Titel: | Bücherschau. |
Autor: | A. Sander |
Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 277 |
Download: | XML |
Bücherschau.
Bücherschau.
Antike Technik. Von H. Diels. Sechs Vorträge. Leipzig 1915. B. G.
Teubner.
Wer sich einen seltenen Genuß verschaffen will, nehme das Buch von Diels zur Hand. Hier hat man endlich einmal einen
klassischen Philologen, der nicht blos die Grammatik der Alten beherrscht, sondern
auch imstande ist, das, was die antiken Schriftsteller als von den Griechen und
Römern erfunden uns überliefert haben, in die moderne Sprache zu übertragen und ein
überaus lebensvolles und außerordentlich fesselndes Bild von der antiken Technik zu
entwerfen, so fesselnd, daß es nicht viele geben wird, die das Buch aus der Hand
legen werden, ohne es sofort von Anfang bis zu Ende gelesen zu haben. Es wird
genügen, die Ueberschriften der sechs Vorträge mitzuteilen: Wissenschaft und Technik
bei den Hellenen. Antike Türen und Schlösser. Dampfmaschinen, Automat und Taxameter.
Antike Telegraphie. Die antike Artillerie. Antike Chemie. Um Mißverständnisse zu
vermeiden, will ich noch zu einer Stelle im Texte bemerken, daß natürlich die
hellenischen Denker und Künstler auf den Schultern anderer Völker gestanden haben,
worüber sich allerdings die griechischen Schriftsteller im großen und ganzen
ausgeschwiegen zu haben scheinen.
E. Jahnke.
Das deutsche Bauern- und
Bürgerhaus. Von Prof. Dr.-Ing. Paul Klopfer,
Direktor der Großh. Sachs. Baugewerkschule in Weimar. Mit 163 Abbildungen. Leipzig
1915. Alfred Kröner. Preis geh. 2,40 M., in Leinwand geb. 3,– M.
Bei dem großen Interesse, das augenblicklich die an der Ost- und Westgrenze des
Reiches zerstörten Bauern- und Bürgerhäuser und deren Wiederaufbau in Fachkreisen
und darüber hinaus erwecken, ist das Erscheinen des Buches willkommen zu heißen. Das
Werk kann bei der Knappheit des Raumes natürlich nicht erschöpfend sein. In kurzer
treffender Weise wird im ersten Teil eine Uebersicht über Stil und Baugeschichte des
Bauernhauses und im zweiten Teil eine solche des Bürgerhauses gegeben Es wird
zunächst die geschichtliche Entwicklung des germanischen Hauses vom Uranfang bis in
die Neuzeit geschildert. Dann folgt die Besprechung der Hauptformen des deutschen
Dorfes und der Hauptform des Bauernhauses in allen deutschen Landesteilen. Bei der
Besprechung des Bürgerhauses bringt der Verfasser die Grundformen der Stadt und des
Wohnhauses von frühester Zeit bis zur Gegenwart und hat schließlich auch noch auf
einigen Seiten etwas über Innenausstattung der Räume gesagt.
Das Buch ist als Einführung in das durch große Werke bereits ausführlich behandelte
Thema zu betrachten und wird durch seine Wohlfeilheit allen denen willkommen sein,
die die große Ausgabe für ähnliche, aber viel teurere Werke scheuen. Schülern und
Studierenden wird es ein erwünschtes Studienmaterial sein.
Dem Text sind eine große Anzahl flott skizzierter Abbildungen beigefügt. Nur bei
einigen hat man den Wunsch, daß sie etwas weniger flüchtig sein möchten. Das Buch
kann nicht nur Fachkreisen, sondern auch weiteren Kreisen bestens empfohlen
werden
Friedrich Aug. Hartmann.
Lehrbuch der Ballistik. Von C.
Cranz und K. Becker.
Dritter Band. Leipzig 1913. B. G. Teubner.
Wenn der erste Band der „Ballistik“ dazu bestimmt erschien, als Lehr- und
Nachschlagebuch der äußeren Ballistik den mit den Grundlehren der Differential- und
Integralrechnung Vertrauten in die nicht ganz leichte rein mathematische Behandlung
des außerordentlich komplizierten Problems einzuführen, in welchem die
verschiedensten physikalischen Einflüsse sich in oft recht verwickelter Weise
geltend machen, und wenn es dem erstgenannten Herrn Verfasser dort gelang, in
mustergültiger Weise zu zeigen, durch welche Abstraktionen die Lösung
desProblems ermöglicht wurde und welche Fehler diese Abstraktionen im Gefolge
hatten – so ist das Verdienst des Geheimen Regierungsrats Prof. Dr. Cranz und seines getreuen Mitarbeiters, des Hauptmanns K.
