Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, Miszellen, S. 15 |
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Bücherschau.
Bücherschau
Selbstkostenberechnung und
moderne Organisation von Maschinenfabriken. Von Herbert W. Hall, Dipl.-Ing. und Fabrikbetriebsdirektor a. D. München und
Berlin 1913. R. Oldenbourg. Preis geb. 4,– M.
Das Buch ist, wie der Verfasser im Vorwort ausdrücklich bemerkt, nicht für Laien
geschrieben, es setzt vielmehr gewisse grundlegende Kenntnisse über die allgemeine
Organisation von Maschinenfabriken voraus. Die ganze Art und Weise, wie der ebenso
wichtige als schwierige Gegenstand angefaßt und behandelt wird, zeigt, daß das
Werk aus der lebendigen Praxis kommt und für die Praxis bestimmt ist.
Der Verfasser ist bestrebt, die praktischen Zusammenhänge zwischen Kalkulation,
Werkstättenbuchung und Organisation klar zur Darstellung zu bringen und zu zeigen,
wie diese Faktoren ineinander greifen müssen, damit der Betrieb mit Erfolg arbeiten
kann. Schritt für Schritt wird die Organisation des inneren geschäftlichen Betriebes
der Fabrik vor dem Leser aufgebaut.
Dabei geht der Verfasser von der Selbstkostenberechnung aus und entwickelt aus ihr
die ganze interne Organisation. So originell dieses Vorgehen im ersten Augenblick
anmutet, ist es doch sehr richtig und zweckmäßig. Bei der heutigen hohen Entwicklung
des Maschinenbaues steht im allgemeinen nicht mehr die Frage: wie ist das Ding
konstruiert?, sondern die Frage: was kostet es? im Vordergrund. Im Zeitalter der
Spezialisierung, Normalisierung und Massenerzeugung unterliegt die ganze
industrielle Produktion einer Neuorientierung, da die Herstellungskosten fast allein
ausschlaggebend werden. Diesen Verhältnissen muß sich auch die Gesamtorganisation
anpassen, wenn die Fabrik geschäftliche Erfolge erzielen soll.
Der Verfasser begnügt sich nicht damit, die Notwendigkeit einer genauen
Selbstkostenberechnung darzutun und jene organisatorischen Maßnahmen eingehend zu
erläutern, welche zu einer genauen Berechnung der Herstellungskosten führen, sondern
er faßt die hierfür geschaffenen Einrichtungen von dem höheren Gesichtspunkte der
rationellen Einregulierung und Kontrolle des ganzen Betriebes auf und zeigt, wie
schon durch die für eine genaue Bestimmung der Herstellungskosten notwendigen
Einrichtungen und organisatorischen Maßnahmen mit einer den verursachten Kosten nach
nicht großen Erweiterung diese Regulierung und Kontrolle des Betriebes erzielt
werden kann, und welcher günstige wirtschaftliche Effekt sich daraus ergibt. Da der
Arbeit erprobte Einrichtungen und wirkliche Ergebnisse der Praxis zugrunde liegen,
erhält das Buch einen besonderen Wert für den Fabrikleiter und den Betriebsdirektor.
Dem Titel nach will es seine Lehren auf Maschinenfabriken beschränken, doch wird es
einem Fachmann nicht schwer fallen, vieles daraus auch für andere Fabrikationen zu
spezialisieren.
Eingeteilt ist das Buch in fünf Teile, die der Reihe nach behandeln: Die Grundzüge
der Selbstkostenberechnung und der modernen Organisation, die Materialien, die
Löhne, die Unkosten, schließlich die eigentliche Kalkulation. Innerhalb dieser
Hauptgruppierung enthält es im ganzen 42 Abschnitte, die sich mit den einzelnen
Spezialfragen der Organisation befassen. Stets wird dabei der Grundsatz
festgehalten, daß die Kalkulation der Mittelpunkt des modernen Fabrikbetriebes ist
und ihr die Organisation der Werkstätten angepaßt werden muß.
Im neuen „Technischen Museum für Industrie und Gewerbe“ in Wien wird eine
besondere Abteilung „Organisation und Betrieb technischer Unternehmungen“ zur
Aufstellung gelangen, deren von mir zusammengestelltes Programm für die
„technische“ Organisation von ähnlichen Erfahrungen und Gesichtspunkten
ausgeht wie das Werk von Hall.
