Titel: | Kleinere Mitteilungen. |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 356 |
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Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Die SolarmaschineScientific American, 16. März 1901, S.
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Seit einiger Zeit werden in Amerika wieder praktische Versuche angestellt, die
Sonnenwärme zum Betriebe von Dampfmaschinen zu benutzen. Es ist klar, dass derartige
Solarmaschinen, deren Leistungsfähigkeit im Verhältnis zu den Anschaffungskosten
ziemlich geringfügig ist, nur unter bestimmten, lokalen Bedingungen Verwendung
finden können. Zunächst sind diese Maschinen überhaupt nur in solchen Gegenden
betriebsfähig, die während der ganzen Jahreszeit eine höhere Temperatur und fast
immer einen wolkenfreien Himmel aufweisen. Sodann sind sie nur in solchen Gegenden
gegenüber den mit Kohlen oder anderem Brennstoff geheizten Dampfmaschinen
konkurrenzfähig, in denen Mangel an Brennstoff herrscht und die nur mit grossem
Kostenaufwand mit Brennstoff versorgt werden können. Diese Bedingungen treffen in
manchen Gegenden Südkaliforniens zu. In diesem Lande gibt es weite, dürre Strecken,
die reich an Minenschätzen sind und deren Bodenwert durch Bewässerung gehoben werden
kann. Da aber diese Gegenden noch wenig dem Verkehr erschlossen sind, ist die
Herbeischaffung von Brennmaterial zum Betriebe von Dampfmaschinen, die im Bergbau
und in der Landwirtschaft gebraucht werden, sehr kostspielig. Aus diesem Grunde ist
in der Ostrich-Farm in South
Pasadena, Kalifornien, ein durch Sonnenwärme betriebener Motor zur
Aufstellung gelangt, der zur Bodenbewässerung dient.
Diese Solarmaschine besteht aus einem grossen Reflektor, der als abgestumpfter Kegel
ausgebildet ist. In seiner grössten Oeffnung hat er einen Durchmesser von etwa 10 m
und in seiner kleinsten Oeffnung einen Durchmesser von etwa 4,5 m; seine Höhe
beträgt etwa 4 m. Seine innere Fläche ist aus 1788 kleinen Spiegelscheiben gebildet,
welche die Sonnenstrahlen nach der Brennachse senden.
In der Brennachse des Reflektors, zu dessen Versteifung Träger und Drähte dienen, ist
der Kessel aufgehängt, der eine Länge von 4,11 m und einen Inhalt von 680 l besitzt.
Der Reflektor ist der Sonne zugekehrt und wird von zwei verschieden hohen,
schmiedeeisernen Gerüsten gestützt, auf denen er drehbar gelagert ist; die
Drehungsachse erstreckt sich von Norden nach Süden. Die ganze Anlage vermag einem
Winddruck von 160 km in der Stunde Widerstand zu leisten. Der Reflektor folgt genau
der Sonne; seine Bewegung wird durch ein Uhrwerk hervorgerufen. Der Dampf, der eine
Spannung von 10,5 at besitzt, wird von dem Kessel in einem biegsamen Rohr aus
Phosphorbronze nach der Maschine geleitet, von der er in einen Kondensator gelangt.
Das Kondenswasser wird wieder dem Kessel zugeführt. Die Maschine, die eine
Maximalleistung von 15 PS besitzt und für gewöhnlich mit 10 PS arbeitet, treibt eine
Pumpe an, die 6350 l Wasser in der Minute fördert. Die Thätigkeit der Maschine
beginnt eine Stunde nach Sonnenaufgang und dauert bis eine halbe Stunde vor
Sonnenuntergang.
Der Bau dieser Solarmaschine, der erst nach verschiedenen Fehlversuchen glückte,
geschah auf Veranlassung einer Anzahl Bostoner Kapitalisten. Eine ähnlich gebaute
Solarmaschine, wie die in der Ostrich-Farm im Betrieb
befindliche, die aber nur die halbe Leistung besitzt, war kurz vorher in Denver
errichtet worden. Die Herstellung einer Solarmaschine von derselben Grösse, wie die
in der Ostrich-Farm aufgestellte, wird für die
panamerikanische Ausstellung geplant.
H.
Bücherschau.
