Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, Miszellen, S. 286
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Kohlenpumpen. Ueber das Project, welches dahin geht, Städte, selbst in grösseren Entfernungen, von der Kohlenmine aus durch Rohrleitungen billig mit Kohlen zu versorgen, wurde kürzlich im Technischen Verein zu Philadelphia Folgendes mitgetheilt. Die Kohlen sollen in den Gruben fein gemahlen werden, zur Hälfte etwa mit Wasser gemischt und dann durch Rohrleitung von den Kohlenbezirken nach den Grosstädten – New York, Philadelphia u.s.w. – gepumpt werden. Pumpstationen entlang den Linien würden ungefähr alle 25 Meilen nothwendig sein. Der Transport der Kohlen in dieser Weise soll sich auf eine Entfernung von 300 bis 400 Meilen auf 10 Cents für 1 t stellen. Für diese Entfernungen berechnen die Bahnen einen Frachtsatz von durchschnittlich 2 Doll. für 1 t. Der gepumpte Kohlenstaub soll in grossen Sammelbecken ausserhalb der Städte angesammelt werden, daneben sollen grosse Fabriken für Gas, Dampferzeugung, Briquettes u. dgl. errichtet werden. Die Ausführung sei nur eine financielle Frage. (Kraft und Licht.) Nickelstahl als Constructionsmaterial. Zur Entscheidung der Frage, ob Nickelstahl wirklich die ihm von mancher Seite nachgerühmte Ueberlegenheit gegenüber dem bisher zur Verwendung gekommenen Constructionsmaterial besitze, hat die Pennsylvania Steel Company vergleichende Untersuchungen angestellt, über welche H. Campbell in den Transactions der American Society of Civil Engineers, 1895 S. 285 bis 293, berichtet. Auf dem genannten Werk wurde im sauren Martinofen ein Satz von 4 t Nickelstahl hergestellt, der folgende Zusammensetzung besass: C = 0,24 Proc., Mn = 0,78 Proc., S = 0,027 Proc., P = 0,032 Proc., Ni = 3,25 Proc. Aus diesem Material wurden zwei Blöcke gegossen, von denen der eine einen Querschnitt von 457 × 508 mm und der andere 406 × 508 mm besass. Der erstere wurde zunächst in vier Kolben von 406 × 127 mm Querschnitt ausgewalzt, die dann wieder auf Bleche von 9½ nun bezieh. 12,7 mm Dicke weiter verwalzt wurden. Der kleinere Block wurde zunächst auf Kolben und Knüppel und dann auf Winkeleisen bezieh. Nieteisen verwalzt. Zum Vergleich wurde saurer Martinstahl (I) von folgender Zusammensetzung verwendet: C = 0,30 bis 0,35, Mn = 0,6 bis 1,0, S = 0,03 bis 0,05, P = 0,03 bis 0,05. Die Blöcke besassen Querschnitte von 406 × 508 mm bis 610 × 813 mm. Als ferneres Vergleichmaterial diente saurer Martinstahl (11) mit C = 0,25 bis 0,3 Proc., Mn = 0,6 bis 0,8 Proc., S = 0,03 bis 0,07 Proc., P = 0,03 bis 0,06 Proc. und Cu = 0,2 bis 0,4 Proc. Dieses Material wurde zum Bau grosser Schleusenthore für den Cascaden-Kanal in Oregon verwendet. Die Thore bestanden aus je zwei Flügeln von 15½ m Breite und 11,3 bezieh. 16,7 m Höhe. In folgender Tabelle sind die Durchschnittswerthe aus einer grossen Versuchsreihe übersichtlich zusammengestellt. Sorte Material Festigkeitk/qmm Elasticitäts-grenze k/qmm Dehnungin Proc. ContractionProc. bei 203 mmLänge bei 51 mmLänge Rundeisen NickelstahlMartinstahl I       „         II 60,4761,6354,88 44,6940,8136,41 20,1916,7023,94 34,0024,44 46,330,352,0 Winkeleisen NickelstahlMartinstahl I       „         II 61,1361,7454,11 41,1630,0734,83 21,7519,25 39,6734,83 50,543,349,6 Bleche, Längs-proben NickelstahlMartinstahl I       „         II 60,3058,1955,53 41,0635,2632,80 21,0820,5026,78 39,2537,67 52,047,052,1 Bleche, Quer-proben NickelstahlMartinstahl I       „         II 60,7559,88 40,92(35,15)Geschätzt! konnte nicht genau bestimmt werden. 