Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 39 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die wissenschaftlichen Grundlagen
der Elektrotechnik. Von Prof. Dr. Gustav
Benischke. Dritte Auflage. Mit 551 Abbildungen. Berlin 1914. Julius
Springer. Preis geb. 15,– M.
Das Werk ist wegen seiner Vorzüge, der klaren Darstellung und seiner Gründlichkeit,
bereits in weiteren Kreisen bekannt. Die Aenderungen, welche die dritte Auflage der
zweiten gegenüber aufweist, tragen hauptsächlich den in der Zwischenzeit erzielten
Fortschritten der Starkstromtechnik Rechnung.
Insbesondere ist davon das 15. Kapitel: Der Durchgang der Elektrizität durch
Nichtleiter, betroffen worden, in welchem der Frage der Isolierung in der modernen
Hochspannungstechnik ein breiter Raum gewidmet ist. Eine wesentliche Umarbeitung hat
ferner die Behandlung des Transformators erfahren, die jetzt mit dem allgemeinen
Fall des Transformators mit Streuung beginnt und den streuungslosen Transformator
als Sonderfall berücksichtigt.
Der Aufbau des Buches ist im wesentlichen derselbe geblieben: Allgemeine Grundgesetze
über Magnetismus und Elektrizität; Grundgesetze der Elektrostatik; Grundgesetze der
strömenden Elektrizität; die elektrolytischen Vorgänge; magnetische Wirkungen des
Stromes; magnetische Induktion; Elektrodynamik; elektrische Induktion; der einfache
Wechselstrom; gegenseitige Induktion zweier Stromkreise; die
Kapazitätserscheinungen; nichtstationäre Stromzustände; zusammengesetzte
Wellenformen; die mehrphasigen Wechselströme; der Durchgang der Elektrizität durch
Nichtleiter. Die beiden letzten Kapitel behandeln schließlich die Grundlagen der
Meßtechnik und das absolute und praktische Maßsystem.
Eine große Anzahl von guten Abbildungen, Schaulinien und Tabellen tragen zur
Anschaulichkeit des Buches ebenso bei wie die an den wichtigsten Stellen eingefügten
Zahlenbeispiele.
Was die mathematische Form betrifft, so verzichtet der Verfasser grundsätzlich auf
die Anwendung der symbolischen Schreibweise bei der Behandlung der Wechselströme.
Die ausschlißliche Benutzung der natürlichen Rechnungsweise trägt auch zweifellos
viel zu der Klarheit und Einheitlichkeit des vorliegenden Buches bei. Die Darlegung
des Standpunktes des Verfassers in der Vorrede legt jedoch eine Verallgemeinerung
nahe, die gewiß keine Berechtigung hat. Denn in gewissen Fällen bietet die
symbolische Rechnungsweise, insbesondere in der Exponentialform unbestrittene
Vorteile. Erwähnt sei nur die moderne Theorie der Telephonie und Telegraphie, welche
Gebieteallerdings bedauerlicherweise im vorliegenden Buch so gut wie gar keine
Berücksichtigung finden. Es ließe sich vielleicht mit Recht einwenden, daß die
Grundlagen für die theoretische Telegraphie und Telephonie, wenn auch an
verschiedenen Stellen verstreut, in dem Buche enthalten seien. Doch sind sie niemals
bestimmt ins Auge gefaßt und vor allem niemals als Beispiel herangezogen, so gute
Gelegenheit dafür auch bei den Transformatoren, den Ausgleichvorgängen und Wellen
auf Drähten vorhanden wäre.
Für ein ausführliches Eingehen auf die Gründe des Verfassers gegen die symbolische
Schreibweise ist hier nicht der Platz; nur ein, freilich untergeordneter, Punkt sei
erwähnt: der Verfasser weist darauf hin, daß fast in allen Büchern, die die
symbolische Methode anwenden, ein besonderes Kapitel darüber für notwendig gehalten
wird, wodurch die angestrebte Kürze verloren geht. Das liegt doch wohl aber daran,
daß die Vektorenrechnung erst in neuerer Zeit weitere Anwendung gefunden hat und
noch nicht jedem ohne weiteres geläufig ist. Weisen doch auch die klassischen Werke
über theoretische Physik eine Einführung in die analytische Geometrie auf.
So angenehm, wie bereits erwähnt, die Vermeidung der symbolischen Methode im
vorliegenden Fall auch ist, so würde es doch manchem, insbesondere wenn er das Buch
zum Nachschlagen benutzt, wohl angenehm sein, wenn die für Vektoren eingebürgerten
deutschen großen Buchstaben nicht an Stellen verwendet würden, wo er gerade große
lateinische Buchstaben verwendet, so z.B. E und I für die Scheitelwerte statt für
die Vektoren der Spannung und der Stromstärke.
Die Ausstattung des Buches ist vorzüglich.
Gruschke.
