Titel: Kleinere Mitteilungen.
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, Miszellen, S. 143
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Kleinere Mitteilungen. Kleinere Mitteilungen. Eine federnde Radnabe. Wir schilderten vor kurzemD. P. J. 1905, 320, 207. eine Radnabenkonstruktion, durch welche die ja in mancher Beziehung unsicheren und unangenehmen Pneumatiks entbehrlich gemacht werden sollten. Eine zweite Art der Durchbildung dieses Problems gibt nebenstehende Figurnach „Engineering“. wieder. Mit der Achsbuchse sind zwei parallel zu einanderliegende, sternförmig ausgebildete Platten fest verbunden. Um Bolzen, die gleichzeitig zur Versteifung der beiden Platten dienen, schwingen in den fünf Eckpunkten je ein Faar dreieckig gestalteter Hebel zwischen den Platten und je ein Paar ebenfalls dreieckiger Hebel ausserhalb der Platten. Die inneren Hebelpaare tragen an den freien Ecken zwischen sich Walzen und um diese können sich fünf normal ausgebildete Blattfedern drehen, die eine Verbindung der inneren Hebelpaare untereinander herstellen und durch deren Mitte je ein fest mit der Feder verschraubter Bolzen geht. Dieser kann in einem Versteifungsstück gleiten, das zwischen die beiden Platten gelegt und an ihnen befestigt ist. Ausserdem trägt dieser Bolzen noch zwei senkrecht zu seiner Längsachse gerichtete Zapfen, die in Bohrungen an der zweiten Ecke der beiden aussenliegenden dreieckigen Hebel greifen. Deren dritte Ecke ist bei Laufrädern mit dem Radreifen fest verbunden. Bei Treibrädern dagegen liegt auch in dieser Ecke der beiden zusammengehörigen Hebel ein Bolzen, um den sich ein segmentartig gestaltetes, mit zwei Rollen versehenes Stück zu drehen vermag. Diese Rollen laufen auf nach innen gekrümmten, in dem Radreifen befestigten Bahnen. Textabbildung Bd. 321, S. 143 Wie wohl ohne weiteres ersichtlich, bezweckt der bei den Laufrädern allein ausgeführte Teil der Anordnung bei Unebenheiten des Bodens eine gewisse Bewegung des Reifens gegen die Nabe in radialer Richtung zu ermöglichen. Die inneren Hebelpaare bewirken dabei, dass stets alle fünf Federn zusammen beansprucht werden, also auch nur eine entsprechend schwächere Ausführung für diese nötig ist. Dabei ist die Anordnung so getroffen, dass die Federn immer nur einem rechtwinkligen, nie einem schiefen Angriff der auftretenden Kräfte ausgesetzt sind. Die bei Treibrädern eingeschalteten Segmente aber ermöglichen eine gewisse Verdrehung der Nabe gegen den Reifen, welcher jedoch die Kraft der Federn entgegenzuwirken bestrebt ist, eine Anordnung, die zur Schonung von Motor und Getriebe sehr wünschenswert ist. Alle Teile des ganzen Mechanismus sind so leicht als möglich gehalten, z.B. die Hebel aus Stahlblech gepresst, Blechscheiben, die von der Nabe bis zum Reifen sich erstrecken, schliessen ihn beiderseits staubdicht ein und bilden eine ölgefüllte Kammer. Unsere Quelle berichtet von einer Fahrt, bei der sich die geschilderte Vorrichtung auf schlechtester Fahrstrasse durchaus bewährt hat. F. Mbg. Die Gewinnung von Salpetersäure aus der Luft in Notodden (Norwegen). Bei der Einweihung des neuen technisch-chemischen Instituts der Königl. Technischen Hochschule zu Berlin hielt der Direktor dieses Instituts, Herr Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Otto N. Witt, einen Vortrag „Ueber technisch-chemische Laboratorien und die Nutzbarmachung des Luftstickstoffs“, dem ich folgende Angaben über die Herstellung von Salpetersäure in Notodden entnehme:Prometheus, Jahrg. 