Becker, um die Einführung und Weiterbildung der
deutschen Offiziere auf dem Gebiet der praktischen Ballistik, welchem Zweck der
dritte Band zu dienen bestimmt erscheint, fast noch höher anzuschlagen.
In der Tat leistet der zur Besprechung vorliegende Band für die praktische Ballistik,
d.h. für die Benutzung physikalischer Apparate zur Ermittlung ballistischer Größen
ganz Aehnliches, wie der „Kohlrausch“ als Lehrbuch der praktischen
Physik.
Es wird in dem Bande nicht nur die Anwendung bereits allgemein bekannter
physikalischer Instrumente für den speziellen Zweck des Ballistikers in mustergültig
klarer Weise dargelegt, das Lehrbuch bringt vielmehr auch eine ganze Anzahl neuer
Apparate und neuerer Methoden, wie sie unter der Leitung des Geheimrats Cranz im ballistischen Laboratorium der Königl.
Militär-Technischen Akademie ausgearbeitet wurden.
Als solche neueren Errungenschaften dieses Musterinstituts sind unter anderen
anzuführen: Neuere Apparate zur Bestimmung der Trägheitsmomente von Geschossen,
Anwendung der Lindeckschen Kompensationsschaltung zur
Messung der Temperaturen von Gewehrläufen, Untersuchungen über Schwingungen von
Gewehrläufen, Gewehrrücklaufmesser mit photographischer Registrierung, endlich die
großen Fortschritte in der kinematischen Aufnahme außerordentlich rascher Vorgänge
wie Geschoßflug, Geschoßwirkung im Ziel, Verhalten von Feuerwaffen beim Schuß und
dergleichen mehr.
Die Anwendung der bereits früher bekannten ballistischen Apparate, ihre Genauigkeit
und ihre Fehlerquellen sind mit der Gewissenhaftigkeit behandelt, die alle Arbeiten
des ballistischen Instituts so vorteilhaft auszeichnet.
Ein reichhaltiges Literaturverzeichnis erhöht den Wert des Buches als Nachschlagebuch
für den praktischen Ballistiker.
Hoffentlich erscheint auch bald der langersehnte Band über innere Ballistik.
O. v. Eberhard.
Aus Natur und Geisteswelt. Bd. 301. Die Maschinenelemente. Von R. Vater. 2.
Auflage. Leipzig und Berlin 1915. B. G. Teubner.
Wie der Verfasser in dem Vorwort zur ersten Auflage ausdrücklich hervorhob, hat er
natürlich in dem Bändchen von 100 Seiten kein Lehrbuch der Maschinenelemente bieten
wollen, er hatte nur die Absicht, weitesten Kreisen und namentlich den eben in das
Fach eintretenden Jüngern eine kurze beschreibende Uebersicht über die meist
verwendeten Maschinenteile und ihre Bestimmung zu geben. Alle wichtigen Einzelheiten
– mit Ausnahme einer gewissen, weiter unten zu besprechenden Beschränkung – der
einfachen und zusammengesetzten Maschinenteile werden behandelt, bildlich durch
zahlreiche gute, teils photographische, teils schematische Abbildungen, textlich in
der klaren überzeugenden Vortragweise des Verfassers, die aus seinen früheren
Anug-Bändchen bekannt ist. Der Leser, etwa der „Volontär“ in einer
Maschinenwerkstatt, oder der „Bergbaubeflissene“ in der Grube erhält in dem
Bändchen einen vortrefflichen Führer, der ihn zum Beobachter der vielen neuen Dinge,
die ihm entgegentreten, anregt und ihn auf den Zweck der mannigfaltigen Formgebung
hinweist. Gerade für solche Leserkreise ist das Verdienstliche der Arbeit nicht hoch
genug zu bewerten, wenn man bedenkt, wie wichtig für den Neuling des Faches die
frühzeitige Erziehung zu verständigem Beobachten ist, und wie wenig im allgemeinen
in dieser Hinsicht geschieht. Denn die Männer der Praxis zeigen im Getriebe des
Tages selten lehrhafte Neigungen, und am wenigsten pflegen sich mit den Anfängern
die „Studierten“ abzugeben.