B. Leinweber.
Adolf Ledebur, der Eisenhüttenmann. Sein Leben, Wesen und seine Werke.
Von Dr.-Ing. E. Leber. Stahleisen 1912,
Düsseldorf.
Das gut gegliederte Buch gibt einen Rückblick auf ein reiches Forscherleben und zeigt
uns einen deutschen Mann in seinem Wirken als Forscher, Schriftsteller und Lehrer.
Das Schwergewicht des Buches liegt, wie auch schon äußerlich die Inhaltsübersicht
zeigt, auf dem zweiten Teil „die Werke“.
In geschicktem Aufbau und in ansprechender Form gibt der Verfasser hier einen
gedrängten inhalts- und wechselreichen Ueberblick über die Entwicklung der
Metallurgie, der eisenhüttenmännischen Prozesse und des Gießereiwesens in den
Forscherarbeiten und den Schriftstellerwerken Ledeburs.
Bei der Fülle des Materials von allein zwölf Buchwerken mit insgesamt 35 Auflagen
und weiteren 150 Einzelschriften war es keine leichte Aufgabe, das Wesentliche kurz
zu zeichnen, ohne unvollständig zu werden oder anderseits durch zu lange
Ausführungen ermüdend zu wirken. Ledebur selbst kommt
hier häufig zu Wort, so wird auch dem Fernerstehenden ein Begriff übermittelt von
der klaren Ausdrucksweise und der plastischen Auffassungsgabe Ledeburs, während die knappe fließende Zusammenstellung gleichzeitig auch
dem Fachmann manchen Genuß bieten kann.
Gegenüber diesem Teil des Buches „die Werke“ tritt leider der erste Teil
„Leben und Persönlichkeit“ äußerlich und auch inhaltlich sehr zurück.
Auch hier wäre es wünschenswert gewesen, Ledebur häufiger
selbst zu Wort kommen zu lassen, sei es in seinen Aeußerungen, Gewohnheiten,
einzelnen Begebenheiten aus dem Kolleg, von Exkursionen u.a. Es wäre dann auch den
Fernstehenden die edle und kernige Persönlichkeit Ledeburs mehr nahegetreten. Es ist durchaus zu wünschen, daß unsern
deutschen Denkern und Forschern zukommt, was Künstlern z.B. in überreichem Maß
gewährt wird, und das Verständnis und Interesse für die Männer der Arbeit auch
weiteren Kreisen erschlossen werden möge. Der Wunsch, in diesem Sinne von Ledebur mehr zu hören, sei als Ehrung für den
„Altmeister“ aufgefaßt.
Im übrigen muß anerkannt werden, daß der Verfasser mit warmherziger Verehrung und
Dankbarkeit das Bild seines einstigen Lehrers zu zeichnen versucht. Als Grundzüge
seines Wesens bezeichnet der Verfasser die unbedingte Wahrhaftigkeit und die sichere
Ruhe des Gemüts und des Urteils. Durch diese Eigenschaften wie durch sein Beispiel
überhaupt wirkte er vorbildlich und charakterbildend auf seine Schüler und
Fachgenossen.
An dem Forscher und Schriftsteller rühmt der Verfasser besonders die klare
Auffassungsweise, die sich in dem klaren Stil seiner Schriften wiederspiegelt.
Hierbei mißt er der geschichtlichen Anschauungsweise Ledeburs hohen Wert bei. „Denn gerade die überlegene Klarheit, die wir
am meisten bei ihm bewundern, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß er
die Zustände und Gedanken, die die Gegenwart bewegen, aus dem Vergangenen
entstehen läßt. Auf diesem Wege wird der Blick freier und schärfer für die
Bedeutung und Richtigkeit des augenblicklich Geltenden, erkennt er das
Beständige und Wertvolle in der 'Erscheinungen Flucht'.“
In dem Schlußkapitel geht der Verfasser auf die Stellung Ledeburs zur Ausbildung des Eisenhüttenmannes ein, eine Frage, die zurzeit
wieder weitere Kreise beschäftigt. Es wird daher manchem interessant sein zu lesen,
welchen hohen Wert Ledebur der praktischen Arbeit des
jungen Eisenhüttenmannes beimaß. Für Ledebur selbst ist
die Verbindung von Theorie und Praxis kennzeichnend, und er preist es als Glück, daß
er „als Grundstein wissenschaftlicher Forschung eine längere praktische Erfahrung
und als Prüfstein für gegebene Schlüsse den tatsächlichen Versuch benutzen
konnte“.
