Titel: Bücherschau.
Autor: Georg v. Hanffstengel
Fundstelle: Band 322, Jahrgang 1907, S. 416
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Bücherschau. Bücherschau. Dynamische Vorgänge beim Anlauf von Maschinen mit besonderer Berücksichtigung von Hebemaschinen von Dr.-Ing. Carl Pfleiderer. Stuttgart 1906. Konrad Wittwer. Zweck der Arbeit ist, über die Beanspruchung der Triebwerke und Gerüste von Kranen während der Anlaufperiode Klarheit zu schaffen. Der Verfasser geht davon aus, daß er für ein System starrer Massen, die durch masselose elastische Zwischenglieder verbunden sind, die Bewegungsgesetze aufstellt. Es zeigt sich, daß beim Angriff einer Kraft die Bewegung, wie auch die Beanspruchung der Zwischenglieder, in Schwingungen verläuft. Die Beanspruchung ändert sich nach Kosinuslinien und kann im äussersten Falle zwischen dem Werte 0 und dem doppelten der Antriebskraft schwanken, aber nicht negativ werden. Bei Kranen wird die Entstehung von Schwingungen in erster Linie durch die Elastizität der Triebwerkswellen, die nahezu masselose Zwischenglieder bilden, daneben durch das Pendeln der Last beim Anfahren von Katze und Krangerüst, sowie durch die Nachgiebigkeit des Gerüstes ermöglicht. An einem ausgeführten Werkstättenlaufkran weist der Verfasser zahlenmäßig nach, daß der Einfluß der Anlaufschwingungen auf die Beanspruchung des Hubwerkes verhältnismäßig gering ist, daß jedoch die Fahrtriebwerke von Katze und Kran ungefähr die 2½ bezw. 4 fache Anstrengung des Beharrungszustandes auszuhalten haben. Die genaue Untersuchung der Vorgänge erfordert außerordentlich umfangreiche Rechnungen und wäre daher auf dem Konstruktionsbureau nur in Ausnahmefällen durchzuführen. Doch ergibt sich aus der Beispielsrechnung, daß gewisse vereinfachende Annahmen zulässig sind, mit deren Hilfe für die Größtwerte der Antriebsmomente Formeln aufgestellt werden, die jeder Konstrukteur bequem handhaben kann. Der Beispielsrechnung liegt die Annahme einer Anfahrzeit von vier Sekunden mit konstanter Beschleunigung zugrunde. Diese Annahme ist willkürlich und macht die errechneten Zahlen unsicher. Im übrigen ist die Arbeit als ein sehr wertvoller Beitrag zur Aufhellung des dunklen Grenzgebietes zwischen Elastizitätstheorie und praktischem Maschinenbau anzusehen und darf jedem wissenschaftlich arbeitenden Konstrukteur – nicht nur dem Kranspezialisten – zur Beachtung empfohlen werden. Georg v. Hanffstengel,Stuttgart.