Titel: | Bücherschau. |
Autor: | W. Speiser |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 179 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Ist das Rechnen nach Ferrol neu
und vorteilhaft? Eine kritische Würdigung und eine Anleitung zum Rechnen
mit Vorteil. Von M. Pernt. Wien 1915. Jos. Eberle &
Co.
Seit einer Reihe von Jahren sucht Herr Ferrol ein
Rechnungsverfahren zu verbreiten, von dem er behauptet, daß es neu sei und geeignet,
die bisherige Art des Rechnens auf der Schule zu ersetzen. Wohlgemerkt handelt es
sich nur um das Rechnen auf der Schule; für die Praxis kommt es, wenn man von den
Astronomen und Geodäten absieht, kaum in Betracht. Als charakteristisch für das neue
Verfahren wird gewöhnlich die Multiplikation herangezogen. Sieht man sich nun die
Ferrolsche Art zu multiplizieren genauer an, so
findet man nichts anderes als die Anwendung von Formeln der Form (10 a + b) (10 c + d) = 100 ac+ 10 (b c + a d) + b d
oder (100 a + 10 b + c) .
(100 d + 10 e + f) = 10000
a d + [a (10 e +f) + d (10 b + c)] 100. Dabei soll nicht geleugnet werden, daß einige
nette Rechenregeln zum Vorschein kommen, die natürlich als spezielle Fälle in jenen
Formeln enthalten sind. So ergibt sich, wenn in der ersten Formel b + d = 10 und c = a
gesetzt wird, (10 a + b) (10 a
+ d) = 100 a (a +
1) + b d; und der binomische Satz für(10a±&) gibt
für a = b = 1 einfache Regeln für die Potenzierung von
11 und 9. Auch die Verwendung der dekadischen Ergänzung ist nicht neu. Sicherlich
haben viele der Rechenlehrer bereits vor Ferrol beim
Kopfrechnen von all diesen Regeln Gebrauch gemacht, die zweifellos zur Belebung des
Rechenunterrichts beitragen.
In der vorliegenden Schrift soll dargetan werden, daß das „Ferrolsche neue Rechenverfahren“ seinen Darsteller bereits in Fourier gefunden hat, „der es verstand, das
Dividieren, Radizieren und Auflösen der Gleichungen im engen Anschluß an die
geordnete Multiplikation zu entwickeln, so daß alle diese Operationen eine Einheit bilden, im Gegensatz zu Ferrol, der verschiedene Verfahrensarten angibt, die nur durch eine
angeblich sich einstellende „Intuition“ zu einem Verfahren zusammengehalten werden“.
Jahnke.
Die mathematische Ausbildung der
Architekten, Chemiker und Ingenieure an den deutschen technischen
Hochschulen. Von Paul Stäckel, ord. Prof. der
Mathematik a. d. Universität Heidelberg. Mit einem Schlußwort zu Bd. IV von P. Stäckel. Bd. IV Heft 9 der Abhandlungen über den
mathematischen Unterricht in Deutschland veranlaßt durch die J. M. U. K. Leipzig
1915. B. G. Teubner.
Das Schlußheft des vierten Bandes der J. M. U. K. liegt vor; und damit hat Stäckel die schöne, aber schwierige Aufgabe, die sich die
internationale mathematische Unterrichtskommission gestellt hatte – eine umfassende
Darstellung des mathematischen Unterrichts an den technischen Schulen zu liefern –
zu einem glücklichen Abschluß gebracht. Sein Bericht in dem letzten, dem neunten
Heft will von dem Betrieb des mathematischen Unterrichts an den deutschen
technischen Hochschulen ein Bild geben. Der erste Teil behandelt die Entwicklung und
die Einrichtungen der technischen Hochschulen mit besonderer Rücksicht auf die
mathematischen Wissenschaften. Insbesondere schildert das erste Kapitel die Anfänge
eines höheren technischen Unterrichts an den ältesten höheren Bildungsanstalten für
Ingenieure, nämlich den Bergakademien in Freiberg, Berlin und Clausthal, sowie die
Grundlinien in der Entwicklung der technischen Hochschuten im 19. Jahrhundert. Das
zweite Kapitel bringt eine allgemeine Uebersicht über die gegenwärtige Organisation
unserer technischen Hochschulen und läßt die Stellung der Mathematik in ihnen klar
erkennen. Im dritten Kapitel kommt Stäckel auf die
Ingenieurbewegung und die antimathematische Bewegung zu sprechen und bringt einen
ausführlichen Bericht über Riedlers allgemeine
Auffassungen und Stellung zur Mathematik. Das vierte Kapitel erörtert die Ausbildung
einer besonderen Hochschulmathematik,die vielfach auch als angewandte oder
praktische Mathematik bezeichnet wird.
