Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 239 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
L'Automobile à essence. Principes
de construction et calculs. Von Ed. Heirman.
261 Seiten und 70 Fig. Paris und Lüttich 1908. Ch. Béranger. Preis Frcs.
12,50.
Mit der theoretischen Behandlung des Motorwagenbaues ist es in der ganzen Zeit des
schnellen Aufschwunges, die anscheinend jetzt hinter uns liegt, oder wenigstens
ihrem Abschluß entgegen geht, nicht weit her gewesen. Von einem Versuchsfahrzeug
ausgehend, welches allen möglichen Proben auf Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit
unterworfen wurde, bemühte sich jede Fabrik für sich, die erforderlichen
Verbesserungen praktisch zu ermitteln und die Konstruktionseinzelheiten der von ihr
einmal angenommenen Wagenbauart ihren praktischen Erfahrungen und – was am
ausschlaggebendsten war – der wechselvollen Mode anzupassen. Mit dem Eintritt
wirtschaftlicher Ueberlegungen, die bei der Anwendung der Motorwagen für gewerbliche
Zwecke nicht lange ausbleiben konnten, sind die Rechte des Ingenieurs, die Rechte
der wissenschaftlichen Forschung auch auf diesem Gebiete zur Geltung gelangt, und es
war ein verdienstliches Werk des Verfassers, all das wissenschaftliche Material über
die Benennung der Motorwagen aus verschiedenen verstreuten Quellen gesammelt und
kritisch gesichtet zu haben, um es seinen Lesern in möglichst vollständiger und
dennoch gedrängter Form vorzusetzen.
Das vorliegende Buch wendet sich nur an den vorgebildeten Motorfahrzeugkonstrukteur,
es enthält keine jener allgemeinen, von nichtssagenden Photographien erfüllten
Beschreibungen von Motorwagen, es schränkt sogar seine Betrachtungen auf eine
einzige Motorwagenart, den Benzinwagen, ein, welcher durch die Anwendung eines
Vierzylindermotors, eines Spritzvergasers, einer Kupplung, eines Wechselgetriebes
und eines Ausgleichgetriebes gekennzeichnet ist.
Es würde weit über den Rahmen einer Besprechung hinausgehen, wollte man alle jene 159
Fragen, die in drei Bücher: Die Förderung auf Straßen, der Motor und Rahmen und
Uebertragungsmittel mit 20 Kapiteln eingeteilt sind, anführen, noch viel weniger
läßt sich an dieser Stelle auch nur eines der vielen Probleme besprechen, welche der
Verfasser in anschaulicher und fließender Weise ohne große mathematische Hilfsmittel
klarzustellen versteht. Die fast erdrückende Menge von Versuchszahlen und
Straßenreibung und Traktionsziffern, deren Ursprung bis auf den Physiker Coulomb und auf Dupuit
(1837) zurückgeht, ist in handliche, leicht übersichtliche Tabellen verteilt, die
auf die Frage nach den entsprechenden Festwerten sofort Antwort erteilen. Hieran
schließen sich Betrachtungen über das Verhalten von schnellfahrenden Motorwagen
während der Fahrt (seitliches Schleudern) sowie beim Anfahren.
Die theoretische Behandlung des Motors beschränkt sich auf kurze Angaben über
verschiedene brennbare Gemische und ihren Luftgehalt, über das Arbeitsverfahren des
Viertaktmotors, sowie über die Berechnung und Messung seiner Leistung.
Vorrichtungen, wie die Bremsdynamos, der dynamometrische Flügel von Renard oder der Pronysche
Zaum werden hierbei als bekannt vorausgesetzt und nicht beschrieben, sondern nur
kritisch auf ihre Anwendbarkeit untersucht. In ähnlicher Weise haben die
Vergaserfrage – ein Kapitel, mit dem allein Bücher gefüllt worden sind – und die
Frage der Zündung mit Magnetdynamo ihre Behandlung gefunden. Im letzteren Falle ist
sogar die Kürzung etwas zu weit getrieben auf Kosten der Verständlichkeit. Auch
fehlt die Behandlung von Abreiß- und Kerzenzündung.
Bei der Besprechung der Zylinderkühlung hätte vielleicht ein Hinweis auf das Renaultsche Thermosyphon-Kühlverfahren nicht schaden
können.
Die Ergebnisse der voraufgegangenen theoretischen Betrachtungen sind dann in einem
besonderen Abschnitt in ihrer Anwendung auf die Konstruktion des Motors, der Ventile
usw. sehr anschaulich dargestellt, insbesondere sind hier die Verhältnisse von Hub
und Kolbendurchmesser, der Einfluß und die Wahl der Kolbengeschwindigkeit sowie die
Anordnung der Motorzylinder etwas seitlich von der Kurbelwelle eingehend
behandelt.
