Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 435
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Der Telephonograph. Ueber eine Erfindung des dänischen Ingenieurs Poulsen, der Telephonograph oder das Telegraphon, bringt die Frankfurter Zeitung nach der Physikalischen Zeitschrift vom 23. Juni folgende interessante Notiz. Die Erfindung könnte treffend als Magnetophonograph bezeichnet werden, da sie die Prinzipien des Phonographen auf das elektromagnetische Gebiet überträgt. Es ist demgemäss mit Hilfe dieses Apparates möglich, das gesprochene Wort auf magnetischem Wege bleibend aufzuzeichnen, um es dann telephonisch beliebig oft wiederholen zu können. Das wird in folgender Weise erreicht: Die in einem Mikrophon bei einer Schallübertragung erregten Stromwellen werden in einen geeigneten Elektromagneten geleitet und erzeugen zwischen den Polen desselben ein den Schalloscillationen entsprechendes „schwingendes“ Magnetfeld. Diese periodischen Schwankungen der magnetischen Intensität markieren sich auf einem durch das Feld gezogenen magnetisierten Stahldraht oder -band als Stellen stärkerer und schwächerer Magnetisierung, so dass der Draht die zeitlichen Schwankungen der Feldstärke ganz ebenso räumlich nebeneinander aufschreibt, wie die Wachswalze des gewöhnlichen Phonographen die Schwingungen der Membran. Das Ueberraschende ist, dass die Anordnung eine genügende Intensität der Wirkung erzielen lässt. Bei der Wiedergabe wird an Stelle des Mikrophons ein Telephon geschaltet und der Draht in gleicher Weise zwischen den Polen des Elektromagneten hindurchgezogen. Jetzt induzieren die verschieden stark magnetisierten Stellen des Drahtes entsprechende Stromoscillationen, die sich im Telephon in Schallwellen umsetzen. Ueber die Konstruktion der Apparate berichtet die Elektrotechnische Zeitschrift etwa folgendes: Eine Ausführungsform besteht darin, dass auf eine Walze ein etwa 1 mm dicker Stahldraht in einer Nut schraubenförmig aufgewunden ist. Als Schreiber dient ein kleiner Doppelelektromagnet, dessen weicher Eisenkern einen geringen Durchmesser besitzt. Die freistehenden Polenden des Doppelelektromagneten sind so angeordnet, dass sie den Draht umfassen. Wird der Apparat in Betrieb gesetzt, so schiebt die Walze selbstthätig den auf dem aufgewundenen Draht schleifenden Doppelelektromagneten weiter. Vor dem Schreiben wird durch den Elektromagneten ein konstanter Strom geschickt; derselbe bewirkt, dass der Draht quer zu seiner Längsrichtung gleichmässig magnetisiert wird. Beim Schreiben selbst wird derselbe Doppelelektromagnet von den in der Sekundärwickelung der Mikrophoninduktionsspule erzeugten Induktionsstössen umflossen; dabei wird der remanente Magnetismus des Stahldrahtes bald verstärkt, bald geschwächt, entsprechend den an der Mikrophonmembran erregten Schallschwingungen. Will man das auf diesem Wege magnetisch fixierte Gespräch u.s.w. wiederholen lassen, so hat man nur den Elektromagneten von neuem über den Draht laufen zu lassen und an Stelle des Mikrophons ein Telephon in den Stromkreis einzuschalten. Man kann das Gespräch beliebig oft wiederholen, ohne dass eine wesentliche Schwächung zu bemerken ist. Soll der Draht für ein neues Gespräch aufnahmefähig gemacht werden, so schickt man durch den Elektromagneten einen Gleichstrom; dadurch werden die in dem Draht vorhandenen magnetischen „Berge und Thäler“ nivelliert. An Stelle des Drahtes kann man auch mit Vorteil Stahlbänder anwenden, welche man dann wie Papierstreifen beim Morse-Apparat aufwickelt. Eine dritte Form dient dazu, eine Nachricht mehreren Teilnehmern gleichzeitig zukommen zu lassen. Ein in sich geschlossenes Stahlband läuft gespannt über zwei