Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 297, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 167
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Leichtflüssige Metallcompositionen als Dichtungsmittel. Eine vollkommene Dichtung bei Apparaten, in welchen verminderter oder erhöhter Druck herrscht (Luftpumpen, Compressionspumpen), an den Verbindungen einzelner Theile, die durch Verschraubung mit Einlage eines Packmaterials bewerkstelligt sind, wie auch an den Hähnen und anderen beweglichen Theilen herzustellen und dieselbe auf die Dauer luftdicht zu erhalten, hat seine nicht unerheblichen Schwierigkeiten. Feste Verbindungen könnten wohl zwecks einer zulässigen Dichtung durch Verlöthen mit gewöhnlichem Weichloth und nachfolgende Verschraubung bewerkstelligt werden, doch ist es oft erwünscht, die einzelnen Theile wieder leicht aus einander nehmen zu können. Für diese Fälle empfiehlt man in neuerer Zeit geeignete Lothe in der Anwendung der sehr leichtflüssigen Legirungen von Wood und Rose. Die zu verbindenden Metalltheile werden in erwärmtem Zustand mit einer der Legirungen überzogen und gegen einander gepresst, wozu noch das Folgende zu bemerken ist: Die bereits bei 64° C. schmelzende Wood'sche Metallcomposition, bestehend aus 4 Th. Wismuth, 1 Th. Cadmium, 1 Th. Zinn und 2 Th. Blei, lässt sich auf das Metallstück aufschmelzen, nachdem man dieses durch Eintauchen in siedendes, etwas Salmiak enthaltendes Wasser erwärmt hat. Mit dem bei 94° schmelzenden Rose'schen Metall, aus 2 Th. Wismuth, 1 Th. Blei und 1 Th. Zinn, kann unter Anwendung schwacher Chlorzinnlösung als Flussmittel über schwacher Gas- oder Weingeistflamme gelöthet werden. – Wird es nöthig, derartig auf einander gelöthete Apparatentheile aus einander zu nehmen, so umwickelt man die Verbindungsstellen mit Leinwand und giesst siedendes Wasser auf dieselbe; auch durch einen umgelegten Schlauch, durch welchen man Dampf hindurchtreten lässt, kann die nothwendige Erwärmung bewirkt werden, um das Loth zu schmelzen. Selbst Verschlusshähne, welche zu ihrer Dichtung in der Regel nur mittels Fett eingeschmiert werden, sollen durch die Wood'sche Legirung gedichtet werden können. Es ist hierfür jedoch eine besondere Hahnconstruction erforderlich, dadurch gekennzeichnet, dass der Küken (Schlüssel) einen hohlen Körper hat mit zwei Oeffnungen an entgegengesetzten Enden, so dass Dampf durch ihn geleitet werden kann. Dies hat zu erfolgen, so oft eine Drehung des Kükens ausgeführt werden soll. In ähnlicher Weise können die genannten beiden leicht schmelzbaren Legirungen auch noch in anderen Fällen als Dichtungsmaterial dienen, wo die Anwendung gewöhnlichen Weichloths nicht angezeigt erscheint. Selbstverständlich dürfen die Löthstellen während des Betriebes der Apparate, Leitungen u.s.w. nicht der Erwärmung ausgesetzt sein. Compositionsdampfrohr. R. D. Smellie hat ein neues Compositionsdampfrohr erfunden, das allen Anforderungen an eine Hochdruckleitung entsprechen und zugleich die Vortheile des Kupferrohres besitzen soll. Es besteht aus einem Kupfermantel, der genügend stark ist, um dem in der Längsrichtung ausgeübten Dampfdruck Widerstand zu leisten. Für den Widerstand am Umfange ist das Rohr mit einem zähen Stahldraht umwunden, welcher um das Rohr gewickelt wird, während dasselbe, in eine schmelzende Legirung eingetaucht, rotirt. Der Schmelzpunkt dieser Legirung soll genügend hoch sein, um nicht durch die Temperatur des durchgeleiteten hochgespannten Dampfes flüssig gemacht zu werden. Kupfermantel und Stahldraht werden durch diesen Process innig mit einander