Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, Miszellen, S. 48 |
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Kleinere
Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Reduzierventile von Rudolph Barthel in Chemnitz.
Dampfdruckreduzierventile haben den Zweck, den hochgespannten Dampf für besondere
Apparate, Heizungen u.s.w. selbsttätig zu mindern. In früheren Zeiten verwendete man
Ventile mit engem Durchgang, durch die der Dampf gedrosselt wurde; später benutzte
man besonders konstruierte Minderungsventile mit Federbelastung; letztere lässt aber
bald nach, und ein ungleiches Arbeiten ist die Folge.
Fig. 1 zeigt ein Dampfdruckreduzierventil, bei welkem
diese Mängel vermieden sind. Die Belastung geschieht durch Gewichte, so dass die
Einstellung sich in keinem Fall verändern kann und stets die gleiche bleibt.
Um die Abdichtung Metall auf Metall zu vermeiden, ist die Jenkins-Dichtung, deren
Vorzüge zur Genüge bekannt sind, benutzt. Erwähnt sei, dass die Dichtung leicht von
jedermann in wenigen Minuten auszuwechseln ist. Der Jenkins-Kegel ist zugleich der
Kegel für das Ventil zum Absperren, wodurch das Einsetzen eines besonderen
Absperrventiles vor dem Verminderer entfällt.
Als Vorzüge des Ventiles werden angegeben, dass bei demselben ein leichtes Verändern
des Druckes mit der Hand bewirkt werden kann, und dass das Ueberschreiten der
eingestellten Dampfspannung nicht eintreten kann, ebensowenig ein Festbrennen, und
dass ein Verlust des Dampfes nicht zu befürchten ist.
Die Wirkungsweise ist folgende:
Textabbildung Bd. 312, S. 47
Fig. 1.
Der Dampf tritt links ein und drückt auf den Ventilkegel (mit Jenkins-Dichtung),
welcher in Verbindung mit dem Kolben und dem mit Gewichten belasteten Hebel steht.
Der einströmende Dampf ist also gezwungen, sich durch das Ventil hindurchzudrängen
bezw. das Ventil zu öffnen. Entsprechend der Stellung der Gewichte wird das Ventil
sich durch den Dampfdruck öffnen und der Dampfdruck sich verringern. Werden die
Gewichte nach dem Ventil zu gerückt, so wird die Dampfspannung höher werden und
umgekehrt niedriger. Rechts tritt der verminderte Dampf aus. Durch die untere
Handspindel kann das Ventil als direktes Absperrventil benutzt werden. Fig. 2 zeigt ein Wasserdruckverminderungsventil.
Textabbildung Bd. 312, S. 47
Fig. 2.
Für gewöhnlich hat das Wasser in den Leitungen der Städte einen Druck von 4 at. Dem
entsprechend sind auch die abzweigenden Verbindungsröhren in den Wandstärken
berechnet. Es gibt aber auch eine Menge Städte, deren Wasserbehälter so hoch liegen,
dass das Wasser mit einem hohen Druck von 6,8 und 10 at durch die Leitungen strömt.
Die Folge davon ist, dass die Wasserleitungsröhren leicht aufreissen, wodurch das
entströmende Wasser grossen Schaden anrichtet. Es ist aus diesem Grunde schon seit
langem daraufhin gearbeitet und probiert worden, einen Apparat herzustellen, der den
hohen Druck auf die gewöhnliche Spannung zurückführt. Es sin'd wohl auch schon eine
Anzahl derartiger Apparate in den Handel gebracht worden, doch hatten dieselben
immer noch Konstruktionsfehler aufzuweisen, die das Einführen dieser Ventile
erschwerten bezw. unmöglich machten.
Das von der Armaturenfabrik Rudolph Barthel in Chemnitz
ausgeführte Wasserdruckverminderungsventil soll alle Vorteile der bisherigen Ventile
dieser Art in sich vereinigen.