17, S. 131 ff. (1905). Kraftquelle ist der Tinfos, ein vom Tin-Elf dicht bei Notodden gebildeter Wasserfall, der 20000 Pferdekräfte zu liefern vermag; 4 km oberhalb steht noch ein zweiter Fall mit 30000 Pferdekräften zu Gebote; die Pferdekraft kommt für das Jahr nur auf 12 M. zu stehen. Die Oefen zur Gewinnung von Stickoxyd sind von Birkeland und Eyde konstruiert; Eyde und seine Mitarbeiter sind fortdauernd mit ihrer Vervollkommnung beschäftigt. Die Oefen sind aus feuerfestem Ton gebaut und aussen mit Kupfer gepanzert; sie haben die Form einer schmalen Schachtel, die auf der hohen Kante steht. In den Ofen hinein führen Kupferelektroden, zwischen denen der Flammenbogen entsteht; sie sind hohl und werden durch einen Wasserstrom von innen gekühlt. Der Flammenbogen wird durch einen Elektromagneten so zerblasen, dass er die Form einer flachen Scheibe von 2 m Durchmesser annimmt. Durch diesen hocherhitzten Raum wird ein Luftstrom geführt; dabei verbindet sich ein kleiner Teil des Sauerstoffes mit Stickstoff zu Stickoxyd. Mit etwa 2 v. H. Stickoxyd beladen verlässt die Luft den Ofen und gibt zunächst ihre Hitze an grosse Eindampfpfannen ab, von deren Verwendung wir unten reden werden. Dann durchstreicht das gekühlte Gas langsam grosse, mit säurefesten Steinen ausgekleidete „Oxydationstärme“ in denen sich das Stickoxyd (NO) mit Sauerstoff zu Stickstoffdioxyd (NO2) und Stickstofftetroxyd (N2O4) verbindet. Die entstandenen braunen Dämpfe kommen in Absorptionstürmen mit Wasser in Berührung, das sie unter Bildung von Salpetersäure aufnimmt. Diese Absorptionstürme sind aus grossen Granitplatten gefügt und mit Quarz gefüllt; das von oben herabrieselnde Wasser wird immer wieder hinaufgepumpt, bis es 50 v. H. Salpetersäure enthält. Der unabsorbierte Rest an Stickstoffoxyden wird der Luft in zwei weiteren Absorptionstürmen aus Holz, die mit Kalkmilch berieselt sind, und schliesslich in einer mit festem Kalk beschickten Kammer entzogen, wobei sich salpetrigsaurer Kalk bildet. Das Calciumnitrit wird in geschlossenen Gefässen durch Salpetersäurezusatz in Calciumnitrat übergeführt; die dabei antwickelten braunen Dämpfe wandern wieder in die Absorptionstürme. Auch alle übrige Salpetersäure wird durch Neutralisation mit Kalk in Calciumnitrat verwandelt; die Salzlösungen werden in den oben erwähnten Pfannen eingedampft; das ausgeschiedene Salz wird geschmolzen und in eiserne Trommeln abgelassen, in denen es erstarrt. So wird ein bequem zu versendendes Fabrikat gewonnen. Die Jahreserzeugung beträgt etwa 600 kg Calciumnitrat auf jedes Kilowatt der aufgewandten elektrischen Energie. Da Notodden eine schiffbare Wasserstrasse bis zum Meere besitzt, so lässt sich das Salz zu einem massigen Preise in den Welthandel bringen. Das normale Calciumnitrat eignet sich nicht ohne weiteres zum Düngemittel; es muss erst in ein basisches Salz übergeführt werden, das pulverig und nur wenig zerfliesslich ist. Dieses basische Nitrat zerfällt im Ackerboden unter Einwirkung von Feuchtigkeit und Kohlensäure der Luft in kohlensauren Kalk und normales Nitrat. Arndt. Bücherschau. Sammlung Göschen No. 224 und 225: Die zweckmässigste Betriebskraft. Von Friedrich Barth, Ober-Ingenieur in Nürnberg. I. Teil: Die mit Dampf betriebenen Motoren. II. Teil: Verschiedene Motoren. Mit je 22 Tabellen über ihre Anschaffungs- und Betriebskosten. Die „Sammlung Göschen“ hat sich bekanntlich zum Ziel gesetzt, „in Einzeldarstellungen eine klare, leichtverständliche und übersichtliche Einführung in sämtliche Gebiete der Wissenschaft und Technik zu geben“ und das vorliegende Werk ist im besonderen dazu bestimmt, „dem Leser, sei er Laie oder Fachmann, die Kenntnis der verschiedenen Motorsysteme zu vermitteln, sie hinsichtlich ihrer Anlage oder Betriebskosten zu besprechen und ihre betriebstechnischen Vor- und Nachteile in sachlicher und streng objektiver Weise gegeneinander abzuwägen“. Von vornherein sei bemerkt, dass die durch obige Sätze gekennzeichneten Absichten voll erreicht sind; und doch haftet dem Werke unzweifelhaft ein Mangel an, der vielleicht von dem Verfasser selbst empfunden, aber meiner Ansicht nach nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht ist. Es hätte von vornherein und immer wieder betont werden müssen, dass eine selbständige Auswahl der im einzelnen Falle wirklich zweckmässigsten Betriebskraft auf Grund der im Buche enthaltenen Angaben weder für den Laien noch für den auf anderen Gebieten tätigen Ingenieur möglich ist. Dazu liegen denn doch die Verhältnisse eigentlich stets zu verwickelt und es wird immer am besten sein, die Bearbeitung dieser schwierigen Frage einem als durchaus unabhängig bekannten Zivilingenieur zu übertragen, der nur auf solchem Gebiete arbeitet. Die zahlreichen und mit grosser Sachkenntnis bearbeiteten Tabellen werden aber gar zu leicht zu einer selbständigen unmittelbaren Entscheidung im einzelnen Falle verleiten, und dazu sind sie, weil auch nur für ganz bestimmte Verhältnisse gültig, eben durchaus nicht geeignet. Eine entsprechende Warnung vor einem derartigen verkehrten Gebrauch des Werkes hätte daher meiner Ansicht nach in viel schärferer Weise, als das geschehen ist, in die Einleitung gehört. Manche von den in den Tabellen enthaltenen Zahlen werden von den interessierten Kreisen zweifellos scharf angegriffen werden; ich erinnere in dieser Beziehung nur an den lebhaften Streit zwischen Lokomobile und Saugegasmotor; aber man wird dem Verfasser durchaus zugeben müssen, dass sein Werk überall das Streben nach Objektivität zeigt, und das ist um so dankbarer anzuerkennen, als in dem heftigen Widerstreit der Ansichten gerade auf diesem Gebiete selbst der Fachmann oft schwankend wird. Der erste Teil beschäftigt sich nach einleitenden Bemerkungen über Arbeitsbegriff, Masseinheiten und Umwandlung der Energieformen zunächst mit dem Begriff der Betriebskosten im allgemeinendund geht dann zu den mit Dampf betriebenen Kraftmaschinen über, die er in der Reihenfolge: Kolbendampfmaschinen, Lokomobilen, Dampfturbinen, Abwärmekraftmaschinen behandelt. Bei den Turbinen werden nur diejenigen nach de Laval und Parsons behandelt, die anderen Systeme aber gar nicht erwähnt, was heute bei den bedeutenden Ausführungen nach Rateau, Zoelly u.a. kaum noch zulässig sein dürfte. Die Abwärmekraftmaschinen sind in einem wohl zweifellos viel zu günstigen Lichte hingestellt, so, wenn es heisst: die kombinierte Dampfabwärmeanlage komme nicht teurer zu stehen als eine Dampfmaschinenanlage von gleicher Gesamtleistung. Der Gedanke, eine Abwärmekraftmaschine mit einer Dampfturbine zu kombinieren, muss von vornherein als verkehrt bezeichnet werden, da der Mehrverbrauch