Dem Buche ist zu wünschen, daß es auch über den Rahmen des Fachkreises hinaus
Verbreitung finden möge.
Rußwurm.
Die mechanischen Stellwerke der
Eisenbahnen Von S. Scheibner, Königlicher
Oberbaurat a. D., Berlin. II. Bd. Die abhängigen Stellwerke. Sammlung Göschen Nr.
688. Berlin 1913.
In zwei großen Abschnitten, die Stationsblockung und die Streckenblockung, wird das
Wesen der zahlreichen zusammenarbeitenden Apparate zur Sicherung der Zugfahrten und
Zugfolge dargetan und an Hand von schematischen Darstellungen beschrieben. Ein
dritter Abschnitt bringt eine Uebersicht der Bestimmungen für die bauliche
Einrichtung der mechanischen Stellwerke und eine Darstellung der Verschlußtafeln.
Der Verfasser hat es meisterhaft verstanden, den so großen Stoff in einem kleinen
Rahmen übersichtlich und zielbewußt zu ordnen. Das Werkchen eignet sich ganz
besonders für Leute, die zunächst mal einen Ueberblick über das vorliegende Thema
bekommen wollen, für Studierende der Technischen Hochschulen, Bahnmeister,
Dienstanfänger und bei der elementaren Behandlung des Stoffes auch für
Nichtfachleute.
Everding.
––––––––––
Anfrage. Ich suche Verbindung mit einigen leistungsfähigen
Fabriken für den Bau von Eisensilos und erlaube mir die höfl. Anfrage, ob Sie mir
vielleicht mit Adressen von Kesselfabriken, die den Bau solcher Anlagen betreiben,
an die Hand gehen können. Gefl. Antworten vermittelt der Verlag.
An unsere Mitarbeiter!
1. Bei Annahme eines Beitrages durch die Schriftleitung wird immer
vorausgesetzt, daß der Beitrag weder ganz noch teilweise schon in andern
Zeitschriften abgedruckt oder zum Abdruck angenommen oder gleichzeitig angeboten
ist. Falls diese Voraussetzung nicht zutrifft, wird vom Verfasser erwartet, daß er
der Schriftleitung davon Kenntnis gibt.
Textabbildung Bd. 329, S. 16
Abb. 1. falsch
Textabbildung Bd. 329, S. 16
Abb. 2. richtig
2. Manuskripte dürfen nur einseitig beschrieben sein. Stilistische Verbesserungen
sind der Schriftleitung ohne weiteres gestattet, wesentliche Aenderungen wird sie
nur im Einverständnis mit dem Verfasser vornehmen. Jedem Aufsatz soll eine kurze
Inhaltsübersicht vorangehen. Zur Herstellung der Bildstöcke sind gute Skizzen
beizufügen (vgl. die obenstehende Abb. 2). Bei
Vereinbarung der üblichen Vergütung nach der Zeilenzahl wird der Raum für die
Strichzeichnungen als Druckraum mitgerechnet, der Raum für vorhandene Bildstöcke
jedoch nur dann, wenn diese vom Verfasser selbst beschafft sind.
3. Die Korrekturfahnen sind stets umgehend der
Schriftleitung zurückzusenden. Es ist möglichst zu vermeiden, den Text zu ergänzen,
ihn durch Streichung ganzer Sätze zu verändern, weil dadurch der Druckerei Kosten
entstehen, die von der Vergütung des Verfassers in Abzug kommen müßten.
4. Als Belege werden von dem Verlag Freiexemplare bis zu 10 Stück abgegeben, weitere
Exemplare gegen billigste Berechnung. Sonderdrucke, die für den eigenen Gebrauch des
Verfassers, nicht etwa zur Versendung an Firmen, bestimmt sind, werden zum
Selbstkostenpreise geliefert. Bestellungen hierauf sind stets auf den roten Zetteln
der Korrekturfahnen zu vermerken. Bei der Bestellung von Sonderdrucken für
geschäftliche Zwecke ist vorherige Vereinbarung erforderlich.
