Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 299, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 264
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Metrisches Schraubengewinde. Die Schraubengewinde-Frage, die vom Verein deutscher Ingenieure seit längerer Zeit und in sehr gründlicher Weise erörtert wurde, ist von dem Vereine leider von der Tagesordnung abgesetzt worden. Gegen den Entwurf war von verschiedenen Seiten Widerspruch erhoben worden, der sich zwar nicht gegen das Bestreben nach Einheitlichkeit richtete, auch nicht wesentlich gegen die besonderen technischen Eigenschaften des vorgeschlagenen Systemes, der aber der Besorgniss entsprungen war, dass Deutschland, wenn es für sich allein ein neues Gewinde einführt, in eine isolirte Stellung gerathen und in dem Absatz seiner maschinellen Erzeugnisse geschädigt werden möchte. Deshalb sei es vor allen Dingen erforderlich, eine internationale Verständigung über ein einheitliches Gewinde für alle Culturstaaten – nicht für Deutschland allein – herbeizuführen. Diese Ansichten werden hauptsächlich von deutschen Maschinenfabriken vertreten, deren Mitwirkung zur Verwirklichung der Vorschläge des Vereins als von besonderem Werthe erscheint. Der Verein hat deshalb von weiterem Vorgehen in der Frage vorläufig Abstand genommen. Hoffentlich finden seine so sorgfältig vorbereiteten Vorschläge auf einem möglichst bald stattfindenden internationalen Congress günstige Aufnahme. Der Zeitpunkt ist um so geeigneter, als auch gewichtige englische Stimmen die Einführung einer Scala nach metrischem System befürworten und als nothwendig bezeichnen. Einkitten von Gasbrennerköpfen. Zur Befestigung des aus Speckstein geschnittenen Brennerkopfes in der Metallfassung des Gasarmes bedient man sich allgemein eines Kittmaterials, bestehend in einem dicken Brei aus Leinölfirniss und Mennige, womit man Wollefäden oder Werg tränkt, um damit den unteren Theil des Brennerkopfes zu umwickeln. Wir finden nun einen gewissen Vortheil darin, als Kittmittel an Stelle des Mennigebreis eine dicke Wasserglasauflösung anzuwenden, wie solche aus den Drogenhandlungen fertig im specifischen Gewicht von 30 bis 33° Be. bezogen werden kann, das Kilogramm beiläufig zu 60 Pf. Die Verkittung wird bald fest und man hat den Vorzug, den Brenner sofort in Gebrauch nehmen zu können. In Folge der Erwärmung geht die Trocknung nur um so rascher von statten, während der mit Leinöl hergestellte Kitt wieder erweicht, nachdem er bereits begonnen hat, fest zu werden. Auch dürfte die Wasserglaskittung jener anderen an Haltbarkeit überlegen sein. (Badische Gewerbezeitung.) Gewinnung von Jod aus Hochofengasen. Paul Gredt in Esch sur Alzette, Grossherzogthum Luxemburg, hat sich unter Nr. 83070 vom 29. November 1893 ein Verfahren sowie einen Apparat zur Gewinnung von Jod aus Hochofengasen patentiren lassen. Nach demselben werden die Hochofengase durch ein System von wagerechten oder auf und ab steigenden Rohren mit möglichst geringer Geschwindigkeit geleitet und während dessen einem künstlichen Wasserregen ausgesetzt. Die Lösung, welche durch Aufnahme der löslichen Bestandtheile der Gichtgase entsteht, wird bis zu genügender Concentration eingedampft. Der feste Rückstand wird in einer Destillationsblase bis zur Bildung einer flüssigen Masse erhitzt, wobei sich Ammoniak- und Cyanverbindungen verflüchtigen. Nach beendeter Destillation lässt man den flüssigen Rückstand, der gewöhnlich aus Jodkalium, Chlorkalium und Chlorcalcium