16,5018,83 28,9223,17 36,127,4 BeschnitteneBleche,Längsproben NickelstahlMartinstahl I       „         II 59,9959,7655,48 40,89(35,15)Geschätzt! konnte nicht genau bestimmt werden.34,54 19,0022,1022,03 35,5039,40 48,348,450,8 BeschnitteneBleche,Querproben NickelstahlMartinstahl I       „         II 59,3159,28 40,25(35,15)Geschätzt! konnte nicht genau bestimmt werden. 17,1321,71 32,5037,00 43,441,3 Die vorstehende Zusammenstellung zeigt, dass die Ueberlegenheit des Nickelstahls keineswegs so gross ist, als man von vornherein erwartet hätte, und es erscheint daher sehr zweifelhaft, ob derselbe mit Rücksicht auf seinen viel höheren Preis wirklich berufen ist, als Constructionsmaterial erfolgreich in den Wettbewerb zu treten. (Stahl und Eisen vom 1. December 1895.) Metallcement. Hauser und Co. in Zürich bringen, wie die Eisenzeitung mittheilt, eine leichtflüssige Metallcomposition unter dem Namen „Patentmetallcement“ in den Handel. Dieser Metallcement schmilzt bei etwa 250° wie Blei und soll sich in die zartesten Formen giessen lassen; dabei haftet er gleich dem Kitt an allen Stoffen, wie Stein, Mauerwerk, Metall und Holz. Gegen die Einwirkung von Wasser, Säure und Oelen ist er fast indifferent, so dass er geeignet erscheint, Behälter für Oele und Säuren damit zu repariren und Rohrleitungen abzudichten. In gleicher Weise eignet er sich zum Vergiessen von einzelnen Stäben in Stein u. dgl. Da er sich beim Abkühlen etwas ausdehnt, so ist die Adhäsionskraft sehr gross und ein Verstemmen des Gusses unnöthig. Ein weiterer Vortheil des neuen Metalles würde dessen geringes specifisches Gewicht von 1,5 sein. Zwecks Benutzung werden die Platten in Stücke zerschlagen und in einem eisernen Kessel auf gelindem Feuer unter zeitweisem Umrühren geschmolzen, bis die Masse gut dünnflüssig wird. Zum Abformen kleiner Gegenstände benutzt man Formen aus Gyps, Thon oder Formsand. Schmelzversuche im elektrischen Lichtbogen. Die Temperaturen, welche im elektrischen Lichtbogen herrschen, sind die höchsten, welche uns zugänglich sind. Der französische Chemiker Moissan hat in einem geeigneten Apparat, der aus dem schwerschmelzbarsten Körper, reinem Kalk, bestand, Substanzen einer Temperatur von etwa 3000° aussetzen und die bei solchen Temperaturen stattfindenden Reactionen studiren können. Von zwei anderen Franzosen, Ducretet und Lejeune, ist im letzten Jahre ein Apparat beschrieben worden, der es erlaubt, mit geringeren Stromstärken kleine Substanzproben der im elektrischen Lichtbogen herrschenden Temperatur auszusetzen. Ein ähnlicher Apparat ist von der technischen Abtheilung der Gold- und Silberscheideanstalt in Frankfurt a. M. angefertigt worden und wurden damit die verschiedenartigsten Schmelzversuche ausgeführt. Im Zeitraum von einer Minute wurde eine Anzahl schmiedeeiserner Nägel geschmolzen und durch Zugeben von Nickel in einer weiteren Minute eine Eisennickellegirung dargestellt. Ferner wurden Platin, Kieselsäure und Chromoxyd geschmolzen und gezeigt, wie bei diesen Temperaturen fast alle Oxyde der Reduction durch Kohle zugänglich sind. Zum Beweis dafür wurde Molybdänsäure mit Kohle erhitzt und daraus ein geschmolzener Metallregulus erhalten. (Jahresbericht des Frankfurter physikalischen Vereins, Vortrag von Dr. Neufville.) Elektricität für Koch- und Heizzwecke. In einer Sitzung des hannoverschen Elektrotechnischen Vereins hielt Ingenieur Dr. Hartmann aus Berlin nach der Elektrotechnischen Zeitschrift nachstehenden Vortrag über die Verwendung des elektrischen Stromes zu Koch- und Heizzwecken im Haushalt und in der Industrie. „Die grosse Inanspruchnahme der Elektrotechnik für die Lieferung von Licht und Kraft hat die Ausnutzung derjenigen Wirkung des elektrischen Stromes hintan gehalten, welche eigentlich die nächstliegende und einfachste ist: die Wärmewirkung. Es ist