Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 771
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Ueber einen neuen Fernzünder für Gasglühlicht berichtet G. Himmel im Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, XLV. Jahrg., No. 41, S. 765. Er unterscheidet sich von den üblichen elektrischen und Gasfernzündern dadurch, dass er keine besondere Zuleitung erfordert, und dass bei ihm stets Gas in der Leitung verbleibt, die Lampen daher sofort nach dem Oeffnen des Abschlusshahnes mit voller Flamme brennen. Wie Fig. 1 zeigt, ist parallel neben dem Abschlusshahn eine Umgehungsleitung angeordnet. Durch letztere tritt das Gas mit einem Druck von 5–12 mm Wassersäule hindurch und erhält oberhalb der Rohres a eine entleuchtete Dauerflamme in Brand. Textabbildung Bd. 317, S. 771 Fig. 1. Fernzünder für Gasglühlicht. Unterhalb der Glühlampe ist eine Dose angebracht, die aus 3 konzentrischen, mit Glycerin gefüllten Räumen besteht. In dem innersten Raum b wird der Gaszufluss zur Hauptflamme c durch Glycerin solange abgesperrt, als das Gas unter dem niedrigen Druck der Umgehungsleitung steht. Oeffnet man den Abschlusshahn, so reicht der normale Gasdruck hin, das Glycerin aus dem innersten Raume in die äusseren zu verdrängen und so den Gaszufluss zur Hauptflamme zu öffnen. Das seitliche Rohr d dient als Steigerohr, um selbst bei sehr hohem Gasdruck Ausströmen von Gas zu verhindern. Das Anzünden der Lampen geschieht also nur durch Oeffnen des Abschlusshahnes. Da bei Anlage der Fernzündung nur die Anbringung des Zwischenhahnes und der Dose nötig sind, so ist sie sehr bequem und billig herzustellen. Dr. Hgr. Hölzerne Rohrleitungen. In No. 33 der Zeitschrift für Spiritusindustrie, XXV. Jahrg., macht Fehrmann auf die immer mehr Verwendung findenden hölzernen Rohrleitungen aufmerksam. In Amerika haben sich dieselben in den verschiedensten Zweigen der Technik, so in Gruben und Wasserwerken, in chemischen Fabriken, Brauereien u.s.w. aufs beste bewährt, Nach Fehrmann verwendet man zur Herstellung dieser Holzröhren vollkommen lufttrockenes, homogenes, splintfreies, weisses Fichtenholz, welches behufs grösserer Haltbarkeit absolut frei von Saft sein muss. Das Holz wird in Stäbe geschnitten, welche mit ineinander greifende Zapfen bezw. Zapfenlöchern versehen und zu Röhren zusammengefügt werden. Um diese vor Springen und Auseinanderfallen zu schützen, werden die Röhren noch mit Stahlbändern fest umwunden. Das ganze Rohr wird dann mit einer gleichmässigen Schicht Asphalt überzogen. Je nach den gestellten Anforderungen halten diese Rohre einen inneren Druck von 3,6 und 12 Atm. aus. Als besondere Vorzüge dieser Holzrohre werden hervorgehoben: „Grosse Haltbarkeit und Dauerhaftigkeit. Geringes Gewicht; Transport- und Frachtkosten sind infolgedessen gering, die ganze Handhabung der Rohre ist einfach und bequem. Die Montage der Röhren ist sehr einfach und kann von jedem Arbeiter ohne besondere Vorkenntnisse, sowie ohne besondere Werkzeuge ausgeführt werden; die Kosten dafür sind daher unbedeutend. Die Gefahr des Einfrierens ist gering; bei wirklich vorkommendem Einfrieren der Holzleitungen schützt die natürliche Elastizität des Holzes vor Reissen und Springen. Die Leitungen sind ausserdem leicht dicht zu halten.“ Hierzu kommt noch, dass die Holzröhren im Gegensatz zu den eisernen von verdünnter Säure nicht angegriffen werden. Auch sollen die Herstellungskosten nicht grösser sein, als die eiserner Röhren. Hcp. Rippen-Elektromotoren. Die Rippen-Elektromotoren der Braunschweigischen Maschinenbauanstalt sind eine Neuerung auf dem elektrotechnischen Gebiete. Ihre eigenartige Konstruktion bezweckt, bei geringem Gewicht und daher verhältnismässig geringem Preise grosse Festigkeit und grosse abkühlende Oberfläche zu erzielen. Letztere ist insofern von Bedeutung, als bei Gleichstrommotoren neben der Funkenbildung die Erwärmung und bei Wechselstrommotoren nur die Erwärmung die Grenze der Leistungsfähigkeit bildet. Bei den Rippen-Elektromotoren laufen, wie Fig. 1 zeigt, nicht allein rund um den Mantel so tiefe Rippen, dass man auf den Grund der Bleche sieht, sondern es sind auch die Lagerdeckel aus einer grossen Anzahl dünner Rippen gebildet; die Oberfläche wird hierdurch nahezu verdoppelt. Nur die mechanisch angestrengten Teile, wie Achse und Lager, sind kräftig gehalten. Letztere bestehen aus zwei vollständig getrennten Spulen, sodass der Schmierring dazwischen Platz findet. Die Oelkammern sind so ausgebildet, dass der Motor in jeder Lage montiert werden kann. Das Aussehen ist gefällig und symetrisch. Textabbildung Bd. 317, S. 772 Fig. 1. Rippen-Elektromotor. Bücherschau. Die Eisenbahntechnik der Gegenwart. III. Bd. „Unterhaltung und Betrieb der Eisenbahnen“ – zweite Hälfte; bearbeitet von v. Beyer, Blum, v. Borries, Clausnitzer, Grossmann, Leisner, Nitschmann und Zehme. Mit 93 Abbildungen im Texte und 1 lithogr. Tafel. Wiesbaden, C. W. Kreidel's Verlag. 