Titel: [Kleinere Mitteilungen.]
Fundstelle: Band 319, Jahrgang 1904, S. 527
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[Kleinere Mitteilungen.] [Kleinere Mitteilungen.] Bücherschau. Elektrizitätswerke, elektrische Beleuchtung und elektrische Kraftübertragung. Gemeinverständliche Darstellung von Dr. W. Beimbach und C. Müller, Oberingenieur der Siemens-Schuckert-Werke in Köln a. Rh. Dritte, umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. Mit 267 Abbildungen. Stuttgart, 1904. Arnold Bergsträsser, Verlagsbuchhandlung. (A. Kröner.) Bei der ausserordentlichen Bedeutung, welche die Elektrotechnik für unser ganzes heutiges Erwerbs- und Verkehrsleben hat, und bei dem grossen Interesse, das ihr allgemein entgegengebracht wird, muss das Bestreben der Verfasser anerkannt Werden, mit Herausgabe ihres Werkes auch denjenigen, welche das Studium der Elektrotechnik nicht als ihren Beruf gewählt haben, Gelegenheit zu geben, sich mit den verschiedenen Grundbegriffen und Gesetzen der Elektrotechnik, mit der Erzeugung und Verwendung des elektrischen Stromes zur Beleuchtung und Kraftübertragung vertraut zu machen. Es soll jetzt schon gesagt werden, dass es den Verfassern gelungen ist, eine gemeinverständliche Darstellung der in Betracht kommenden Gesichtspunkte und Ausführungen zu geben, derart, dass auch Nichtfachleute, welche nur die elementare Mathematik beherrschen, den Inhalt des Buches verstehen können. Als Einleitung werden in den ersten 80 Seiten die Grundbegriffe der Elektrotechnik (Spannung, Stromstärke, Widerstand, Leistung) entwickelt und die Erscheinungen des Magnetismus, des Elektromagnetismus und die Gesetze der Wechselströme besprochen. Der übrige Teil des Werkes kann in folgende drei Abschnitte geteilt werden: 1. Die Erzeugung des elektrischen Stromes, 2. die Fortleitung und Verteilung des elektrischen Stromes. S. die Verwendung des elektrischen Stromes. In den letzten Kapiteln werden noch die Elektrizitätszähler, verschiedene Hilfsapparate und die Projektierung und Ausführung elektrischer Anlagen besprochen. Die Darstellungsweise in den ersten einleitenden Kapiteln ist Pädagogisch geschickt, wie z.B. von der Arbeit ausgehend, die für den Laien doch etwas verwickelten elektrischen Grundbegriffe und Erscheinungen, besonders die der Wechselstromtechnik, in elementarer Entwicklung physikalisch erklärt werden. Zur Erläuterung derselben werden Analogien aus dem Gebiet der Mechanik und Hydraulik zu Hilfe gezogen und dem Leser dadurch aas Verständnis der Darlegungen erleichtert. Auf die Theorie wird weniger eingegangen, sondern mehr auf die Erfahrungstatsachen hingewiesen. Auf diese Weise sind sämtliche Begriffe verhältnismässig klar entwickelt. Die angegebenen Gesetze werden an Hand praktischer Beispiele dem Leser noch weiter klar gedacht. Zur Erläuterung des Textes, der Schaltungen usw. sind zahlreiche, wenn auch meistens nur schematische Skizzen beigegeben. In dem Kapitel über Magnetismus und elektromagnetische Induktion haben die Verfasser darauf verzichtet, Magnetisierungskurven anfzunehmen. Es wäre aber doch vielleicht angebracht, einzelne dieser Kurven zur Darstellung zu bringen, wie z.B. die Permeabilitätμ als Funktion der Induktion B, sowie Magnetisierungs- und Eisenverlustkurven. Der Einfluss solcher Kurven auf das Verständnis und die Beurteilung der einzelnen Faktoren ist stets sehr gross. In dem Abschnitte über die Erzeugung des elektrischen Stromes werden die Wasserkraftmaschinen und die Wärmemotoren bezüglich ihrer Konstruktion, Wirkungsweise und wirtschaftlichen Eigenschaften betrachtet und Ratschläge für die Wahl und den Entwurf elektrischer Anlagen gegeben. Hierbei werden die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Antriebsmotoren ganz besonders berücksichtigt, indem die Heissdampfmaschinen, die Dampfturbinen, besonders die Parsonturbinen und die rotierenden Dampfmaschinen, sowie die Explosionsmotoren eingehend beschrieben, sowie durch Zeichnungen