allgemein bekannt, dass ein stromführender Leitungsdraht, beispielsweise der Glühfaden einer Glühlampe, erwärmt wird, – und im Lichtbogen der Bogenlampe besitzen wir eine Wärmequelle, welche die höchsten Temperaturen erreichen lässt, die man bisher künstlich erzeugen konnte. Bis vor Kurzem bildete diese Benutzung auch fast die einzige technische Anwendung der Stromwärme; die elektrischen Schweissverfahren von Lagrange und Hoho, Benardos u.a. gehören hierher. Vor ungefähr 20 Jahren hatten die Amerikaner Lane Fox und Carpenter die ersten Versuche zur technischen Ausbeutung der in einem continuirlichen, stromdurchflossenen Leitungsdraht erzeugten Wärme gemacht, sie umwickelten diesen Draht mit isolirendem, die Luft abschliessendem Material, wie Asbest, und schickten einen möglichst starken Strom hindurch. Die Grenze der anzuwendenden Stromstärke wird durch den Querschnitt und das Material des Drahtes gegeben; von zwei Drähten desselben Materials, aber von verschiedenem Durchmesser, wird der dünnere stärker von demselben Strome erwärmt und bei zwei solchen verschiedenen Materials und gleichen Querschnitten ist dasselbe bei demjenigen der Fall, welcher, wie im vorigen Beispiel, dem Strom den grösseren Widerstand entgegensetzt. Ein frei in der Luft erhitzter Draht würde bald der oxydirenden Wirkung des Sauerstoffs erliegen, und um dies zu verhindern und um gleichzeitig dem Apparat eine grössere Stabilität zu verleihen, sowie zur Vermeidung der directen Berührung zweier heisser Drahtstellen umgeben die Genannten die Drähte mit isolirender Substanz. Jetzt stellt man die elektrischen Heizkörper gewöhnlich auf folgende Weise her: Auf eine gusseiserne Platte wird eine Emailleschicht ausgebreitet, welche als Träger des stromführenden Drahtes dient. Dieser ist in möglichst engen Windungen aufgelegt, um auf möglichst kleiner Oberfläche eine starke Erwärmung erreichen zu können. Als Leitungsmaterialien empfehlen sich Neusilber oder die als Rheotan, Manganin u.s.w. bekannten Legirungen mit hohem specifischem Widerstand, sowie die aus Nickel und Stahl. Auf den Draht kommt wieder eine Emailleschicht als Decke und nun lässt man den Draht gut mit den Emaillen zusammenschmelzen. Die Einzelheiten der nicht einfachen Fabrikation können hier übergangen werden; die hauptsächliche Schwierigkeit besteht darin, die Emaille so zu wählen, dass sie von der Wärme gleich stark ausgedehnt wird, wie der Draht und die Grundplatten. Ist das nicht der Fall, so würde bei jeder Erhitzung der starr verbundenen Masse die Emaille sich anders dehnen als der Draht und diesen als den weniger widerstandsfähigen Körper zerren und bald im Gefüge lockern. Diese Heizkörper werden nun in jeder beliebigen Form und Grösse hergestellt und können mit Einrichtungen versehen werden, um bei derselben Spannung einen stärkeren oder schwächeren Strom hindurchzuschicken. Dadurch hat man es in der Hand, eine bestimmte Temperatur erreichen und innehalten zu können. Da man einen stärkeren Strom gebraucht, um einen Körper erst einmal zum Schmelzen zu bringen, als den, der ihn nachher auf der Schmelztemperatur erhält, so ist eine derartige Vorrichtung gelegentlich nöthig. Der elektrische Heizapparat lässt somit eine Regulirung der Wärmezufuhr zu, wie in dieser Bequemlichkeit und Sicherheit kein anderes Heizmittel. Da er ausserdem wenig Raum beansprucht, kann er überall da angebracht werden, wohin man noch mit der Stromzuführung zu gelangen vermag, und er kann also Räume heizen, bei denen ein anderes Verfahren, welches grössere Heizkörper voraussetzt, ausgeschlossen ist. Ein weiterer, wesentlicher Vortheil ist der, dass er ohne Flamme heizt, also keine Luftverschlechterung durch