rotierende Achsen; zuerst passiert dasselbe den Schreibelektromagneten, sodann eine Reihe von Hörelektromagneten und zuletzt einen Löschelektromagneten, der das aufgezeichnete Gespräch sofort wieder „wegmagnetisiert“. Der mit dem Erfinder zusammenarbeitende Ingenieur Pedersen hat die Poulsen'sche Erfindung in geistvoller Weise modifiziert, so dass man auf einem Drahte zwei Gespräche aufzeichnen kann, derart, dass man jedes einzelne derselben ungestört durch das andere abhören kann. Er verwendet zwei hintereinander geschaltete, im übrigen völlig gleiche Elektromagnete. Nachdem durch dieselben ein Gespräch auf dem Draht fixiert ist, wird die Stromrichtung in dem einen Elektromagneten umgekehrt. Würde man jetzt den Apparat wiedergeben lassen, so würde man an einem eingeschalteten Telephon nichts hören können, da die in den Windungen des einen Elektromagneten erzeugten Induktionsströme gleich gross und entgegengesetzt denen des anderen wären; beide würden sich völlig aufheben. Man kann also in dieser Stellung ein zweites Gespräch auf den Draht schreiben, welches andererseits bei der ersten Schaltung nicht wiedergegeben werden könnte. Je nachdem man bei der Wiedergabe das erste oder zweite Gespräch zu hören wünscht, hat man den einen Elektromagneten in seiner ursprünglichen Stellung zu belassen oder ihn umzukehren. Hört man nur durch einen Elektromagneten, so hört man beide Gespräche gleichzeitig. Diese Pedersen'sche Anordnung kann dazu dienen, auf einer Fernsprechleitung gleichzeitig zwei Gespräche zu führen. Nach dem Gesagten bedarf es keines Hinweises mehr auf die praktische Wichtigkeit der Poulsen'schen Erfindung. Wenn es gelingt, die auf diesem Wege hervorgerufenen Aenderungen des remanenten Magnetismus genügend stark zu machen, so ist eine Grösse Umwälzung auf telephonischem Gebiete zu erwarten. Die in die Oeffentlichkeit gelangten Urteile über die praktischen Ergebnisse der telegraphonischen Apparate sind ausserordentlich günstig; der Einführung in die Praxis scheint nichts mehr im Wege zu stehen; das Telegraphon soll die Laute mit der Deutlichkeit und Reinheit des Telephons wiedergeben. Es ist vielleicht interessant zu bemerken, dass schon Edison kurz nach Erfindung des Telephons eine Methode ersonnen hatte, um das gesprochene Wort mittels des Ferntöners aufzuzeichnen, allein seine Methode, einen Papierstreifen am Rande auszacken zu lassen, war viel zu roh, um günstige Resultate zu erzielen. Aus dieser Edison'schen Anordnung ist der mechanische Phonograph hervorgegangen. Bücherschau. Neuere Dampfkesselkonstruktionen und Dampfkesselfeuerungen mit Rücksicht auf Rauchverbrennung. Herausgegeben vom Verbande deutscher Dampfkesselüberwachungsvereine. P. Stankiewicz' Buchdruckerei, Berlin. Preis geb. M. 40. – Der enorme Aufschwung der Elektrotechnik in dem letzten Jahrzehnt hat auf dem gesamten Gebiete des Dampfmaschinenbaues eine vollständige Umwälzung hervorgerufen, so dass eine gleichzeitige Umgestaltung in der Konstruktion und der Fabrikation der Dampfkessel eine Notwendigkeit wurde. Die Grössen Dampfmaschinen verlangen eine mehrstufige Expansion, um mit geringen Dampf- resp. Kohlenmengen Grösse Leistungen zu erzielen. Infolgedessen müssen die Kessel für sehr hohen Druck gebaut werden. Diese Forderung hat eine Menge Konstruktionsänderungen an den Dampferzeugern gezeitigt, welche sowohl in der Form der Kessel, als auch in der Ausführung der Verschlüsse, der Nietverbindungen, der Auswahl des geeigneten Materials u. dgl. zum Ausdruck kommen. Der Erzeugung möglichst trockenen Dampfes wird Grösse Aufmerksamkeit gewidmet. Die ausgedehnte Anwendung von Dampftrocknern oder Dampfüberhitzern war eine direkte Folge dieser