Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 300, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 287
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Erdölgaskocher. Die Versuche, Erdöl zu vergasen und ohne Hilfe von Docht in dazu geeigneten Apparaten zu Kochzwecken zu verwenden, sind nicht neu. Derartige Kocher sind in den letzten Jahren wiederholt im Handel erschienen und haben sich rasch eingebürgert. Die Vortheile dieser Kocher bestehen einestheils in der ungleich höheren Hitzeentwickelung, anderentheils in dem Wegfallen der lästigen Dochtputzerei, womit russ- und geruchfreies Brennen verbunden ist. Allerdings waren dabei auch einige Nachtheile mit in den Kauf zu nehmen, deren hauptsächlichste das Geräusch der brennenden Flamme und die Handhabung der zum Hochdrücken des Erdöls dienenden Pumpe sind. Zwar ist der Versuch gemacht worden, die Pumpe durch Erwärmung des Behälters, wodurch das Erdöl selbsthätig nach dem Brennertheil gedrückt wird, entbehrlich zu machen, aber bisher noch mit wenig Erfolg. Textabbildung Bd. 300, S. 287 Der nebenstehend abgebildete Erdölgaskocher, welchen die Firma Emil Senkbeil in Stuttgart, Weimarstrasse 25, in den Handel bringt, vermeidet die angeführten Uebelstände vollkommen. Das Erdöl wird hierbei durch eine sehr leicht zu handhabende Vorrichtung hochgedrückt. Der Boden des Behälters ist nämlich zu mehreren elastischen Böden aus gewellten Metallplatten ausgebildet, welche mit Hilfe einer Schraube durch einfaches Drehen der daran befestigten Regulirscheibe nach oben oder unten gezogen werden können, wodurch der Rauminhalt des Behälters verringert oder vergrössert und somit das im Behälter befindliche Erdöl mit mehr oder weniger Druck nach dem Brennertheil getrieben wird. Der Brenner ist derartig construirt, dass das Erdöl in Form einer aus vielen kleinen Flammchen zusammengesetzten ringförmigen, vollkommen blauen Flamme rauch- und geruchfrei verbrennt. Dabei ist das entwickelte Geräusch nicht stärker, als das eines Gaskochers. Die Regulirung der Flamme ist äusserst leicht und zuverlässig und geschieht, wie erwähnt, nur durch einfaches Drehen der Regulirscheibe nach rechts oder links. Die Ausführung des Kochers ist solid und dauerhaft, so dass Reparaturen bei richtiger Behandlung ausgeschlossen sind. Die vortheilhafte Anordnung der Brennerrohre ermöglicht ein bequemes Reinigen derselben. Eine Explosion erscheint gänzlich ausgeschlossen. Zum Füllen mit Erdöl ist eine besondere Messkanne beigegeben, ausserdem ist die Construction so getroffen, dass etwa übergeschüttetes Erdöl von der Lampe selbst aufgefangen wird. Email-Metallwandbekleidung. Unter den Neuheiten, welche die Berliner Gewerbeausstellung bietet, sind die Email – Metallwandbekleidungen mit das am meisten augenfällige. Wandbekleidungen durch Porzellanplatten, wie sie z.B. Villeroi und Boch in Mettlach in ausgezeichneter Weise liefern, sind schön und dauerhaft, aber auch theuer, und es ist daher lange nach einem billigeren Ersatz Umschau gehalten worden, den die vorliegende Neuheit bietet. Auf dünnes Zinkblech ist ein emailartiger Lack aufgetragen. Die Tafeln haben verschiedene Grösse, solche mit geprägtem Kachelmuster u.a.: 418 : 560, Marmormuster 630 : 930, desgleichen Holzmuster 900 : 500 und 630 : 930. Hierzu kommen noch Borten in verschiedenen Breiten. Die Preise stellen sich nicht besonders billig und betragen je nach Muster 5,50 bis 8,50 M. Die Firma Jacob Ravené Söhne in Berlin C., Stralauer Strasse, welche diese Wandbekleidung ausgestellt hat, gibt zur Befestigung derselben folgende Anleitung: Das Anbringen der Emailbekleidung geschieht mittels eines Kittes, bestehend aus je ½ Schlemmkreide und Bleiweiss, jedes getrennt mit gekochtem Leinöl zu einer compacten Masse fein gerieben. Beide