Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, Miszellen, S. 24 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Zur Einführung der einheitlichen Garnnumerirung.
Wie der Manchester Guardian berichtet, hatten die
englischen Handelskammern die Regierung ersucht, das metrische Maass und Gewicht
möglichst rasch und zwar binnen 2 Jahren einzuführen, und Mr. Balfour hatte einer zu diesem Zweck an ihn abgesandten
Deputation gegenüber es als einzige Schwierigkeit bezeichnet, dass möglicher Weise
die Detaillisten und die grosse Masse ihrer Kunden zu wenig darauf vorbereitet
seien.
Nachdem nun in der Zwischenzeit dieselbe Frage von einer ganzen Reihe von
Interessenten-Versammlungen besprochen und gleichfalls dringend befürwortet worden
ist, hat, wie wir der Tagespresse entnehmen, soeben der Präsident des Handelsamts,
Ritchie, im Unterhaus seine Bill zur Einführung des
metrischen Systems in England eingebracht.
„Die Spitzen des britischen Handelsstandes haben seit vielen Jahren darauf
gedrungen, aber alle Bemühungen sind an dem Conservatismus der Engländer
gescheitert. Ritchie geht vorsichtig zu Werke. Nach
ihm besteht kein Grund, von Alters her überkommene Maasse und Gewichte
abzuschaffen, aber ebensowohl sei es eine Sache der Nothwendigkeit, das Volk mit
dem vom gesammten Continent angenommenen Maasssystem bekannt zu machen. Manches
werthvolle Geschäft geht dem britischen Kaufmann verloren, weil er seine
Preislisten in den unhandlichen englischen Gewichten und Werthen ausschreibt.
Der Minister schlägt vor, das metrische System neben dem bestehenden gesetzlich
zu machen. In der Bill finden sich die genauen Aequivalente zwischen englischen
und metrischen Einheiten aufgezählt; in ihrer jetzigen Form dürfte die Bill
wahrscheinlich geringem Widerstand begegnen.“
Danach scheint man in England jetzt mit Ernst an die Einführung des metrischen
Systems zu gehen, und da eingestandenermaassen dies nur aus Concurrenzrücksichten
geschieht, so dürfte diese Thatsache nicht nur für England, sondern für alle mit ihm
im Weltmarkt concurrirenden Staaten von Interesse sein, während sie andererseits vom
Standpunkt grösserer Einheitlichkeit nur mit grösster Freude begrüsst werden kann
und speciell auch der Einführung des metrischen Systems für Garne damit ganz
neue, günstige Aussichten erwachsen. In Bradford beispielsweise sucht man bereits
Stimmung zu machen für Abhaltung eines internationalen Congresses zwecks
einheitlicher Regelung der Garnnumerirung. In Deutschland dürfte dieses Vorhaben
vielen Spinnern und Webern sympathisch sein, wenngleich die ganze Angelegenheit in
Bradford noch, nicht über das Anfangsstadium hinaus ist.
(Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie.)
Entwurf einer Tabelle von Normalrohren für den Gebrauch in
mechanisch-optischen Werkstätten.
Nachdem die Aufstellung einer Normalgewindescala (Löwenherz-Gewinde) unter Mitwirkung
der physikalisch-technischen Reichsanstalt zu Ende geführt war, beschloss zur Zeit
der V. Mechanikertag auch die Aufstellung einheitlicher Rohrdimensionen für die
Feinmechanik in Angriff zu nehmen.
Die damals vom Mechanikertag gewählte Schraubencommission legte nunmehr die
nachfolgende Tabelle dem vor Kurzem in Berlin tagenden VII. Mechanikertag vor mit
dem Wunsche, diese zur Einführung anzunehmen. Der Mechanikertag beschloss, die
definitive Annahme derselben bis zur nächsten Versammlung zu vertagen und in der
Zwischenzeit sich im weiteren Umfang die Ansichten der maassgebenden Kreise zu
verschaffen. Wir fordern daher auch unsere Leser, insbesondere die Werkstätten, die
vorwiegend den Bau von Fernrohren und Mikroskopen pflegen, auf, sich zu der
aufgestellten Scala zu äussern.
A. Rohre mit einer Wandstärke von 0,75 mm, bei welchen nach geringem Ueberpoliren
sich das jeweilig dünnere Rohr in das nächstfolgend stärkere gut passend einschieben
soll:
Nr.
