Titel: [Kleinere Mitteilungen.]
Fundstelle: Band 320, Jahrgang 1905, S. 224
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[Kleinere Mitteilungen.] Kleinere Mitteilungen. Bücherschau. Die Fabrikation der Soda nach dem Ammoniakverfahren. Von H. Schreib. Mit 104 Abbildungen und 3 Tafeln. Berlin, 1905. Julius Springer. Die Ammoniaksodaindustrie unterschied sich bisher von der Leblancsodaindustrie ganz wesentlich dadurch, dass von ihr nur die allgemeinen Grundzüge bekannt waren, nach denen man arbeitete, dass aber die Einzelheiten der Verfahren und Apparate von allen Fabriken sorgfältig geheim gehalten wurden. Während deshalb die Leblancsodaindustrie mit Vorliebe zum Gegenstand praktisch-wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht wurde, so kamen bei der Ammoniaksodaindustrie jedem Werke nur die in ihm selbst gemachten Erfahrungen zugute. Dass trotzdem diese letztere Industrie einen so gewaltigen Aufschwung genommen hat, dafür liegt der Grund nicht in dieser Geheimniskrämerei, sondern in anderen Ursachen, nämlich darin, dass man hier ein viel einfacheres und weniger kostspieligeres Arbeitsverfahren hat. Indessen ist auch dies Verfahren immer noch ausserordentlich verbesserungsfähig, da seine sonstigen Vorzüge so lange noch nicht voll zur Wirksamkeit kommen können, als es noch immer mit einer grossen Verschwendung an Kochsalz arbeitet, wie es jetzt der Fall ist. An diesen Verbesserungen mitzuarbeiten sind aber nicht nur die einzelnen Fabriken, sondern auch die weitesten Kreise berufen, da es im allgemeinen volkswirtschaftlichen Interesse liegt, wenn in keiner Fabrikation mit Rohstoffen verschwenderisch gearbeitet wird. Unter diesen Umständen ist das vorliegende Buch freudig zu begrüssen, das als die erste systematische Zusammenfassung der Ammoniaksodafabrikation auf der Grundlage eigener und nicht veralteter Erfahrungen bezeichnet werden darf. Zwar bringt schon der dritte Band von Langes Sodaindustrie eine Darstellung des Ammoniaksodaverfahrens, aber einerseits ist diese Abhandlung nunmehr schon fast zehn Jahre alt, und anderseits konnte sich deren Verfasser nur auf Material stützen, das allgemein zugänglich war. Nun ist es aber bekannt und wird auch in dem vorliegenden Buch wiederholt hervorgehoben, dass dies von den einzelnen Ammoniaksodafabriken namentlich auch in Patentschriften veröffentlichten Material vielfach geradezu auf Irreführung weiterer Kreise berechnet war. Das vorliegende Buch wird übrigens nicht nur für den Sodaindustriellen, sondern auch für andere Techniker, namentlich für diejenigen, die sich mit dem Apparatenbau für die chemische Industrie beschäftigen, von grösster Wichtigkeit sein. Denn die zahlreichen hierin beschriebenen Apparate werden auch in anderen Industrien entweder unmittelbar Anwendung finden können oder sich mit entsprechenden Abänderungen zu ähnlichen Zwecken benutzen lassen. Rauter.