Der zweite Teil behandelt Einzelfragen des mathematischen Unterrichts an den
technischen Hochschulen, so die Vorbildung der Studierenden, die mathematische
Ausbildung der Architekten, Chemiker und Ingenieure, die Frage der Lehrbücher, der
Prüfungen und des Lehrkörpers. Ein Anhang spricht von den Anstalten, die zwischen
den mittleren technischen Fachschulen und den technischen Hochschulen stehen.
Die Stellung, die der hervorragende Mathematiker Stäckel
in dem Streit zwischen den Ingenieuren und Mathematikern einnimmt, wird klar und
deutlich auf Seite 35 zum Ausdruck gebracht: „Es müssen Mathematiker
herangebildet werden, die Fühlung mit der Technik gewonnen haben und wissen,
worauf es bei der mathematischen Behandlung technischer Probleme ankommt; und
ebenso müssen Techniker herangebildet werden, die die Methoden der neueren
Mathematik so weit beherrschen, daß sie davon für die Fortschritte der
Ingenieurwissenschaften Gebrauch machen können.“
E. Jahnke.
Hilfsbuch für die Dreherei. Von
Otto Lippmann. VII. Auflage. Mit 262 Abbildungen.
Leipzig 1915. Hachmeister & Thal.
Das vorliegende Buch gibt leichtverständlich eine Einsicht in das Gebiet der
Metalldreherei. Klar und knapp werden zunächst die für den Dreher wichtigsten
Metalle und deren Bearbeitung besprochen. Dann wird das Arbeiten nach Zeichnungen
und Skizzen, ferner die Anfertigung von Stück-, Bestell- und Betriebslisten, sowie
die wichtigsten in Frage kommenden Rechnungsmethoden an Hand von Beispielen
erläutert. Ein besonderer Abschnitt ist den gebräuchlichsten Gewindearten nebst
Herstellung und Werkzeugen gewidmet. Auch das Triebwerk und seine Berechnung fand
seitens des Verfassers besondere Besprechung. An Hand einer Reihe von Abbildungen
wird weiter ein kurzer Ueberblick über die Hilfswerkzeuge und Maschinen für die
Dreherei, sowie über die wichtigsten Drehbankkonstruktionen gegeben. Im
Schlußabschnitt werden die in der Bedienung von Drehbänken am meisten vorkommenden
Berechnungen, wie beispielsweise Berechnung der Wechselräder zum Gewindeschneiden
usw., sowie die Bestimmung der Arbeitszeit, behandelt.
Obwohl das Buch in erster Linie für die Besucher von Fortbildungsschulen bestimmt
ist, kann seine Anschaffung auch weiteren Kreisen warm empfohlen werden, welche über
die Arbeitsverfahren, Werkzeuge und Maschinen der Metalldreherei nur eine kurze,
elementare Aufklärung wünschen.
Otto Brandt.
Gemeinfaßliche Darstellung des
Eisenhüttenwesens. Herausgegeben vom Verein deutscher Eisenhüttenleute in
Düsseldorf. 9. Auflage. Düsseldorf 1915. Verlag Stahleisen m. b. H.
Der Inhalt des Buches gliedert sich in zwei Teile, einen technischen und einen
wirtschaftlichen. Im ersten Teile werden die Darstellung des Roheisens, die
Darstellung des schmiedbaren Eisens und die Formgebungsarbeiten behandelt, während
der zweite Teil Allgemeines über die Kohlen-, Koks-, Eisenerz-, Roheisen- und
Flußeisengewinnung der Erde, Mitteilungen über das Eisengewerbe in den einzelnen
Ländern, statistische Zusammenstellungen über verschiedene Metalle, einiges über die
herrschenden Gebräuche im Erz-, Schrott- und Eisenhandel, über Eisenbahnen und
Wasserstraßen, über Durchschnittspreise, über Kartelle, Arbeiterverhältnisse und
Zölle bringt und mit einem Ausblick auf die Zukunft des Eisengewerbes schließt. In
einem Anhang findet sich ein Verzeichnis sämtlicher Hüttenwerke und Gießereien im
deutschen Zollgebiet.