verlöthet. (Mittheilung von R. Lüders in Görlitz.) Gewinnung von Mineralkohle. Nach einer Mittheilung der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen ist die Gewinnung an Mineralkohle der einzelnen Reiche: Jahr Production in t Grossbritannien 1893 184045000 Vereinigte Staaten 1893 182353000 Deutschland 1892 103851000 Frankreich 1892 28862000 Oesterreich 1892 28038000 Belgien 1892 21590000 Russland 1892 7622000 Canada 1893 3719000 Japan 1893 3400000 Spanien 1893 1689000 Neu-Seeland 1892 673000 Schweden 1892 421000 Italien 1892 326000 –––––––––––––––––––– Summa 566589000 Die grösste Dynamomaschine der Welt. Die Einrichtung grosser Centralstationen hat die Constructeure dazu geführt, Dynamos von ungewöhnlicher Leistung zu bauen. Die grösste Dynamo der Welt ist nach der Revue industrielle gegenwärtig die von 1500 Kilo-Watt (2000 ), welche von der General Electric Co. für den Betrieb der Intramural Railway auf der Weltausstellung zu Chicago construirt wurde. Diese Dynamomaschine wurde direct von einem Allis-Motor, der 75 Umdrehungen in der Minute machte, angetrieben. Nach Schluss der Ausstellung wurde diese Dynamomaschine an die Centralstation der Strassenbahn der Kent Avenue in Brooklyn City abgeliefert und ist seit 24. November 1894 in regelmässigem Betrieb. Einige Wochen hierauf richtete man zwei andere ähnliche Dynamomaschinen ein. Diese sind auf 500 bis 550 Volt gewickelt, können aber 500 bis 600 Volt leisten; ihre Normalabgabe von 2730 Ampère kann auf 3500 Ampère gebracht werden. Die Grössenverhältnisse dieser Maschine sind folgende: Gewicht der Feldmagnete 36 t       „       des Ankers 36 t       „         „  Cumulators   5,6 t       „       der completen Dynamo 82 t       „         „  Welle und der Koppelplatte 56 t       „       des Schwungrades 85 t Aeusserer Durchmesser der die Feldmagnete    tragenden Krone   4,5 m Breite der Krone   0,91 m Durchmesser des Ankers   3,15 m Breite des Ankers   1,00 m Durchmesser des Schwungrades   7,20 m Breite des Schwungrades   0,60 m Stärke   „            „   0,55 m Durchmesser des Cumulators   2,25 m          „           der Welle   0,61 m Die den Anker bildenden Blechlamellen sind in der Zahl von 17200 vorhanden und wiegen 25 t; sie werden durch zwei gusseiserne Kränze von je 4 t Gewicht zusammengehalten. Die Umwickelung besteht aus Kupferbändern von 8 cm Breite und 6 mm Stärke, die in 348 Einkerbungen auf dem Anker angeordnet und sorgfältig mit Glimmer isolirt sind. Der Strom wird durch zwölf Bürstenhalter abgehoben, deren jeder mit zwei Kohlenbürsten versehen ist. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.) Herstellung von Accumulatorenplatten. Accumulatorelektroden werden nach dem neuen Verfahren von C. Rousseau aus gegossenen, mit Längsrippen versehenen Bleiplatten hergestellt, auf denen man auf mechanischem Wege transversale oder schräge Schnitte anbringt, so dass Zähne, respective mehr oder weniger eckige Vorsprünge entstehen. Die Zähne werden dann auf das angestrichene active Material niedergepresst, um dasselbe einzuschliessen und in gutem Contact mit der Bleiplatte zu halten. Nach dem Verfahren von C. Pollak wird kohlensaures Blei mit Aetzalkali zu einem Teig angerührt, unter Anwendung von geeigneten Trägern in die gewünschte Gestalt geformt und nach dem Trockenwerden in alkalischer Lösung durch Elektrolyse reducirt. Das gebildete poröse Blei wird gleich nach der Reduction in noch nassem Zustande zusammengepresst. Nach G. E. Heyl werden in die offenen Giessformen stabförmige Einlagen aus nicht wirksamer Masse in ihrer richtigen Stellung eingebracht. Nach Schliessen der