststehender Dampfkessel und Maschinen hat man vorläufig abgesehen, da der Dampfbetrieb des Kahnes erst probeweise in Anwendung gebracht werden soll. Der Kahn wurde für Rechnung des Schiffseigners Gerlof in Westerhüsen gebaut und sind die Resultate, die mit demselben auf verschiedenen Thal- und Bergfahrten auf der Elbe erzielt wurden, als sehr günstige zu bezeichnen. Kürzlich fuhr der Kahn die verschiedene Schwierigkeiten bietende, schwer zu befahrende Stromstrecke von Torgau nach Meissen in Bergfahrt. Der Kahn, der eine Tragfähigkeit von etwa 12000 Ctr. besitzt, war bei dieser Fahrt mit 8000 Ctr. gepresstem Stroh belastet, und bestätigte auch diese Fahrt mit ihrem völlig befriedigenden Resultat die Durchführbarkeit des Betriebes der Kahnfahrten mittels Dampfes. Stromab befördert der Kahn Eilgüter und es gewinnt den Anschein, als ob der Schleppschiffahrt durch allgemeinere Einführung des „Dampfkahnes“ eine bedeutende Concurrenz erwachsen sollte. – Gleiche Versuche werden auch mit einem auf der Werft zu Uebigau für die Firma David Zunder zu Aken a. E. erbauten Deckkahn angestellt. Derselbe ist noch grösser als der eben besprochene, er gestattet eine Belastung bis zu 18000 Ctr. Der Betrieb erfolgt mittels einer 35 entwickelnden hochstehenden Dampfmaschine, die eine Schiffschraube antreibt. (Der praktische Maschinen-Constructeur, 1895 S. 15.) -r. Neue Uferbefestigung. Die von dem Ingenieur Villa in Mailand erfundene neue Uferbefestigung besteht aus einer Schicht von Ziegelsteinen, welche mit zwei Löchern versehen und mit galvanisirtem Eisendraht an einander gereiht sind. An dem unteren Ende werden die Drähte an einem schweren Stück Holz oder Eisen oder an einem Kabel befestigt. Die Befestigung ist selbst in tiefem, schnell strömendem Wasser anzubringen, indem die Steinbekleidung auf eisernen, auf einen Prahm gelegten Tafeln angefertigt wird. Der Prahm ist an der Seite mit einer Rolle versehen, über welche man die fertiggestellten Schichten herunterlässt, bis das Ende den Boden an der Stelle berührt, wo die Befestigung beginnen muss. Der Prahm wird dann langsam nach dem Ufer hin geholt und dabei wird so viel Steinbekleidung nachgegeben, dass letztere sich auf den Boden niederlegt. Die Erfindung ist in den meisten Ländern patentirt, soll in Italien mit Erfolg ausgeführt sein und in letzter Zeit auch in Frankreich und Ungarn eine gute Aufnahme gefunden haben. Als besondere Vortheile derselben werden ausser der Möglichkeit der Ausführung in starkem Strome auch genannt: genaue Verlegung und guter Anschluss an den Boden, schnelle Ausführung (1000 qm in einem Tage), geringe Kosten (5,10 bis 6,8 M. für 1 qm), lange Dauer und einfache Herstellung. (Centralblatt der Bauverwaltung, 1895 S. 200.) Goldartige Legirung. Eine Legirung, die als Ersatz des Goldes geeignet sein soll, besteht aus 94 Th. Kupfer und 6 Th. Antimon. Nachdem das Kupfer in Fluss gebracht ist, setzt man das Antimon zu, dann wiederum nach Eintritt des Flusses ein wenig Magnesium und kohlensauren Kalk. Die Legirung lässt sich strecken, poliren und löthen wie Gold, und behält, der Wirkung von Ammoniaksalzen oder salpetrigen Dämpfen ausgesetzt, ihre Farbe. Der Preis beträgt 1 Schilling für 1 Avoirdupois-Pfd. (Eng. and Min. Journ., 1895 Bd. 59 S. 226.) Bücher-Anzeigen. Das Eisenbahn-Verkehrswesen. Grundlegende Vorarbeiten für eine Neuordnung und künftige Verkehrswissenschaft von Ludwig Ed. Trommer. Zürich. Verlag des artistischen Instituts Orell Füssli. 102 S. 2 M. Diese Schrift gibt den Lesern einen Einblick in die Bestrebungen, eine zeitgemässe Neuordnung des Verkehrswesens herbeizuführen. In den Vorerinnerungen sind die Grundzüge des Planes in knapper Darstellung entwickelt, in einer Reihe von Anlagen und Anmerkungen die Erläuterungen gegeben. Trommer will mit der Volksschule anfangend bis zu den Vertretungen in den gesetzgebenden Körperschaften das Verständniss für eine rationelle Mitwirkung bei der Ausführung geschäftlicher und gesetzgeberischer Behandlung der Aufgaben des Verkehrswesens erschlossen wissen, zeigt die einzuschlagenden Wege und bespricht die Mittel und Einrichtungen, um diesen Zweck zu erreichen. Technische Vorträge und Abhandlungen. Nr. 24. Ueber Anlage und Einrichtung nordamerikanischer Bahnhöfe. Von Ernst Reitler. Wien. Spielhagen und Schuhrich. 31 S. 1,20 M. Gedrängte Wiedergabe eines Vortrages über eine im Auftrag der Kaiser Ferdinands-Nordbahn unternommene Reise nach England und Nordamerika. Wirkungsweise, Prüfung und Berechnung der Wechselstrom-Transformatoren. Für die Praxis bearbeitet von C. P. Feldmann, Ingenieur des städtischen Elektricitätswerkes zu Köln am Rhein. Mit 103 Abbildungen. Leipzig. Verlag von Oscar Leiner. 1894. I. Theil. 240 S. 6 M. (Der II. Theil ist in Vorbereitung.) Der Verfasser bezweckt, das Gebiet der Wechselstrom-Umformer auch demjenigen Leser zugänglich zu machen, dessen praktische Thätigkeit oder dessen mathematische Vorbildung das Studium ausführlicher, insbesondere vorwiegend mathematisch gehaltener Werke erschweren oder ausschliessen. Die Ableitungen stützen sich deshalb auf möglichst einfache Ueberlegungen. Von dem im Titel benannten Inhalte behandelt die vorliegende erste Hälfte in drei Kapiteln: Das magnetische Feld und die Grundgesetze der Induction, Selbstinduction und Capacität im Wechselstromkreise, Wirkungsweise und Wirkungsgrad der Wechselstrom-Transformatoren. Die Leiner'sche elektrotechnische Bibliothek wird mit dem vorliegenden Werke um eine empfehlenswerthe. Nummer erweitert.