Verbrennungsgase oder eine Feuersgefahr herbeiführt und dass er aus beliebiger Entfernung in Betrieb gesetzt werden kann. Da fast momentan bei Stromschluss sich die Wärme vom Heizkörper ausbreitet, ist keine Vorheizung nöthig und die Wärmeproduction erfolgt nur während der Zeit des Bedarfs. Die Apparate werden für jede beliebige Spannung und Stromstärke gebaut und sind für Gleich- und Wechselstrom natürlich gleich gut brauchbar. Was nun den Preis des elektrischen Heiz- und Kochverfahrens angeht, so richtet dieser sich selbstverständlich nach dem Grundpreise des Stromes. Bei der günstigsten Wärmeausnutzung, also da, bei welcher die Heizplatten in directer Berührung mit dem zu erwärmenden Körper stehen, gehen nur wenige Procent für die Umsetzung der elektrischen Energie in Wärme verloren; ein Versuch zeigt, dass man 1,5 l Wasser von etwa 20° in etwa 7 Minuten mit einem Strom von 11,7 Ampère und 109 Volt zum Kochen bringt, d.h. nur etwa 4 Proc. der theoretisch möglichen Wärmemenge gehen verloren. Nach Berliner Preisen – 1 Kilowattstunde 16 Pf. – würde der zu diesem Kochprocess nöthige Strom etwa 2 Pf. kosten. Steht aber die elektrische Kraft billiger zur Verfügung, so kann auch in Bezug auf den Preis das elektrische Heiz verfahren die übrigen Methoden aus dem Felde schlagen. Da wir nun in der Lage sind, genau angeben zu können, welcher Betrag an elektrischer Energie und damit an Wärmemenge zu einem bestimmten Kochprocess erforderlich ist, so lässt sich ein Vergleich mit den gewöhnlich angewendeten Verfahren leicht durchführen. Dieser zeigt nun, dass in den meisten Fällen nur wenige Procent der aus der Kohle zu gewinnenden Wärmemenge zum Kochen der Speisen selbst verwendet werden. In grossen Hotelküchen, beim Grillfeuer u.s.w. sinkt dieser Betrag gewöhnlich auf 2 Proc; der übrige Theil geht in den Schornstein, wird in die Küche gestrahlt oder wird auf dem relativ weiten Wege von der Feuerung bis zur Speise verloren. Andererseits bleibt für den elektrischen Strom auf dem Wege über Dampf- und Dynamomaschine nur etwa 6 Proc. der in der Kohle enthaltenen Energie als elektrische zur Verfügung, und von dieser werden rund 90 Proc. wieder als Wärme durch den elektrischen Heizapparat ausgenutzt. Danach ergibt sich, dass für diese Fälle das elektrische Verfahren noch mehr als doppelt so ökonomisch ist. Dass es heute noch vielfach theurer ist, liegt, wie erwähnt, am Grundpreise des Stromes. Dafür ist eine elektrische Küche vom hygienischen und ästhetischen Standpunkt aus von allen den Unannehmlichkeiten frei, welche die gewöhnliche Küche wegen der Ueberhitzung des Raumes zu einem so ungesunden und unangenehmen Aufenthalt machen. Auch beansprucht der elektrische Kochherd einen bedeutend geringeren Raum und weniger complicirten Aufbau als der gewöhnliche Herd. Die Zahl der Anwendungen des elektrischen Koch- und Heizverfahrens ist bereits eine ausserordentlich grosse und fortdauernd steigende. Ueberall da, wo eine directe Feuerung ausgeschlossen ist, kann man mit einfachen Mitteln elektrisch intensiv heizen und kochen, und wo es darauf ankommt, eine sichere Regulirung der Wärme zu haben, ist man auf dieses Verfahren geradezu angewiesen. Es seien nun im Folgenden einige Anwendungen im Haushalt und in der Industrie angeführt, für welche die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft in Berlin die Apparate liefert. Für Heizzwecke werden Oefen hergestellt, entweder in flacher Form, ähnlich einem Kaminvorsetzer, oder mit Rippenkörpern ausgestattet. Beide Typen sind zur Erzielung verschiedener Heizeffecte mit mehreren Schaltungen eingerichtet. Für Tischlereien und Lackirwerkstätten werden Wärmeschränke gebaut, die einen Rauminhalt