Giessform wird das Träger- respective Gittermetall eingegossen, welches die Einlage gänzlich oder theilweise umschliesst, worauf das so hergestellte Gitter mit wirksamer Masse beladen wird. (Allgemeine Mühlen- etc. Zeitung.) Ueber elektrische Kocheinrichtungen. Nach Stahl und Eisen berichtete ein Vertreter von Paul Stotz in Stuttgart über elektrische Kocheinrichtungen Folgendes: Seit 2 Jahren wurden in England und Amerika ausgedehnte Versuche angestellt, den elektrischen Strom auch zu Zwecken des Kochens und Heizens zu verwenden. Die einfachste Art, Hitze durch den elektrischen Strom zu erzeugen, besteht darin, einen Draht von möglichst hohem specifischen Widerstände zu verwenden, denselben durch Asbest zu isoliren und einen Strom von passender Stärke durchzusenden. An Stelle von Asbest wurde auch Cement, von Crompton Email verwendet, jedoch ohne Vortheil, weil eine Reparatur hierbei ausgeschlossen ist. Die Anordnung der Drähte wurde natürlich so getroffen, dass auf einem möglichst geringen Raum eine möglichst grosse Wärmeentwickelung zu Stande kommen musste. – In dem vom Vortragenden vorgeführten System von Schildner-Jennie ist die Anordnung derart, dass um Asbestschnüre eine Spirale aus dünnem Platindraht aufgewickelt ist. Diese sind in schneckenförmigen Nuthen einer Chamotteunterlage in einer grösseren oder geringeren Anzahl von einzelnen Abtheilungen untergebracht und möglichst so eingerichtet, dass bei 110 Volt ein Strom von 1 Ampère durch jede Abtheilung durchgeht. Sind also fünf solcher Abtheilungen parallelgeschaltet, so sind 5 Ampère wirksam. Durch einen Dreipunktcontact lassen sich ferner verschiedene dieser Spiralen einschalten, so dass eine Variation in der erzeugten Kochhitze, wie es für Kochzwecke nöthig ist, sich erreichen lässt. Auf den Asbestspiralen liegt als Heizfläche ein Metallblech, die Chamotteunterlage dient dazu, die Wärme aufzuspeichern und sie nur an der gewünschten Stelle zur Wirkung zu bringen. Die Stärke des verwendeten Platindrahtes, der zwar theurer als andere Metalidrähte, aber dafür haltbarer ist, beträgt 1/10 bis 15/100 mm. Mit einer Reihe derartiger Apparate führte Vortragender sodann praktische Versuche aus. Bücher-Anzeigen. Anleitung zur vollständigen Erlernung der Treppenbaukunst. (Zweite Ausgabe von F. Bayer's Handbuch der Treppenbaukunst.) Von G. H. Nix. Verlag von A. Wehner in Altona. 24 Quartseiten. 1,50 M. Das Werk ist sehr elementar gehalten und für die Praxis des Baues hölzerner Treppen bestimmt. Abbildungen, die übrigens durchaus nicht auf der Höhe der Technik stehen, sollen das Verständniss ergänzen. Am Schluss befindet sich eine Tabelle über die Arbeitsdauer der Treppen, die nach vielseitiger praktischer Erfahrung aufgestellt worden ist. Die absprechende Kritik ähnlicher Werke wäre in der Ankündigung u. E. besser unterblieben, denn unsere Litteratur besitzt eine stattliche Auswahl guter Lehrbücher sogar von „Theoretikern“ über Treppenbau, die sozusagen „wohl eine Ahnung von der Praxis haben“. Ziegelrohbau. Zwanglose Hefte für Bautechniker. Zusammenstellung von Mauerflächen-Ausbildungen, Flächenornamenten, Umfriedigungen, der verschiedenen Gesimse, Fenster- und Thüreinfassungen u.s.w. von ausgeführten Bauwerken. Bearbeitet von U. V. Winter, Baumeister und Lehrer am Technicum Hildburghausen. Verlag der Kesselring'schen Hofbuchhandlung in Hildburghausen. Von dem auf vorläufig 6 Hefte zu 1,60 M. und je 6 Tafeln geplanten Werke sind bisher 4 Hefte (1 bis 3 von Winter und Heft 4 von Ulbricht fortgesetzt) erschienen. Die Blätter sind zum Theil mehrfarbig in sauberer Lithographie ausgeführt. Die