Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 301, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 95 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Bemerkungen zu den Versuchen: Bestimmung der Stärke der
Isolirwände an Geldschrankkörpern.
In Bd. 300 S. 173 dieser Zeitschrift beschreibt der Civilingenieur Franz Ruff von ihm angestellte Versuche behufs
Ermittelung einer zweckmässigen Stärke der isolirenden Wandstärke von sogen.
feuersicheren Geldschränken. Ruff sagt, dass der
Wärmedurchgang durch die Wände entweder rechnerisch oder durch Versuche festgestellt
werden könnte. Die erste Methode würde sehr verwickelt ausfallen, namentlich da in
unserm Fall eine sehr grosse Temperaturdifferenz vorhanden und die sogen.
Wärmeleitungscoëfficienten noch sehr nebelhafte Grössen sind. Letzterem Ausspruche
kann ich nicht zustimmen. Dank den mühsamen Versuchen des Physikers Péclet sind uns besonders die
Wärmeleitungscoëfficienten der sogen. schlechten Wärmeleiter genau bekannt (Péclet, Traité de la chaleur, 1878 S. 553). In
folgender Tabelle sind von einigen Körpern die Wärmeleitungscoëfficienten
angegeben.
Holzkohlen aus Gasretorten
4,96
Gewöhnlicher Gyps
0,331
Mit Alaun vermischter Gyps
0,44
Gebrannter Thon
0,63
Fichtenholz, senkrecht zu den Fasern
0,093
„ parallel „ „ „
0,17
Kork
0,143
Glas
0,75
Holzasche
0,06
Holzkohlenpulver
0,079
Wolle
0,044
Druckpapier
0,034
Der Wärmeleitungscoëfficient von Kieselguhrmasse, wie dieselbe zu Isolirungen von
Dampfleitungen verwendet wird, beträgt im Mittel 0,12 und der für Seidenabfall
0,045. Diese Zahlen geben bekanntlich die Wärmemenge an, welche in 1 Stunde durch
eine Platte von 1 qm Oberfläche und 1 m Dicke geht, wenn die beiden Flächen eine um
1° verschiedene Temperatur besitzen.
Die durch eine Wand von 1 qm Querschnitt und in 1 Stunde hindurchgehende Wärmemenge
M wird nach folgender sehr einfachen Formel
berechnet:
M=\frac{C\,(t-t_1)}{d}
In dieser Formel bedeutet C den
Wärmeleitungscoëfficienten, t und t1 die
Oberflächentemperaturen der Wand und d die Dicke
derselben. Es wird somit durch die Geldschrankwände desto weniger Wärme gehen, einen
je schlechteren Wärmeleiter man anwendet, je dicker man denselben nimmt und je
kleiner die Temperaturdifferenz t – t1 wird. Ist ein Geldschrank einem Feuer ausgesetzt,
so wird von allen Seiten in das Innere Wärme eindringen, und zwar so lange, bis die
Innentemperatur dieselbe geworden ist, als die Temperatur der äusseren Oberflächen.
Würde somit ein sogen. feuersicherer Schrank lange Zeit hindurch einer hohen
Temperatur ausgesetzt sein, so würden alle darin befindlichen organischen Substanzen
(Papier, Leder u.s.w.) verkohlen. Der schlechte Wärmeleiter, mit welchem man die
Doppelwände ausfüllt, schützt daher die im Schrank befindlichen organischen Körper
nur bis zu einer bestimmten Zeit vor dem Verderben. Diese Zeit wird wahrscheinlich,
gleiche Wandstärke vorausgesetzt, bei grösseren Geldschränken wegen der grossen
Flächen und der geringen specifischen Wärme der Luft kürzer sein, als bei
kleineren.
Um die Temperatur kennen zu lernen, welche im Innenraum eines Geldschrankes nach
einer bestimmten Zeit entstanden ist, stellte Ruff
Versuche an mit einem cylindrischen Gefäss von Schmiedeeisen, welches 0,1 qm
Querschnitt und eine
Gesammthöhe von nur 200 mm hatte. Der Boden war doppelt und der Zwischenraum von 100
mm wurde mit verschiedenen schlechten Wärmeleitern gefüllt. Nach dem zweiten Boden
kam eine 15 mm dicke Luftschicht, dann 15 mm starkes Holz und der übrige Luftraum
war 68 mm hoch und mit einer Eisenplatte abgedeckt. Die entstandene Temperatur nach
1 Stunde wurde an verschiedenen Stellen mit Legirungen von verschiedenem
Schmelzpunkt ungefähr bestimmt, nachdem der Boden dem Heizeffect von Steinkohlen auf
dem Herd eines Ventilatorgebläses ausgesetzt worden war.