5. Die für die Polytechnische Rundschau bestimmten Mitteilungen bezw. die Berichte
über fremde Arbeiten werden in tunlichst knapper Form unter Beschränkung auf das
Wesentlichste erbeten. Wo angängig und angezeigt, sind einfache Systemskizzen
(vergl. Abb. 2) zur Erläuterung der behandelten
Gegenstände erwünscht. Bei den Berichten sollte immer an geeigneter Stelle der Name
des Verfassers der besprochenen Arbeit genannt werden.
6. Bei Anfertigung von Pausen sind folgende Punkte zu beachten:
a) Die Striche sollen mit guter Ausziehtusche gleichmäßig
ausgezogen werden, und zwar die Konturen in starken, die Schraffuren in dünnen
Linien.
b) Schraffuren sind gleichmäßig auszuziehen, aber nicht wie in
Abb. 1 gleich weit, sondern der Größe der zu
schraffierenden Fläche entsprechend weit oder eng zu zeichnen (vergl. Abb. 2).
c) Querschnittflächen von geringer Breite (Bleche, Lager usw.)
sind nicht zu schraffieren, sondern schwarz anzulegen.
d) Die Beschriftung ist in Blei auszuführen.
e) Das Pauspapier muß eine weiße Farbe haben.
f) Es empfiehlt sich, die Vorlagen, Pausen oder Zeichnungen
mindestens doppelt so groß anzufertigen, als die Abbildungen in der Wiedergabe
werden sollen.
Schriftleitung von Dinglers polytechnischem Journal.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Die Elemente der analytischen Geometrie zum
Gebrauche an höheren Lehranstalten sowie zum Selbststudium. Mit zahlreichen
Uebungsbeispielen. Zweiter Teil. Die analytische Geometrie des Raumes. Von Dr.
Ferdinand Rudio, Prof. an der eidgenössischen Hochschule in Zürich. Fünfte Auflage.
Mit 20 Abb. Leipzig und Berlin 1913. B. G. Teubner. Preis geb. 3 M.
Turbinen mit Dampfmaschine. Ein Beitrag zur Berechnung
der Anzapfturbinen. Von Dipl.-Ing. Dr. Aug. Kriegbaum. Mit 98 Abb. München und
Berlin 1913. R. Oldenbourg. Preis geh. 4,50 M.
Die Wasserdrachen. Ein Beitrag zur baulichen
Entwicklung der Flugmaschine. Von Joseph Hofmann, preußischer Regierungsbaumeister
und Kaiserlicher Regierungsrat a. D. in Genf. Mit 57 Abb. München und Berlin 1913.
R. Oldenbourg. Preis geb 4 M.
Weyls Handbuch der Hygiene. Zweite Auflage in acht
Bänden. Herausgegeben von Professor Dr. C. Fraenken. Geheimem Medizinalrat in Halle
a. S. IV. Band. 3. Abteilung: Lüftung und Heizung. Von Dr.-Ing. M. Berlowitz in
Charlottenburg und Ingenieur M. Hottinger in Winterthur. Mit einem Beitrag von Prof.
Dr. Th. Weyl in Berlin. Mit 243 Abb. Leipzig 1913. Johann Ambrosius Barth. Preis
geh. 10 M.
Strömungsenergie und mechanische Arbeit. Beiträge
zur abstrakten Dynamik und ihre Anwendung auf Schiffspropeller, schnellaufende
Pumpen und Turbinen, Schiffswiderstand, Schiffssegel, Windturbinen, Trag- und
Schlagflügel und Luftwiderstand von Geschossen. Von Paul Wagner, Oberingenieur in
Berlin. Mit 151 Abb. Berlin 1914. Julius Springer. Preis geb. 10 M.
Grundzüge der Elektrotechnik. Von Professor H. Görges,
Direktor des Elektrotechnischen Instituts der Technischen Hochschule zu Dresden. Mit
656 Abb. Leipzig 1913. Wilhelm Engelmann. Preis geh. 18 M, geb. 19,20 M.
Sammlung Göschen. Photogrammetrie und
Sterephotogrammetrie. Von Prof. Dr. Hans Dock in Mähr. Weißkirchen. Mit 59
Abb. Berlin und Leipzig 1913. Preis geb. 90 Pf.
Volkswirtschaftliches Jahrbuch der Stahl- und Eisenindustrie
einschließlich der verwandten Industriezweige 1913/14. Herausgegeben von
Dr. H. E. Krueger, Verlag für Fachliteratur G. m. b. H. Preis geh. 7 M, geb. 8
M.