der Turbine infolge der Vakuumverschlechterung so bedeutend ist, dass ein wirtschaftlicher Nutzen gegenüber der einfachen Dampfturbine nicht zustande kommt. Der zweite Teil bringt im ersten Abschnitt die Leuchtgasmotoren, die Motoren für den Betrieb mit flüssigen Brennstoffen, wie Benzin, Benzol und Spiritus, sowie den Diesel-Motor und die Saugegasmotoren. Ausserordentlich klar und übersichtlich sind auf zwei Seiten die Eigenschaften und Unterscheidungen der flüssigen Brennstoffe dargelegt. Mit vollem Recht ist besonders auf die Konstruktionen von Güldner im Saugegasmotorenbau hingewiesen. Schliesslich sind den Azetylengasmotoren einige Worte gewidmet. Im zweiten Abschnitt sind Windräder, Wasserkraft-, Heissluft-Elektro- und Druckluftmotoren behandelt und zuletzt ist noch der Vorschläge gedacht, die Wärme der Sonne und die Kraft von Ebbe und Flut unmittelbar zum Betriebe von Kraftmaschinen zu benutzen. Der dritte und letzte Abschnitt schliesslich enthält einige allgemeine Bemerkungen über die Ueberlastungsfähigkeit der verschiedenen Kraftmaschinen und über die sonstigen Rücksichten, welche bei Wahl der Betriebskraft zu nehmen sind. Gerade das letzte Kapitel, das im Anfange den „aufmerksamen Leser“ auffordert, selbst „diejenige Kraftmaschine auszuwählen, welche für seine Verhältnisse die wirtschaftlichste ist“, zeigt in hervorragendem Masse den zu Beginn meiner Besprechung hervorgehobenen Mangel des ganzen Werkes. Jedem Interessenten aber, der sich diese Tatsache von vornherein klar macht und ihrer bewusst bleibt, kann die Anschaffung des Buches nur warm empfohlen werden, da es bei ausserordentlich geringem Preise doch in bekannter guter Ausstattung; eine reiche Fülle wertvollen Materials bringt. Friedrich Meyenberg. Bei der Redaktion eingegangene Bücher. E. von Seylitzsche Geographie. Ausgabe C: Grosses Lehrbuch I der Geographie. Ausgestattet mit 284 Karten und erläuternden Abbildungen in Schwarzdruck sowie vier Karten und neun Tafeln in vielfachem Farbendruck. 24. Bearbeitung. Unter Mitwirkung vieler Fachmänner besorgt von Professor Dr. E. Oehlmann, Direktor der Humboldschule in Linden. Breslau, 1905. Ferdinand Hirt. Preis geb. M. 5,25 und M. 6,–. Welche Vorzüge bietet die Generator-Gasfeuerung gegenüber der direkten Feuerung an Beispielen aus der Praxis allgemeinverständlich erläutert. Von Ernst Schmatolla, Dipl. Hütteningenieur und Patentanwalt, Konstrukteur für Feuerungsanlagen. Berlin. A. Seidel, Kommissionsverlag. Krane. Ihr allgemeiner Aufbau nebst maschineller Ausrüstung, Eigenschaften ihrer Betriebsmittel, einschlägige Maschinen-Elemente und Trägerkonstruktionen. Ein Handbuch für Bureau, Betrieb und Studium. Von Anton Böttcher. Unter Mitwirkung von G. Frasch. In zwei Bänden. Mit 492 Abb., 48 Tafeln und 41 Tabellen. München und Berlin, 1906. R. R. Oldenbourg. Preis geb. M. 25, –. Ueber die Errichtung eines Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München. Festrede zur Uebernahme des ersten Wahlrektorates bei der Jahresfeier der Technischen Hochschule zu München. Gehalten am 12. Dezember 1903 vom derzeitigen Rektor Prof. Dr. Walther von Dyk. Leipzig und Berlin, 1905. G. B. Teubner. Preis geh. M. 2,–. Aus Natur und Geisteswelt. Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen. Von R. Bürckner. Kunstpflege in Haus und Heimat. Leipzig und Berlin. B. G. Teubner. Preis geh. M. 1,–, geb. M. 1,25.