Aussenmaasse
Innenmaasse
Nr.
Aussenmaasse
Innenmaasse
mm
mm
mm
mm
1
9,75
8,25
14
29,25
27,75
2
11,25
9,75
15
30,75
29,25
3
12,75
11,25
16
32,25
30,75
4
14,25
12,75
17
33,75
32,25
5
15,75
14,25
18
35,25
33,75
6
17,25
15,75
19
36,75
35,25
7
18,75
17,25
20
38,25
36,75
8
20,25
18,75
21
39,75
38,25
9
21,75
20,25
22
41,25
39,75
10
23,25
21,75
23
42,75
41,25
11
24,75
23,25
24
44,25
42,75
12
26,25
24,75
25
45,75
44,25
13
27,75
26,25
B. Rohre, bei welchen mit zunehmendem Durchmesser auch die Wandstärke wächst, und
welche nach Bearbeitung durch Ueberdrehen auf die Maasse der Rohre Nr. 1 bis 25
gebracht und für diese passend gemacht werden können:
Nr.
Aussen-maasse
Innen-maasse
Wand-stärke
Nr.
Aussen-maasse
Innen-maasse
Wand-stärke
mm
mm
mm
mm
mm
mm
1a
8,40
6,75
0,825
14a
28,00
26,25
0,875
2a
9,90
8,25
0,825
15a
29,50
27,75
0,875
3a
11,40
9,75
0,825
16a
31,00
29,25
0,875
4a
12,90
11,25
0,825
17a
32,55
30,75
0,9
5a
14,40
12,75
0,825
18a
34,05
32,25
0,9
6a
15,95
14,25
0,85
19a
35,55
33,75
0,9
7a
17,45
15,75
0,85
20a
37,05
35,25
0,9
8a
18,95
17,25
0,85
21a
38,55
36,75
0,9
9a
20,45
18,75
0,85
22a
40,10
38,25
0,925
10a
21,95
20,25
0,85
23a
41,60
39,75
0,925
11a
23,50
21,75
0,875
24a
43,10
41,25
0,925
12a
25,00
23,25
0,875
25a
44,60
42,75
0,925
13a
26,50
24,75
0,875
(Der Mechaniker.)
Treibriemen aus Papier.
Durch D. R. G. M. Nr. 51585 sind einem Fabrikanten in Schäferhof bei Wangen im Allgäu
(Württemberg) Treibriemen aus Papier geschützt worden. Der Riemen besteht aus
flachgepressten Papierrohren, welche durch Draht oder Stifte zusammengehalten
werden. Das Papier wird aus Natronzellstoff, Manilla und Bast hergestellt, und die
fertigen Rohre werden gegen Temperatureinflüsse und Reibung, sowie gegen Rutschen
auf der Scheibe und Dehnung durch Tränken mit geeigneten Stoffen gesichert. Als
Vorzüge dieser Riemen werden genannt: Dauerhaftigkeit, Billigkeit, gleichmässiges
Laufen und in Folge der sich beim Gange entwickelnden Elektricität inniges
Anschmiegen an die
eiserne Riemenscheibe. Die Verbindung geschieht durch einfache Draht- oder
Riemenverbinder.
Tiefstes Bohrloch.
Von den Bohrversuchen des preussischen Fiscus der letzten Zeit in Oberschlesien hat
nach v. Detten ein Bohrloch bei Paruchowitz V die
bisher grösste Tiefe von 2000 m aufzuweisen. Diese Bohrung hatte vorwiegend
wissenschaftliches Interesse. Seit dem Jahre 1880 hat der preussische Fiscus allein
über 400 Tiefbohrungen von zusammen 130000 m Teufe mit 13 Millionen Mark Kosten
ausgeführt; 1 m Teufe hat etwa 100 Mark gekostet.
Gasmaschinenbetrieb mit Heizgasen.
Wir entnehmen diesem interessanten Artikel von Professor Schöttler nach dem Bayerischen Industrie- und
Gewerbeblatt Folgendes: Das Bestreben, das theuere Leuchtgas durch billiges
Heizgas zu ersetzen, führte zur Anwendung des Dowson-Gases, so benannt nach dem
englischen Ingenieur, welcher dasselbe vor etwas mehr als 10 Jahren einführte.