Heft 9 der Mitteilungen der Prüfungsanstalt für Heizungs-
und Lüftungseinrichtungen der Kgl. Technischen Hochschule Berlin. 19. Mitteilung.
Untersuchungen über Luftumwälzungs-Verfahren bei
Niederdruckdampfheizungen. (Beihefte zum Gesundheits-Ingenieur, Reihe I,
Arbeiten aus dem Heizungs- und Lüftungsfach, Heft 5. München 1914. R. Oldenbourg.
Preis 3,– M.
In der Einleitung weist der Verfasser auf den Zweck der Luftumwälzungsverfahren, die
Erzielung niedriger Oberflächentemperaturen bei Niederdruckdampfheizungen hin. Die
Untersuchungen erstreckten sich auf:
1. Feststellung der Temperaturverteilung an einem Radiator bei verschiedenen
Dampfzuführungsarten.
2. Bestimmung der Oberflächentemperatur des Heizkörpers in Abhängigkeit von der
jeweiligen Temperatur des Dampfluftgemisches.
3. Bestimmung der Wärmedurchgangszahl in Abhängigkeit von der Gemischtemperatur des
Heizkörpers.
4. Untersuchungen über den in den Heizkörpern auftretenden Druckverlust.
An Hand von Abbildungen werden die Versuchsgegenstände beschrieben: Ein gewöhnlicher
glatter, zweisäuliger Radiator, die Einrichtungen zum Betriebe der
Luftumwälzungsverfahren nach Kaeferle & Körting und
ein Heizkörper nach Patent Nr. 162706. Hierauf werden die Versuchsanordnung und die
Durchführung der Versuche besprochen. Die in den beigegebenen Tafeln enthaltenen
Werte stellen die an den einzelnen Maßstellen abgelesenen Temperaturen dar.
Der nächste Abschnitt behandelt die Versuche über die Temperaturverteilung
nachstehender Dampfzuführungsarten:
1. Oberer Dampfanschluß des Heizkörpers;
2. Unterer Dampfanschluß des Heizkörpers;
3. Luftumwälzungsverfahren nach Patent Nr. 162706;
4. Luftumwälzungsverfahren nach Kaeferle und
Luftumwälzungsverfahren nach Körting.
Ueber die Untersuchungen der Abhängigkeit der Oberflächentemperatur des Heizkörpers
von der Temperatur des Dampfluftgemisches bei den Verfahren nach Kaeferle und Körting ist ein
Schaubild gegeben, aus dem sich ergibt, daß innerhalb des Meßbereiches der
Oberflächentemperatur bei etwa 100° C ungefähr gleich der Innentemperatur ist und
daß die Oberflächentemperatur bei fallender Innentemperatur bedeutend schneller
abnimmt als diese.
Der nächste Abschnitt behandelt die Abhängigkeit der Wärmedurchgangszahl von der
Gemischtemperatur. Aus dem beigefügten Schaubild geht hervor, daß die
Wärmedurchgangszahlen entgegen der bisherigen Annahme bei den
Luftumwälzungseinrichtungen mit fallender Temperatur bedeutend abnehmen. Hieran
schließt ein Abschnitt „Versuche über den in den Heizkörpern auftretenden
Druckverlust“, wo theoretische Erläuterungen gegeben werden, denen die
Auswertung der Versuche und Versuchsergebnisse folgen. Am Schlusse des Heftes werden
die aus der ganzen Arbeit zu ziehenden Schlußfolgerungen zusammengestellt.
Es wäre wünschenswert, wenn das vorliegende Heft, das die Frage der
Luftumwälzungsverfahren bei Niederdruckdampfheizungen wesentlich klärt, große
Verbreitung in Kreisen der Heizungstechnik finden würde, damit letztere nach
Möglichkeit von Anwendung neuer, unvorteilhafter Luftumwälzungsverfahren verschont
bliebe.
Otto Brandt.
Die Technik des Filters. Filter
im Klein- und Großbetrieb mit besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die
öffentliche Gesundheitspflege. Von Stadtbaurat Heinrich
Metzger. 162 Seiten mit 124 Abbildungen. Wien und Leipzig 1914. A.
Hartleben. Preis geh. 4,– M.
Die Filteranlage gehört zu den wesentlichsten Bestandteilen einer jeden
Wasserversorgung und von der dauernd guten Wirksamkeit der Filter in unseren
Wasserwerken ist der Gesundheitszustand der Bevölkerung in hohem Maße abhängig. Es
versteht sich daher von selbst, daß die Filter in den letzten Jahren in technischer
und konstruktiver Hinsicht mancherlei Verbesserungen erfahren haben. Ueber alle
diese Neuerungen einen Ueberblick zu geben, ist der Zweck des vorliegenden Bändchens
der bekannten „Chemisch-technischen Bibliothek“. Verfasser erörtert zunächst
die verschiedenen Filtermittel sowie die allgemeinen Anforderungen, die an ein zu
Genußzwecken oder für gewerbliche Verwendung bestimmtes Wasser zu stellen sind. Er
bespricht die verschiedene Herkunft des Wassers (Fluß-, Grund-, Quellwasser usw.)