erläutert werden. Bei der Behandlung der Dynamomaschinen wird, dem Zwecke des Buches entsprechend, mehr auf die Eigenschaften und die Wirkungsweise, sowie Prüfung und Behandlung derselben unter Hinweis auf die Normalien zur Prüfung von elektrischen Maschinen und Transformatoren eingegangen, als auf die Berechnung und Herstellung. Es wäre wohl vorteilhafter gewesen, an Stelle der ungebräuchlichen Kurven, die das Verhältnis von Klemmenspannung zum äusseren Widerstand bei konstanter Tourenzahl darstellen, auch noch die Kurven der dynamischen und statischen Charakteristik aufzunehmen, da an Hand derselben die Eigenarten der einzelnen Maschinentypen am besten gekennzeichnet werden. Bei den Wechselstrommaschinen werden die Innen- und Aussenpol-, die Wechsel- und Gleichpoltypen behandelt. Da der Kurzschlusstrom bei der Beurteilung der Wechselstrommaschinen doch eine ziemliche Rolle spielt, hätte zweckmässig einiges über dessen Grösse (2–3 fache) und Bedeutung gesagt werden können. Die Akkumulatoren sind, als wichtiger Teil einer elektrischen Zentrale sehr ausführlich besprochen. Die von den meisten Forschern als richtig anerkannte Sulphattheorie des Bleiakkumulators, die Vorgänge beim Laden und Entladen werden eingehend erörtert, und da die Lebensdauer der Akkumulatoren von sachgemässer Behandlung mehr abhängig ist, als die der Maschinen, wird auf die Konstruktion, Montage und die Behandlung besonders ausführlich eingegangen. Auch die neuesten Erfindungen, wie die des Edison- und Jungner-Akkumulators, finden Erwähnung. Bei Beschreibung der ruhenden und rotierenden Umformer wird besonders auf die Leerlaufsarbeit der Transformatoren als einen relativ grossen Prozentsatz der jährlich abgegebenen Leistung hingewiesen und durch Zahlenbeispiele weiter klargelegt. Bei der Besprechung der Messinstrumente und Messmethoden werden hauptsächlich die technischen Instrumente unter Hervorhebung ihrer Vorteile und Nachteile berücksichtigt; behandelt werden die Ampère-, Volt- und Wattmeter, wie sie von den verschiedenen Firmen gebaut werden, sowie das Universalgalvanometer von Siemens & Halske. Bei den Wattmetern wird nur auf das Elektrodynamometer näher eingegangen, während in der Praxis doch wohl fast ausschliesslich nur noch direkt zeigende Instrumente verwandt werden, die gerade in der Wechselstromtechnik bei hohen Spannungen ein Bedürfnis sind. In dem Abschnitt über die Fortleitung und Verteilung des elektrischen Stromes wären auch die neuesten Ausführungen der Isolatoren erwünscht gewesen. Bezüglich der Hochspannungskabel wird vielleicht in der nächsten Auflage darauf hingewiesen, dass die obere Spannungsgrenze dadurch bedingt ist, dass schon bei verhältnismässig niedriger Spannung die erforderliche Isolationsstärke der Kabel solche Abmessungen annimmt, dass ihre Fabrikation, Transport und Verlegung ausserordentliche Schwierigkeiten bieten. Dies ist dadurch bedingt, dass die Isolationsstärke, je höher die Spannung ist, viel rascher zunimmt als die Spannung. Bezüglich der auftretenden Spannungserhöhungen ist schon bei Berechnung der Kabelleitung darauf zu sehen, dass keine Resonanzverhältnisse in die ganze Anlage hineinkommen. Die Erörterung der Verteilungssysteme erstreckt sich besonders auf das Wechselstromverteilungssystem wegen seiner grossen Bedeutung für die elektrische Kraftübertragung und an Hand praktisch gewählter Zahlenbeispiele wird auf die verschiedenen Faktoren, die bei der Berechnung von Wechselstromleitungen zu berücksichtigen sind, hingewiesen. Bei den Blitzschutzvorrichtungen sind für den Abstand der beiden Hörner eines Hörnerblitzableiters einige Zahlenwerte angegeben. Diese gelten für den Fall, dass die Blitzableiter in bedeckten Räumen untergebracht werden. Es sind mit Recht die Abmessungen bei Aufstellung im Freien nicht berücksichtigt, da die Blitzableiter stets in bedeckten Räumen aufgestellt werden sollten. Es ist hierdurch ein unzeitiges, durch Regen, Staub, Schnee usw. eingeleitetes