Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, Miszellen, S. 691 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Berg- und Hüttenindustrie im Ural.
Nach amtlichen Angaben der russischen Zeitschrift Westnik Finanzow ist in allen Zweigen des Bergbaues und der Hüttenindustrieim Ural ein Stillstand oder gar ein Rückschritt zu verzeichnen. Nur in der Eisenindustrie sind im letzten Jahrzehnt merkbare
Fortschritte erzielt worden und zwar wurden gewonnen:
1890
27703679
Pud
(453786 t)
Roheisen
1891
29923510
„
(490147 t)
„
1892
30622281
„
(501593 t)
„
1893
30919136
„
(506456 t)
„
1894
31128949
„
(509892 t)
„
1895
33100129
„
(542180 t)
„
1896
35626726
„
(583566 t)
„
1897
40880138
„
(669617 t)
„
1898
42678 852
„
(699080 t)
„
1899
43332 936
„
(709793 t)
„
Der durchschnittliche Jahresertrag betrug im zehnjährigen Zeitraum 34600000 Pud
(566748 t). Solange die Eisenindustrie im Ural Holz als Feuerungsmaterial benutzt, wird auch diese Industrie sich
nicht frei entwickeln können. Im Ural sind noch wenig Eisenbahnen erbaut, dadurch ist die Beschaffung von Steinkohle und Naphta
mit grossen Schwierigkeiten verbunden.
Auch die Kupferproduktion ist stark zurückgegangen. Während in früheren Jahren Kupfer in bedeutenden Mengen ausgeführt wurde,
werden jetzt etwa 1 Million Pud (16380 t) Rohkupfer und Kupferfabrikate eingeführt. Im Ural bestehen zur Zeit nur vier Kupferwerke.
Es wurden gewonnen:
1890
173300
Pud
(2838,65 t)
1891
174400
„
(2856,67 t)
1892
183700
„
(3009,00 t)
1893
174900
„
(2865,86 t)
1894
145800
„
(2388,20 t)
1895
151500
„
(2481,57 t)
1896
167500
„
(2743,65 t)
1897
151500
„
(2481,57 t)
1898
177200
„
(2902,54 t)
1899
260000
„
(4258,80 t)
Die Zunahme im Jahre 1899 ist auf die seit 2 Jahren bestehende Preissteigerung zurückzuführen.
Auch in der Goldgewinnung ist ein Stillstand zu verzeichnen. Die vorhandenen Goldfelder sind fast ausgearbeitet, man ist daher
gezwungen, Gold auf chemischem Wege zu gewinnen. Bisher haben vier Fabriken diese Methode der Goldgewinnung eingeführt. Die
Goldausbeute betrug:
1890
642
Pud
24,5
Pfd.
(10525,993 kg)
1891
704
„
39,0
„
(11547,491 „ )
1892
751
„
3,7
„
(12302,895 „ )
1893
734
„
29,0
„
(12034,796 „ )
1894
647
„
–
„
(10597,860 „ )
1895
594
„
12,0
„
( 9734,634 „ )
1896
584
„
5,0
„
( 9567,967 „ )
1897
621
„
17,0
„
(10178,942 „ )
1898
611
„
38,9
„
(10024,111 „ )
1899
643
„
28,0
„
(10543,808 „ )
Es muss bemerkt werden, dass im allgemeinen in der Goldgewinnung Russlands ein Stillstand zu verzeichnen ist. Während im verflossenen
Jahrzehnt die Weltproduktion um 16,3 % stieg, verharrte die Produktion Russlands auf 2400 Pud (39312 kg) jährlich.
Obgleich im Ural etwa 95 % des Weltverbrauchs an Platin gewonnen werden, steigt die Produktion nur sehr langsam. Der Preis
für 1 Pud Platin beträgt jetzt 14000 Rubel
(etwa 183760 M. für 100 kg), die Produktionskosten stellen sich auf etwa 7000 Rubel für 1 Pud (etwa 91880 M. für
100 kg). Es wurden gewonnen:
1890
173
Pud
26
Pfd.
(2844,387 kg)
1891
258
„
25
„
(4236,278 „ )
1892
279
„
7
„
(4572,886 „ )
1893
311
„
12
„
(5099,094 „ )
1894
318
„
–
„
(5208,840 „ )
1895
269
„
20
„
(4414,410 „ )
1896
301
„
–
„
(4930,380 „ )
1897
341
„
39
„
(5601,551 „ )
1898
363
„
21
„
(5954,540 „ )
1899
366
„
26
„
(6005,727 „ )
Auch in der Salz- und Steinkohlengewinnung hat man nur unbedeutende Fortschritte erzielt. Es wurden gewonnen:
Salz
Steinkohle
1890
18000000
Pud
(294840 t)
15200000
Pud
(248976 t)
1891
16300000
„
(266994 t)
15000000
„
(245700 t)
1892
17300000
„
(283374 t)
15300000
„
(250614 t)
1893
17100000
„
(280098 t)
16000000
„
(262080 t)
1894
17700000
„
(289926 t)
17000000
„
(278460 t)
1895
17200000
„
(281736 t)
15700000
„
(257166 t)
1896
16500000
„
(270270 t)
20000000
„
(327600 t)
1897
15800000
„
(258804 t)
22600000
„
(370188 t)
1898
17900000
„
(293202 t)
20400000
„
(334152 t)
1899
21100000
„
(345618 t)
21200000
„
(347256 t)
Der Gesamtwert der Erzeugnisse des Berg- und Hüttenwesens im Ural wird auf 68,5 Millionen Rubel oder etwa 147,3 Millionen
Mark jährlich veranschlagt.