Die Wirkungsweise derselben ist folgende:
Links ist der Eintritt, rechts der Austritt des Wassers. Es empfiehlt sich, bevor man
das Ventil in die Leitung einschaltet, dieselbe gehörig mit Wasser durchzuspülen,
damit alle Unreinigkeiten aus derselben entfernt werden. Ferner ist von grossem
Vorteil, vor dem Apparat einen Absperrhahn anzubringen. Durch einfaches Lockern an
dem zwischen den Manometern befindlichen Stützpunkt kann der Druck leicht mit der
Hand verändert werden. Wenn z.B. der unverminderte Druck einer Wasserleitung 10 at
beträgt, so rückt man den Stützpunkt gegen den Wassereintritt soweit zu, bis das am
Wasseraustritt angebrachte Manometer den Druck, den man erzielen will, angibt. Den
Stützpunkt nach dem Ausgang zugebracht, wird der Druck ein höherer. Vor dem
Vermindern des Druckes ist der Absperrhahn vor dem Verminderer zu schliessen, damit
das Wasser nicht auf den letzteren drückt.
Diese Druck Verminderungsventile sollen eine Gewähr gegen Rohrbrüche bieten.
Nähriemen mit gehärteter Spitze.
Jeder Betriebsleiter weiss, wie unangenehm es ist, wenn während Fertigstellung
eiliger Arbeiten ein Treibriemen plötzlich reisst, und wie viel von recht schneller
Beseitigung des Schadens abhängt, besonders wenn es sich um einen
Transmissionsriemen handelt. Derartige Betriebsstörungen lassen sich bedeutend
verkürzen durch Verwendung von Nähriemen mit dünner, gehärteter Spitze, weil das in
den Treibriemen vorgestochene Loch bekanntlich zum grossen Teil wieder in sich
zusammengeht und infolgedessen die gewöhnlich üblichen Nähriemen nur mit Mühe, und
indem man mit der Ahle nachschiebt, durchzubringen sind. Derartige Nähriemen sind
der Firma Gebrüder Klinge in Dresden-Löbtau, wie
dieselbe uns mitteilt, patentamtlich geschützt worden.
Die Ausbreitung der Grossindustrie am Oberrhein.
Die grossartige Rheinbanalanlage, die Kraftübertragungswerke in Rheinfelden (Baden),
die in ihrer Art in Europa einzig dasteht, geht demnächst ihrer gänzlichen
Vollendung entgegen. Wie zu erwarten war, hatte dieses Werk die Gründung zahlreicher
neuer Fabriken am Oberrhein und im Wiesenthal im Gefolge, die innerhalb der letzten
2 Jahre entstanden sind und teils ihren Betrieb bereits aufgenommen haben, teils
noch in der Einrichtung begriffen sind. So ist vor allem in Badisch-Rheinfelden
selbst die Bauthätigkeit eine ungemein rege; Fabriken, Geschäftsund Wohnhäuser
schiessen wie Pilze aus der Erde. Wo vor kaum 2 Jahren noch der Bauer mit Pflug und
Egge sein Feld bearbeitete, erhebt sich heute ein neu erstehendes Städtchen. An
grossen Unternehmungen sind in Rheinfelden selbst zu nennen: die Elektrochemischen Werke Rheinfelden, G. m. b. H., eine
Gründung der Elektrochemischen Fabrik Bitterfeld,
sodann Chemische Fabrik Elektron, eine Gründung der Chemischen Fabrik Griesheim, ferner die Aluminiumfabrik Rheinfelden, eine Filiale des grossen
Werkes in Neuhausen. Es sind dies drei gross angelegte Fabriken, die den Betrieb mit
Hunderten von Arbeitern bereits begonnen haben. Der Vollendung nahe ist sodann in
Rheinfelden die Natriumfabrik der Deutschen Gold- und
Silberscheideanstalt Frankfurt a. M. Neuerdings ist vom Kraftwerke selbst
in Verbindung mit den bereits bestehenden Fabriken die Anlage einer weiteren grossen
Karbidfabrik beschlossen worden, die hauptsächlich auf die Ausnutzung der
„Nachtkraft“ des Rheinkanals berechnet ist.