S. Freiherr v. Gaisberg.Herstellung und Instandhaltung elektrischer Licht- und
Kraftanlagen. Ein Leitfaden auch für Nichttechniker, unter
Mitwirkungvon O. Görling und Dr. Michalke verfasst und herausgegeben von S. Freiherr v. Gaisberg. Berlin 1900. Julius Springer.
München, R. Oldenbourg.
Zweck dieses Werkchens ist es, einem in Laienkreisen fühlbaren Bedürfnis nach einer
kurz gefassten Beschreibung der wesentlichen Teile elektrischer Licht- und
Kraftanlagen und einer sich daran anschliessenden Erörterung der für die Herstellung
und Instandhaltung solcher Anlagen massgebenden Grundsätze Rechnung zu tragen.
Dasselbe schliesst sich in Form und Inhalt dem von den gleichen Verfassern
herausgegebenen Taschenbuch für Monteure elektrischer Beleuchtungsanlagen an. Das
angestrebte Ziel ist, wie dies im vorhinein zu erwarten war, vollständig erreicht
und wird sonach dieses Werkchen allen jenen, welche für ihre Betriebe die
elektrische Beleuchtung bezw. die elektrische Kraftübertragung einzuführen
beabsichtigen und sich hierfür die grundlegenden Informationen zu beschaffen
wünschen, die wertvollsten Dienste zu leisten vermögen. Es wird durch dasselbe
durchaus nicht die Intervention eines Sachverständigen zu beseitigen angestrebt, da
ja auf die notwendige Mithilfe eines solchen in zweifelhaften Fällen wiederholt
hingewiesen wird, sondern nur beabsichtigt, dem Interessenten jene Anhaltspunkte zu
geben, welche es ihm ermöglichen, einen Anlageplan in groben Umrissen zu entwerfen
und auf Grund desselben die Unterhandlungen mit der ausführenden Firma anzubahnen
und selbständig durchzuführen. Die diesbezüglich gegebenen Belehrungen sind in
durchaus einfacher und leicht verständlicher Weise abgefasst und in jeder Beziehung
als beherzigenswert zu bezeichnen. Die gegebenen technischen Aufklärungen sind zum
grossen Teil aus dem bereits erwähnten Taschenbuch für Monteure übernommen und, wo
notwendig, sinngemäss erweitert, daher, wie bekannt, vortrefflich. Dem Zweck des
Verkehrs entsprechend wurden nur kleinere Anlagen in den Kreis der Betrachtungen
einbezogen, da für umfangreichere Anlagen die Beihilfe eines Sachverständigen
unentbehrlich ist.
Desgleichen wurde die Behebung von Fehlern, die während des Betriebes auftreten
können, nur flüchtig berührt, und eine Ausnahme nur dort gemacht, wo bei kleineren
Störungen, auch dem Laien eine, wenn zuweilen auch nur vorübergehende Abhilfe
möglich ist. Es ist zu wünschen, dass auch diesem Werke der gleiche Erfolg zu Teil
werde, wie solcher für das mehrerwähnte Taschenbuch dem Verfasser verdienter Weise
treu geblieben ist.
A. P.
Taschenbuch der praktischen
Photographie. Ein Leitfaden für Anfänger und Fortgeschrittene von Dr. F. Vogel. Mit in den Text gedruckten Abbildungen und 7
Tafeln. Berlin 1901. Gustav Schmidt (vorm. Robert Oppenheim).
Dieses Werkchen, welches sein Entstehen dem Verlangen vieler Studierenden der
Berliner techn. Hochschule und Amateuren verdankt, ist soeben in der 8. und 9.
Auflage erschienen. Bei den Vorschriften der Rezepte der Entwickler, Kollodien,
Verstärker, Abschwächer, Fixierbäder u.s.w. ist vom Verfasser darauf Bedacht
genommen, nur solche zu geben, bei denen die im photochemischen Laboratorium der
Kgl. Techn. Hochschule in Berlin gemachten Erfahrungen massgebend waren. Um auch den
Ingenieuren, Bautechnikern u.s.w. Rechnung zu tragen, ist in einem besonderen
Abschnitt das Lichtpauseverfahren behandelt. Die kurz gehaltene und doch
vollständige Uebersicht über den heutigen Stand der Photographie macht dieses
Werkchen zu einem unentbehrlichen Taschenbuch.