Eine eingehende Besprechung dieser hervorragenden und glänzend ausgestatteten, vom
Verein deutscher Eisenhüttenleute herausgegebenen und nunmehr in neunter Auflage
vorliegenden Darstellung des Eisenhüttenwesens erübrigt sich, da das Werk allgemein
bekannt ist und längst allseitige Anerkennung gefunden hat. Es genügt darauf
hinzuweisen, daß der technische Teil der erst im Frühjahr 1914 erschöpften achten
Auflage gegenüber keine wesentliche Aenderung erfahren hat, daß aber der
wirtschaftliche Teil einer gründlichen Durcharbeitung unterzogen worden ist und als
ein wichtiges Dokument über die Verhältnisse der Eisenindustrie aller Länder beim
Ausbruch des Weltkrieges angesehen werden darf.
Möchte die neue Auflage in immer weitere Kreise nicht nur der nicht fachmännischen
Gebildeten, sondern auch der Ingenieure und Techniker, die selbst nicht
Eisenhüttenleute sind, Eingang finden. Kaum ein anderes Werk vermag wie dieses die
Kenntnisse über die Herstellung des Eisens und die wirtschaftliche Bedeutung seiner
Industrie zu fördern und zu verbreiten.
Loebe.
Chemische
Hand-Feuerlöschapparate. Von Alfred Wiener
beeidigter Sachverständiger und Schätzmeister des k. k. Handelsgerichtes in Wien. 13
Seiten. Wien 1914. Verlag für Fachliteratur G. m. b. H. Preis geh. –,50 M.
Unter chemischen Feuerlöschern versteht man Apparate, deren Wasserfüllung durch den
Druck von Kohlensäure, welche in dem Apparat selbst im Moment des Gebrauchs
entwickelt wird, in einem mehr oder weniger langen Strahl herausgespritzt wird. Da
in den letzten Jahren zahlreiche neue Konstruktionen solcher Apparate auf den Markt
gekommen sind, die ihren Zweck infolge konstruktiver Mängel oder unzweckmäßiger
Zusammensetzung der Löschflüssigkeit nicht erfüllen, erörtert Verfasser in der
vorliegenden kleinen Schrift die Anforderungen, die an solche Feuerlöschapparate zu
stellen sind, sowie die Konstruktion und Behandlung der wichtigsten Typen. Die
kleine Schrift verdient die Beachtung aller in der Industrie tätigen Ingenieure;
denn sie bewahrt den Leser vor dem Ankauf minderwertiger Apparate und erinnert ihn
mit Recht daran, daß es nicht genügt, Feuerlöschapparate zu beschaffen, sondern daß
unbedingt in bestimmten Zeitabständen auch eine Untersuchung der Apparate auf ihre
Betriebsbereitschaft erforderlich ist.
A. Sander.
Der Sinn der exakten
Wissenschaft. Von W. K. Clifford. In
gemeinverständlicher Form dargestellt. Deutsch von H. Kleinpeter. Leipzig 1913. J. A. Barth. Preis geh 6,– M, geb. 6,75
M.
Das Buch gibt eine Einführung in die ersten Grundlagen der mathematischen
Wissenschaften, in einer auch dem Nichtmathematiker verständlichen Weise. Die
einzelnen Kapitel handeln von Zahl, Raum, Größe, Lage und Bewegung. Der Verfasser
entwickelt zuerst die reine Zahlenlehre vom Axiom der Vertauschbarkeit der
Reihenfolge des Zählens an bis zum binomischen Satz, bespricht den Raum ganz
unabhängig vom Zahl- und Größenbegriff, und führt in den späteren Teilen Vektoren
und Quaternionen ein, auch Determinanten und Logarithmen, die er unmittelbar an die
Elemente anschließt.
Jahnke.
Das Spiel der Kräfte in
Verbundbalken. Eine Darstellung der Lehre vom Verbund, von der
Spannungsverteilung und Ermittlung in auf Biegung beanspruchten Eisenbetonkörpern.
Von Georg Fischer, Regierungsbaumeister a. D. in Posen.
Mit 53 Abbildungen. Lissa i. P. 1914. Oskar Eulitz.
