Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 32 |
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Bücherschau.
Bücherschau
Deutscher Ausschuß für
Eisenbeton. Heft 21. Untersuchungen über den Einfluß
der Köpfe auf die Formänderungen und Festigkeit von Eisenbetonsäulen.
Ausgeführt im Königl. Materialprüfungsamt zu Berlin-Lichterfelde-West im Jahre 1912.
Bericht erstattet von Prof. M. Rudeloff, Geh.
Regierungsrat, Direktor im Königl. Materialprüfungsamt. Berlin 1912. Wilhelm Ernst
& Sohn. Preis geh. 6,– M.
Veranlassung zu diesen Versuchen des „Deutschen Ausschusses für Eisenbeton“
gab der Umstand, „daß bei den früheren Versuchen mit eisenbewehrten Säulen rein
prismatischer Form der Bruch der Säulen mit wenigen Ausnahmen an dem zuletzt
gestampften Ende unter Entstehung der bekannten Pyramide über der Druckfläche
eingetreten war“. Es sollte daher den Säulen eine solche Form gegeben
werden, daß die Entstehung von Brüchen an den Enden nicht mehr vorkommen könnte. Als
ein solches Mittel wurde die Anbringung von Köpfen an den beiden Enden der Säulen
erachtet. Die Köpfe wurden nach den Angaben verschiedener Autoritäten ausgeführt,
und zwar nach Dr.-Ing. Koenen, Professor Dr.-Ing. Mörsch und der sogenannte Oesterreichische Kopf. Zum
Vergleich wurden Säulen mit und ohne Kopf geprüft Da die Besprechung der sehr
interessanten und sorgfältig ausgeführten Versuche das Studium des Werkes nicht
ersetzen soll und kann, so seien an dieser Stelle nur die wichtigsten Ergebnisse
mitgeteilt. Die Festigkeit der unbewehrten Säulen ist durch das Anbringen der Köpfe
nicht gesteigert worden, wohl aber die der bewehrten Säulen, und zwar durch den
Kopf österreichischer Form um 19 v. H. und durch den Kopf nach Prof. Mörsch um 21 v. H. Bewehrte Säulen ohne Kopf mit dem
Abstand der Längseisen gleich 5 und 2 mm übertrafen die Säulen nach Mörsch noch etwa um 10 v. H. Aus diesen Gründen sollen
bei den weiteren Versuchen Säulen ohne Kopf verwendet werden mit einem Abstand der
Längseisen von den Druckflächen von 2 bis 3 mm.
A. Marx, Dipl.-Ing.
Die elektrischen Maschinen. Von
Ernst Schulz. (Band 213 und 214 der Bibliothek der
gesamten Technik.) Leipzig 1913. Dr. Max Jänecke. Preis jedes Bandes 2,80 M.
Die beiden Bücher sollen solche Leser über das Wesen der elektrischen Maschinen
unterrichten, die diese Maschinen aufzustellen und im Betriebe zu benutzen haben.
Die Bücher sind also besonders für Monteure, Betriebsbeamte und Angehörige anderer
Industriekreise bestimmt, doch werden auch jüngere Elektrotechniker von den
praktischen und anschaulich vorgetragenen Lehren vielfachen Nutzen und lebendige
Anregungen haben können.
Der bekannte Verfasser hat schon lange in Wort und Schrift für die Zwecke gewirkt,
denen seine hier vorliegenden neuen Bücher gewidmet sind, und man darf annehmen, daß
die von ihm angewendete Darstellungsweise die für das Ziel geeignetste ist. Sie
setzt die äußere Kenntnis der Maschinen voraus, die ja der in Frage kommende
Leserkreis praktisch vor sich hat, bei der Erläuterung der Eigenschaften der
Maschinen werden deshalb nur einfache schematische Skizzen benutzt. Im Hinblick auf
die bescheidenen Vorkenntnisse, die vorausgesetzt werden, mußte natürlich auch von
einer genaueren Ableitung der Grundbegriffe Volt Ampere Watt usw. und ihren
zahlenmäßigen Beziehungen abgesehen werden, es mußte genügen, für die physikalische
Bedeutung dieser Größen eine mehr gefühlsmäßige Vorstellung zu wecken. Es wird auch
nicht eine eigentliche Berechnung der Maschine gelehrt, wohl aber an einfachen
Zahlenbeispielen gezeigt, von welchen Umständen die besonderen Eigenschaften der
fertigen Maschine abhängen, und welche Maßnahmen zu treffen sind, um den
Anforderungen der praktischen Benutzung zu genügen.