besteht, ab, löst ihn in Wasser auf und gewinnt das Jod durch fractionirte Krystallisation aus der Lösung. Das umfangreichste Patent, das wohl jemals in einem Staate nachgesucht worden sein dürfte, haben die Vereinigten Staaten von Nordamerika vor kurzem ertheilt. Es betrifft die Paige'sche Letternsetzmaschine, die aus 18000 Theilen zusammengesetzt ist, und bei der die Construction und Ausführung des ersten brauchbaren Exemplars allein an 250000 Doll. gekostet haben soll. Das Patentgesuch umfasste nicht weniger als 204 Blatt Zeichnungen, die gegen 1000 Figuren aufwiesen. Während der 8 Jahre, durch die die Untersuchung der Patentangelegenheit sich hinzog, wurde die Zahl der Zeichnungen auf 163 Blatt zusammengestrichen; wenn man bedenkt, dass sonst ein Patentgesuch höchstens 2 oder 3 Blatt Zeichnungen aufweist, so begreift man, welche grosse Ausnahme dieses Gesuch darstellte, zu dessen Durchsicht der betreffende Beamte des Patentamtes gegen 6 Wochen brauchte, ehe er ein vorläufiges Urtheil abgeben konnte; dennoch kostete die Nachsuchung nicht mehr als die auch sonst für die kleinste Sache übliche Gebühr von 15 oder 20 Doll., und das Patentamt berechnete den Schaden, den es an Zeitverlust durch diese Riesenanmeldung erlitten, auf etwa 1000 Doll. Die Beschreibung der Erfindung musste zweimal gänzlich umgearbeitet werden; was die Anfertigung der Zeichnungen und Beschreibungen kostete, ist leider nicht bekannt gegeben. Der Druck der einen stattlichen Band darstellenden Patentschrift und die photolithographische Wiedergabe der 163 Blatt Zeichnungen erforderte einen Kostenaufwand, der sich für jedes Exemplar der Schrift auf 6 Doll. stellte, so dass viele Leute sich die Patentschrift, die trotzdem den gewöhnlichen Preis von 10 Cts. kostete, als Seltenheit kommen liessen. (C. Fr. Reichelt in Papierzeitung.) Bücher-Anzeigen. Führer durch die elektrotechnische Litteratur. Verzeichniss sämmtlicher Bücher und Zeitschriften für Elektrotechnik und verwandte Gebiete. 48 S. Leipzig. Verlag von Hans Paul. (Für Interessenten gratis und franco.) Leistungsversuche mit Petroleummotoren von W. Hartmann, Professor. 39 Quartseiten. 2 Tafeln. Berlin. Verlag von Jul. Springer. (Sonderabdruck aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure.) Praktische Geometrie für gewerbliche Fortbildungs- und Handwerkerschulen sowie zum Selbstunterrichte. Bearbeitet von einem ehemaligen Mitgliede mehrerer Prüfungscommissionen. Planimetrie. Theil I: Einübung der planimetrischen Elemente. Theil II: Die Planimetrie in praktischen Beispielen aus dem gewerblichen Leben. Frankfurt a. M. Jäger'sche Verlagsbuchhandlung. Das Werkchen ist recht praktisch angelegt; ein Schlüssel zu demselben (separat 2 M.) enthält die ausführlichen Ausrechnungen. Elektrische Kraftübertragung im Bergbau. Die Firma Siemens und Halske in Berlin bietet über die auf ihrem Charlottenburger Werk hergestellten Kraftübertragungen eine übersichtlich angelegte, durch reichliche Abbildungen erläuterte Broschüre, die jeden Techniker, insbesondere aber die Bergingenieure interessiren wird. Nach einer kurzen Einleitung, den allgemeinen Theil enthaltend, werden die zur Wasserbewältigung dienenden elektrischen Betriebe besprochen und die ausgeführten Einrichtungen beschrieben. Dann folgen die Ventilatoren, Fördervorrichtungen, die Gesteinsbohrmaschinen und die elektrische Locomotivförderung. Die Broschüre trägt die Bezeichnung „Druckschrift 23“; sie sei hiermit allen Interessenten empfohlen.