von 2 cbm haben, und deren Temperatur sich auf 150° steigern lässt. Mit einer 8fachen Regulirung lässt sich der Wattverbrauch dabei von 1100 bis 8800 Watt steigern. Aehnliche Schränke werden als Speisen- und Tellerwärmer für den Speisesaal geliefert, ebenso Bratöfen u.s.w. Für viele industrielle Zwecke haben Kochkessel und Leimkocher Eingang gefunden. Theekocher und Kaffeemaschinen, Fleischröster und Eierkocher, Platt- und Bügeleisen, Brennscheren und Schminkewärmer treffen wir unter den Fabrikaten an, desgleichen Cigarrenanzünder und Löthkolben u.s.w. Bei allen diesen Heizapparaten sind die Heizplatten so angeordnet, dass möglichst direct die ausgestrahlte Wärme zu dem zu erhitzenden Gegenstand gelangt. Die chemische Industrie macht sich besonders die Regulirfähigkeit der elektrisch entwickelten Wärme, z.B. bei der fractionirten Destillation, zu Nutze. Bei Röstprocessen, zum Trocknen der Farben, bei Exsiccatoren sind elektrische Heizapparate im Betrieb. Der Bakteriologe sterilisirt in einem elektrischen Ofen. Den Verkehrsinteressen dienen die Heizkörper in Amerika bereits bei den Strassenbahnwagen, in grossen Hotelanlagen, einigen Theatern u.s.w. Siegellack wärmer treffen wir in Lagerräumen, Bureaus u.s.w. an; Champagnerfabriken wenden mit Vorliebe Schmelzapparate zum Flaschenlacken an, weil sie keine directe Flamme haben, also keine Verbrennungsgase liefern. Zum Brennen von Korkstöpseln auf elektrischem Wege sind Maschinen im Betrieb, welche bis zu 10000 Stück täglich zeichnen. In Tuchfabriken befinden sich zwischen den einzelnen Tuchlagen elektrische Heizplatten und die Textilindustrie bedient sich ihrer in Bastspinnereien. In Papiermachefabriken haben sie gleichfalls Eingang gefunden und die Linoleumindustrie verwendet sie zum Oxydiren des Leinöls. In den Buchdruckereien werden z.B. die Wachswalzen bei der Stereotypie elektrisch gewärmt u.s.w. Die Anwendung grössten Stils hat aber die mit reicher Wasserkraft versehene Stadt Ottawa in Canada gemacht. Daselbst steht eine Turbine von 600 nur für Heizzwecke zur Verfügung. Diese treibt eine Wechselstrommaschine, welche einen Strom von 150 Ampère bei 1100 Volt liefert. Von den Heizapparaten erfolgt eine Transformirung auf 50 Volt und nun macht man in der ganzen Stadt von dieser bequemen Heizkraft einen ausgedehnten Gebrauch. Die Zeit ist nicht mehr fern, in der das elektrische Koch- und Heizverfahren im wirthschaftlichen Leben der Culturvölker eine bedeutende Rolle spielen wird.“ An den Vortrag schloss sich eine längere Debatte an, in der mehrfach darauf hingewiesen wurde, dass zur Beurtheilung der elektrischen Heizung vor allem die Preisfrage in Betracht zu ziehen sei und bezügliche Zahlen bekannt zu geben seien. Schienenanlagen für elektrische Strassenbahnen. Schienen mit unterirdischer Stromzuführung wurden vom Hörder Bergwerks- und Hüttenverein im Friedrichsstädtischen Casino in Berlin einem Kreise von Sachverständigen in drei Modellen vorgeführt, von denen das eine den Neubau einer elektrischen Strassenbahn darstellte, während die beiden anderen die Umwandlung von Pferde- u.s.w. Bahnen in elektrische veranschaulichen. Zugleich zeigten die Modelle zwei Arten des Kanalverschlusses, und zwar durch gerillte Eisenplatten bezieh. durch Eisenkästen mit Cementfüllung. In beiden Fällen lässt sich der Kanaldeckel leicht abheben, so dass man zu jeder Stelle des Stromleiters heran kann, ohne das Pflaster aufreissen zu müssen. Die aus Gusstahl bestehenden, besonders imprägnirten Kanäle des System es „Horde“ werden in Stücken von 1½ m Länge hergestellt, welche beim Verlegen mit einander verbunden und durch eiserne Böcke gestützt werden. Bei einer Belastungsprobe von 4000 k