Titel: Bücherschau.
Autor: R. Vater
Fundstelle: Band 329, Jahrgang 1914, S. 527
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Bücherschau. Bücherschau Taschenbuch für den Maschinenbau. Herausgegeben von H. Dubbel. Berlin 1914. Julius Springer. Preis geb. in einem Band 16,– M, in zwei Bänden 17,– M. Vorliegendes Werk ist von dem in der technischen Literatur wohlbekannten Herausgeber gemeinsam mit einer Anzahl Dozenten der Beuthschule zu Berlin bearbeitet worden. In der Ansicht, daß nur der den Verwendungsbereich einer Formel kennt, dem ihre Entwicklung klar ist, haben die Verfasser, im Gegensatz zu anderen gleichartigen Werken, besonderen Wert auf die Ableitung der gebrachten Gleichungen gelegt. Es ist dies unbedingt als ein Fortschritt zu bezeichnen. Jeder wissenschaftlich arbeitende Ingenieur wird wohl schon empfunden haben, welche Unsicherheit durch die Verwendung nur unvollkommen verstandener mathematischer Beziehungen in eine Berechnung getragen wird. Da das Taschenbuch nur für Maschinenbauer bestimmt ist, gelang es den Verfassern, den erwähnten Gesichtspunkt überall zur Geltung zu bringen, ohne den Umfang des Buches zu sehr anwachsen zu lassen. Man könnte sogar wünschen, daß sich die Bearbeiter etwas weniger Beschränkung auferlegt hätten, und bei einer Neuauflage einiges bzw. mehr über Kältemaschinen, Gießereitechnik, moderne Schmiede-, Schweiß- und Lötverfahren usw. gebracht würde, da diese Gebiete unzweifelhaft den Maschinenbauer auch interessieren dürften. Die Behandlung des gebotenen Stoffes entspricht selbst hochgespannten Erwartungen. Die Autoren haben selbständige Arbeit geliefert und sich nicht, wie dies oft geschieht, eng an die durch gewisse klassische Werke gegebene Form gebunden gehalten. Dabei ist es dem Herausgeber gelungen, eine Einheitlichkeit der Behandlung zu erzielen, welche die meisten Sammelwerke vermissen lassen. Ihr Lehrberuf befähigte die Mitarbeiter in besonderer Weise dazu, eine leichtfaßliche Darstellung zu liefern. Sie sind nicht in den Fehler verfallen, Spezialwerke durch das Taschenbuch ersetzen zu wollen. Das Buch ist vielmehr in erster Linie für die Hand des Ingenieurs bestimmt, der sich einen Uebei blick über ein ihm ferner liegendes Fachgebiet verschaffen will. Eine ausführliche Besprechung der einzelnen Abschnitte würde zu weit führen, doch sei wenigstens auf einiges hingewiesen. Das Werk bringt im ersten Teil die Grundlagen der Ingenieurwissenschaft, Mathematik, Mechanik und Chemie, während in der zweiten Hälfte deren Anwendung in der Praxis gegeben wird. Als Beispiel, wie bei Voraussetzung einer gewissen Vorbildung auch schwierigere Gebiete leicht verständlich zu behandeln sind, möge die Darstellung der Ausgleichrechnung nach der Methode der kleinsten Quadrate und deren Anwendung bei der Fourierschen Reihe von Dr. Glage erwähnt werden. Zahlreiche Beispiele, in welchen wichtige technische Probleme vorweggenommen werden, tragen zum besseren Verständnis des mathematischen Teiles bei. Dies tritt besonders in dem von Dipl.-Ing. Winkel gelieferten Abschnitt über Infinitesimalrechnung hervor. Hier ist u.a. die bekannte Knickungsformel von Euler entwickelt. Die Bearbeitung der Dynamik und Wärmelehre lag in den Händen des Dipl.