und geht dabei auch auf die Einwirkung der einzelnen Leitungsmaterialien auf die
Beschaffenheitdes Wassers kurz ein. Hieran schließen sich nähere Mitteilungen
über die verschiedenen Methoden zur Reinigung von städtischen und gewerblichen
Abwässern an. Recht ausführlich und anschaulich wird sodann die Anlage und der
Betrieb von Sand- und Kiesfiltern sowie die wichtige Frage der Enteisenung des
Wassers besprochen. Zwei weitere Kapitel sind den Stufen und Schnellfiltern sowie
den Haus- und Kleinfiltern gewidmet; auch die Sterilisation des Trinkwassers wird
kurz gestreift. Zum Schluß behandelt Verfasser dann noch die Anwendung der Filter in
der Industrie, und zwar die Luftfilter und die besonders in der chemischen Industrie
verbreiteten Filterpressen. Das kleine, reich illustrierte Buch ist recht geeignet,
auch dem Fernstehenden ein Bild von der Entwicklung der Filtertechnik und ihier
heutigen Bedeutung zu geben; es sei daher allen Interessenten bestens empfohlen.
Dr. A. Sander.
Dynamische und statistische
Gesetzmäßigkeit. Von M. Planck. Leipzig 1914. J.
A. Barth. Preis 1,– M.
Es gibt in der Gesamtheit der physikalischen Erscheinungen keinen tieferen Gegensatz
als den zwischen reversiblen und irreversiblen Prozessen. Die ersteren, zu denen die
Gravitationsvorgänge und die Schwingungen gehören, ordnen sich dem dynamischen
Gesetz von der Erhaltung der Energie unter; die letzteren, zu denen die Wärme- und
elektrische Leitung, die Reibung, Diffusion sowie die chemischen Reaktionen gehören,
gehorchen dem von Clausius entdeckten zweiten Hauptsatz
der Wärmetheorie, der von Boltzmann durch Einführung der
atomistischen Betrachtungsweise auf seine eigentliche Wurzel zurückgeführt worden
ist. Hiernach müssen wir in allen Gesetzmäßigkeiten der Physik einen fundamentalen
Unterschied machen zwischen Notwendigkeit und Wahrscheinlichkeit und müssen bei
jeder beobachteten Gesetzmäßigkeit zu allererst fragen, ob sie dynamischer, ob sie
statistischer Art ist. Dieser Dualismus bildet den Gegenstand der geistvollen Rede,
die der Rektor der Berliner Universität bei der Feier zum Gedächtnis des Stifters
der Friedrich-Wilhelms-Universität am 3. August 1914 gehalten hat.
E. Jahnke.
Industrie-Förderung. Von Dr. R.
Escales. 37 Seiten. Stuttgart 1914. Ferdinand Enke.
Preis geh. 1,20 M.
Die kleine Schrift gibt einen Vortrag wieder, den Verfasser im Verein
österreichischer Chemiker zu Wien gehalten hat. Er erörtert darin in kurzen Zügen
die Maßnahmen, die dazu dienen, um Fabrikindustrie zu begründen, zu heben oder zu
erweitern. Zunächst bespricht er die natürlichen und kulturellen Verhältnisse, die
Faktoren, denen die Industrie überall die größte Förderung verdankt. Nach kurzem
Hinweise auf die Bedeutung der günstigen Rohstoffbeschaffung, der
Verkehrsverhältnisse und der vorhandenen Arbeitskräfte für das Gedeihen einer
Industrie geht Verfasser etwas näher auf die theoretische Standortslehre ein, ein
Problem, mit dem sich in den letzten Jahren die Nationalökonomen in zunehmendem Maße
beschäftigt haben. Auch die Frage nach dem politischen Zustande eines Landes, der
für die Entwicklung der Industrie von großer Bedeutung ist, wird kurz gestreift.
Weiter werden die Absatzmöglichkeiten, die Beziehungen der wissenschaftlichen
Forschung zur Industrie, die Organisationen und Vertretungen der Industrie, die
Interessengemeinschaften und namentlich die Förderung der Industrie durch Staat und
Gemeinde an Hand von Beispielen besprochen. Aus dieser kurzen Aufzählung der
Hauptpunkte ersieht man bereits, daß in der kleinen Schrift zahlreiche wichtige
Fragen behandelt werden, die für jeden in der Industrie tätigen Ingenieur von hohem
Interesse sind. Wenngleich die einzelnen Gegenstände im Rahmen eines Vortrages eine
ausführlichere Darstellung nicht erfahren konnten, so erhält man aus der kleinen
Schrift doch mancherlei Anregung, weshalb sie allen Fachgenossen bestens empfohlen
werden kann.
Dr. A. Sander.