Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, Miszellen, S. 20 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Rohrleitung für Acetylengas.
Im Anfang der Acetylenindustrie wurde die Dimensionirung der Rohrleitung so
durchgeführt, dass man den Rohrdurchmesser, welcher laut der Tabelle für das
Steinkohlengas für dieselbe Flammenanzahl entsprach, mit 3 bezw. 2 dividirt hat.
Nach einer Mittheilung des Gastechnikers hat nun
Ingenieur Bernát Tabellen aufgestellt, welche es
ermöglichen, dass man für Central- und Privatbeleuchtungsanlagen den
Hauptrohrdurchmesser, wie auch alle Rohrdimensionen für eine bestimmte Flammenanzahl
ohne weitere Rechnungen auf eine bestimmte Länge der Leitung sofort bekommen
kann.
Alle vier Tabellen sind nach der bekannten Pole'schen
Formel
Q=0,0022\,d^2\,\sqrt{\frac{d\,h}{s\,l}}
gerechnet, in der Q = die
Ausflussmenge für 1 Stunde in cbm; d = den lichten
Durchmesser des Rohres in mm; h = den Druckverlust in
mm Wassersäulendruck; s = das specifische Gewicht des
Gases und l = die Länge der Leitung in m bedeutet.
Das specifische Gewicht s des Gases ist mit 0,02 und der
Druckverlust mit 10 mm Wassersäulendruck angenommen.
Tafel I und II geben die Ausflussmengen in cbm/Stde. fürRohre bis 200 mm
Durchmesser und 1000 bezw. 300 mm Längen Leitung an.
Tafel I ist speciell für Centralanlagen gerechnet, wo die 20,25 und 32 mm-Rohre
weggelassen wurden, und sind dieselben aus Tabelle II zu entnehmen. Die Rohre von 40
mm lichter Weite sind gusseiserne Muffenrohre.
Tafel I und II geben die Flammenanzahl an, die aus den betreffenden Röhren bis zu
einer bestimmten Länge gespeist werden können.
Tafel III dient für städtische Centralanlagen. In dieser Tabelle sind als
Constanten:
h = 10 mm
Wassersäulendruckverlust, s = 0,92 spec. Gew. und 30 l
Consum für 1 Stunde und Flamme im Mittel angenommen worden.
Dieser Consum ist zwar etwas gross angenommen, denn werden als gewöhnlich
durchschnittlich Flammen von 20 NK Lichtstärke für die öffentliche Beleuchtung
gewünscht, so wäre der Consum für 1 Stunde und Flamme nur 16 l; werden aber Flammen
von 25 NK gewünscht, so wäre der Consum 20 l.
Rechnet man jetzt dazu, dass an einzelnen Plätzen eine bessere Beleuchtung gewünscht
wird, so kann man für Centralanlagen ruhig 30 l Consum für 1 Stunde und Flamme im
Mittel annehmen. Dagegen ist Tabelle IV für Privatbeleuchtungsanlagen mit 20 l
Consum für 1 Stunde und Flamme gerechnet.
-h.
Bemerkungen zur Theorie des Gasglühlichtes.
In der Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker, die in Darmstadt vom 1. bis
4. Juni 1898 tagte, zeigte Prof. Dr. H. Bunte, nach
einem Bericht der Zeitschrift für angewandte Chemie,
eine Anzahl Gasglühlichtkörper, welche aus reinem Thoroxyd, reinem Ceroxyd, einer
Mischung von 99 Proc. Thor mit 1 Proc. Cer (der sogen. Auer-Mischung) hergestellt
waren und sehr verschiedene Leuchtkraft besassen. Reines Thoroxyd gab sehr wenig
Licht (3 HK), reines Ceroxyd leuchtete ebenfalls nur sehr schwach (6 bis 7 HK).
Dagegen gab unter denselben Verhältnissen die Auer-Mischung etwa 70 HK Leuchtkraft.