1902. Unter den verschiedenen Zweigen des Eisenbahnwesens war noch vor nicht allzulanger Zeit die Betriebstechnik, – was den Stand der bezüglichen Litteratur anbelangt – ein richtiges Aschenbrödel und erst in den letzten Decennien haben sich auch auf diesem Gebiete hervorragend berufene Fachmänner schöpferisch bewährt. Der Betrieb ist eben die mehr oder minder nackte Prosa unter all den Hilfsfächern, welche die Grundlagen der gesamten Eisenbahnkunde bilden und deshalb bietet denn auch die Betriebslehre weitaus grössere Sghwierigkeiten ihren spröden Stoff, der ursprünglich blos durch Erfahrung und Gepflogenheit geschaffen, sowie fast ausschliesslich nur in nüchternen Gesetzessammlungen oder Dienstbüchern hinterlegt worden ist, derart zu behandeln, dass der Leser nicht nur in allem zurechtgewiesen, sondern auch über die Gründe der bestehenden Anordnung vollständig aufgeklärt, sowie schliesslich für den Gegenstand selber eingenommen und erwärmt wird. Alle diese schon in anbetracht ihrer beziehungsweisen Seltenheit doppelt wertvollen Vorzüge einer sachlich wie sprachlich gelungenen Darstellung des Eisenbahnbetriebes dürfen dem vorliegenden Bande des bekannten, vornehmen Sammelwerkes im vollsten Masse nachgerühmt werden. Derselbe umfasst in seinem Hauptabschnitte (207 Seiten) hinsichtlich der Haupt- und Nebenbahnen den allgemeinen Betriebsdienst, den Streckendienst, den Stationsdienst, den Fahrdienst und den Verschiebdienst, ferner in einem zweiten und dritten, gleichfalls erschöpfenden Abschnitt (43 bezw. 63 Druckseiten) den Betrieb der Kleinbahnen, sowie den Betrieb der elektrischen Bahnen. Dass der Grundton aller Kapitel des ersten und zweiten Abschnittes wieder vornehmlich auf die Institutionen Preussens, bezw. der Preussischen Staatsbahnen abgestimmt ist, kann diesen Abschnitten keinen Abbruch thun, weil doch überall der besonderen Abweichungen gewissenhaft gedacht und bei allen wichtigeren Dingen auch die sachliche Vergleichung durchgeführt wird. Ueberhaupt zeichnet sich das in Rede stehende Buch trotz der besonderen Neigung seines Stoffes zur Einseitigkeit durch freiere, ausgreifendere Behandlung aus, mit der gewisse partikularistische Klippen besser als in manchem früheren Bande des grossen Druckwerkes umschifft sind. Es böte wahrhaftig Schwierigkeiten hinsichtlich der einzelnen, verschiedenen Arbeiten irgendwie Weiterungen oder Verbesserungen zu wünschen, denn sie sind eben durchweg tadellos gediegen, allein das hindert keineswegs hervorzuheben, dass einerseits das Kapitel A, e (Verschiebedienst) ganz besonders anspricht, und dass andererseits die Darstellungen Zehme's, denen in anderen Bänden immer nur recht bescheidene Plätzchen zugemessen waren, vorliegendenfalls ihrem Gegenstande (Betrieb der elektrischen Bahnen) in zureichender Ausdehnung und in seltener Gründlichkeit, Uebersichtlichkeit und Vollständigkeit gerecht werden. L. K. Ueber die Anwendung der Lehre von den Gasionen auf die Erscheinungen der atmosphärischen Elektrizität. Von Prof. Dr. Hans Geitel, Oberlehrer am Herzoglichen Gymnasium zu Wolfenbüttel. Braunschweig, Friedrich Vieweg & Sohn. 1901. In diesem in der Gesamtsitzung der wissenschaftlichen Hauptgruppen der 73. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Hamburg abgehaltenen Vortrage, der hier mit ergänzenden Zusätzen und Literaturnachweisen versehen, im Drucke wiedergegeben ist, wird in geist- und gehaltvoller Weise und äusserst anregender Form der Versuch unternommen, die Erscheinungen der atmosphärischen Elektrizität, deren Wesen trotz vielfacher Forschungen noch in Dunkel gehüllt ist, auf Grund der Elektronentheorie zu erklären. Sich nur auf bereits erkannte und durch das physikalische Experiment bestätigte Thatsachen stützend, wird hier in überzeugender Weise nachgewiesen, dass sich unter Anwendung der Elektronentheorie die meisten der bekannten Erscheinungen der atmosphärischen Elektrizität in einfacher und zwangloser Weise erklären lassen. Hierbei ist der Vortragende, welcher sich mit dem in Rede stehenden Gegenstande vielfach in eingehendster Weise wissenschaftlich bethätigt hat, durchaus nicht optimistisch gestimmt und weist selbst auf die noch vorhandenen Lücken hin, für welche die Beglaubigung durch das Experiment noch aussteht, und deren Ausfüllung den Bestrebungen der Zukunft überlassen bleiben muss. Die Lektüre dieses in jeder Beziehung interessanten und neue Gesichtspunkte eröffnenden Vortrages, kann jedermann, der diesem Gegenstande einiges Interesse entgegenbringt, nur angelegentlichst empfohlen werden. A. P.