-Ing. Krause. Es sei auf die gegebene Berechnung der kritischen Drehzahl von Wellen hingewiesen. Auch die Abschnitte über Ausfluß von Dämpfen und Wärmediagramme fallen durch ihre knappe und klare Fassung auf In den Kapiteln über Statik und Festigkeitslehre, die wiederum Dipl.-Ing. Winkel zum Verfasser haben, werden die Ausführungen über Einflußlinien, die Berechnung mehrfach gelagerter Wellen unter Anwendung des Mohrschen Satzes und die besonders für Turbomaschinen wichtigen Ausführungen über die Berechnung umlaufender Scheiben Interesse erregen. Erwähnt sei, daß die für die statisch unbestimmte Lagerung wichtige sogen. Clapeyronsche Gleichung hier richtig als Mohrsche Gleichung bezeichnet wird, was leider in der deutschen Literatur selten geschieht. Das über Chemie und Stoffkunde von Ing. O. Heinrich Gebrachte beschränkt sich mit Recht auf das für den Maschinenbauer Notwendige In denselben Händen lag die Behandlung der Dampferzeugungsanlagen. Die Besprechung der Maschinenelemente dmch Dr.-Ing. Wolters zeigt nicht die bei der Behandlung dieses Stoffes meist zu findende unselbständige enge Anlehnung an Bach. Die Abschnitte über Zahnräder und Kurbeltrieb mögen besonders erwähnt werden. Die Besprechung der Kolben und Turbomaschinen sowie der Pumpen und Kompressoren hat der bereits durch zahlreiche Veröffentlichungen auf diesem Gebiet hervorgetretene Ingenieur Dubbel übernommen. Die Ausführungen, z.B. die Abschnitte über Düsentheorie, Wirkungsgrad von Dampfturbinen, Regulatoren u.a.m. rechtfertigen den Ruf des bewährten Autors Ueber Hebemaschinen bringt Dipl. Ing. Hänchen eine eingehende Darstellung, während Ing. Toussaint die spanabhebenden Werkzeugmaschinen behandelt. Es wäre recht wünschenswert, wenn die treffenden Ausführungen des letzteren besonders auch in technologischer Richtung noch einige Erweiterungen erführen. Den Schluß des Werkes bildet ein Kapitel über Elektrotechnik von Dipl.-Ing. Gruhl. Die Rücksicht auf die Bestimmung des Buches, dem Maschinenbauer zu dienen, wurde auch hier nicht außer acht gelassen. Die äußere Ausstattung erfüllt inbezug auf die Abbildungen alle gerechtfertigten Anforderungen. Leider scheint, wenigstens bei der einbändigen Auflage, nicht sehr widerstandsfähiges Papier gewählt worden zu sein. Es ist dies vielleicht geschehen, um den Band nicht zu dick werden zu lassen, dürfte aber gerade bei einem häufig benutzten Handbuch unter Umständen unangenehm empfunden werden. Vielleicht würde es zu empfehlen sein, sich bei einer Neuauflage des Buches ausschließlich für zwei Bände zu entscheiden, besonders, wenn Erweiterungen hinzutreten sollten. Ohne Zweifel ist dem gediegenen Werk eine weite Verbreitung an technischen Hochschulen und höheren Maschinenbauschulen zu wünschen. Schmolke. Die kaufmännische Fabrikbetriebsbuchführung und -Verwaltung. Von R. Rudolphi. Zweite erweiterte Auflage. Leipzig 1914. Dr. Max Jänecke. Preis 1,20 M. Das Buch will „durch eine zwangläufige Betriebskontrolle, Selbstkosten- und Rentabilitäts-Rechnungslage einen den weitgehendsten Anforderungen gerecht werdenden Verwaltungsnachweis darbieten“. Für einen Umfang von 51 Seiten ist das ein recht weit gestecktes Ziel; schon mit Rücksicht darauf wird man mit den Anforderungen gar zu weit nicht gehen dürfen. Aber auch weniger weitgehende Erwartungen werden enttäuscht werden, wenn sie über die Grundlagen für die Fabrikbetriebsbuchführung etwas neuzeitliches erfahren wollen. Der Verfasser steht noch ganz auf dem