Wirken der Hörnerblitzableiter und damit evtl. verbundene Betriebsstörungen mehr oder weniger ausgeschlossen, was jedoch bei Anordnung im Freien nicht der Fall ist. „In dem letzten Abschnitt über die Verwendung des elektrischen Stromes“ werden nach Beschreibung der verschiedenen Photometer die zahlreichen Erfindungen und Fortschritte auf dem Gebiete der Beleuchtungstechnik besprochen. So werden die Nernst- und Osmiumlampen unter Hervorhebung ihres Wirkungsgrades und ihrer Vorteile, die Dauerbrandflammenbogen- und Intensivflammenbogenlampen einer eingehenden Betrachtung unterzogen. Die in diesem Kapitel gebrachten Ausführungen ermöglichen es dem Leser, sich ein klares Bild über den heutigen Stand der elektrischen Beleuchtungstechnik zu machen. Bei Besprechung der Elektromotoren für Gleich- und Wechselstrom vermisst man auch die charakteristischen Kurven, die nun einmal von grossem instruktiven Wert sind. Es werden die Haupt-, Nebenschluss- und Kompoundmotoren, deren Eigenschaften und Regulierung behandelt. Von den Wechselstrommotoren werden die Synchronmotoren und die Asynchronmotoren, hier besonders die am meisten verwendeten Dreiphasenmotoren, bezüglich ihrer Wirkungsweise besprochen Auch die neuen Wechselstromkollektormotoren und asynchronen Generatoren werden erwähnt und, obgleich sie sich noch im Entwicklungszustande befinden, auf ihre Bedeutung hingewiesen, die sie in der Elektrotechnik wahrscheinlich noch haben werden. In dem letzten Kapitel werden an Hand zahlreicher, wenn auch nicht immer sehr deutlicher Abbildungen die verschiedenen Konstruktionen der gebräuchlichen Aus- und Umschalter, der Regulatoren mit Metall- und Flüssigkeitswiderständen besprochen. Hieran schliesst sich die Beschreibung der Elektrizitätszähler unter Hinweis auf die Eigenarten der verschiedenen Konstruktionen und die Anforderungen, die an dieselben zu stellen sind. Zum Schluss werden für den Entwurf einer elektrischen Anlage und die Aufstellung eines Projektes noch wertvolle Gesichtspunkte bezüglich der Feststellung des Stromverbrauchs, der Wahl des Stromsystems und der Betriebsmaschinensätze, der Leitungsanlage und der Art des Antriebes angegeben. Wie nun schon oben ausgesprochen wurde, geben die Verfasser eine wirklich gemeinverständliche, anschauliche und klare Darstellung der Elektrotechnik. Das Werk bietet daher in erster Linie für jeden Laien oder für jeden dem Gebiete der Elektrotechnik fernerstehenden Techniker, der die Ausführung einer elektrischen Anlage zu vergeben oder eine Anlage zu leiten hat, ein wertvolles Mittel, sich mit der Elektrotechnik oder den für den Entwurf und die Ausführung in Betracht kommenden Grundsätzen vertraut zu machen. Der Inhalt des Werkes ist jedoch so reichhaltig, dass auch der Fachmann, dessen Arbeitsgebiet doch mehr oder weniger ein beschränktes ist, über manche Fragen sich wird informieren können, die seinem eigentlichen Wirkungskreis ferner liegen. Hierzu kommt noch, dass durch zahlreiche Literaturangaben dem Leser die Möglichkeit geboten wird, sich über einzelne ihn besonders interessierende Punkte noch näher zu unterrichten. Es können daher auch einzelne unrichtige oder ungebräuchliche Bezeichnungen, sowie kleinere Fehler den guten Gesamteindruck des Buches nicht stören. So wird z.B. die Spannung zwischen den Klemmen mit „Klemmspannung“ entgegen der üblichen Bezeichnung „Klemmenspannung“ und die in den Normalien des Verbandes Deutscher Elektrotechniker angegebene „Sternspannung“ mit „Phasen- bezw. Schenkelspannung“ bezeichnet;von den Drosselspulen wird gesagt, dass sie so und soviel Volt „erdrosseln“. In dem Kapitel über die Zellenschalter muss es auf Seite 231 unten heissen; Ist aber J1 gleich dem maximalen Ladestrom und nicht J1 – J2 gleich usw. und auf S. 382 ist für den Wirkungsgrad \eta=\frac{W}{E\,\cdot\,J} und nicht \eta=\frac{E\,\cdot\,J}{W} zu setzen. Die Ausstattung des Werkes, Druck und Papier, ist, abgesehen von den zum Teil etwas undeutlichen