Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 651 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Handbuch der
Ingenieurwissenschaften. Fünfter Teil. Der Eisenbahnbau. Vierter Band. Anordnung der
Bahnhöfe. Zweite Abteilung. Große Personenbahnhöfe und Bahnhofsanlagen.
Abstellbahnhöfe, Eilgut- und Postanlagen. Regeln für die Anordnung der Gleise und
Weichen. Bearbeitet von Dr.-Ing. M. Oder, etatsm.
Professor für Eisenbahnwesen an der Kgl. Technischen Hochschule zu Danzig.
Herausgegeben von F. Loewe, Geh. Hofrat, ordentl.
Professor an der Technischen Hochschule in München und Dr.-Ing. H. Zimmermann, wirkl. Geh. Oberbaurat und vortragendem Rat
im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin a. D. XV und 508 Seiten. Lexikon
8 mit 539 Abbildungen und 15 Tafeln. Leipzig 1914. Wilhelm Engelmann. Preis geh.
31,– M, geb. 34,– M.
Die Literatur über Bahnhofanlagen hat sich in allerjüngster Zeit erheblich vermehrt.
Unter den zahlreichen neuen Erscheinungen verdient aber eine unser besonderes
Interesse, weil sie die einzige ist, die den Gegenstand zugleich systematisch und
erschöpfend behandelt Das ist der Schlußband des Werkes von Oder im Handbuch der Ingenieurwissenschaften. Der erste Teil der Arbeit
war bereits im Jahre 1907 erschienen und nach sechsjähriger, angestrengter Arbeit
ist nun die zweite Abteilung gefolgt, die besonders die größeren Personenbahnhöfe
behandelt.
Das Buch gliedert sich in sieben Abschnitte. Der erste enthält die Grundzüge des
Personenzugbetriebes, welche die Grundlage für die Gestaltung der Bahnhöfe abgeben.
Den Ausgangspunkt bilden die Reisegewohnheiten in den verschiedenen Ländern und im
Zusammenhang damit die Beförderung des Reisegepäcks, des Eilgutes und Expreßgutes
und der Post. Die Veränderlichkeit der Verkehrsverhältnisse wird an zwei Beispielen
geschildert, einer Geschichte des Fahrplans der Berlin-Anhalter Bahn und den
Veränderungen, welche die Nachtschnellzugverbindung zwischen Berlin und Hamburg
einerseits und den Niederlanden andererseits im Laufe der Jahre erfahren hat. Auch
die Zugbildung und die Umbildung der Züge auf den Zwischenstationen wird eingehend
beschrieben.
Der nächste Abschnitt behandelt die allgemeine Anordnung der Empfangsgebäude und
Bahnsteige und ihre Lage zu den Gleisen. Man könnte ihn auch die Gestaltung der
Bahnhofanlagen mit Rücksicht auf den Verkehr überschreiben. Die Bahnhöfe für den
Fernverkehr und die für den Nahverkehr (Stadt- und Vorortbahnen) werden getrennt
behandelt, und im einzelnen zunächst die Bahnhöfe in Durchgangsform, dann die in
Kopfform und schließlich die Vereinigung beider Formen besprochen.
Der nächste Abschnitt behandelt die Gleisanlagen der Personenbahnhöfe. Der Inhalt
ordnet sich nach Zwischenbahnhöfen an viergleisigen Strecken, Anschluß- und
Trennungsbahnhöfen, Kreuzungsbahnhöfen für zwei und mehr Linien, Brücken- oder
Turmstationen, Endbahnhöfen in Kopfform und Durchgangsbahnhöfen in Kopfform, sowie
Vereinigungen dieser Formen. Alle diese verschiedenen Anordnungen werden zunächst an
schematischen Beispielen erläutert. Den Ausgangspunkt bilden die Anlagen mit
Plankreuzungen der verschiedenen Gleise, dann wird der Ersatz den Plankreuzungen
durch Ueberschneidungsbauwerke besprochen, und es wird schließlich die
Leistungsfähigkeit und Betriebssicherheit der verschiedenen Lösungen miteinander
verglichen. Dann folgen Beispiele ausgeführter Bahnanlagen. Während die ausgeführten
Gleispläne auf besonderen Tafeln zusammengestellt sind, ist im Text eine
vereinfachte Skizze der Führung der Hauptgleise gegeben. An der Hand des Fahrplans
wird dann der Betrieb auf dem Bahnhof eingehend erläutert, wobei mit freimütiger
Kritik nicht zurückgehalten wird. Die Beobachtungen und Bemerkungen sind das
Ergebnis zahlreicher Studienreisen des Herrn Verfassers, auf denen er die einzelnen
Bahnhöfe besucht und mit den leitenden Beamten die Betriebsabwicklung besprochen
hat. Außer den neuesten, erst kürzlich in Betrieb gesetzten Bahnhofanlagen sind
auch solche wiedergegeben, bei denen sich die Umgestaltung noch in vollem Gange
befindet oder noch gar nicht begonnen ist, wie Heidelberg, Stuttgart und München.