hat sich keinerlei Deformation gezeigt, so dass diesem System der Vorzug vor dem Betonunterbau gebührt. Das Gewicht des laufenden Meters des Kanales beträgt 160 k, der Preis gegen 35 M. Sinnreich construirt ist der Hörder Strom entnehmer, welcher für Rollcontact mit Führungsrolle eingerichtet ist; ein Schiffchen unterhalb der Contactrollen verhindert, dass diese im Wasser laufen, falls die Entwässerung nach den Kanalisationsrohren stocken sollte. Einen zweiten von ihm erfundenen Stromentnehmer demonstrirte Regierungsbaumeister Birnbaum. Der Apparat beruht auf dem System des Schleifcontacts und besteht aus einer Holzscheibe, an welcher sich seitlich zwei Federn befinden. Die letzteren legen sich während der Fahrt an die im Kanal befindliche Leitung und können durch eine einfache Hebelvorrichtung mit Sperrklinke ausser Contact gesetzt werden, so dass der Uebergang von der unterirdischen zur oberirdischen Stromzuführung sich leichter bewerkstelligen lässt, als bei dem Hörder Stromentnehmer, welch letzterer freilich auch dauerhafter ist. (Eisenzeitung.) Bücher-Anzeigen. Die Blitzableiter in ihrer Construction und Anlage. Zum Gebrauche für Baubehörden, Feuerversicherungsanstalten, Bauherren, Architekten u.s.w. von L. Klasen. 2. Auflage. Dresden. G. Kühtmann. 108 S. 2,80 M. Eine empfehlenswerte Schrift, die nach einer kurzen, aber genügenden Einleitung alle praktischen Seiten der Blitzableitereinrichtungen in verständlicher Weise beschreibt und erklärt. Elektrometallurgie. Die Gewinnung der Metalle unter Vermittelung des elektrischen Stromes von Dr. W. Borchers. 2. Auflage, erste Abtheilung (S. 1 bis 160). Braunschweig. Verlag von Harald Brunn. Das bereits 1892 284 192 lobend erwähnte Werk erscheint hier in ganz neuer, den erheblichen Fortschritten der Elektrometallurgie entsprechend erweiterter Bearbeitung. Manche für die Praxis wichtige Verfahren sind mitgetheilt, bezüglich deren der Verfasser früher gebunden war. In der vorliegenden ersten Abtheilung (die zweite wird binnen kurzer Frist erscheinen) wird, nach einer kurzen Einleitung – die Erklärung des Wesens der Elektrometallurgie enthaltend – die Gewinnung der Alkali- und Erdalkalimetalle erörtert. Hervorzuheben ist, dass auch die Erdalkalicarbide hier ausführlichere Besprechung finden. Bei der Besprechung der Erdmetalle theilt der Verfasser die Gewinnung des Aluminiums in die Niederschlagsarbeit, die Reductionsarbeit und die Elektrolyse. Die mitgetheilten Methoden beruhen auf eigenen Erfahrungen und Versuchen des Verfassers; sie werden an der Hand guter Abbildungen erläutert. Für den Hüttenmann wird der noch folgende zweite Theil, der die Gewinnung der Schwermetalle behandeln wird, von noch hervorragenderem Interesse sein. Spinnradtypen. Eine Sammlung von Handspinngeräthen, zusammengestellt von Hugo Edlen von Rettich, Professor der Staatsgewerbeschule in Wien. Herausgegeben vom k. k. Ackerbauministerium. Wien. Verlag des k. k. Ackerbauministeriums. Jahrhunderte lang hat das Spinnrad als das Sinnbild des häuslichen Fleisses gegolten und das Rad hat auch heute noch seine Daseinsberechtigung, wenn auch nicht immer und überall. Das Spinnen mit dem Rade gewerbsmässig zu betreiben, mit der hundertfach leistungsfähigeren Maschine in Wettbewerb zu treten, das wäre freilich ein aussichtsloses Beginnen. Anders aber liegt die Sache, wenn es sich darum handelt, nur. den eigenen Hausbedarf an Gespinnst und Gewebe durch Spinnen mit der Hand zu decken, wie dies heute noch vielfach im Bauernhause der Fall ist. Dies wird um so eher erreicht, je vollkommener die Spinnräder hergestellt werden. Hierzu will diese interessante und schön ausgestattete Monographie einen Beitrag liefern.