Substanzen werden etwa zu gleichen Mengen unter Zusetzung von Kopallack derart gemischt, dass sie eine geschmeidige Masse bilden. Der Kopallack dient hierbei als Trocken- und zugleich als Klebemittel. Verputzte Wände, Eisen- und Holzwände, überhaupt sämmtliche Flächen, eignen sich zum Anbringen, sofern dieselben eben und trocken sind, erforderlichen Falles sind die Flächen vorher mit Kalk zu verputzen. Für rohe Kalkwände und für nicht mit Oelfarbe versehene Wände ist ein vorheriger Anstrich erforderlich, bestehend aus je ¼ Terpentin, gekochtem Leinöl, Kopallack und Siccativ. Nachdem dieser Anstrich trocken ist, wird die Rückseite der Platten und die Wand mittels breiter Spachteln mit einer dünnen Schicht Kitt gleichmässig überstrichen, die Platte dann sofort an die Wand gelegt und mittels weicher Flanellappen von der Mitte ausgehend nach den Kanten zu derart festgedrückt, dass eine Bildung von Luftblasen ausgeschlossen ist. Dann wird die Oberfläche mit Flanellappen von den Kittflecken gereinigt und die Platte genau angepasst. Noch sei bemerkt, dass der Kitt soviel Kopallack enthalten muss, dass ein Bewegen der Platten nach Verlauf von ¼ Stunde nach Anbringung ausgeschlossen ist. Nach jeder Tagesarbeit ist die gesammte Fläche nochmals mit weichem Flanell stark abzureiben, so dass keine Spur von Kitt auf der Oberfläche zurückbleibt. Trockene Kittflecken werden mit Benzin abgerieben. (Nach Eisenzeitung.) Neues Verfahren zum Emailliren von Blechwaaren. Zum Emailliren von Blechwaaren in einem Auftrage hat H. Claus in Thale ein Verfahren erfunden, das nach der Illustrirten Zeitung für Blechindustrie hier wiedergegeben sei. Bei demselben kommt eine Emailmasse in Anwendung, die, im Gegensatz zu dem bisher üblichen Verfahren, mehr alkalischer Natur ist und sehr viel Kalifeldspath enthält, wodurch die Strengflüssigkeit des Emails vermehrt und die Widerstandsfähigkeit gegen chemische Agentien und die hohe Deckkraft des Emails besonders gesteigert wird. Die Verhältnisszahlen zur Zusammensetzung der Emailmassen, welche innerhalb gewisser Grenzen Abänderung erfahren können, ohne dadurch im Wesentlichen die Eigenschaften derselben zu ändern, sind: 130 Feldspath, 125 Borax, 70 Quarz, 25 Soda, 17 Salpeter, 10 Flusspath, 4 Antimon und 0,5 Kobalt. Die innig mit einander vermengten und geschmolzenen Massen werden mit Wasser unter Zusatz von fettem Thon so lange gemahlen, bis das Email sich zu einer dünnen, gleichmässigen, zusammenhängenden Schicht ausbreiten lässt. Die vorher abgescheuerten und abgewaschenen Gegenstände werden mit der so zubereiteten, zum Auftragen mit einem Gemenge von gleichen Theilen pulverisirten Kupfervitriols und Eisenvitriols bepudert, an der Atmosphäre zum Trocknen gebracht und bei Eintritt von Luft trocken gebrannt. Während des Aufpuderns der genannten Salze bilden sich an der Oberfläche braunrothe und schwärzliche Flecken, welche dem Emailüberzug eine abwechselnd dunkle und lichte Färbung geben. Die Marmorirung des Emails kann durch die Körnergrösse der anzupudernden Salze variirt werden, und lassen sich z.B. bei entsprechend gewählter Körnergrösse des Gemisches und durch entsprechende Anordnung der weisslichgrauen und dunklen Stellen die Bruchflächen des natürlichen grobkörnigen Granits auf der Oberfläche des Emails imitiren. Die Marmorirung ist das Resultat des folgenden Processes: An den Stellen, wo die Farbtheilchen auf das nasse Email auffallen, findet bei allmählicher Lösung der Salze ein Gerinnen des Emails statt; in Folge dessen bildet sich an diesen Stellen der Oberfläche eine zähere neben einer wässerigen Masse. Letztere veranlasst das Durchdringen der Salzlösung in die Tiefe bis zur Oberfläche des Metalls, während die zähere Masse die Lösung an die Oberfläche einschliesst. Sobald dann die Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd mit dem Eisen in Berührung kommt, bildet sich eine schützende Decke von metallischem Kupfer, während gleichzeitig durch Wechselwirkung schwefelsaures Eisenoxydul entsteht, das von dem alkalischen Email in Eisenoxyd übergeführt wird, wobei eine Färbung des Emails, aus der Tiefe nach der Oberfläche verlaufend, entsteht. Die Eisenvitrioltheilchen werden von dem alkalischen Email in dem Grade, als sie sich lösen, in unlösliche Formen übergeführt und zwar von der Oberfläche nach unten wachsend. Die unbeständigen Oxydulverbindungen gehen schnell in Oxydverbindungen über und es erscheint an der Oberfläche des Emails Rost, wodurch die erwünschte Marmorirung an der Oberfläche erzeugt wird. Die geschilderte Verschiedenartigkeit der Oxydationen, welche die genannten Salze hervorrufen und welche durch Veränderung der Korngrösse oder durch gleichzeitigen Zusatz dieser Verbindungen in dem Email variirt werden können, rufen eine Färbung des Emails hervor und geben dem Gegenstand ein schönes, marmorähnliches Aussehen. Ausser den benannten Metallsalzen eignen sich auch schwefelsaures Nickeloxydul und übermangansaures Kali zur Erzeugung effectvoller Marmorirung und es ist nicht ausgeschlossen, noch weiter Metallsalze allein oder vereint zur Anwendung zu bringen. (Durch Eisenzeitung.) Vergleichung der Schmelzpunktswerthe der Seger'schen Kegel mit den Angaben des le Chatelier'schen Pyrometers. Nach Dr. Hecht ist es mit Hilfe des le Chatelier'schen Pyrometers neuester Construction möglich gewesen, sich von der wirklich erreichten Höhe der in keramischen Oefen beim Abbrennen verschiedener Fabrikate herrschenden Temperaturen, die gleichzeitig durch das Umschmelzen Seger'scher Kegel verauschaulicht werden, ein zutreffenderes Bild zu machen, als bisher. Nach den neueren mit peinlichster Genauigkeit ausgeführten Versuchen von Violle, Barus und v. Hollborn und Wien von der physikalisch-technischen Reichsanstalt (Ann. d. Phys.u. Chemie, 1895 S. 276) schwanken die beobachteten Schmelzpunkte von Silber zwischen 954 und 986° im Mittel 970° Gold 1045 1093° 1069° Kupfer 1054 1097° 1076° Nickel 1476 1517° 1496° Palladium 1500 1643° 1572° Platin 1757 1855° 1806° Kegel Nr. 022 schmilzt bei dunkler Rothglut, Nr. 05 ungefähr bei Goldschmelzhitze, Nr. 1 beim Schmelzpunkt einer Legirung von 10 Gold und 10 Platin, Nr. 20 bei Nickelschmelzhitze, Nr. 36 etwas über Platinschmelzhitze. Hecht fand früher, dass Kegel 022 durchschnittlich bei 590° 010 950° 05 1075° 1 1150° 10 1330° schmilzt. Unter der Voraussetzung, dass die zwischenliegenden Kegel bei gleichmässigem Fortschreiten der Temperatur in gleichen Zeitabschnitten schmelzen, ergibt sich für Kegel 022 bis 010 ein Temperaturintervall von je 30° und für die übrigen ein solches von je 20°. Berechnet man nach diesen Erwägungen die Schmelzpunkte der höher stehenden Kegel, so ergeben sich folgende rechnerisch geschätzten Werthe: Kegel-Nr. Grad C. Kegel-Nr. Grad C. Kegel-Nr. Grad C. 022   590 02 1110 18 1490 021   620 01     30 19 1510 020     50   1     50 20     30 019     80   2     70 21     50 018   710   3     90 22     70 017     40   4 1210 23     90 016     70   5     30 24 1610 015   800   6     50 25     30 014     30   7     70 26     50 013     60   8     90 27     70 012     90   9 1310 28     90 011   920 10     30 29 1710 010     50 11     50 30     30   09     70 12     70 31     50   08     90 13 1400 32     70   07 1010 14     10 83     90   06     30 15     30 34 1810   05     50 16     50 25     30   04     70 17     70 36     50   03     90 Der Verfasser hat auch Näheres über die Einrichtung des neuen le Chatelier'schen Pyrometers und die Vorsichtsmaassregeln bei seiner Anwendung mitgetheilt. (Thonindustrie-Zeitung, 1896 Nr. 18 und 19.)