Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 299, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 48
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Sturmpappe zum Decken von Dächern. Ein neuer unzerreisslicher Dachstoff ist die, der Firma Benrath und Franck in Gelbe Mühle, Düren, durch D. R. P. geschützte Sturmpappe. Bekanntlich liegt die schwache Seite, der Deckung mit Dachpappe in der geringen Widerstandsfähigkeit, die dieser Baustoff dem Sturm, Eis und Schnee gegenüber zeigt. Der Gedanke, einen soliden, ebenfalls wasser- und luftdichten Stoff an Stelle der bisherigen, leicht zu beschädigenden Pappe treten zu lassen, fand schon Ausdruck in der Herstellung von Dachleinen. Dasselbe hat sich bei sorgfältiger Herstellung für die dem Sturme ausgesetzten Dächer und für sonstige Zwecke bewährt, ist aber derartig kostspielig, dass seine Verwendung eine beschränkte bleiben muss. Ungefähr den gleichen Preis wie beste Dachpappe hat die neue Sturmpappe und dadurch öffnet sich ihr ein weites Verwendungsfeld. Die Hersteller setzen an Stelle des weichen Rohpapieres, woraus Dachpappe gefertigt wird, ein kräftiges lochfrei gearbeitetes Manillapapier und verbinden damit unzertrennlich ein dichtes Juteleinengewebe. Der so gewonnene Stoff kommt in stückfreien Rollen von 140 cm Breite und 180 m Länge zur Ablieferung und wird ungetheert – und dies ist das Neue bei der Sache – mit der Gewebeseite nach aussen zum Eindecken der Dächer benutzt. Die Vortheile der Sturmpappe liegen in erster Linie in der bedeutend gesteigerten Lebensdauer und Haltbarkeit, die solche Dächer naturgemäss haben, und ferner in Ersparnissen sowohl an Bahn- und Fuhrtransportkosten des 20mal leichteren Artikels, Pappe gegenüber, als auch an Arbeitslohn für das Decken, an Latten und Nägeln beim Decken. 100 qm wiegen etwa 50 k. Das fertige Dach zeigt zudem, in Folge der grossen Breite und der grösseren stückfreien Länge, kaum die Hälfte der Verdichtungsstellen eines gewöhnlichen Pappdaches. Dies hat ferner zur Folge, dass die Arbeit des Legens in fast der Hälfte der Zeit gelingt und dass man über ein Drittel aller sonst bei Pappe nöthigen Verdichtungsstellen und die dafür nöthigen Nägel, Latten und Kappen spart. Die Sturmpappe wird ganz genau so gelegt wie gewöhnliche Dachpappe, nur ist zu beachten, dass das Gewebe stets nach aussen kommt. Besondere Vorsicht beim Gehen und Arbeiten auf dem Dache ist unnöthig. Man beachte nur, dass das Eindecken an einem regenfreien Tage geschehe und dass die am Tage frisch eingedeckte Fläche vor Schluss der Arbeit zum ersten Mal kräftig mit gutem Theer getheert werde, nachdem die Verbindungsstellen vorher mit Holzcement oder sonst geeignetem Material verdichtet wurden. Ist die ganze Fläche eingedeckt und einmal getheert, so theert man sie zum zweiten Mal, und zwar so stark, dass das Gewebe nicht mehr zu erkennen ist und das ganze Dach später eine blanke Fläche zeigt. Die Erfinder empfehlen auf Grund von Versuchen die Deckungsart mit ∆-Latten und bieten die nöthigen Kappen in 9 cm breiten und 20 m langen handlichen Rollen aus gleichem Stoffe ebenfalls an. Die uns übersandten Proben machen einen vortheilhaften Eindruck. Versuche haben bewiesen, dass die Solidität des Jutegewebes, also des wichtigsten Stoffes an der Sturmpappe, weder durch die Zeit, noch durch die Einwirkung des Theers eine Einbusse erlitten hat. Ein Besanden des Daches ist bei der Sturmpappe nicht erforderlich, da sich der Theer in den Maschen des Gewebes gut hält. Es ist damit auch der Uebelstand beseitigt, dass bei dem Betreten des Daches etwa vorhandener grobkörniger Sand sich durchtritt und Undichtheiten verursacht. Bücher-Anzeigen. Die Vorkehrungen zur Unfallverhütung in den Betrieben der Ziegeleiberufsgenossenschaft. Praktisches Handbuch für Besitzer und Leiter von Ziegeleien, Thonwaarenfabriken, Thongräbereien, Fabriken feuerfester Producte, Torfgräbereien, ferner für Revisionsbeamte, Maschinenfabriken u.s.w. Herausgegeben von C. Wahlen. Berlin. Polytechnische Buchhandlung von A. Seydel. Von berufener Seite werden hier die Unfallverhütungsmaassregeln für die wichtige und ausgedehnte Ziegeleiindustrie (12434 Betriebe mit 253866 versicherten Personen innerhalb der Berufsgenossenschaft) behandelt und sowohl für die, innerhalb derselben thätigen Personen, als auch für die indirect betheiligten Maschinenfabrikanten und Versicherungsbeamten eingehend erörtert. Die bergmännische Gewinnung im Tage- wie im unterirdischen Betriebe ist mit in den Kreis der Betrachtung gezogen, auch die Arbeitsmaschinen, Transmissionen, Dampfkessel und Kraftmaschinen. Die Beschreibungen sind allgemeinverständlich gehalten, so dass dem Werke eine erfolgreiche Wirkung nicht fehlen wird. Technische Geheimmittel. Die unter obigem Titel in Bd. 298 S. 163 dieser Zeitschrift veröffentlichte Abhandlung beschäftigt sich auch mit dem „Robigin“, dessen Erfinder Herr Dr. A. Bücher uns unterm 16. November die Mittheilung zugehen lässt, dass 1) das Verfahren zur Herstellung des Robigins in England patentirt ist, 2) dasselbe eine fachmännische Beurtheilung erfahren habe, 3) eine städtische Verwaltung üble Erfahrungen mit Kleesalz gemacht habe und 4) das Robigin nicht mehr von der Firma M. von Kalkstein vertrieben werde. Wir bringen diese Sätze zur Kenntniss unserer Leser, obschon wir der Ansicht sind, dass durch den Inhalt derselben die in obengenannter Abhandlung enthaltenen Mittheilungen über „Robigin“ nicht berührt werden.