Das Entwerfen und Berechnen der Verbrennungskraftmaschinen
und Kraftgas-Anlagen. Von Hugo Güldner, Maschinenbaudirektor. Vorstand der
Güldner Motoren-Gesellschaft in Aschaffenburg. Dritte, neubearbeitete und bedeutend
erweiterte Auflage. Mit 1282 Abb. Berlin 1914. Julius Springer. Preis geb. 32
M.
Textabbildung Bd. 329
Wirtschaftliche Rundschau.
Das Schanghaier Maschinengeschäft.
Bezüglich des Maschinengeschäfts in Schanghai ist keine Besserung in der
allgemeinen Lage des Jahres 1912 zu verzeichnen. Gegen Ende des Jahres hatte es
allerdings für einige Zeit den Anschein, als ob man sich einer Periode größerer
Aktivität nähere; die Belebung war aber nur von kurzer Dauer und erlosch bald
wieder. Die unsicheren politischen Verhältnisse und vor allem die finanzielle
Notlage der jungen Republik waren es, die in erster Linie einer gedeihlichen
Entwicklung entgegenstanden. Die verschiedenen seitens der Regierung geplanten
Unternehmen konnten infolge Geldmangels nicht ins Werk gesetzt werden, und auch
die Privatkapitalisten waren nicht geneigt, sich auf irgendwelche größere
Anlagen einzulassen. In Schanghai beschränkte sich das Geschäft vornehmlich auf
den Verkauf von Maschinen ab Lager, hauptsächlich Druckerei- und
Handstrickmaschinen sowie eine Anzahl Reisschäler und Werkzeugmaschinen. Ueber
die einzelnen Branchen möchte noch folgendes zu bemerken sein:
Neue Baumwollspinnereien wurden in Schanghai nicht
errichtet und auch nennenswerte Erweiterungen fanden in den bestehenden nicht
statt. An anderen Plätzen wurden 3 Spinnereien mit im ganzen 75000 Spindeln
erbaut.
Getreidemühlen. Es wurde eine neue in Schanghai
errichtet; die Maschinen kamen aus den Vereinigten Staaten von Amerika.
In Werkzeugmaschinen war zeitweise gute Nachfrage, und
Ware am Platze fand glatte Abnahme. Größere Ordergeschäfte konnten aber nicht
getätigt werden.
Oelmühlen. Diese Industrie ist in einer mißlichen
Lage, jedenfalls, soweit Schanghai und dessen Umgebung in Betracht kommen. Ueber
neue Anlagen ist nicht zu berichten und nur einige wenige Maschinen fanden
Absatz.
In Druckerei- und
Papierbearbeitungsmaschinen konnten eine Anzahl Aufträge in Deutschland
placiert werden.
Für Holzbearbeitungsmaschinen will sich noch immer
kein regelmäßiger und größerer Absatz herausbilden, auch landwirtschaftliche Maschinen werden kaum gefragt.
Kleine Werkzeuge aller Artfangenan, sich einzubürgern.
Das Geschäft ist indessen in vielen Händen zerplittert und die einzelnen
Aufträge pflegen nicht groß zu sein.
Dampfmaschinen wurden in sehr beschränkter Menge
bestellt. Für den Bau von Barkassen usw. wurde eine Anzahl kleinerer Motormaschinen eingeführt.
Schreibmaschinen. Die Nachfrage dafür scheint
vorläufig einmal ihre Höhe erreicht zu haben, jedenfalls sind die Einfuhren
abgefallen.
Die seit 1911 eingetretene Nachfrage für Stickerei- und
Wirkmaschinen (vornehmlich mit Handbetrieb) hat sich in 1912
beträchtlich vergrößert; ob sich der Begehr halten wird, läßt sich indessen noch
nicht übersehen.
In Nähmaschinen gelang es endlich deutschen Fabrikaten
sich mehr Eingang als früher zu verschaffen; um das Geschäft hierin aber zu
einem großen zu machen, bedarf es noch erhöhter Aufwendungen für Reklame seitens
der heimischen Industriellen.
Textabbildung Bd. 329
Alles in allem genommen hat China während 1912 weniger Maschinen gekauft als
in den Vorjahren.