Im nahegelegenen Wyhlen ist eine neue Maschinenfabrik und Brückenbauanstalt der Firma
A. Buss und Cie. in Basel entstanden, die auch
bereits dem Betriebe übergeben wurde. In Grenzach ist zu nennen das grosse Farbwerk
der Firma Joh. Rud. Geigy, und Cie., Anilinfarben- und
chemische Fabrik in Basel, das am 1. April seine Thätigkeit begonnen hat. Die Firma
verlegt durch diese für etwa 800 Arbeiter berechnete Neuanlage einen Teil ihres
Betriebes auf deutschen Boden, sie hat auch bereits mit dem Baue einer grossen
Arbeiterkolonie begonnen. Ferner sind in Grenzach die Chemische Fabrik Hoffmann, Laroche und Cie., die Stofftapetenfabrik Engeli und Cie., sowie die Maschinenfabrik von G. Kochenhans neu entstanden und vor kurzem dem
Betriebe übergeben worden. Neuerdings soll in Grenzach die Industriegesellschaft für Schappe in Basel, die in der Schweiz mehrere
grosse Fabriken besitzt, einen grösseren Landkomplex angekauft haben, um darauf eine
grosse Fabrik zu erbauen und damit ihre Thätigkeit auch auf deutsches Gebiet zu
verlegen. Dass die Geländepreise in den genannten Orten infolge dieser
Unternehmungen in kurzer Zeit rapid gestiegen sind, ist selbstverständlich, es
werden heute bereits Preise bezahlt, die sich von solchen einer grossen Stadt wenig
mehr unterscheiden. In Lörrach ist neu entstanden die Knopffabrik von A. Raymond, eine Filiale der gleichnamigen Firma in
Grenoble, die ebenfalls seit 1. März in Betrieb ist. Endlich ist von neuen Fabriken
noch zu nennen die Druckerei von Dr. Feer in Brombach,
die ebenfalls der Vollendung nahe ist.
Diese sämtlichen Fabriken beziehen ihren Kraftbedarf von Rheinfelden und ihre Anlage
ist grösstenteils auf die Erbauung des Rheinkanals zurückzuführen. Viele andere
Fabriken beziehen ebenfalls ganz oder teilweise zu Licht- und Betriebszwecken
elektrische Energie von den Rheinfelder Kraftwerken. Manche ältere Etablissements
haben Anlass genommen, ihren Betrieb durch Neuanlagen zu vergrössern, oder sie
beabsichtigen solche Vergrösserungen. Umlaufende Gerüchte wollen wissen, dass
speziell in der Nähe von Lörrach noch die Gründung weiterer grosser Fabriken geplant
sei. Inwieweit sich dies bewahrheiten wird, ist noch nicht zu kontrollieren. Dass
bei dieser enormen und raschen Ausdehnung der Grossindustrie sich bereits Mangel an
Arbeitskräften fühlbar macht, ist selbstverständlich. Zum Sommer wird sich wohl der
Arbeitermangel noch steigern, so dass voraussichtlich in vielen Betrieben die
Beiziehung ausländischer Arbeiter wird ins Auge gefasst werden müssen, wie das
vereinzelt bereits geschehen ist. Gab es noch vor kurzer Zeit viele, die das
Gelingen des Rheinfelder Unternehmens in Zweifel zogen, so hat dessen bisherige
Entwickelung bewiesen, dass diese Zweifler im Unrecht waren. Es darf schon heute
gesagt werden, dass diese Anlage ein mächtiger Förderer der Grossindustrie am
Oberrhein geworden ist. (Frankf. Ztg.)
Bücherschau.
Kriegstechnische Zeitschrift. Für
Offiziere aller Waffen. Zugleich Organ für kriegstechnische Erfindungen und
Entdeckungen auf allen militärischen Gebieten. Verantwortlich geleitet von E. Harrmann, Oberst z. D. I. Jahrgang. Neuntes
Heft. Berlin. E. S. Mittler und Sohn. Jährlich 10 Hefte. 10 M.
Die „Entwickelung des Krupp'schen
Feldartilleriematerials 1892 bis 1897“ behandelt ein soeben in dem neunten
Heft der Kriegstechnischen Zeitschrift zur
Veröffentlichung gelangter Artikel des Majors a. D. J.
Schott. Nachdem die bedeutendste Geschützwerkstätte Deutschlands und die
hervorragendste des Erdballs, die Gussstahlfabrik Friedrich
Krupp in Essen, hinsichtlich ihrer Schiessversuche die bisher beobachtete
Zurückhaltung aufgegeben hat, wird die vorliegende Darstellung der Entwickelung des
Krupp'schen Feldartilleriematerials in den letzten
Jahren von besonderem Werte sein. Sie lässt klar erkennen, welche Ueberlegungen und
Versuche zu den seit jener Zeit (1891/92) bis 1897 ausgebildeten Konstruktionen
geführt, welche Wege als geeignet, welche als ungeeignet sich erwiesen haben. Die
erreichten Vereinfachungen des Geschützes und seiner Bedienung beziehen sich
vornehmlich auf den Verschluss, die Laffete und die Munition.