Abbildungen, eine gute. Otto Schlör. Theoretische Grundlagen der Starkstromtechnik. Von Charles Proteus Steinmetz. Autorisierte deutsche Ausgabe, übersetzt von J. Hefty, Ing. Braunschweig 1903. Fried. Vieweg & Sohn. Die Klarheit, welche in der Regel die Werke englischer Autoren auszuzeichnen pflegt und die mit der deutschen Gründlichkeit erfolgreich zu konkurrieren imstande ist, sollten sich ihre amerikanischen Vettern als Beispiel vor Augen halten. Dies gilt in besonderen Maasse von dem vorliegenden Werk, in dem der Verfasser unbekümmert um vorhandenes und durch den Gebrauch bereits lange sanktioniertes seine eigenen Wege geht, wohl i& der Erwartung eine Jüngerschaft zu finden, die auf des Meisters Worte schwört. Wenn Spezialabhandlungen in Fachzeitschriften auf diese Weise behandelt werden, so mag dies hingehen, da sich nur derjenige, welcher Geschmack daran findet, damit befassen wird; aber Lehrbücher, auch solche, die an ihrer Stirn den Stempel der Theorie tragen, sollten doch nicht so abgefasst sein, dass nicht nur dem Anfänger nach der Lektüre einiger Kapitel der Geschmack daran verdorben wird und er das Gefühl des bekannten Mühlrades im Kopfe empfindet, wenn er die Grundlagen alle in sich aufnehmen soll. Hierzu kommt, dass doch Grundlagen anerkannt sein müssen, ehe sie als solche bezeichnet werden dürfen; der Verfasser macht indessen oft den Versuch, das dem Leser als Grundlagen aufzuzwingen, was er persönlich dafür hält. Die Sucht nach neuen Wortbildungen, bei denen sich niemand, er mag noch so international sein, etwas vorstellen kann, trägt zur Verwirrung nicht unwesentlich bei, zumal da sie alle denselben Schwanz haben und nur am Kopfe erkenntlich sind, denn es dürfte nicht nur dem Anfänger Schwierigkeiten machen, Induktanz, Impedanz, Reaktanz, Reluctanz, Resistanz, Admittanz, Susceptanz usw. gehörig auseinanderzuhalten. Der symbolischen Methode, an deren Ausbildung sich der Verfasser besonders bemüht hat, hätte wohl, wenn an ihrer Empfehlung gelegen war, ein etwas breiterer Raum gewidmet werden können. Sie mag: ja in mancher Beziehung, wie die Determinanten recht bequem sein, dürfte doch aber, wie diese, hauptsächlich nur Formsache sein und die Behauptung des Verfassers, dass sie in vielen komplizierten Fällen die einzige Methode sei, mit welcher man das Problem überhaupt lösen könne, wird schwerlich ernstlichen Glauben finden. Dr. K. Das Buch zerfällt in zwei Teile, deren erster eine Darstellung der allgemeinen Theorie und Definition der Begriffe bildet und von recht instruktiven Beispielen begleitet ist, der zweite befasst sich speziell mit Maschinen: Synchronmaschinen, Kommutator- maschinen, rotierende Umformer, Induktionsmaschinen und es muss bedauert werden, dass hier die Fortsetzung der Beispiele unterblieben ist, da bei der allgemeinen Schreibweise, welche so gut wie alles als bekannt voraussetzt, dies zum Verständnis wesentlich beigetragen hätte. Im allgemeinen dürfte sich kaum jemand finden der sich mit solchem Interesse in die Lektüre des Buches vertiefte, um dasselbe von A–Z durchzulesen. Einzelne Kapitel werden zwar den theoretischen Fachkenner interessieren, um aber als Grundlage für die Starkstromtechnik zu dienen, dazu erscheint das Werk völlig ungeeignet. Dr. K. Die Eichung der Gleich- und Wechselstrommesser für Schalttafeln. Von Ingenieur J. Glatz. Steglitz, 1904. Buchhandlung der Literarischen Monatsberichte. Der Verfasser bespricht auf zwölf 8° Seiten kurz das Konstruktionsprinzip der wichtigsten Schalttafelinstrumente für Gleich- und Wechselstrom und behandelt ausführlich die einfachsten Eichungsmethoden mit geeigneten Präzisionsinstrumenten, die Aufzeichnung der Eichkurven usw. Die Darstellung ist durchweg einfach und sehr übersichtlich. Das kleine Büchlein bringt dem erfahrenen Messtechniker nichts Neues, wird aber von vielen Ingenieuren und Technikern, die selten mit Eichung von Instrumenten zu tun haben, mit Nutzen gelesen werden. Leo Lichtenstein.