Von besonderem Interesse sind auch die Schilderungen der Grenzbahnhöfe, von denen
namentlich die ausgedehnten Anlagen von Skalmierzyce (bei Kalisch) eingehend
behandelt sind.
Unter der Ueberschrift „Die Nebenanlagen der Personenbahnhöfe“ sind zunächst
die Abstellbahnhöfe besprochen, dann folgen die Eilgutanlagen und schließlich die
Postbahnhöfe, die in der neuesten Zeit eine bedeutende Entwicklung durchgemacht
haben und die hier zum ersten Male in einem Lehrbuche eingehend behandelt werden.
Auch hier sind zahlreiche gute Ausführungen der größten modernen Anlagen als
Beispiele angeführt.
Nur selten wird der Ingenieur vor die Aufgabe der Planung eines neuen Bahnhofs
gestellt, meist handelt es sich um die Umgestaltung bestehender Anlagen und so
verdient der fünfte Abschnitt, der die Umbauten bespricht, besonderes Interesse. Es
werden drei Fälle unterschieden, die Beibehaltung der alten Lage, die teilweise und
die gänzliche Verlegung an eine andere Stelle. Der nächste Abschnitt enthält
schließlich die Gesamtgestaltung der Eisenbahnanlagen in großen Städten, die Zahl
und Lage der Personenbahnhöfe und die Anlage von Stadtbahnen, die Anordnung der
Verschiebebahnhöfe und der Güter-verbindungs- und Güterumgehungsbahnen.
Das Buch, das sich durch gründliche Beherrschung des Stoffes und meisterhafte
Darstellung auszeichnet, kann aufs wärmste empfohlen werden.
Schimpff.
Lehrbuch der praktischen Physik.
Von Friedrich Kohlrausch. Zwölfte stark vermehrte
Auflage. (35. bis 42. Tausend), in Gemeinschaft mit H. Geiger, E. Grüneisen, L. Holborn, W. Jäger, E. Orlich, K. Scheel, O. Schönrock
herausgegeben von E. Warburg. Mit 369 Abbildungen. 742
Seiten 8°. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis gebunden in Leinwand M.
11,–.
40 Jahre lang hat Friedrich Kohlrausch seinen ursprünglich
für das physikalische Uebungspraktikum der Universität Straßburg verfaßten
„Leitfaden der praktischen Physik“, seinerzeit das erste und beste Buch
dieser Art, entwickelt und erweitert; bereits in der 1901 erschienenen 9. Auflage
war es zu einem regelrechten vollständigen „Lehrbuch der praktischen Physik“
geworden; und als Kohlrausch von der Leitung der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Charlottenburg zurücktrat, hat er in ganz
besonderem Maße der Vervollkommnung des Buches seine vielseitige Erfahrung und
Arbeitskraft gewidmet.
So brauchte in der soeben herausgekommenen 12. Auflage, welche vom derzeitigen
Präsidenten der Reichsanstalt in Gemeinschaft mit bewährten Mitgliedern derselben
herausgegeben ist, lediglich jene Ergänzung in sämtlichen Teilen vorgenommen zu
werden, welche durch die fortwährenden Fortschritte der physikalischen Meßkunde seit dem Erscheinen der letzten Auflage im Jähre
1910 notwendig geworden ist. Sie tritt vor allem in den Abschnitten über
Wärmeausdehnung, Druckmessung, Sättigungsdruck, Kalorimetrie, Volumelastizität,
Spektralzerlegung von Lichtquellen, Saccharimetrie, Wärmestrahlung, Selbstinduktion,
elektrische Entladung in verdünnten Gasen und namentlich in dem Kapitel über
Radioaktivität hervor.
In sämtlichen Teilen des Buches ist die Literatur unter zahlreichen ziffernmäßigen
Hinweisen bis zum Beginn des Jahres 1914 berücksichtigt, so daß die neue Auflage
unstreitig als bestes und vollständigstes Lehrbuch und Nachschlagewerk der Gegenwart
für alle bezeichnet werden kann, welche selbst physikalische Messungen auszuführen
haben oder sich über solche genauer unterrichten wollen. Auf knappem Raum ist die
ganze Fülle dieses Gebietes dargestellt.