dargestellten Formen sind empfehlenswerth, die Zeichnungen selbst würden durch die Wahl eines etwas gemilderten Tones für das Roth sicher noch gewinnen und der Wirklichkeit mehr entsprechen. Die Bearbeitung des Glases auf dem Blasetische. Ein Handbuch für Studirende, welche sich mit wissenschaftlichen Versuchen beschäftigen, von Djakonow und Lermantoff. Berlin. Verlag von R. Friedländer und Sohn. 154 S. (Bespricht die Instrumente des Glasbläsers, das Material zu den Arbeiten, Handgriffe bei der Arbeit, Anfertigung ganzer Apparate, Justirung von Thermometern.) Encyclopädie der Elektrochemie. IV. Band. Die Secundär-Elemente. Auf Grundlage der Erfahrung dargestellt von P. Schoop. I. Theil, enthaltend die Theorie des Bleisammlers und Construction von Plante-Batterien. W. Knapp. Halle a. S. 210 S. 8 M. Der Verfasser ist bemüht gewesen, den jetzigen Stand der Theorie und Praxis der elektrischen Sammler möglichst genau darzustellen, eine Aufgabe, für die ihm der Dank der Elektriker sicher ist, da die einschlägigen Mittheilungen bisher nur zerstreut zu finden sind. Stellenweise steht der Verfasser offenbar etwas unter dem Einfluss der litterarischen Quellen, dies hindert aber nicht, dass man in jedem Abschnitt anregende kritische Mittheilungen findet. Der zweite Theil, auf den man mit Recht gespannt sein darf, wird die technische Fabrikation der Bleisammler und die Verwendung von Batterien zur elektrischen Beleuchtung einzeln stehender Gebäude enthalten.Vielleicht gelingt es dem Verfasser, sowohl für „Secundär-Element“ als auch für „Bleisammler“ bessere Wörter in Vorschlag zu bringen. Eingesandt. Bilder und Berichte aus der dauernden Gewerbeausstellung zu Leipzig nebst einem unterhaltenden und belehrenden Anhang. Erscheint in Heftform. Nr. 1 und 2. Herausgeber: Polytechnische Gesellschaft, Gewerbeverein für Leipzig. Die deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik wird ihre diesjährige Generalversammlung in den Tagen vom 12. bis 14. September in Hamburg abhalten. Ausser geschäftlichen Angelegenheiten der Gesellschaft kommt eine Reihe von Fragen aus der Feintechnik zur Verhandlung. In Aussicht gestellt ist ein Vortrag von Hagen über die Arbeiten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, von Koldewey über die Prüfung nautischer und meteorologischer Instrumente. Ueber den Export wissenschaftlicher Instrumente nach Amerika wird L. Tesdorpf-Stuttgart reden, Dörffel-Berlin über die Berliner Ausstellung im J. 1896, G. Butenschön über die Arbeitsdauer in feinmechanischen Werkstätten, W. Handke über Unfallverhütungen. Keramische Ausstellung in Cöthen. Die schon seit einiger Zeit geplante allgemeine Ausstellung für die Ziegelei-, Thon-, Glas- und Porzellanindustrie, sowie für die Kalk- und Cementbranche soll nunmehr nach der Mittheilung von Dr. Holzapfel im J. 1897 stattfinden, wozu umfassende Vorbereitungen getroffen werden. In erster Linie soll es die Aufgabe der Ausstellung sein, die gesammten Hilfsmittel der Technik möglichst vollständig zur Anschauung zu bringen, sodann sollen durch Modelle und Zeichnungen die verschiedenen Constructionen von Oefen und ganzen Anlagen u.s.w. veranschaulicht werden. Eine dritte Abtheilung wird der Kunst in der Technik gewidmet sein und eine vierte Abtheilung die gesammten Producte der betreffenden Industrien vorführen, zu dem Zwecke, neue Absatzgebiete zu erschliessen. Die Anregung zu der Ausstellung ist von dem „Höheren technischen Institut“ zu Cöthen (Herzogthum Anhalt) ausgegangen, welches neuerdings einen besonderen Studiengang für Ziegeleitechnik und Keramik eingerichtet hat.