In dem ersten Buch werden zunächst die notwendigsten Begriffe aus der
Elektrizitätslehre faßlich erläutert, und dann als Grundlage aller elektrischen
Maschinen die einfache Wechselstrommaschine betrachtet, woraus unmittelbar das
Schema der Stromwendung und damit der Gleichstrommaschine entwickelt wird. Wer eine
wirkliche Maschine untersucht, wird sich an Hand der einfachen Skizzen gewiß eine
zutreffende Vorstellung vom Stromlauf und der Bedeutung der einzelnen Teile machen
können. Daß bei Behandlung der Motoren für die Bemessung der Anlaßwiderstände eine
Anzahl von Rechnungsbeispielen gegeben wird, entspricht der Bestimmung des Buches
Erwärmung und Funkenbildung werden nur ihrer Entstehungsweise nach kurz betrachtet,
dagegen werden verhältnismäßig eingehend Aufgabe und Einfluß der Wendepole
beschrieben, mit gutem Grunde, denn die Wendepolmaschine ist allmählich zu der
gebräuchlichsten Maschine geworden, und der Verfasser darf darüber einige Genugtuung
empfinden, denn er hat zu den wenigen gehört, die frühzeitig die Bedeutung der
Wendepolmaschine erkannten, als die Routine noch nichts von solchen Spielereien
wissen wollte.
Unter Benutzung der im ersten Buch entwickelten Grundlagen ist das sonst selbständige
zweite Buch der wirklichen einphasigen und mehrphasigen Wechselstrommaschine, den
Wechselstrommotoren, Transformatoren, Umformern usw. gewidmet. Bei der Schwierigkeit
hier auftretender neuer Begriffe und Erscheinungen hat dabei zwar manches in einer
Form mitgeteilt werden müssen, die eine Hinnahme auf Treu und Glauben nötig macht,
indessen hat der Verfasser doch verstanden, durch einfache Beispiele den Einfluß
verschiedener Betriebzustände darzutun, so daß der dauernd mit Wechselstrommaschinen
beschäftigte Mann der Praxis mit Hilfe der einfachen Anleitungen des Buches
allmählich ein richtiges Empfinden für den inneren Zusammenhang der anfangs
verwirrenden Menge der Erscheinungen bekommen wird. Mehr auf so geringem Raum zu
geben, konnte auch nicht Absicht des Verfassers sein. Den Schluß des zweiten Buches
bilden Anweisungen zu einfachen Wiederherstellungsarbeiten an elektrischen Maschinen
jeder Art und eine tabellarische Uebersicht über häufiger vorkommende Störungen.
Die für die Bedürfnisse des vorausgesetzten Leserkreises gut veranlagten und in guter
Sprache geschriebenen Bücher sind auch vom Verlag gut ausgestattet.
Rotth.
Die Abwässer aus der
Kaliindustrie. Ihre Beseitigung sowie ihre Einwirkung in und an den
Wasserläufen. Von J. H. Vogel. 8°, 591 Seiten. Berlin
1913. Gebr. Borntraeger.
Eines der wichtigsten Kalisalze, der Karnallit, enthält unter 16 v. H. seines
Gewichts an Chlorkalium, dagegen über 20 v. H. Chlormagnesium, bei seiner
Verarbeitung auf Chlorkalium fallen daher riesige Mengen von Chlormagnesium ab, die
in Ermangelung einer ausreichenden Verwendung mit den „Kaliendlaugen“ in die
Flußläufe geleitet werden, wogegen sich andere Industrien, Fischerei und
Landwirtschaft nach Kräften sträuben. Der Widerstreit dieser Interessen hat schon
seit langen Jahren Gelehrte, Techniker und Juristen eifrig beschäftigt; auch der
Verfasser des vorliegenden Buches mußte in dieser Sache viele Gutachten abgeben. Er
stellt nun in diesem großzügigen Werk die Ergebnisse seiner und fremder
Arbeiten zusammen und behandelt darin zum Teil sehr ausführlich, alle zum
Gegenstande in Beziehung stehenden Fragen.