Dem Hauptteil des Buches, der die Ausführung der einzelnen Messungen behandelt, ist
eine allgemeine Darlegung des Rechnens und Ausgleichen von Beobachtungswerten (Methode der
kleinsten Quadrate ist darin enthalten) und eine recht wertvolle Zusammenstellung
technischer Rezepte, Erfahrungen über Hilfsarbeiten wie Löten, Kitten,
Glasbearbeitung, Reinigen von Gasen usw. in kleinem Druck vorausgeschickt (S. 1 bis
65); der Erörterung der Meßmethoden, der prinzipiellen Konstruktion und
schematischen Wiedergabe der Meßapparate der einzelnen Gebiete sind die Seiten 66
bis 669 gewidmet; ausreichend ist der Bedeutung des Wechselstromkreises und der
wichtigsten elektrischen Größen desselben wie Widerstand, Kapazität,
Selbstinduktion, Phasenverschiebung u.a. Rechnung getragen; den Schluß bildet eine
sehr ausführliche Darstellung der Elektrometrie, welche namentlich für die Messung
der Jonisation in Gasen und die Radioaktivität so wichtig geworden ist (S 612 bis
669).
Im Anhang (S. 669 bis 695) werden die sämtlichen physikalischen Grund- und
abgeleiteten Einheiten, namentlich das CGS-System mit Einschluß wichtigerer Gesetze
und Erläuterungen sorgfältig diskutiert, da die Lehrbücher der Physik hierüber für
die Zwecke der Messung zu wenig enthalten.
Die wichtigsten Zahlenwerte, physikalischen Konstanten und Hilfstafeln für
Berechnungen, welche in 54 Tabellen mit kritischer Auswahl aufgenommen sind, bilden
den Abschluß des ganzen Lehrbuches.
Jede Empfehlung des unübertroffenen, in jedem Laboratorium unentbehrlichen,
wissenschaftlich einwandfreien und über die ganze Welt verbreiteten – dabei
preiswürdigen Werkes ist überflüssig.
K. T. Fischer.
Die Bestätigung der Atomlehre durch
die Radioaktivität. Von H. Geitel. 24 Seiten.
Braunschweig 1913. Friedr. Vieweg & Sohn. Preis 0,80 M.
In diesem zum 50-jährigen Stiftungsfest des Vereins für Naturwissenschaften in
Braunschweig gehaltenen Vortrage wird kurz entwickelt, wie die Radioaktivität den
bisherigen Indizienbeweis für den atomistischen Aufbau der Materie durch einen
überzeugenden ersetzt hat. Durch eine große Reihe sehr schwieriger Versuche ist
festgestellt worden, daß die von den radioaktiven Substanzen ausgesandten α-Teilchen eine positive Ladung tragen, welche gleich
dem Doppelten des elektrischen Elementarquantums ist. Da ihr Atomgewicht den Wert 4
besitzt und ferner die Anzahl der von 1 g Radium in einer bestimmten Zeit
ausgesandten a-Teilchen identisch ist mit der Zahl der in derselben Zeit von 1 g
Radium entwickelten Heliumatome, so folgt daraus, daß die a-Teilchen elektrisch
geladene Heliumatome sind. Bei dem Auftreffen auf einen Leuchtschirm ruft jedes
a-Teilchen ein Aufleuchten (Szintillation) hervor und wird dadurch sichtbar. So hat
uns die Radioaktivität ein Mittel an die Hand geliefert, um, wenigstens beim Helium,
die einzelnen Atome durch ihre Wirkung nachzuweisen und sie so im gewissen Sinne
sichtbar zu machen.
Berndt.
Aus Natur und Geisteswelt. Das Mikroskop. Von W. Scheffer. Zweite Auflage. 100 Seiten klein 8°. Mit 99 Abbildungen. Leipzig und
Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis geb. 1,25 M.
Das Buch soll „auf eine einfache auch dem Laien verständliche Weise das für den
vernünftigen Gebrauch des Mikroskops und seiner einfacheren Hilfsapparate
Notwendigste in leicht faßlicher Form“ bringen. Ob dies dem Verfasser
besonders in dem 2. bis 4. Kapitel, die sich mit den optischen Grundlagen
beschäftigen, immer besonders gut gelungen ist, muß ich leider bezweifeln.