Bestrebung; auch hierdurch wurden mehr oder weniger grosse Umgestaltungen in den Kesselformen und in der Einmauerung der Kessel hervorgerufen. Die Lage der grossen Zentralen in dicht bevölkerten Städten lässt den berechtigten Wunsch nach möglichst vollkommener Verbrennung erkennen, um die Belästigung durch Rauch und Russ nach Möglichkeit einzuschränken. Diesem Punkte trägt die Neuauflage des Werkes Rechnung, indem sie eine Anzahl derartiger Ausführungen in Zeichnung und Beschreibung liefert. Auch das Raumbedürfnis grosser Zentralkesselanlagen in dicht bewohnten Gegenden spielt eine wichtige Rolle. Nach dieser Richtung hin bietet die vorliegende Neuauflage ebenfalls bemerkenswerte Anhaltspunkte. Dem Werke sind eine Anzahl amtlicher Verdampfungsversuchs- und sonstiges Tabellenmaterial beigegeben, das einen guten Einblick in die Vorzüge und den Nutzeffekt der einzelnen Systeme gestattet. Die Ansichten über die Verwendung des geeignetsten Materials haben in den letzten Jahren eine wesentliche Klärung erfahren; auch hierüber enthält die Neuauflage das Wichtigste. Ein besonderer Wert aber wird dem vorliegenden Werke gegenüber der ersten Auflage dadurch gegeben, dass die jetzigen Tafeln fast durchweg Ausführungszeichnungen mit Massen enthalten, die dem Fabrikanten und dem Konstrukteur grosses Interesse abgewinnen werden. Ein Wunsch dürfte hierbei zum Ausdruck gebracht sein, nämlich, dass auch eine derartige Zeichnung an Stelle der sehr einfach gehaltenen schematischen Darstellung der Tenbrink-Kessel (Tafel 76) getreten wäre. Dem angehenden Ingenieur und dem Interessenten wird das Werk ein Bild über die vielseitigen Ausführungen verschaffen, da die verschiedenen Kesselsysteme in dem der Ausgabe beigefügten umfangreichen Texte einer eingehenden Besprechung unterzogen sind. Das ganze Werk besteht aus 82 Tafeln in guter Lithographie. Hiervon entfallen: 16 Tafeln auf Flammrohrkessel, 20 Tafeln enthalten Doppelkessel, 26 Tafeln geben den Ueberblick über die verschiedenen    Siederohrkessel, auf 2 Tafeln sind Feuerbuchskessel dargestellt, 10 Tafeln sind den Schiffskesseln gewidmet und endlich 8 Tafeln geben Konstruktionen von rauchschwachen Feue-    rungen. Die Grösse der Tafeln ist 40 × 50 cm, der erläuternde Text ist auf 19 Seiten in der Grösse der Zeichnungsblätter enthalten. Das Werk wird in zwei verschiedenen Ausgaben geliefert und zwar als Atlas, elegant in Kaliko gebunden, und als lose Tafeln in eleganter Kalikomappe. Das bürgerliche Wohnhaus. Eine Sammlung einfacher bürgerlicher Wohnhäuser. Dargestellt in Ansichten, Grundrissen, Schnitten und Details. Für den Gebrauch in Schule und Praxis bearbeitet von Architekt L. Geissler. I. Heft: Freistehende Häuser. IV S. und 26 Tafeln in gross Folio. Hildburghausen 1900, Verlag von Otto Pezoldt. Preis M. 5. – Das uns vorliegende Werk gibt in klarer Federzeichnung eine Reihe von Vorbildern für freistehende Wohnhäuser, kleinere mit zwei Zimmern, Küche und Zubehör, bis zu grossen mit fünf Zimmern und Nebenräumen. Die Grundrisse sind in praktischer Weise erfunden, viele durch die eingezeichneten Möbel erläutert. Obgleich äusserst bequem, ist doch nirgends Raum verschwendet; alle Räume, auch die oft sehr vernachlässigten Aborte, Speisekammern, Badezimmer u.s.w. erhalten reichlich Luft- und Lichtzutritt. Die Ansichten, in den Formen des Uebergangsstiles und der deutschen Renaissance entworfen, bieten eine Fülle interessanter Motive für Ausführungen in Werksbau, Ziegelrohbau, Fachwerk, Putz u.s.w. Namentlich in Fachwerk sind reizende Durchbildungen gegeben. – Für den Anfänger in der Kunst des Entwerfens sind die Details, viele in isometrischer Darstellung, eine lehrreiche Beigabe.