(Aus einem Berichte des Handelssachverständigen beim Kaiserl.
Generalkonsulat in Schanghai.)
Zinnvorkommen im Katangagebiet.
Vor etwa zwei Jahren haben Ingenieure der Société de recherches minières du Bas
Katanga (genannt Bakat) im Tal des Luvuaflusses Zinn
entdeckt. Der Luvua ist der Fluß des Uruagebiets, der den Abfluß des Moërosees
nach dem oberen Kongostrom bildet. Auf seinem Unterlauf ist er schiffbar bis zum
Dorfe Kiambi, wo die gedachten Zinnlager gefunden worden sind. Die Bakat hat in
dieser Gegend Schürfrechte auf einem Terrain von 80000 Hektar erworben. Die
wichtigsten Stellen liegen südlich von Kiambi bei dem Dorf Muika auf beiden
Seiten des Luvua, beim Zusammenfluß des Lukete und Lukulu mit dem Luvua und
schließlich am oberen und mittleren Lauf des Lukusi und seines Nebenflusses
Luvinza. Die Bakat hat in Muika seit längerer Zeit ein kleines Hüttenwerk, das
von zwei Ingenieuren geleitet wird und das vor allem die verschiedenen Lager auf
ihren Gehalt an Zinn untersuchen soll.
Nach dem „Journal du Congo“ ist der Zinngehalt sehr verschieden; man fände
Striche, die bedeutende Mengen enthielten; in der Regel aber sei das Gestein an
Zinn ziemlich arm; es sei jedoch in großen Mengen vorhanden und infolge leichter
Behandlung ausbeutungsmöglich. 8 Zinnlager seien auf der rechten Seite des
Luvua, 5 Lager auf der linken Seite festgelegt worden. Zurzeit würden in
gewissen
Textabbildung Bd. 329
Zwischenräumen Schächte gegraben, um auf aderreiches Gestein zu stoßen.
Gestein, das größere Kristalle aufweise, würde bereits heute zutage gefördert.
Mit einer primitiven Einrichtung gewinne man heute pro Monat 6 Tonnen, die nach
Antwerpen verschifft würden. Nach Mitteilungen aus Antwerpener Handelskreisen
sind Proben der dort eingetroffenen Mineralien chemisch untersucht worden, wobei
sich sehr günstige Resultate ergeben haben. Der reine Zinngehalt habe 99,37% betragen.
Die drei im Katanga führenden belgischen Schürfgesellschaften – die Bas Katanga,
die Belgo-Katanga und die Société Industrielle et Minière haben angeblich
beschlossen, sich enger aneinander zu schließen und zwei neue Gesellschaften zu
gründen, von denen die eine die Zinnlager von Muika ausbeuten soll.
Wie die Ausbeutungsmöglichkeit aller im Katanga gefundenen Wertgesteine, so hängt
auch die Entwickelung der Muikazinnlager in erster Linie von den
Transportverhältnissen ab. Für die Zinnfunde kommen im gegenwärtigen Augenblick
außer der „Transcongolais“ – ein Weg, der jedoch infolge zu häufigen
Umladens zu teuer wird – folgende Strecken in Frage: Erstens auf dem schiffbaren
Luvua stromabwärts, dann auf dem Kongo stromaufwärts bis Bukuma und von dort auf
der im Bau befindlichen Bahn über Elisabathville nach Beira oder auf der
portugiesischen Benguelabahn nach der Lobitobai. Zweitens auf dem Luvua und
Kongo stromabwärts über die Lukugatalbahn-Tanganjikasee-Daressalam. Außerdem ist
der Bau einer Bahn Pweto am Moërosee Ankoro längs des Luvuatals ins Auge gefaßt,
eine Bahn, die, einmal hergestellt, die Zinnvorräte der deutschen Mittellandbahn
zubringen könnte.
Zum Schluß sei bemerkt, daß auch der „Géomin“ (Compagnie Géologique et
Minière des Ingénieurs et Industriels belges) Zinnvorkommen im Norden des
Katangagebiets entdeckt hat. Der Ende dieses Jahres zu erwartende
Geschäftsbericht der gedachten Gesellschaft dürfte näheres enthalten.
☞ Die heutige Nummer enthält eine Beilage des Städtischen
Friedrichs-Polytechnikum in Cöthen, worauf wir unsere werten Leser noch
besonders hinweisen.
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