Bücherschau.
Die Hochbaukonstruktionen. Handbuch der Architektur III. Teil. Lieferungsausgabe. Arnold Bergsträsser Verlagsbuchhandlung (A. Kröner) in Stuttgart.
Lieferung 1. Preis 3 M.
Vor nicht zu langer Zeit war auf dem Gebiete verschiedener Hochbaukonstruktionen ein nahezu vollständiger Stillstand zu verzeichnen.
Es sei nur an die unsere Räume umschliessenden Wände, an die seit Jahrhunderten üblichen Deckenkonstruktionen, an die Bauart
der Gewölbe und der Treppen, sowie an die am häufigsten vorkommenden Heizeinrichtungen u.s.w. erinnert. Seit zwei Jahrzehnten
indes, zum Teile sogar erst seit etwa zwei Lustren, ist auch auf diesen Gebieten eine mächtige Umwälzung eingetreten; die
moderne Technik hat auch hier hervorragenden Wandel geschaffen, und fast jeder Monat, ja jede Woche, fördert eine neue Konstruktion
zu Tage.
Das „Handbuch der Architektur“ war seit dem Beginn seines Erscheinens stets bestrebt, in allen seinen Teilen, also auch auf dem Gebiete der
„Hochbaukonstruktionen“, auf der Höhe der Zeit zu bleiben und immer Notiz zu nehmen von dem, was die moderne Technik an Neuem und Zweckmässigem hervorbringt.
In jedem Bande bezw. Hefte spiegelt sich der augenblickliche Standpunkt des Konstruktionswesens wieder! Dies mag wohl der
Hauptgrund gewesen sein, weshalb rasch neue Auflagen notwendig geworden sind und einzelne Hefte nach verhältnismässig kurzer
Zeit vergriffen waren. Aus dem gleichen Grunde dürfte auch die Erscheinung zu erklären sein, dass schon in diesem Augenblicke
der Fachwelt von den
„Hochbaukonstruktionen“ die dritte Auflage dargeboten wird.
Nicht minder mag sich der rasche Absatz der „Hochbaukonstruktionen“ aus der ganz neuen und eigenartigen Behandlungsweise erklären lassen, welche dieser Stoff – abweichend von der Behandlungsweise
in anderen verwandten Lehrbüchern – im
„Handbuch der Architektur“ gefunden hat. Die veraltete Stoffgruppierung nach dem Konstruktionsmaterial oder nach den Baugewerken wurde verlassen, und
nur die Konstruktion als solche wurde bei der Gliederung der Gesamtmaterie als leitender Gesichtspunkt festgehalten.
Um nun den weitesten Kreisen dieses epochemachende Werk zugänglich zu machen, hat sich die Verlagshandlung zu einer Lieferungsausgabe
entschlossen, welche in 80 Lieferungen zu 3 M. erscheinen wird. Dieselbe ist reich ausgestattet und wird gegen
10000 Abbildungen im Text und auf besonderen Tafeln enthalten. Allen Architekten und Bauingenieuren, welche das wertvolle
Werk noch nicht besitzen, können wir dasselbe wärmstens empfehlen. Die erste Lieferung ist soeben erschienen; die folgenden
Lieferungen werden in Zwischenräumen von 14 Tagen ausgegeben.
Immanuel Kant's Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft, neu herausgegeben mit einem Nachwort: „Studien zur gegenwärtigen Philosophie der Mechanik“ von Alois Höfler. Dritter Band der Veröffentlichungen der Philosophischen Gesellschaft an der Universität zu Wien. Leipzig. (Pfeffer.) 1900.
Preis 6 M.
Entschieden bläst aus Wien ein erquickender Luftzug durch das alte ehrwürdige Gebäude der Philosophie und erfrischt die Luft
in den längst verschlossenen Räumen. Die philosophische Gesellschaft an der Wiener Universität schreitet systematisch vor;
sie macht zugänglich die seltenen Werke der Klassiker, welche die Erkenntnislehre begründen. Deren Auswahl aber und die beigefügten
Erläuterungen bezeichnen die neue Wendung, die eine ganze Schule verrät, ohne sie zur Schau zu tragen. Ganz richtig sagt Ed. v. Hartmann: ein neues philosophisches System soll nicht aus den Trümmern des alten erbaut werden, sondern muss sie alle umfassen, wie
die Kambialschicht eines Baumes, dabei aber selbst aus dem Boden der Erfahrung seine Lebenssäfte schöpfen. Das, scheint uns,
ist auch der Leitfaden der Wiener Philosophen. Von Herzen wünschen wir ihnen, der Flagge treu zu bleiben, die einem jeden
Bekenntnis freien Zutritt eröffnet! Der neue Band bringt ein neues wertvolles Baumaterial für die Erkenntniskritik. Es ist
sonderbar, wie der alte Kant mit dem neuen Maxwell übereinstimmt in den hervorgehobenen dunklen Stellen im Unterbau der Mechanik. Die Anmerkungen, die Alois Höfler hinzugefügt und die in sich eine selbständige Monographie bilden, modernisieren den Kant derart, dass dem gegenwärtigen Mechaniker das Lesen von Kant's Schrift (welche unangetastet wiedergegeben ist) wesentlich erleichtert wird.
P. K. v. E.