Titel: [Kleinere Mittheilungen.]
Fundstelle: Band 301, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 23
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[Kleinere Mittheilungen.] Kleinere Mittheilungen. Lösungsmittel für Eisenrost. Häufig ist es mit Umständen verbunden, mitunter sogar unmöglich, von Eisen den Rost durch Schleifen zu entfernen. Bequem geschieht aber die Reinigung stark von Rost angegriffener Gegenstände, nach einer Mittheilung in Stahl und Eisen, durch Eintauchen in eine ziemlich gesättigte Lösung von Zinnchlorid (SnCl). Die Dauer der Einwirkung ist abhängig von der grösseren oder geringeren Dicke der Rostschicht; in der Regel genügen 12 bis 24 Stunden, wobei nur zu beachten ist, dass ein Ueberschuss an Säure im Bade verhindert werde, weil diese das Eisen selbst angreift. Nachdem die Gegenstände aus dem Bade genommen sind, müssen sie mit Wasser und dann mit Ammoniak abgespült und hierauf schnell abgetrocknet werden. Eine Einfettung mit Vaseline scheint zur Verhütung neuer Rostbildung nützlich zu sein. Das Aussehen der auf diese Weise behandelten Gegenstände gleicht demjenigen von mattem Silber. Dampfkesselexplosion. Wie wir 1894 293 306 berichtet haben, waren technische Kreise mit der amtlichen Feststellung des Begriffes einer Kesselexplosion keineswegs einverstanden. Sie fürchteten sowohl Schädigung des Rufes deutschen Kesselbaues im Auslande als auch Belästigung der Kesselbesitzer. In Folge einer Vorstellung des Vereins deutscher Ingenieure wurde eine Commission des genannten Vereins vom Reichsamt des Innern auf den 29. Februar 1896 nach Berlin eingeladen, wo in einer gemischten Sitzung die Angelegenheit zur eingehenden Besprechung gelangte. Nachdem die Anforderungen erörtert waren, welche einerseits die technische Wissenschaft, andererseits die mit der Aufsicht über den Dampfkesselbetrieb betrauten Behörden und die Statistik an eine solche Erklärung stellen, wurde mit Benutzung der im J. 1888 von dem Verein deutscher Ingenieure, dem Internationalen Verbände der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine und dem Verbände deutscher Privatfeuerversicherungsgesellschaften aufgestellten Definition und in der Erwägung, dass für die Anwendung auf die amtliche Ueberwachung des Dampfkesselbetriebes und auf die Statistik nur solche Fälle zu berücksichtigen seien, bei denen das Ereigniss auf den Dampfkesselbetrieb zurückzuführen ist, die Explosion also nicht durch äussere Ereignisse (Blitzschlag, Einsturz von Gebäuden u.s.w.) herbeigeführt worden ist, beschlossen, für die Zwecke der Berichte der Aufsichtsbehörden und die statistischen Aufzeichnungen auszusprechen: „Eine Dampfkesselexplosion liegt vor, wenn die Wandung eines Kessels durch den Dampfkesselbetrieb eine Trennung in solchem Umfange erleidet, dass durch Ausströmen von Wasser und Dampf ein plötzlicher Ausgleich der Spannungen innerhalb und ausserhalb des Kessels stattfindet.“ Säurefeste Anstriche und Kitte. Boivin empfiehlt aus eigener Erfahrung nachstehende Anstriche und Kitte, wo es sich darum handelt, saure, ätzende Flüssigkeit für die Gefässwände unschädlich zu machen. Schwefelsäure und Salpetersäure greifen einen Anstrich aus Kaliwasserglas 30° Be., angerührt mit entsprechender Menge Bimsteinpulver, absolut nicht an. Derselbe ist auch als Kitt für Glassachen vorzüglich. Ein ebenso guter Anstrich besteht aus 2 Thl. Asbestpulver, 1 Th. Barytsulfat, 2 Thl. Natronwasserglas 50° Bé. Derselbe widersteht der Einwirkung starker Schwefel- und Salzsäure. Bei verdünnten Säuren genügt es, wenn das Wasserglas nur 13° Bé. schwer ist. Heisse Salpetersäure verträgt ein Anstrich aus 2 Th. Natronwasserglas, 3 Thl. Sand, 1 Th. Asbest. Das Natronwasserglas kann durch Kaliwasserglas ersetzt werden. Nur ist dasselbe theurer und dann trocknet die Mischung sehr schnell, so dass man sich beeilen muss, den Anstrich fertig zu bringen. Am theuersten stellt sich der zuerst angeführte Anstrich. Die Gewichts Verhältnisse können verändert werden, ohne dass dadurch eine Verschlechterung des Productes erzielt werden würde, namentlich dann, wenn die Mischungen als Kitt zum Verbinden von Thonstücken mit einander