Zunächst erörtert der Verfasser, wie die sogenannten „Kaliendlaugen“, d.h. die
bei der Verarbeitung des Karnallites abfallende Magnesiumchloridlösung, welche im
Liter etwa 400 g MgCl2 neben kleiner Mengen von
MgSO4, KCl, NaCl und MgBr2 enthält, den Geschmack,
die Bekömmlichkeit, die haus-
und landwirtschaftliche Brauchbarkeit des durch sie
verunreinigten Wassers beeinflussen. Dabei bespricht er die Wechselbeziehungen
zwischen Fluß- und Grundwasser, den Einfluß des Chlormagnesiums auf die Struktur und
die Fruchtbarkeit des Bodens und teilt bestimmte Fälle aus der Praxis mit. Dann wird
der Einfluß der Endlaugen (wie überhaupt von Salzlösungen, z.B. Meerwasser) auf
Metalle (Rosten der Eisen, Angriff von Kupfer usw.), im besonderen auf Dampfkessel,
die mit chlormagnesiumhaltigem Wasser gespeist werden, der Einfluß auf Holz und auf
Zement, zum Teil sehr ausführlich behandelt.
Im nächsten Abschnitt bespricht Vogel die Wirkungen der
Endlaugen (und anderer Salzlösungen) auf die Brauchwässer der Papierfabrikation und
auf die Güte des Papiers; er zeigt, daß man die Nachteile vermeiden kann, indem man
für den Teil der Fabrikation, bei welchem der Salzgehalt schadet (Leimen, Beizen,
Färben des Papierstoffes), salzarmes Grundwasser benutzt. Dies läßt sich leicht
durchführen, weil für die genannten Vornahmen kaum 0,5 v. H. des insgesamt bei der
Fabrikation erforderlichen Wassers gebraucht werden. Ebenso lassen sich die (oft nur
eingebildeten) Nachteile in der Zuckerfabrikation und sonstigen Industriezweige
vielfach vermeiden.
Im dritten großen Abschnitt wird der Einfluß der Kaliendlaugen auf Salzgehalt und Härte der Flußwässer (Fulda, Werra, Weser, Aller, Elbe, Saale usw.)
und auf die biologische Selbstreinigung behandelt.
Zum Schluß erörtert Vogel die zum Teil abenteuerlichen
Vorschläge zur unschädlichen Beseitigung der
Kaliendlaugen (z. B. Rohrleitungen von Staßfurt bis zum Meere).
Trotz des gewaltigen, überaus interessanten Materials, das beigebracht wird, liest
sich das Buch wegen der klaren Anordnung gut. Zum Schluß jedes kleinen Abschnittes
sind die sich ergebenden Folgerungen kurz zusammengefaßt.
K. Arndt.
Die Telephonie ohne Draht. Von
Dr. K. Markau. (Die Wissenschaft Heft 43.) Mit 103
Abbildungen. X, 126 Seiten. 8°. Braunschweig. Friedr. Vieweg & Sohn. Preis geh.
4,50 M, geb. 5,20 M.
Der Verfasser bringt hier eine Zusammenstellung, die insofern einem Bedürfnis
entspricht, als die Bemerkungen über drahtlose Telephonie sonst sehr verstreut und
kurz sind.
Er folgt dabei der geschichtlichen Entwicklung und geht im ersten Kapitel kurz auf
die frühesten Versuche zu einer drahtlosen Sprachübertragung, die Hydrotelephonie
und die Induktionstelephonie, ein. Den größten Raum beansprucht das zweite Kapitel,
die drahtlose Telephonie mit Hilfe elektromagnetischer Wellen. Es enthält die von
geringer Bedeutung gebliebenen Anwendungen der Licht- und der Wärmestrahlen und das
Fernsprechen mittels Hertzscher Wellen, welches mit allen
seinen Anordnungen ausführlich behandelt wird.
Im dritten Kapitel werden die hauptsächlichsten Nebenapparate, Kondensatoren,
Induktionsspulen und Detektoren zusammengestellt. Am Schluß steht eine kurze
Bemerkung über die Kiebitzschen Versuche mit Erdantennen,
die zugleich einen Ausblick in die Zukunft geben soll.