Dowson-Gas ist ein Gemisch von Kohlenoxydgas (Generatorgas), das durch
unvollständige Verbrennung von Kohle mit Luft entsteht, mit Wassergas, welches
entsteht, wenn man einen Dampfstrom über glühende Kohlen leitet; dieses Gas enthält
Kohlenoxydgas und Wasserstoff.
Wassergas eignet sich sehr gut zum Maschinenbetrieb, doch ist seine Herstellung für
Motorenbetrieb zu umständlich.
Dowson-Gas besteht aus 41 Proc. Kohlenoxydgas, 21 Proc. Wasserstoff und 38 Proc.
Stickstoff.
Die Entwickelung des Gasmotorenbaues hat in neuerer Zeit auf sehr grosse Maschinen
geführt, welche sowohl mit Leucht- als mit Dowson-Gas betrieben werden. Die grösste
Ausführung ist die eines Motors, gebaut von der Firma Matter
und Co. in Rouen, die als 300pferdig bezeichnet ist. Dieselbe ist betrieben
mit Dowson-Gas, scheint aber nicht ganz befriedigt zu haben.
Nachstehende Tabelle gibt einen Vergleich zwischen Dampfmaschine und Gasmotor.
Brennstoffverbrauch von Dampf- und Dowson-Gasmaschinen.
Art der Dampfmaschine
Leistung
Dampfverbrauchfür 1
-Stunde
MechanischerWirkungsgrad
Verdampfungs-ziffer
Kohlenverbrauchfür 1
-Stunde
Deutzer Ge-währleistungfür
gleich-grosse Dowson-Gasmaschine für1 -Stunde
Anthra-cit*
Koks
k
k
k
k
Auspuffmaschine
10
15,0
0,85
7,0
2,5
0,8
1,2
1 stufige Condensations- maschine
20
10,0
0,85
7,5
1,6
0,7
1,1
2stufige Condensations- maschine
50
8,5
0,8
8,0
1,3
0,65
0,95
dto.
100
7,5
0,8
8,5
1,1
0,6
0,9
dto.
150
7,0
0,8
9,0
1,0
0,6
0,9
3stufige Condensations- maschine
1000
5,5
0,8
9,0
0,75
–
–
Heissdampfmaschine v. Schmidt
50
5,0
0,85
8,0
0,7
0,65
0,95
* Einschliesslich Koks für den Dampfkessel.
Schöttler sagt, „dass man dem Dowson-Gas grosse
Beachtung schenken muss, um so mehr, als man jetzt von Anthracit, das ja nicht
überall billig und bequem zu haben ist, absehen und Gas- oder Grubenkoks
verwenden kann. Sicherlich wird es nicht in allen Fällen richtig sein,
Gasmaschinen anzuwenden, aber der Fälle, wo man, ohne sich sonst Schaden zu
thun, von der grossen Brennstoffersparniss, welche jene gewähren, Nutzen ziehen
kann, sind viele.“
Wir fügen dem hinzu, dass mit Rücksicht auf die Preisdifferenz zwischen Koks und
Kohle, selbst wenn solche, wie bei den Versuchen benutzt, ziemlich theuer ist, aus
der Tabelle hervorgeht, dass die Grenze für günstigeren Betrieb der Gasmotoren schon
bei 20 liegt, wenn es sich um den Vergleich mit einer Eincylindermaschine
mit Condensation handelt. Wir haben aus eigener Erfahrung diese Grenze für die
gleichartige Dampfmaschine bei 35 gefunden.
Die Dampfmaschine mit zweistufiger Expansion liefert stets günstigere Resultate in
Bezug auf Brennstoffverbrauch als der Gasmotor, abgesehen von den vielen Vorzügen,
welche die Dampfmaschine immerhin besitzt. Die grossen Betriebsvortheile, welche dem
mit Leuchtgas betriebenen Gasmotor wegen seiner Bequemlichkeit innewohnen, gehen
beim Betrieb mit Dowson-Gas zum Theil verloren.
Für kleine Betriebe bis zu 8 ist die Gasmaschine heut mit Recht die
bevorzugte Kraftmaschine.