Einerseits kann ich mich nicht ganz seiner Ansicht anschließen, daß „es für den
Anfänger durchaus nicht notwendig ist, daß er jede Formel bewiesen bekommt“.
Ich halte es vielmehr für richtig, gerade dem Anfänger keine unbewiesenen Formeln zu
bringen, da er dann leicht in die Gefahr gerät, auf seinem Wege zum Verständnis der
Sache schon bei den ersten Schritten zu stolpern. Können aus Platzmangel oder
anderen Gründen die Formeln nicht bewiesen werden, so sollen sie lieber ganz
vermieden werden. Einem Fortgeschritteneren kann man schon eher eine Formel
ohne Herleitung bringen, da er vermöge seiner Vorkenntnisse leichter ihre
Existenzberechtigung einsehen kann. Aber auch in anderer Beziehung scheint es mir
der Darstellung zuweilen an der nötigen Klarheit zu fehlen, so z.B. dürften die
Herleitung der Vergrößerung der einfachen Lupe (S. 21), das Kapitel über
Strahlenbegrenzung (S. 22 bis 24), die Erörterungen über Helligkeit des
mikroskopischen Bildes (S. 25), die ersten beiden Seiten über die Verwirklichung der
Abbildung (S. 26 bis 27) für einen Laien kaum verständlich sein. Bei dieser
Gelegenheit möchte ich auch noch davor warnen, den Werkstattsausdruck „Optik“
des Mikroskops in die Schriftsprache zu übernehmen. Die Optik ist die Lehre vom
Licht und bezeichnet nicht die optische Einrichtung eines Instrumentes; zum Glück
ist das Gegenstück „Mechanik“ des Mikroskops vermieden.
Die Beschreibung der äußeren Teile des Mikroskops und der Hilfseinrichtungen ist
naturgemäß leichter verständlich. Dasselbe gilt von den beiden Kapiteln über die
mikroskopische Untersuchung der Objekte und die Herstellung der Präparate.
Eingeleitet wird das Buch durch eine kurze geschichtliche Zusammenstellung.
Chr. v. Hofe.
Lehrbuch der Experimentalphysik.
Von E. von Lommel. 20. bis 22. Auflage; herausgegeben von
W. König. X und 652 Seiten mit 439 Abbildungen und einer
Spektraltafel. Leipzig 1913. J. A. Barth. Preis 6,60 M, geb. 7,50 M.
Einem Buche, das in 20 Jahren 20 Auflagen erlebte, noch ein Wort der Empfehlung mit
auf den Weg geben zu wollen, wäre ein mehr als überflüssiges Beginnen. So möge es
genügen, das Erscheinen der 20. bis 22. Auflage des bekannten Lommelschen Lehrbuches der Experimentalphysik, das seit der 6. Auflage von
W. König herausgegeben wird, anzuzeigen und auf die
Umänderungen und Erweiterungen hinzuweisen, welche diese von der verhergenden
Auflage unterscheiden. Es sind das die Ableitung der Formeln für den schiefen Wurf,
der Satz von der Erhaltung des Schwerpunktes und der Flächen, die Abhängigkeit der
spezifischen Wärmen von der Temperatur und die Molekularwärmen der Gase;
ausführlicher sind in der neuen Auflage noch behandelt die graphische Darstellung
des Verhaltens der Gase und Dämpfe, die kinetische Theorie der Gase und die
Magnetisierung des Eisens in Spulen.
Berndt.
Kleinigkeiten zur Verbesserung des
Automobils. Ein Leitfaden für Automobilisten und Fabrikanten. Von
Dipl.-Ing. Freiherrn v. Löw, Dozent für Automobilbau an
der Großherzogl. Technischen Hochschule zu Darmstadt. 54 Seiten, gr. 8° mit 60
Abbildungen. Wiesbaden 1914. C. W. Kreidel.