Die Darstellung ist klar, an einigen Stellen vielleicht etwas zu kurz. Bei den
Abbildungen wäre, wenn es auch hier weniger wichtig ist als in andern Werken, zu
wünschen gewesen, daß veränderliche und unveränderliche Selbstinduktionen und
Kapazitäten sowie induktive und rein ohmische Widerstände systematisch voneinander
unterschieden wären.
Gruschke.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Die Theorie moderner Hochspannungsanlagen. Von
Dr.-Ing. A. Buch. Mit 118 Abb. München und Berlin 1913. R. Oldenbourg. Preis geb. 14
M.
Die Berechnung der Fahrzeiten und Geschwindigkeiten von
Eisenbahnzügen aus den Belastungsgrenzen der Lokomotiven. Von Strahl,
Regierungs- und Baurat. Mit 6 Abb. Sonderdruck aus Glasers Annalen für Gewerbe und
Bauwesen, Jahrgang 1913, Band 73, Nr. 869–871. Berlin 1913. F. C. Glaser. Preis geh.
1,25 M.
Schriften des Frauenberufsamtes des Bundes Deutscher
Frauenvereine. Heft 1. Die Frau als technische Angestellte. Von Josephine
Levy-Rathenau. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis geh. 1 M.
Der Unterricht an Baugewerkschulen. Herausgegeben von
Prof. M. Girndt. Sammlung bautechnisch-algebraischer Aufgaben nebst kurzem Abrisse
der Theorie. Für den Unterricht an bautechnischen Fachschulen verfaßt von Professor
Martin Girndt, Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule in Neukölln. Zweite,
verbesserte und vermehrte Auflage. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis
geh. 1,50 M.
Erfinderrecht und Volkswirtschaft. Mahnworte für die
deutsche Industrie. Von Georg Wilhelm Häberlein, Dr. phil., Dr. jur. Berlin 1913.
Julius Springer. Preis geh. 2,60 M.
Moderne Probleme der Physik. Vorträge von Dr. H.
Sieveking, a. o. Professor an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Mit 21. Abb.
Braunschweig 1914. Friedrich Vieweg & Sohn. Preis geh. 4,50 M, geb. 5,50
M.
Der Brückenbau. Lehr- und Nachschlagebuch. Für
Studierende und Praktiker. Von M. Strukel, Professor an der Finnland. Technischen
Hochschule in Helsingfors II. (letzter Teil). Enthaltend: Bewegliche und steinerne
Brücken. Leipzig 1913. A. Twietmeyer. Preis geh. 16 M.
Sammlung Göschen, Die
Baumaschinen. Von Ingenieur Johannes Körting in Düsseldorf. Mit 130
Abbildungen. Berlin und Leipzig 1913. G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, G. m. b.
H. Preis geb. 90 Pf.
Sammlung Göschen. Englisch für Techniker. Ein Lese- und
Uebungsbuch für Ingenieure und zum Gebrauch an Technischen Lehranstalten. Unter
Mitarbeit von Albany Featherstonhaugh, Dozent an der militärtechnischen Akademie in
Charlottenburg. Herausgegeben von Carl Volk, Direktor der Beuth-Schule, Berlin. I.
Teil. (Maschinenteile, Kraftmaschinen, Kessel und Pumpen.) Mit 25 Abb. Berlin und
Leipzig 1914. G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, G. m. b. H. Preis geb. 90
Pf.
Textabbildung Bd. 329
Wirtschaftliche Rundschau.
Gewinnung von Nebenprodukten aus Steinkohlen in
Japan.