In dem Bestreben, ein kräftiger wirkendes Heizgas zu finden, als es durch das
Dowson-Gas repräsentirt wird, hat ein Franzose, Gardie,
den Generator dahin abgeändert, dass er die einzublasende Luft erwärmt und den
Verbrennungsprocess unter Druck durchführt. Er erreicht dabei, wie eine Analyse
seines Gases ausweist, eine Erhöhung der Beimengung an Kohlenwasserstoffen, die im
Dowson-Gas mit ⅓ Proc. enthalten, im Gardie-Gas auf 3,5 Proc. steigen, dagegen wird
der sehr wirksame Wasserstoffgehalt von 18,7 Proc. beim Dowson-Gas auf 15 Proc. beim
Gardie-Gas reducirt. Die übrigen Bestandtheile sind gleich. Gardie gibt den Heizwerth seines Gases zu 1600 W.-E. für 1 cbm, den des
Dowson-Gases zu 1300 W.-E. an. Letztere Angabe dürfte zu niedrig gegriffen sein.
Es ist sehr fraglich, ob die Einführung des Gardie-Gases einen Fortschritt gegen das
Dowson-Gas bedeuten wird, da namentlich die Vorwärmung der Luft und die Durchführung
des Processes unter Druck sicherlich Schwierigkeiten machen werden. Allerdings geht
die Vermehrung der Kohlenwasserstoffe auf Kosten der theerigen Producte, so dass Gardie mit seinem Generator ohne Reinigung des Gases
auszukommen glaubt, doch müsste dies erst durch die Praxis bewiesen werden, woran
wir jedoch ebenso zweifeln, wie an der dem Verfahren nachgerühmten Möglichkeit, ohne
Gasbehälter auszukommen.
Es ist auch öfter die Frage aufgeworfen worden, ob sich die Hochofengase, welche
bisher mit einem sehr geringen Heizeffect unter Dampfkesseln verwerthet wurden,
nicht auch für Gasmotorenbetrieb eignen.
Die Frage wurde bisher verneint und das Hochofengas als zu schwach für den Betrieb
erklärt, so dass die üblichen Constructionen nicht verwendbar seien. Neue Versuche
in England sollen ergeben haben, dass auch die gewöhnlichen Typen der Gasmotoren mit
Hochofengas gespeist werden können, wenn auch natürlich die absolute Leistung dabei
eine weit geringere ist, als sie mit den üblichen Heizgasen erzielt wird. Eine auf
solche Weise erzielte bessere Ausnutzung der Hochofengase würde eine hohe Bedeutung
für die Roheisenerzeugung haben und der Gasmaschine ein neues weites Feld
öffnen.
(Nach Eisenzeitung.)
Bücher-Anzeigen.
Theorie und Praxis der Ventilation und
Heizung mit Einschluss der Hilfswissenschaften. In fünf Bänden bearbeitet
von A. Wolpert, Professor, und H. Wolpert. Vierte neubearbeitete Auflage. Leipzig. Baumgärtner'sche
Verlagshandlung.
Von dem bekannten Lehrbuch ist zunächst Band I, enthaltend die physikalisch-chemische
Propädeutik, erschienen; er umfasst die Grundbegriffe der Chemie, der Elektricität,
die Mechanik der Flüssigkeiten und die Wärmelehre. In letztere eingeschlossen ist
die Strahlung der Sonne, sowie die Röntgen-Strahlen. Die Darstellung ist
allgemeinfasslich.
Die darstellende Geometrie für Real-,
Gewerbe- und Werkmeisterschulen, sowie zum Selbstunterricht für Bautechniker und
Mechaniker von Dr. W. H. Behse, bearbeitet von
P. Berthold. I. Theil: Projectionslehre. Leipzig.
J. J. Arnd'scher Verlag. 150 S.
Der Inhalt dieses Lehrbuches erstreckt sich über 1) das Projiciren auf zwei fest mit
einander verbundenen senkrecht auf einander stehenden Ebenen; 2) Projection der
Körper; 3) und 4) Construction von Durchschnittsfiguren für Ebenen, ebenen und
krummflächigen Körpern; 5) Construction der Spiralen und Spiralflächen, schräge
Projectionen. Der Lehrgang ist mit Sorgfalt durchgearbeitet, zeigt sorgfältige, in
den Text eingedruckte Figuren und ist als Lehrgang für die bezeichneten Kreise zu
empfehlen.
Die bayerische Industrie- und
bayerische Landes-Ausstellung 1896. Zugleich ein Führer nach
Industriezweigen für Fachleute. Nach den Berichten der Frankfurter Zeitung von Dr.
G. Zöpfl. Würzburg. Stahel'scher Verlag. 69 S. 0,80
M.