Verwendung finden sollen. (Droguisten-Zeitung, 1896 S. 55.) Die Kohlensäure und ihre Verwendung. In der Sitzung des Württembergischen Bezirksvereins für angewandte Chemie hielt am 13. December 1895 Dr. Holete einen Vortrag über die Kohlensäure und ihre Verwendung. Nach einem geschichtlichen Ueberblicke und einer kurzen Besprechung der wichtigsten Eigenschaften, bei der Redner auch grosse Mengen von fester Kohlensäure darstellte und Versuche damit vorführte, schilderte der Vortragende zunächst die Art und Weise der Verdichtung der Kohlensäure, wie sie in der Technik vorgenommen wird, und beschrieb die dazu gebrauchten Maschinen sowie die Flaschen, in welchen die Kohlensäure zum Versand kommt. Bei der Besprechung des Vorkommens in der Natur ging Redner näher auf die bei Eyach am Neckar befindlichen Quellen ein, welche seit ungefähr einem Jahre von der Firma Kohlensäure-Industrie Dr. Raydt in Stuttgart und Eyach ausgebeutet werden. Das Werk ist dadurch besonders interessant, dass die Kohlensäure in flüssigem Zustande in einer Hochdruckleitung ungefähr 1200 m bis zur Eisenbahnstation geleitet und hier auf Flaschen abgefüllt wird. Von den Fabrikationsmethoden wurde das Ozouf'sche Laugeverfahren näher beschrieben, besonders da dieses trotz seiner grossen Mängel mehr und mehr das Säure verfahren verdrängt. Von den zahlreichen Anwendungsarten, welche seit der Einführung der Kohlensäure in bequemer Form sehr an Ausdehnung zugenommen haben, verdient die im J. 1879 in Kiel vorgenommene Hebung grosser Lasten im Wasser durch Aufblähen von Ballons Erwähnung, weil bei dieser Gelegenheit zuerst grössere Mengen flüssiger Kohlensäure hergestellt und in dieser Form verwandt wurden. Am stärksten ist der Verbrauch beim Bierausschank und bei der Bereitung von moussirenden Getränken. Beides wird dadurch ermöglicht, dass der Preis der flüssigen Kohlensäure in der letzten Zeit bedeutend gesunken ist. Neu dargestellte Carbide.Vgl. 1893 289 * 164. Der Name Carbid kam vor etwa Jahresfrist in Aller Mund, als ein leicht verfolgbarer Darstellungsweg des Calciumcarbids entdeckt worden war und die Eigenschaft dieser Kohlenstoffverbindung, sich in Berührung mit kaltem Wasser unter Ausscheidung von Acetylengas zu zersetzen, industrielle Hoffnungen auf gewerbliche Verwendung erweckt hatte. Die Darstellung weiterer Carbide oder Carburete verdanken wir insbesondere Henri Moissan. Wie genannter Forscher nachwies, wächst das Bestreben des Kohlenstoffs, sich an Metalle und Metalloide anzuschliessen, mit steigender Temperatur und vermag derselbe zahlreiche, wohl bestimmte krystallinische Verbindungen mit Metallen zu bilden. Von diesen lassen verschiedene, so insbesondere diejenigen des Chroms, des Molybdäns und des Titans gar keine Einwirkung auf Wasser von gewöhnlicher Temperatur erkennen, andere dagegen zersetzen sich in kaltem Wasser schnell zu Metalloxyd und gasförmigem Kohlenwasserstoff. Die Natur des letzteren ist nicht überall die gleiche. Reines Acetylengas liefern die nach der Formel C2R constituirten krystallinischen Carbide der Erdalkalien; auch das in neuester Zeit von Moissan dargestellte Lithiumcarbid (C2Li) thut dies und entspricht darin den krystallisirten Carbiden des Calciums, Bariums und Strontiums. Das Aluminiumcarbid (C3Al4) dagegen und das Carbid des Gluciniums oder Berylliums (CGl2) geben Methangas. Gewisse Carbide aber besitzen nun, wie H. Moissan in Comptes rendus, 1896 S. 274, berichtet, ein davon ganz abweichendes Verhalten, indem bei ihrer Zersetzung nicht nur ein Kohlenwasserstoff, sondern mehrere von verschiedener Art entstehen. Es sind dies das Urancarbid, dasjenige des Ceriums und auch das des Mangans. Das Urancarbid von der Formel C3Ur2 ist ein metallglänzender krystallinischer Körper von 11,28 spec. Gew., der etwas weniger hart als Bergkrystall ist und, ebenso wie das Uraniummetall, mit einem anderen harten Materiale geschlagen, brillante Funken gibt, beim unvorsichtigen Pulvern im Achatmörser Feuer fängt und weiter brennt. Bei seiner Zersetzung in kaltem Wasser geht etwa der dritte Theil des in ihm enthaltenen Kohlenstoffes in eine gasförmige, an Methan reiche Verbindung über, während