Diese Erscheinung wurde verschieden erklärt. Der Vortragende erwähnte die Ansicht
Auer's von der Bildung von Erdlegirungen, den
Erklärungsversuch von Dr. Drossbach, wonach das reine
Thor auf Lichtschwingungen nicht reagirt, aber durch geringe Cermengen zur Resonanz
gebracht und leuchtend werde, sowie die Anschauung Le
Chatelier's, welche etwa auf das Gleiche herauskomme. Nach seinen Versuchen
im elektrischen Ofen senden die reinen Erden wie die Gemische nahezu gleiche
Lichtmengen bei hohen Temperaturen aus, es müsse also der Verbrennungsvorgang bei
der Erzeugung der ausserordentlichen Leuchtkraft der Auer-Mischung betheiligt sein.
Als besondere Ursache nahm Redner die katalytische Wirkung des Ceroxyds an, durch
welche die Verbrennung beschleunigt und an den Certheilchen Temperaturmaxima erzeugt
werden. Die feine Vertheilung des Ceroxydes auf den feinen Fasern des schlecht
wärmeleitenden Thoroxydes komme dabei wesentlich in Betracht, was an einem
Platinkörper gezeigt wurde, der wegen der guten Wärmeleitung trotz der katalytischen
Wirkung des Platins nur schwach leuchtete. An Stelle von Ceroxyd könnten auch andere
katalytisch wirkende Substanzen verwendet werden, z.B. Platin, Iridium, Chromoxyd,
Uranoxyd, doch sei wegen der Flüchtigkeit dieser Substanzen bei hohen Temperaturen
die Lichtwirkung keine dauernde. Eine besondere chemische Mischung dieser Stoffe mit
dem Thor sei nicht nothwendig, da ein Glühkörper aus reinem Thoroxyd auch durch
Bestreichen mit Cerlösung leuchtend werde. Nach der Auffassung des Vortragenden
kommt beim Gasglühlicht die Leuchtkraft in ähnlicher Weise zu Stande wie bei der
gewöhnlichen Leuchtgasflamme; während bei der Leuchtgasflamme die aus dem Gas
abgeschiedenen Kohlenpartikelchen im Moment des Verbrennens leuchten und alsbald zu
CO2 verzehrt werden, findet im Gasglühlicht die
Verbrennung an den fein vertheilten feuerbeständigen Ceroxydtheilchen statt. Die
neuesten Fortschritte der Glühlichtbeleuchtung werden erreicht durch verbesserte
Verbrennung bezw. Erzeugung intensiverer Flammentemperatur durch Anwendung von
Lochcylindern u.a. Solche Brenner wurden ebenfalls vorgeführt und weiter ein
Wassergasbrenner von Dr. Strache, der ohne
Bunsen-Brenner ein schönes Glühlicht lieferte. Nach Ansicht des Vortragenden seien
zwar noch manche Punkte in der Theorie des Gasglühlichtes der Aufklärung bedürftig,
doch sei zu hoffen, dass mit der tieferen Erkenntniss vom Wesen des Gasglühlichtes
sich auch weitere Mittel zu dessen Verbesserung finden werden.
Auf eine Anfrage des Geheimrath Volhard, ob mit Platin
oder Iridium Gasglühkörper hergestellt werden können, bejahte dies der Vortragende
und erwähnte, dass solche Glühkörper nur sehr geringe Mengen dieser Metalle (kaum
Zehntelprocente) enthalten, die sehr bald verschwinden; praktisch sei deshalb
Ceroxyd auf dem Thorskelett bis jetzt ausschliesslich verwendet.
-h.
Elektrische Centrale.