Die der Berechnung von Eisenbetonkonstruktionen zugrunde liegenden Verfahren stützen
sich naturgemäß auf gewisse mehr oder minder hypothetische Grundlagen, welche zum
Teil durch den Versuch und die Erfahrung bestätigt, zum Teil aber noch nicht völlig
klargestellt sind. Eine Reihe dieser Annahmen z.B. daß die Risse überall gleiche
Höhe haben sollen, ferner, daß die Schubkraft auf der Strecke von der Nullinie bis
zur Eiseneinlage unveränderlich sein soll, und dergleichen Annahmen mehr
veranlaßtenden Verfasser, sich mit dem Studium dieser Fragen eingehend zu
beschäftigen. Neues Material erhielt der Verfasser namentlich durch die Arbeit von
Dr.-Ing. Kleinlogel und durch die Versuche von Professor
Bach. Verfasser verbreitet sich zuerst über die Art der Spannungen, welche bei der
Biegung eines durch äußere Kräfte belasteten Balkens entstehen, wobei er „den
Widerstand der Eisenbewehrung als eine Einzelkraft auffaßt, die den
Balkenquerschnitt exzentrisch beansprucht“. Mit Hilfe dieser Auffassung
gelingt es, recht einfache Formeln für die Betondruckspannung σbd und die
Betonzugspannung σbz
abzuleiten, deren Ergebnisse mit denen der amtlichen Vorschriften übereinstimmen. In
den folgenden Kapiteln wird das „Spiel der Kräfte in Verbundbalken“ eingehend
erläutert. Die Darlegungen des Verfassers sind außerordentlich interessant und
verdienen, daß sich weitere Kreise mit dem Studium des Werkes befassen. Zu wünschen
wäre vor allem eine eingehende Nachprüfung dieser Erörterungen durch den
Versuch.
A. Marx.
Güldners Kalender für Betriebsleitung
und praktischen Maschinenbau, 23. Jahrgang 1915. Leipzig. Ludw. Degener.
Preis brosch. 3,– M, in Leder geb. 5,– M.
Taschenkalender dieser Art werden immer, auch wenn sie nur für ein Einzelgebiet
einigermaßen vollständig sein wollen, aus der übergroßen Fülle des Stoffes sich auf
das Nötigste beschränken müssen und nehmen dabei doch meistens einen solchen Umfang
an, daß an eine dauernde Mitführung in der Tasche kaum zu denken ist. Trotzdem ist
es immer wieder zu bewundern, welche Fülle von Angaben auch in dem vorliegenden
Hilfsbuch vereinigt ist, aus dem gleichen Grunde aber ist es unvermeidlich, daß
Lücken und Kürzen den Ratsuchenden oft unbefriedigt lassen werden.
Der Kalender ist besonders für den Betriebsmann bestimmt und gibt diesem ein sehr
reichhaltiges und im allgemeinen recht brauchbares Material in die Hand. Mit
Rücksicht darauf, daß das Buch für den Konstrukteur doch nicht ausreichen kann und
soll, würde sogar wohl an mancher Stelle, namentlich in dem Abschnitt Maschinenteile
weniger ein Mehr bedeuten, da manche allzu kurze Einzelangabe leicht zu irrigen
Anschauungen führen kann (z.B. S. 245 „Außer 36-drähtigen Seilen werden noch
solche von 48, 54, 60 usw. Drähten angefertigt. Die Drahtstärke ist 1 bis 3,5
mm“), zumal der Kalender, wie Titel und Vorwort sagen, auch als Lehrbuch
dienen soll.
Neben den üblichen mathematischen und physikalischen Angaben und Tafeln, der bereits
erwähnten Uebersicht über die Maschinenelemente, ferner Zusammenstellungen über die
verschiedenen Typen und Bauarten von Kraftmaschinen, die vom Standpunkt des
Betriebsmannes gesehen und recht gut zu nennen sind, finden sich u.a.
Werkstattkniffe, praktische Ratschläge und Rezepte, wie Kitte, Beizen, in großer
Zahl, ebenso die wichtigsten Gesetzvorschriften und einige Gerichtsentscheidungen.
Dagegen fehlt, was in einem neuzeitlichen Betriebskalender unbedingt verwundern muß,
jedwede Angabe über Betriebsbuchführung und Kostenbestimmung, wenn man von den –
leeren – Notiztafeln für Akkordlöhne absieht.
Die Uebersichtlichkeit des Buches läßt, trotzdem sie in erfreulicher Weise durch ein
alphabetisches Sachverzeichnis unterstützt wird, recht viel zu wünschen übrig,
insofern, als sehr häufig einzelne Sachgruppen (z.B. Seile, Wellen, Dampfdiagramme
u. a) nicht an einer Stelle erschöpfend, sondern an mehreren Stellen jeweils
unvollständig behandelt werden. Besonders erscheinen viele Teile des zweiten Bandes,
der wohl als eigentliches Taschenbuch gedacht ist, als recht unorganische Nachträge
zum ersten Band.
Papier und Druck sind nicht schlecht, ebenso im allgemeinen die Abbildungen; die
neuen Tafeln für Schnittgeschwindigkeiten, auf die in der Vorrede besonders
hingewiesen wird, sind für den Gebrauch viel zu klein.
Dipl.-Ing. W. Speiser.