die übrige Masse des Kohlenstoffes ein Gemenge von flüssigen und festen Kohlenstoffverbindungen und von bituminösen Substanzen liefert. Nach Moissan ist diese Entstehung mannigfaltiger Gebilde den Polymerisationserscheinungen zuzurechnen und entspricht den ähnlichen Vorgängen, welche Berthelot in seinen Untersuchungen der pyrogenen Zersetzung von Kohlenwasserstoffen beschrieben hat. In gleicher Weise liefert Ceriumcarbid von der Formel C2Ce mit kaltem Wasser ein Gemenge von gasförmigem Acetylen, Aethylen und Methan mit mehr condensirten flüssigen und festen Kohlenwasserstoffverbindungen. Wie Moissan betont, erscheinen diese Vorgänge deshalb von Bedeutung, weil man hier nur durch Einwirkung von kaltem Wasser auf eine Metallverbindung, welche nicht organischen Ursprungs ist, zugleich gasförmige, flüssige und feste Kohlenwasserstoffe enthält. Auf dem Wege zur rein chemischen Darstellung solcher Substanzen, zu deren Gewinnung man bislang vom organischen Lebensprocess gelieferten Rohstoff bedurfte, ist hierbei ein bedeutender Schritt vorwärts gemacht worden. Das Mangancarbid Mn3C, von dessen Darstellung Moissan in Comptes rendus, Nr. 8, berichtete und das er im elektrischen Ofen bei 1500 bis 3000° aus einem Gemenge von 200 Thl. Manganoxyd mit 50 Thl. Zuckerkohle gewann, zeigt ein wiederum etwas abweichendes Verhalten; dieser sich schon an der Luft zersetzende Körper von 6,89 Dichte bildet nämlich, wenn er rein ist, mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur nur ein Gasgemenge, das zur Hälfte aus Methan, zur anderen Hälfte aus Wasserstoff besteht. Der Umwandelungsvorgang stellt sich dar nach der Formel Mn3C + 6H2O = 3Mn (HO)2 + CH4 + H2. Noch neueren Datums sind die Mittheilungen über Carbide, welche sich zum Theil ähnlich wie die oben gekennzeichneten Uran- und Cercarbide verhalten, zum Theil aber neue Räthsel aufgeben; jene hat Moissan in Gemeinschaft mit Etard, diese mit Lengfeld dargestellt. Erstgemeinte sind die in durchsichtigen Krystallen ausgebildeten Carbide von Yttrium und Thorium (C2Y und C2Th), jenes von 4,13, dieses von 8,96 Dichte. Das Yttriumcarbid zersetzt sich in kaltem Wasser zu weissem Ytteroxydhydrat und einem an Acetylen reichen Gemenge von gasförmigen Kohlenwasserstoffen mit etwas Wasserstoff (71,8 Proc. Acetylen, 19 Methan, 4,6 Aethylen und 4,7 Wasserstoff), wogegen das Thoriumcarbid in diesem Falle mehr Wasserstoff und weniger Acetylen liefert, nämlich 47,7 Proc. Acetylen, 29,3 Methan, 5,7 Aethylen, 17,1 Wasserstoff und eine geringe Menge flüssiger und fester Kohlenwasserstoffe. – Die zweite Andeutung bezieht sich auf ein neu gewonnenes Carbid des Zirkoniums; ein anderes Carbid von der Formel C2Zr hatte vorher schon Troost innerhalb des elektrischen Lichtbogens bei einem schwachen Strom von 35 Ampère und 70 Volt dargestellt; nun ist bei noch geringerer Hitze, ausserhalb des Lichtbogens, das Carbid CZr in grauen, metallisch glänzenden Krystallen erhalten worden, welche an Härte dem Rubin beinahe gleichkommen und sich nicht, weder in feuchter noch in trockener Luft und bis zu 100° erwärmt, verändern. Daher zersetzen sie sich auch nicht im Wasser, weder im kalten noch im warmen. (Nach O. L. in Stahl und Eisen) Bücher-Anzeigen. Die Thätigkeit des Berliner Vereins für Volksbäder. Veröffentlicht bei Gelegenheit der Berliner Gewerbeausstellung 1896. Berlin. Verlag von Jul. Springer. Diese zur Beförderung des Badewesens verfasste Schrift enthält im ersten Abschnitt technische Erläuterungen und bauliche Anlagen für das Volksbad vom Vorsitzenden des Vereins Dr. Lassar; im zweiten Abschnitt eine Beschreibung des Brausebades in den Berliner Gemeindeschulen von Dr. Abraham. Die weiteren Abschnitte enthalten rein Geschäftliches. Zur Erklärung dienen 4 Tafeln, die zu einem neuen Entwürfe hinreichenden Anhalt bieten. Wir empfehlen diese gemeinnützige Schrift den weitesten Kreisen zur Beachtung. Beiträge zur Aesthetik, herausgegeben von Th. Lipps und R. M. Werner. III: Karl Böttcher's Tektonik der Hellenen. Als ästhetische und kunstgeschichtliche Theorie. Eine Kritik von Dr. R. Streiter, Architekt. Hamburg und Leipzig. Verlag von Leop. Voss. 135 S. 3 M.