Nach einer Mittheilung der E. T. Z. errichtet die Firma
Savitzky und Strauss in Kiew, Besitzerin der beiden
seit 1891 bestehenden elektrischen Beleuchtungscentralen von je 400 , zur
Zeit eine neue, den jetzigen Bedürfnissen angemessene Centrale, welche für eine
Leistung von 4800 berechnet ist. Gegenwärtig werden zwei Dampfdynamo von
Schichau-Brown, Boveri und. Co. für je 400
Kilo-Watt aufgestellt. Die Kesselanlage, welche zwei Babcock-Wilcox-Kessel von 300
qm Heizfläche enthält, ist bereits fertig. Die Dampfmaschinen haben dreifache
Expansion und Condensation. Die Dynamo liefern dreiphasigen Wechselstrom von 2200
Volt Spannung. Statt des bisherigen oberirdischen Leitungsnetzes nach dem
Zweileitersystem für 130 Volt werden dreifach verseilte, bandarmirte Kabel der Deutschen Kabelwerke vorm. Hirschmann und Co. verlegt.
Die neue Station wird voraussichtlich im November in Betrieb kommen.
-h.
Bücher-Anzeigen.
Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und
Industrien. Gesammtdarstellung aller Gebiete der gewerblichen und
industriellen Arbeit, sowie von Weltverkehr und Weltwirthschaft. Leipzig. Verlag von
Otto Spamer.
In neunter Auflage erschien der zweite Band dieses Werkes (S. 1 bis 792), der sich
über die Kräfte der Natur und ihre Benutzung (Mechanik u. dgl.) verbreitet (Rosenboom), ferner über die physikalischen
Eigenschaften (Messen, Schall, Licht, Wärme, Elektricität und Galvanismus, Grunmach), der Schluss (Rosenboom) enthält die Kraftmaschinen zur Ausnutzung des Windes und der
Wasserkräfte, des Wasserdampfes, des Gases, Benzins und Erdöls. – Die Darstellung
hält sich fern von trockenem lehrhaften Tone und entnimmt ihre gut ausgewählten
Beispiele vorwiegend der praktischen Anwendung. Da die Darstellung hinreichend
ausführlich ist, um dem Laien eine klare Darstellung des behandelten Stoffes zu
geben, so darf der Band als eine populäre Darstellung im besten Sinne bezeichnet
werden. Das Werk ist auf 10 Bände zu 10 M., auch in Lieferungen beziehbar,
berechnet, deren Inhaltsverzeichniss von der Verlagshandlung gern zur Verfügung
gestellt wird.
Die angewandte Elektrochemie von
Dr. Franz Peters. Wien. Verlag von Hartleben. Band 47
bis 50 zu je 3 M.
Die Bändchen 47 bis 50 der bekannten elektrotechnischen Bibliothek sind der
angewandten elektrotechnischen Chemie gewidmet. Der erste Theil (Band 47) enthält
die Herstellung der Primär- und Secundärelemente (Accumulatoren). Die zum zweiten
Band zusammengehörigen Bändchen 48 und 49 behandeln die anorganische Elektrochemie
der Metalloide und Metalle. In einem Anhang ist ein Abriss der Elektroanalyse
gegeben. Bändchen 50 enthält die organische Elektrochemie.
Der Verfasser hat von einer lehrbuchmässigen Behandlung des Stoffes abgesehen,
dagegen wurde eine möglichst lückenlose Darstellung des bisher auf dem sehr im
Fortschreiten begriffenen elektrotechnischen Gebiet Geleisteten und der
einschlägigen Vorschläge angestrebt. Zum weiteren Verfolg der Studien sind die
Quellen und die Patentschriften ausführlich angegeben, so dass das Werk die
Fortschritte auf dem Gebiet der Elektrotechnik unzweifelhaft zu fördern im Stande
ist. Die Litteratur ist bis Anfangs 1898 berücksichtigt worden.
Anleitung zur quantitativen Bestimmung
der Atomgruppen von Dr. H. Meyer. Berlin.
Verlag von Jul. Springer. 115 S. mit Abbildungen.
Die Beschreibung der einzelnen erprobten Verfahren ist meist nach Originalarbeiten
erfolgt, unter Berücksichtigung der Erfahrungen des Verfassers betreffend
zweckmässige Umgestaltung der Methoden.
Berichtigung.
Bd. 309 Heft 11 S. 220 Zeile 15 von unten soll es heissen: eigene anstatt einige Angaben.