Der erfahrene, in automobiltechnischen Kreisen bestens bekannte Verfasser gibt in dem
vorliegenden Büchlein eine Reihe praktischer Beobachtungen und Anregungen, welche
einerseits den Automobilisten auf viele Punkte aufmerksam machen sollen, die bei der
Anschaffung eines Wagens zu berücksichtigen sind, andererseits einige sehr wertvolle
Hinweise für unsere Fabrikanten betreffend Durchbildung verschiedener Einzelorgane
enthalten. Es sind dies alles nur Kleinigkeiten, aber gerade ihre praktische
Ausbildung ist von großer Bedeutung für die leichte Bedienung des Wagens und die
Bequemlichkeit des Fahrens. Das Büchlein gliedert sich in zehn Abschnitte:
Karosserie, Abnehmbare Felgen, Federung, Rahmenkröpfung, Steuerung,
Kraftübertragungsorgane, Verminderung der Feuersgefahr, Die Thermosyphonkühlung, die
Zahnkette, Vergleich ähnlicher Wagen von verschiedenen Firmen gebaut. Diese kurze
Inhaltsübersicht zeigt die Reichhaltigkeit des Inhalts, demgegenüber der
Verkaufspreis von 1,60 M sehr mäßig zu nennen ist. Gute klare Abbildungen erläutern
den Text, so daß das Büchlein nicht nur dem Automobilkonstrukteur, sondern auch ganz
besonders dem Wagenkäufer zur Anschaffung warm empfohlen werden kann.
Regierungsbaumeister Dierfeld.
––––––––––
An der Königl. Bergakademie werden die Vorlesungen am 3. November ihren Anfang
nehmen. Die Einschreibungen haben bereits begonnen.
Wirtschaftliche Rundschau.
Rumänien.Werkzeuge und Bohrgeräte.
Das Geschäft in Werkzeugen und Kleineisenwaren hat im Jahre 1913 namentlich im nördlichen Teile des
Landes sehr unter den wirtschaftlichen Folgen der politischen Ereignisse
gelitten. Zwar hat sich auch in dieser kritischen Zeit der Eisenwarenhandel –
von einigen unbedeutenden Zusammenbrüchen, an welchen deutsches Geld nur wenig
beteiligt war, wird hierbei abgesehen – als widerstandsfähig bewährt, doch ist
in vielen Fällen der Schutz des Moratoriumsgesetzes von den Schuldnern in derart
willkürlicher Weise ausgenutzt worden, daß längst fällige Forderungen infolge
erzwungener Wechselerneuerungen noch zu Beginn des Jahres 1914 offen standen. So
ist denn auch die Zurückhaltung mancher deutschen Firmen, die noch alte
rumänische Forderungen haben und vor Einleitung neuer Geschäfte die alten
geregelt sehen wollen, in einzelnen Fällen als berechtigt anzuerkennen. Freilich
darf diese Vorsicht nicht zu weit gehen. Bei den reichen Hilfsquellen Rumäniens
steht dem Eisenwarenhandel, insbesondere in den Gebieten mit einer
kapitalkräftigen, gewissenhaften Kaufmannschaft, eine vielversprechende Zukunft
bevor.
Im Jahre 1914 scheinen für das Kleineisenwarengeschäft günstige Aussichten zu
sein, da sich durch die von der rumänischen Eisenbahnverwaltung geplanten
Neubauten und Streckenerweiterungen gute Absatzmöglichkeiten für die
ausländischen Schrauben- und Nietenfabrikanten erschließen, die bisher durch die
Fabriken in Sinaia und Bukarest nahezu ganz aus dem rumänischen Geschäfte
verdrängt worden waren, jetzt aber bei der beschränkten inländischen Herstellung
und dem erhöhten Bedarfe sich größere Staatsaufträge sichern können.
Der Bedarf an Bohrgeräten ist gestiegen, außerdem
haben sich verschiedene Gesellschaften zur Uebernahme von Akkordbohrungen
gebildet, und die größeren Gesellschaften, welche sich zunächst ablehnend gegen
Bohrunternehmer verhielten, haben nachgerade einen Teil der Tätigkeit an diese
übergehen lassen. Die einheimische Herstellung von Bohrgeräten hat zugenommen.
Eine belgische Gesellschaft hat sich in Ploesti für die Herstellung von solchen
niedergelassen, eine niederländische Gesellschaft ihre bereits bestehenden
Werkstätten verdoppelt. Die Schiffswerft Fernic in Galatz hat die Herstellung
von Bohrwerkzeugen ebenfalls aufgenommen, und die Firma Lucer aus Kalifornien
hat in Poesti ein mächtiges Lager von allen überhaupt in Frage kommenden
Bohrgegenständen errichtet; sie selbst arbeitet auch als Bohrunternehmer nach
eigenem System. Die Einfuhr von Bohrgeräten hat trotzdem nicht nachgelassen. Es
gibt eine ganze Anzahl von Bohrunternehmen, welche für ihre besonderen Zwecke
ihr Vertrauen ausschließlich in das eine ihnen bekannte Erzeugnis setzen und
dafür höhere Preise zahlen.