Zu diesen Versuchen habe ich Folgendes zu bemerken: Das Gefäss hätte zunächst etwas
grösser sein können und so construirt wie ein Geldschrank, somit an allen Seiten
Doppelwände und der Zwischenraum mit schlechten Wärmeleitern gefüllt. Da nur der
Boden des Gefässes erhitzt wurde, so konnte durch den Deckel und die oberen Theile
der Seitenwände Wärme an die Luft abgegeben werden, wodurch die Innentemperatur
erheblich niedriger geblieben ist, als wenn von allen Seiten Wärme in das Innere
gedrungen wäre. So wie Ruff die Versuche angestellt
hat, haben dieselben für die Praxis nur geringen Werth.
Ruff empfiehlt als schlechte Wärmeleiter Flugasche, Lehm
und Kieselguhr. Nach Péclet ist der
Wärmeleitungscoëfficient von gebranntem Thon 0,63. Im Vergleich zu andern Körpern
ist dieser Coëfficient hoch und deshalb ist Lehm nicht zu empfehlen. Ich möchte an
dieser Stelle auf Seidenabfall aufmerksam machen, welcher Stoff schon seit langer
Zeit als bestes Isolirmittel für Dampfleitungen im Gebrauch ist. Der
Wärmeleitungscoëfficient von Seidenabfall beträgt nur 0,045. Seidenabfall übertrifft
somit fast alle Körper an schlechter Leitungsfähigkeit. Wie alle organischen
schlechten Wärmeleiter: Wolle, Filz, Kork, Torf, unterliegt auch Seide, höheren
Temperaturen ausgesetzt, einem Zersetzungsprocess oder einer Verkohlung. Während
aber die Stoffe pflanzlicher Herkunft, also Baumwolle, Kork, Torf, Holz, sehr leicht
brennbar sind, so ist bei den stickstoffhaltigen Faserstoffen thierischer Herkunft
diese Gefahr ausgeschlossen. Ist die Seide verkohlt, so ist die daraus entstandene
Kohle ein fast noch schlechterer Wärmeleiter als die Seide selbst. Folgender Vorfall
bestätigt dieses. Nach dem Brande der Brauerei Halt in
Strassburg stellte sich heraus, dass eine mit Korkformstücken bekleidete Rohrleitung
ganz unbrauchbar geworden war; von der Isolirung selbst war keine Spur mehr da. Eine
in demselben Raume gelegene, mit Seidenzöpfen isolirte Leitung, die derselben
Einwirkung des Feuers ausgesetzt war, war gut erhalten und brauchbar geblieben. Das
Rohr war noch umhüllt von der allerdings verkohlten Seide, welche die Einwirkung des
Feuers auf das Rohr selbst verhindert hatte. Genau derselbe Fall ereignete sich in
der Bleicherei und Färberei Stuttgart in Uhingen. Die
mit Kork umhüllten Rohre waren vollständig vernichtet, während die mit Seide
versehene Leitung, die neben der anderen gelegen war, unversehrt geblieben war.
Nach den Versuchen von Ruff vermindert die Holzeinlage
die Temperaturerhöhung im Innenraum nur um 40° und nach dessen Meinung könnte unter
Umständen diese 15 mm starke Holzverkleidung weggelassen werden. Diese
Holzverkleidung wird aber eine viel bessere Wirkung hervorbringen, wenn die der
eisernen Wand zugekehrte Seite mit Zink- oder Weissblech verkleidet wird. Der
Strahlungscoëfficient von Eisen ist 3,17, von Holz 3,6, von Zink 0,24 und der von
Zinn 0,215. Eisen strahlt somit 14mal, Holz 16mal mehr Wärme aus als Zink und Zinn.
Körper, welche ein geringes Strahlungsvermögen besitzen, haben auch ein geringes
Absorptionsvermögen. Ist das Holz mit Zink- oder Weissblech bekleidet, so wird diese
Bekleidung die von der eisernen Wand kommenden Wärmestrahlen grösstentheils
zurückwerfen, wodurch sich das Holz weniger stark erwärmt, als wenn es unbekleidet
bleibt.
Um das Ansteigen der Temperatur im Innenraum eines sogen. feuersicheren Geldschrankes
mit der Zeit beobachten zu können, wenn derselbe rings einer hohen Temperatur
ausgesetzt wird, wird man statt Legirungen zweckmässig ein Thermoelement mit
Galvanometer, oder ein Luftthermometer aus Porzellan benutzen.
Chemnitz, im Juli 1896.
Dr. Russner.
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