Die Gewinnung von Nebenprodukten aus Steinkohlen
(schwefelsaures Ammoniak, Teer, Pech, Schwer-, Mittel- und Leichtöle, Naphthalin
usw.) hat in Japan bis vor 1 bis 2 Jahren nur eine untergeordnete Rolle
gespielt. Soweit es beispielsweise Kokereien gab, bediente man sich zum Verkoken
der sogenannten Bienenkorböfen (bee hives), in denen die Gase sämtlich verloren
gingen und die Koksausbeute kaum mehr als 50% betrug. Erst jetzt hat man diesem
in Deutschland hochentwickelten Industriezweige erhöhte Aufmerksamkeit
zugewandt. Die erste Versuchsanlage hat vor nur wenigen Jahren die Osaka Semi
Kogyo Kabushiki Kaisha (Osaka Chemische Industrie-Aktien-Gesellschaft) in Osaka
mit einer Batterie von 21 Solvay-Koksöfen (belgisch) errichtet, die gegenwärtig
um 20 weitere Oefen erweitert wird. Der Gründer dieses Unternehmens war ein
Ingenieur der Osaka Gaswerke. Ferner hat bereits in den Jahren 1907 und 1908 das
Regierungsstahlwerk in Yawatamachi in Verbindung mit seinen 150 Solvayöfen die
Gewinnung von Nebenprodukten aufgenommen und daraus bereits gute Gewinne
erzielt. Diesen Beispielen sind in allerjüngster Zeit auch die größeren
Kohlenproduzenten Kyushius gefolgt, hauptsächlich wohl deswegen, weil schwefelsaures Ammoniak ein in Japan sehr begehrtes
und gut bezahltes Düngemittel ist. So betrug die Einfuhr dieses fast
ausschließlich aus England bezogenen Kunstdüngers im Jahre 1912 nicht weniger
als 1409986 Pikul1 Pikul =
60,479 kg. im Werte von 12,1 Millionen Yen1 Yen = ca.
2,10 M., d.h. das achtzehnfache des Imports vor nur 10
Jahren. Desgleichen finden in Japan auch Pech, Oel und Naphthalin bei steigendem
Preise guten Absatz. Auf die Gründung der weiter unten besprochenen neuen
Unternehmungen mag ferner auch der Umstand förderlich eingewirkt haben, daß in
Japan viel Staubkohle gewonnen wird und daß letztere bei der Vergasung eine
gewinnbringendere Verwendung findet, als wenn sie auf den Markt gebracht
wird.
Je nach der Beschaffenheit und den besonderen Eigenschaften der Kohle sind die
bei der Gewinnung von Nebenprodukten in Anwendung kommenden Systeme verschieden. In Omuta (Miike), deren Kohle
sich durch große Back- und Verkokungsfähigkeit auszeichnet, ist eine Koppersche
(Essen) Koksofen-, in der Zeche Tagawa, deren Kohle diese Eigenschaften fehlen,
eine Mondgasanlage errichtet worden. Das Gas gelangt teils zur Verfeuerung in
Dampfkesseln oder Koksöfen, teils dient es als Kraftquelle in Gasmaschinen zur
Erzeugung elektrischer Kraft.
Das größte Unternehmen der gedachten Art bildet die bereits erwähnte Kokerei und Gasmaschinenanlage
in Omuta, die in den letzten beiden Jahren von deutschen Ingenieuren
und aus deutschem Material errichtet worden ist. Die tägliche Gaserzeugung der
60 Koppersche Oefen umfassenden Kokerei wird auf 3 Millionen Kubikfuß angegeben,
wovon etwa die Hälfte zur Verfeuerung in den Koksöfen, die andere Hälfte zum
Antriebe der Gasmaschinen dient. An Nebenprodukten werden zurzeit gewonnen:
Schwefelsaures Ammoniak 3 Tonnen pro Tag, Pech 12 Tonnen pro Tag, schwere Oele
20 Koku1 Koku = ca.
180 l. pro Tag, Mittelöle 20 Koku pro Tag, leichte Oele 0,6
Koku pro Tag, Naphthalin 1,4 Koku pro Tag. Abgesehen von den Regeneratoren sind
sämtliche feuerfesten Steine, sowie die Rohre, Maschinen, Pumpen,
Sättigungskästen, Ausdruckmaschinen und Eisenteile der Oefen aus Deutschland
bezogen worden. Deutschen Ursprungs ist ferner auch die Gasmaschinenanlage mit
zwei deutschen Zwillingsgasmotoren, direkt mit Dynamomaschinen gekuppelt (je
2000 Kilowatt).
Den Koks verkauft die Gesellschaft hauptsächlich an die Kupferminen, den Pech an
die Brikettfabrik der Kaiserlich Japanischen Marine in Tokuyama. Schwefelsäure
wird von der chemischen Fabrik in Onoda bezogen.
Da sich die Anlage, deren Errichtungskosten rund 2 ½ Millionen Yen betragen haben
sollen, bisher sehr bewährt
Textabbildung Bd. 329
hat, befindet sich eine neue Batterie von 30
Kopperschen Koksöfen bereits im Bau.