(Aus einem Berichte des Kaiserl. Konsulats Bukarest.)
––––––
Trinidad und Tabago.Entwicklung der Erdöl- und
Asphalt-Industrie.
Nachdem in Trinidad im Laufe des Jahres 1913 die Unterhandlungen wegen
Verschmelzung der Unternehmungen für Mineralöl
gewinnung teilweise zu einer Einigung verschiedener Interessenten geführt haben
und auch sonstige bestehende Schwierigkeiten auf dem Wege der Beseitigung sind,
kann man wohl einen ziemlich bedeutenden Fortschritt in der Frage der
Erdölausbeutung verzeichnen. Die geologischen Untersuchungen haben genügend
günstige Resultate ergeben, um eine rationelle Bearbeitung in Angriff zu nehmen.
Da der frühere Mangel an Kapitalien
Textabbildung Bd. 329
durch reichliche Geldmittel der betreffenden
Syndikate auf lange Zeit gedeckt ist, so steht zu erwarten, daß die Ausbeute in
absehbarer Zeit größeren Umfang annehmen dürfte. Es arbeiten bis jetzt als
Mineralölproduzenten die folgenden Gesellschaften:
1. The New Lake Petroleum Co. und The Petroleum Development Co.; beide
Gesellschaften haben ihren Betrieb in La Brea; das gewonnene Oel wird
ausschließlich nach den Vereinigten Staaten von Amerika verschifft im Anschluß
an den dortigen Asphalttrust.
2. United British West Indies Petroleum Syndicate mit Betrieb in Point
Fortin.
3. Trinidad Central Oilfields Ltd., mit Betrieb in Tabaquite.
4. C. Stollmeyer, mit Betrieb in Guapo.
5. Venezuelan Oilfields Exploration Co., mit Betrieb in Barrekpore.
(Vorstehende Betriebe sind mit kleinen Anlagen ausgerüstet und produzieren
Petroleum für Motorwagen ebenso Kerosen für den lokalen Verbrauch.)
6. Trinidad Leaseholds Ltd., mit Betrieb in Morne l'Enfer, Forrest Reserve (diese
höchst bedeutende Gesellschaft ist als letzte in die Reihe der Produzenten
eingetreten und hofft, in absehbarer Zeit eine bedeutende Ausbeute zu
erzielen).
Folgende Gesellschaften gingen während des Jahres 1913 entweder ein oder müssen
zurzeit als unproduktiv verzeichnet werden:
Cruse Syndicate Ltd.; Oil Concessions of Mayaro Ltd.; Icacos Syndicate Ltd.;
Consolidated Oil Fields Ltd.; Silver-stream Oil Fields.
Die Ausfuhr von Oel aus Trinidad begann 1911 mit 7685374 Gallonen, dann
folgte 1912 mit nur 4205707 Gallonen, während 1913 mit 13570152 Gallonen
abschließt.
Wie schon bemerkt, ist der größte Teil dieser Ausfuhr für die Vereinigten Staaten
bestimmt, und zwar für spezielle Zwecke; dieses Erdöl kommt daher als
Handelsartikel im Sinne des Wortes nicht in Betracht.
Als Feuerungsmaterial für Dampfer wurden 772982 Gallonen abgeliefert.
Wenn schon die Aussichten der Oelindustrie sich gegen früher bedeutend verbessert
haben, hauptsächlich durch das Heranziehen von genügendem Betriebskapital, so
wäre es verfrüht, daraus jetzt schon endgültige Schlüsse für die Zukunft ziehen
zu wollen. Selbst in Anbetracht dessen, daß die Produktion nunmehr in
erfreulicher Weise fortschreitet, läßt sich noch keineswegs bestimmen, wie hoch
sich die Exportziffern der Zukunft stellen werden.
Die Gewinnung und Ausfuhr von Asphalt, diesem für
Trinidad so überaus wichtigen Produkt, bewegt sich nach wie vor in aufsteigender
Linie.
Die Zahlen der Ausfuhr während der letzten fünf Jahre gestalten sich, wie
folgt:
1909:132280 Tons, 1910: 158983 Tons, 1911: 169027 Tons, 1912: 176077 Tons, 1913:
208164 Tons.
Die Vereinigten Staaten sind an diesem Export mit ungefähr 55 % beteiligt.
Deutschland steht als Abnehmer an zweiter Stelle mit beinahe 15 % der
Gesamtproduktion.
(Bericht des Kaiserl. Konsuls in Port-of-Spain.)
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