Standpunkt, den Arbeiter alle Aufzeichnungen über die von ihm geleisteten Arbeiten selbst vornehmen zu lassen, er läßt ihn nicht nur Akkordzettel, sondern außerdem Wochenzettel über seine Beschäftigung ausfüllen; überdies notiert auch noch der Meister die geleisteten Stunden jedes ihm unterstellten Arbeiters. Es wird sehr viel geschrieben in der „Aktiengesellschaft Rudolphi“, weil der Grundsatz nicht bekannt ist, daß keine Arbeit, die an einer Stelle bereits geleistet ist, an anderer Stelle nochmals getan werden darf. Das „Kalkulationsbuch“ auf S. 14 enthält genau die gleichen Spalten wie die bereits ausgefüllten Wochen- und Akkordzettel; wozu, muß man fragen, dann noch überhaupt dies neue Buch. Denn der Behauptung des Verfassers an anderer Stelle, daß die Verwendung von Einzelkarten an Stelle von gebundenen Büchern eine „Verzettelung“ zur Folge haben müsse, ist unbedingt entgegenzutreten; die Erfahrung geordneter, neuzeitlicher Betriebe beweist das Gegenteil. Bei der Verrechnung der Unkosten ist es offenbar falsch und selbst für die bescheidensten Verhältnisse nicht zutreffend, für die Abschreibung aller Maschinen und aller Werkzeuge für alle Abteilungen der Fabrik denselben Satz anzunehmen. Die ermittelten Unkostensätze für die einzelnen Werkstätten liegen viel zu niedrig, eine moderne Schleiferei dürfte mit 100 v. H., eine Automobilmontage mit 25 v. H. sicher nicht auskommen. Ebenso sind viel zu niedrig die angegebenen Abschreibungssätze, z.B. 5 v. H. für Dampfmaschinen, 7,5 v. H. für Maschinen und Werkzeuge. Die letzten drei Abschnitte des Buches, Betriebskontrollen für Kleinwarenfabriken, Materialverwaltung und Inventurvorschriften, sind so oberflächlich, daß sie dem Anfänger kaum ein anschauliches Bild, dem Kenner nichts bieten werden. Obwohl das Buch bereits in zweiter Auflage erscheint, kann leider nicht gesagt werden, daß es auf der Höhe der übrigen neueren Veröffentlichungen in seinem Gebiet steht. Dipl.-Ing. W. Speiser. Die Hochwasserschutz-Talsperre bei Mauer im Riesengebirge. Gewinnung, Förderung und Verarbeitung von Massengütern beim Bau des Staubeckens im Bobertal bei Mauer. Von Oberingenieur A. Cucchiero. 279 Seiten. Wien, Berlin, London 1914 Verlag für Fachliteratur G. m b. H. Preis 16 M. Das Buch läßt uns einen Einblick tun, in die ungeheure Arbeitsaufwendung, die von Seiten der ausführenden Firma B. Liebold & Comp. A.-G, Holzminden-Berlin, beim Bau dieser Talsperre geleistet worden ist. Es bringt uns zunächst die Vorgeschichte der Stauanlage und die Vorarbeiten der Behörde, das Ausheben der Baugrube und die Umleitung des Bobero. Was man sonst so selten in Büchern erwähnt findet, was aber doch so wissenswert ist, das Ausschreiben des Bauwerkes und das Angebot der Firma mit den ganzen Unterlagen für die Preisberechnung und dem Arbeitsplan wird ausführlich wiedergegeben. Die Tagesleistung vom 500 m3 Mauerwerk wurde mit einer Personen Vermehrung von 150 Mann auf 600 m3 gesteigert. Die Verteilung der Mannschaften auf- die einzelnen Gewerke ist aus dem der Ausführung entsprechenden Arbeitsplan zu ersehen. Sehr umfangreich sind die getroffenen Bau- und Betriebseinrichtungen für die Ausführung des Stauwerkes. Das Kapitel über die Unterbringung und Verpflegung der Arbeiter, die Verwaltungsräume, das Personal und die Arbeitsordnung hat Allgemeininteresse. Ebenso wird man aus den Angaben