Wir erwähnen ausserdem die Aufsätze: Nochmals die Zuverlässigkeit des Einschiessens.
Von H. Rohne. – Ueber die russischen Massnahmen gegen
Plewna. Von W. Stavenhagen. – Ueber den Schneeschuh und
seine Brauchbarkeit zu militärischen Zwecken. Von Frhr. v.
Rotberg. – Eine neue Rücklauflaffete für Feldgeschütze.
Heydenreich (Hauptmann), Die Lehre vom Schuss und die Schusstafeln. Auf
dienstliche Veranlassung bearbeitet. Zwei Teile. Berlin. E. S. Mittler und Sohn. 6
M.
Das Werk dient in erster Linie als Hilfsmittel für den Unterricht über die
Schusstafeln und die Ballistik und ist dem Auftrage entsprechend so bearbeitet, dass
es auch Anhalt für diesen Unterricht in der Ballistik an der vereinigten Artillerie-
und Ingenieurschule bieten kann. Dementsprechend erfolgte die Gliederung des Werkes;
der erste Teil befasst sich mit dem Lehrstoff des ersten, der zweite mit dem des
zweiten Jahrganges im genannten Institute. Den wesentlichsten Inhalt der ersten
Abteilung bildet eine Erläuterung der Schusstafeln, insbesondere des Anspruches auf
Genauigkeit, welchen die Angaben der Schusstafeln haben, sowie eine Besprechung der
hierbei in Frage kommenden sogen. Tageseinflüsse. Ausserdem berücksichtigt der erste
Teil die neuesten Messweisen, insbesondere die Ausbildung des Rücklaufmessers, durch
welchen zuerst Klarheit über die Vorgänge im Innern des Rohres gewonnen wurde. In
der zweiten Abteilung der Abhandlung finden sich die Grundzüge der inneren und
äusseren Ballistik. Dieselben sind mit besonderer Rücksicht für denjenigen Offizier
aufgestellt, dem es bei Winterarbeiten oder der Bearbeitung von Preisaufgaben darauf
ankommt, die Leistungen irgend einer Geschützart zu beurteilen oder Grundsätze für
neue Geschütze bezw. Geschosse aufzustellen. Im einzelnen ist das Gebiet der inneren
Ballistik, insbesondere die Verbrennungsweise der neuen rauch schwachen
Pulversorten, eingehend behandelt worden. Dem Teile über äussere Ballistik ist eine
Reihe ballistischer Tabellen und Rechenmuster beigefügt. Das Buch soll keine
wissenschaftliche Abhandlung, sondern lediglich ein militärisches Handbuch sein.
Jede Anwendung von Zeichen und Ausdrücken der höheren Mathematik ist absichtlich
vermieden worden, um das Ganze auch demjenigen zugänglich zu machen, der sich mit
höherer Mathematik nicht beschäftigt hat.
Die Tintenfabrikation, die
Herstellung der Hektographen und Hektographiertinten; die Fabrikation der Tusche,
der Tintenstifte, der Stempeldruckfarben, sowie des Waschblaues von Sigmund Lehner, Chemiker und Fabrikant. Fünfte, sehr
vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 3 Abbildungen. Chemisch-technische
Bibliothek, 17. Bd. 5. Auflage. Wien, Pest und Leipzig. A. Hartleben's Verlag. 18
Bogen 8. Geh. 1 fl. 65 kr. = 3 M.
Wie bei Bearbeitung der früher erschienenen Ausgaben wurde auch bei Bearbeitung der
hier vorliegenden Auflage alles Neue und Brauchbare auf dem Gebiete der
Tintenfabrikation und der mit ihr verwandten Gewerbe beachtet. Von besonderer
Wichtigkeit erscheint in dieser 5. Auflage die Schilderung zur Anfertigung der
Druckfarben für Schreibmaschinen nach Angabe des Verfassers. – Bezüglich des Wertes
der einzelnen Vorschriften wurde dort, wo dies zum Verständnisse der Sache notwendig
erschien, eine Kritik der Vorschrift oder des Verfahrens beigefügt. Der Verfasser
erwähnt ausdrücklich, dass er die in dem vorliegenden Buche angeführten Vorschriften
sämtlich erprobt hat, so dass jeder, welcher genau nach den Angaben der einzelnen
Vorschriften und mit guten Rohmaterialien arbeitet, stets zu günstigen Ergebnissen
gelangen muss.