Eine gleichfalls bedeutende Gasanlage mit
Nebenproduktengewinnung hat die Firma Mitsui in ihrer
in der Stadt Ida (Nord Kyushiu) gelegenen Zeche der Tagawa-Minen errichtet. Hier
handelt es sich, wie erwähnt, um Mondgaserzeugung.
Ueber die Gewinnung von Nebenprodukten waren Ziffern noch nicht erhältlich, da
der Betrieb des Werkes noch nicht in vollem Umfang aufgenommen worden ist. Das
Gas soll zum Antrieb von sechs direkt mit Dynamomaschinen (à 1000 Kilowatt)
gekuppelten Gasmotoren dienen, wovon drei von der englischen National Gas Engine
Co. bezogene bereits aufgestellt sind, drei weitere in der mit den
Omuta-Miike-Werken verbundenen Maschinenfabrik der Firma Mitsui gebaut werden
sollen. Die Errichtungskosten der Gesamtanlage belaufen sich nach Angaben der
Unternehmer auf 2 Millionen Yen. Die durch die Gasmotoren erzeugte elektrische
Kraft soll zum Betrieb der Ida- sowie der von letzterer einige Kilometer
entfernten Yamano- und Hondo-Zechen dienen.
Welche Bedeutung übrigens die Firma Mitsui diesem Produktionszweige schon jetzt
beilegt, geht daraus hervor, daß sie in Omuta eine von 200 Schülern besuchte Schule für Gastechnik errichtet hat.
Eine größere moderne Kokerei mit einer Batterie von 25 Solvayöfen hat ferner die
Mitsu Bishi Goshi Kaisha, die zweitgrößte
Kohlenproduzentin Japans, in Tobata (gegenüber Wakamatsu) errichtet und erst vor
wenigen Monaten in Betrieb gesetzt. Das Material der Oefen ist aus Belgien,
die Ausdruckmaschine aus Deutschland bezogen worden. Zur Verkokung dient
Staubkohle der bei Nagasaki belegenen Takaschima-Mine zu 75% sowie der
Penshihu-Mine zu 25%. Die Nebenproduktgewinnung beträgt zurzeit: Schwefelsaures
Ammoniak 25 Tonnen pro Monat, Pech 90 Tonnen pro Monat, Kreosot 40 Tonnen pro
Monat, Naphthalin 6–8 Tonnen pro Monat.
Die genannte Firma will ferner in ihrer in Kenjiho (Korea), nördlich von Soeul
gelegenen Kohlen- und Eisenerzmine eine Kokerei von etwa 100 Oefen mit
Nebenproduktengewinnung errichten, und zwar angeblich nach dem deutschen
System.
Ferner gedenkt auch der Kohlenbesitzer Aso eine
Batterie von 25 Solvayöfen in lzuka (Nordkyushiu) zu errichten.
Endlich sei noch bemerkt, daß auch die Südmandschurische
Eisenbahngesellschaft in der ihr gehörigen Fushun-Kohlenmine eine
Mondgas- und Gasmaschinenanlage errichtet und einen großen Teil der dazu
erforderlichen Maschinen aus Deutschland beziehen dürfte.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Schimonoseki.)
Holzölgewinnung und -Handel in China.
Das Holzöl wird aus den Früchten des Oelfirnisbaums gewonnen und kommt in China
und Japan vor. Die Früchte (Nüsse) enthalten durchschnittlich 48% Schalen und
52% Kerne. Die Kerne liefern bei der Extraktion ca. 58% Oel.
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Die Rückstände sind giftig. Die Oelgewinnung durch die Eingeborenen ist sehr
primitiv. Die Nüsse werden geröstet, Schalen und Kerne zwischen Steinen gemahlen
und in hölzernen Pressen gepreßt. Das Oel kommt in China unter den Namen
„Tung Yu“ in den Handel. Die Trockenfähigkeit des Holzöls ist größer
als die des Leinöls, weshalb es sehr beliebt geworden ist. Es findet
Verwendung für Lacke und Farben, in der Wachstuch- und Linoleumfabrikation. Das
spezifische Gewicht ist bei 15° C 0,939 bis
0,943 je nach Qualität.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Hankau.)
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