über die Erd- und Feldarbeiten bei der Freilegung der Baugrube, über die Bodenbewegung und die Wasserhaltung vieles auf andere Baustellen übertragen können. Auch werden die Berechnungen zu den Absteckungen gebracht. Zu der Bauausführung der Sperrmauer sind mannigfache Einrichtungen notwendig gewesen und in folgenden Abschnitten geschildert: 1. Vorrichtungen für die Maurerarbeiten; 2. Einrichtungen für die Mörtelbereitung, den Transport der Bindemittel, die Förderung der Mörtelmassen; 3. Anlagen für die Sandgewinnung; 4. Einrichtungen und Anlagen zur Gewinnung der Steine; 5. Anlagen zum Reinigen und Waschen der Steine; 6. Betriebsanlagen für die Förderung der Mauersteine; 7. Holzbrückenbauten und Betriebsrüstungen; 8. Einrichtungen für die Wasserbeschaffung: 9. Herstellung der Feldbahnen, Beschaffung der Betriebsmittel und Betrieb der Bahnen; 10. Betrieb der Wasserhaltungen; 11. Verschiedene Betriebseinrichtungen (für die Bereitung des Betons und der Betonmaterialien, für das Zuschneiden der Bauhölzer und die Herstellung des Schieberschachtes. Zu den meisten dieser Einrichtungen sind kurze Berechnungen und Preisermittelungen aufgestellt worden. Als Anhang ist die Geschäftsordnung und Dienstanweisung angeheftet. Dem Text sind zahlreiche schöne Werkzeichnungen, Lagepläne, Einzelzeichnungen und Photographien beigefügt. Das Buch verdient besonderes Lob und weitgehendste Unterstützung, weil der Verfasser in ihm in großzügiger Weise seine Erfahrungen der Mitwelt zu Nutz übergeben hat. Ewerding. Die Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung. Von Prof. Hermann Wilda. Bd. I: Die Mechanismen der Werkzeugmaschinen. Die Drehbänke. Die Fräsmaschinen. Mit 319 Abbildungen. Bd. II: Die Bohr- und Schleifmaschinen. Die Hobel-, Shaping- und Stoßmaschinen. Die Sägen und Scheren. Antrieb und Kraftbedarf. Mit 206 Abbildungen. Leipzig und Berlin 1914. G. J. Göschen. Im Rahmen der Sammlung Göschen ein ausführliches Lehrbuch über Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung zu schreiben, halte ich für ein etwas kühnes Unterfangen. Ein solches Werk steht und fällt mit der Güte der Zeichnungen, und die Frage, ob es dem Verfasser gelungen ist, diese Schwierigkeit ganz zu überwinden, möchte ich nicht so unbedingt bejahen. Auch hier bildet eben die Kleinheit der Buchgröße ein schweres Hindernis. Bei Einzelheiten geht es ja noch, obgleich auch hier das Zusammendrängen vieler kleiner Abbildungen auf eine Tafel mehrfach recht störend wirkt. Handelt es sich aber um größere Darstellungen z.B. ganzer Maschinen, so müssen so starke Verkleinerungen gewählt werden, daß wichtige Einzelheiten kaum mehr zu erkennen sind, und selbst die im allgemeinen guten photographischen Abbildungen sind bei der Unmöglichkeit, nähere Erklärungen daran zu knüpfen, nur ein schwacher Notbehelf für das Verständnis. Mit dieser Einschränkung wird man doch sagen müssen, daß der durch seine klare Darstellungsweise in der Sammlung Göschen ja schon bekannte Verfasser ein verdienstvolles Werk dadurch geschaffen hat, daß er für einen so billigen Preis weiten Kreisen einen immerhin guten Ueberblick über allgemeinen Aufbau sowie Einzelheiten der Werkzeugmaschinen vermittelte. Jeder, der mit Werkzeugmaschinen zu tun hat, wird eine Fülle von Belehrung aus den kleinen Büchern schöpfen können, sie seien daher bestens empfohlen. R. Vater.