Der dritte Abschnitt des Buches behandelt die Berechnung von Lamellen-, Kegel- und
Backenkupplungen, die Wahl der höchsten und kleinsten sowie der dazwischen liegenden
Uebersetzungen des Wechselgetriebes, die Frage der Entbehrlichkeit des
Ausgleichgetriebes, welche bekanntlich im allgemeinen verneint werden muß, obgleich
ein Versuch mit einem Rennwagen bei Geschwindigkeiten über 50 km i. d. Stunde gute
Ergebnisse geliefert hat, ferner die Berechnung der Bremsen, die Ausmittlung des
Lenkgetriebes und seiner Fehler sowie endlich die Abfederung des Rahmens und die
Vermehrung der Achsenzahl.
Ausstattung, Druck und Abbildungen sind der Güte des vorliegenden Buches angemessen
und lassen nichts zu wünschen übrig.
H.
Die Kegelprobe. Ein neues
Verfahren zur Härtebestimmung von Materialien. Von Ing. Dr. Paul Ludwik. Honorarund Privatdozent a. d.Techn. Hochschule Wien. 35
Seiten. 1908. Julius Springer.
Schon Brinell war es aufgefallen, daß bei seiner Methode
die Härte abhängig ist von der Höhe der Belastung und versuchte dies durch den
Einfluß der Kaltbearbeitung zu erklären, der beim weiteren Eindringen immer größer
wird. Um die Härtezahl festzulegen, wäre die Eindrucktiefe, oder die Höhe der
Belastung zu fixieren; es ist aber für die Härtefolgen verschiedener Materialien
nicht gleichgültig, für welche der beiden Möglichkeiten man sich entscheidet.
Benutzt man statt einer Kugel zur Erzeugung des Eindruckes einen Kegel, so erhält
man Härtezahlen, die, wie die Versuche beweisen, nahezu unabhängig sind von der
Größe der Belastung und des Eindruckes; außerdem findet die Messung der
Eindruckfläche während des Versuches statt, was die Methode sehr vereinfacht. Der
Vorschlag Ludwiks ist nun ein halbes Jahr alt und es
liegen mehrfache experimentelle Untersuchungen vor, die seine Ergebnisse bestätigen.
Das vorliegende Büchlein bespricht die Versuchsanordnung, eine Abbildung des von Amsler-Laffon in Schaffhausen hergestellten Apparates,
den Einfluß der Spitzenabrundung und Kegelneigung, die Proportionalität der
Kegeldruckhärte zur Streckgrenze bei Eisen und Stahl, die Kegelstoßproben. Es werden
die Versuchsergebnisse mit Kupfer, Gußeisen, Flußeisen und Stahl besprochen. Den
Schluß bilden Tabellen, welche gestatten, aus der abgelesenen Eindrucktiefe
unmittelbar die Kegeldruckhärte für Belastungen von 1–4 t zu entnehmen.
A. L
Horace Lamb. Lehrbuch der
Hydrodynamik, deutsche autorisierte Ausgabe (nach der dritten englischen
Auflage) besorgt von Dr. J. Friedel. 787 Seiten mit 79
Abb. Leipzig 1907. B. G. Teubner.
Unter den wenigen Lehrbüchern der Hydrodynamik ist das Lambsche das bekannteste und vollständigste. Da der mathematische Ausbau
der Hydrodynamik in der letzten Zeit namentlich in England besonders gepflegt wurde,
so ist die Uebersetzung der erst 1906 erschienenen englischen Ausgabe für uns sehr
wertvoll. Lamb versucht in möglichster mathematischer Strenge die Fragen der Hydrodynamik zu
behandeln, versäumt aber nicht die Ergebnisse der Erfahrung mit den Resultaten der
Theorie zu vergleichen und in zahlreichen Beispielen und Diagrammen letztere auf
praktische Fälle anzuwenden. Es unterscheidet sich daher das Buch prinzipiell von
einer Hydraulik, welche empirische Resultate ohne
theoretische Begründung enthält. In den ersten sechs Kapiteln S. 1–237 wird die
wirbelfreie Bewegung, im siebenten die Wirbelbewegung behandelt; Flutwellen (S. 291
bis 424) und Oberflächenwellen (S. 424-555) sind eingehend erörtert. Der Ausbreitung
des Schalles einschließlich des Problems der Beugung ist das Kapitel über
Expansionswellen (S. 555-644) gewidmet, dessen Schluß das Problem der
atmosphärischen Gezeiten bildet. In den Schlußkapiteln über Zähigkeit (S. 644–750)
und Rotation flüssiger Massen (S. 750–779) sind die wichtigen Fälle der stationären
und periodischen Bewegung in nicht reibungslosen Gasen und Flüssigkeiten erörtert,
die eine besondere praktische Bedeutung haben. Eine Empfehlung dieses klassischen
Buches ist überflüssig.
K. T. Fischer-München.
Allgemeine Chemie der Colloide
von Dr. Arthur Müller. (Handbuch der angewandten
physikalischen Chemie. Bd. 8.) 8°; + 204 S. mit 22 Abb. Leipzig 1907. Johann
Ambrosius Barth.
Der Verfasser hat mit Geschick aus der gewaltigen Literatur über Kolloide das
Wichtigste herausgehoben und sehr übersichtlich zusammengestellt. Er behandelt
zunächst die Darstellungsarten (S. 2–11), dann die Eigenschaften kolloidaler
Lösungen (S. 12 bis 82), darauf die kolloidalen Oele (S. 85–143) – in diesem Teile
werden auch praktisch wichtige Vorgänge, wie Quellung und Adsorption, erörtert – und
bespricht schließlich die zahlreichen Theorien über die Natur der Kolloide.
Ein ausführliches Namen- und Sachregister erhöhen die Brauchbarkeit des nützlichen
Buches.
Arndt.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
L'usure Anormale des Turbines Hydrauliques par Julien Dalemont, Prof. Agr. de L'Universite de
Fribourg. Paris 1908. Leclairage Elet trique.
Der Unterricht an Baugewerkschulen. Herausgegeben von
Prof. M. Girndt in Magdeburg. Der Eisenbahnbau. Leitfaden für den Unterricht an den Tiefbauabteilungen
der Baugewerkschulen und verwandten technischen Lehranstalten. Von A. Schau, Kgl. Baugewerkschuldirektor und
Regierungsbaumeister, Nienburg a. W. I. Teil. Allgemeine Grundlagen. Bahngestaltung.
Grundzüge für die Anlage der Bahnen. Mit 134 Abb. Preis kartoniert M. 3,60. – II.
Teil. Stationsanlagen und Sicherungswesen. Mit 100 Abb.
Leipzig und Berlin 1908. B. G. Teubner. Preis kartoniert M. 2,80.
Die Berechnung von Eisenbetonbauten. Heft 1: Platten, Plattenbalken und Säulen. Bearbeitet auf
Grundlage der amtlichen Bestimmungen für die Ausführung von Konstruktionen aus
Eisenbeton bei Hochbauten vom 24. Mai 1907. Von Dr.-Ing. P.
Weiske, Oberlehrer a. d. Kgl. Baugewerkschule in Cassel. Mit 29 Abb.
Leipzig und Berlin 1907. B. G. Teubner. Preis kartoniert M. 1,50.
Natur-Paradoxe. Ein Buch für die Jugend zur
Erklärung von Erscheinungen, die mit der täglichen Erfahrung im Widerspruch zu
stehen scheinen. Nach Dr. W. Hampsons Paradoxes of
nature and science bearbeitet von Dr. C. Schaffen Mit 4
Tafeln und 65 Abb. Leipzig und Berlin 1908. B. G. Teubner, Preis geb. M. 3,–.
Das Gesetz über das Postwesen des Deutschen Reiches vom
28. Oktober 1871 und die Vorschriften der Reichsverfassung über das Post- und
Telegraphenwesen, Art. 48–52. Erläutert von M.
Aschenborn, Geh. Oberpostrat. Berlin 1908. Julius Springer. Preis geh. M.
8,–, geb. M. 9,–.
Bibliothek der gesamten Technik. 71. Band. Rechnen und
Geometrie. Ein Nachschlagebuch für Fortbildungsschüler. Von Havemann, Ingenieur, Direktor der Techn. Lehrlingsschule zu Mühlhausen i.
Eis. Mit 51 Abb. Hannover 1908. Dr. Max Jänecke. Preis geh. M. 1,20, geb. M.
1,50.
Jungs Deutsche Feuerwehrbücher 7/8. Bautechnik und
Feuerpolizei mit besonderer Berücksichtigung ihrer Beziehung zur Feuerwehr von
Branddirektor Effenberger, Hannover. Mit 58 Abb.
München 1908. Ph. L. Jung.