Trotz aller Anerkennung für die glückliche Durchführung seiner Absicht werden
aber viele Freunde der anderen Arbeiten des Verfassers für die Anug-Sammlung von dem
vorliegenden Bändchen nicht recht befriedigt sein, und zwar wegen der meines
Erachtens zu weit gehenden Beschränkung des Arbeitplanes. Von einer Berechnung der
Teile hat nämlich der Verfasser ganz abgesehen und gewiß mit Recht, wenn man unter
Berechnung die für die Ausführung notwendige genaue Bestimmung der Abmessungen
versteht. Man könnte doch aber schon dem Anfänger eine Vorstellung davon vermitteln,
nach welchen Gesichtspunkten hinsichtlich Festigkeit, Flächendruck, Erwärmung usw.
die wichtigsten Teile zu entwerfenetnwerfen sind. Ueber den Zapfen beispielsweise, den am meisten vertretenen
Bestandteil der Maschinen, läßt sich blos allgemein beschreibend schlechterdings
nicht viel sagen. Wenn aber der Anfänger eine Ahnung davon erhält, welchen
Anforderungen der Maschinenbauer gerecht werden muß, damit der Zapfen fest genug
ist, sich nicht zu sehr erwärmt, sich wenig abnutzt, dabei wenig Arbeit verschluckt,
dann sieht der junge Grüne diesen unscheinbaren Maschinenteil mit ganz anderen Augen
an und bekommt gleich einige Achtung für die Leute, die sich immer wieder, trotzdem
schon alles im Ingenieurkalender steht, damit abmühen, für gegebene Bedingungen die
geeigneten Zapfenabmessungen zu bestimmen. Zu einer solchen, den Einblick
vertiefenden und die Grundlagen für die Formgebung wenigstens andeutenden
Behandlungsweise gehört allerdings einiges Empfinden für die
Festigkeitseigenschaften von Körpern verschiedener Form. Aber die einfachsten
Anschauungen der Festigkeitslehre zu entwickeln, in faßlichen Bildern die Hauptfälle
darzustellen und zu zeigen, in welcher Richtung sich die wirkliche Ausgestaltung der
Festigkeitslehre vollzieht, dazu wäre gerade der Verfasser der geeignete Mann, und
das vorliegende Bändchen der rechte Ort. Mit zehn Seiten mehr ließe sich der Zweck
gewiß erreichen, und der Wert der Arbeit noch erheblich steigern. Aehnliches gilt
von den ersten Begriffen der Reibung. Vielleicht erinnert sich der Verfasser dieses
Vorschlages, wenn er bei späteren Auflagen die von ihm selbst schon in Aussicht
genommenen Ergänzungen eintreten läßt.
Rotth.
Technischer Modellatlas. 15
zerlegbare Modelle aus den Gebieten der Maschinen- und Verkehrstechnik mit
gemeinverständlichen Erläuterungen. Von H. Blücher. Neue
wohlfeile Ausgabe. Groß 8°. Leipzig und Wien 1915. Bibliographisches Institut. Preis
9,– M.
Vor drei Jahren erschien in demselben Verlage das große Werk: H. Blücher, Die moderne Technik, bestehend aus einem dicken
Textband und einem Modellatlas. Der vorliegende „Technische Modellatlas“ ist
nun nicht anderes als eine neue, wohlfeilere, aber ihrem Inhalte nach völlig
unveränderte Ausgabe von jenem Modellatlas. Es handelt sich um „zerlegbare“,
d.h. aus übereinandergeklebten bunten Blättchen bestehende „Modelle“ von
folgenden 15 Maschinen: Wasserrohrkessel, Kolbendampfmaschine, Dampfturbine,
Gasmaschine, Dieselmotor, Gleichstrommotor, Drehstrommotor, Dreschmaschine,
Motorwagen, Lokomobile, Schraubendampfer, Tauchboot, Parseval-Luftschiff,
Rumplertaube, Hughes-Typendruckapparat. Ich habe mich seiner Zeit an dieser Stelle
(D. p. J. 1913 S. 14) über das Werk ausführlich und namentlich über den Modellatlas
in ungünstigem Sinne ausgesprochen und kann nur sagen, daß sich meine damals
ausgesprochene Ansicht innerhalb der dazwischenliegenden drei Jahre in keiner Weise
geändert hat. Auch heute bewundere ich noch die unendliche Mühe, mit welcher die
Modelle aus einzelnen beiderseits bedruckten bunten Bildchen hergestellt wurden, die
peinliche Sorgfalt, mit welcher diese vielen Blättchen an- und aufeinander geklebt
wurden, sowie die prächtige sonstige Ausstattung und Ausführung des gesamten Werkes
Aber auch heute noch sage ich: Schade um diese viele Mühe, schade um die
aufgewendeten Kosten. Es ist und bleibt eine Spielerei, noch dazu eine die den Zweck
nicht erfüllt,den sie erfüllen will: auch Laien einen Einblick in den Aufbau,
die Zusammensetzung und Wirkungsweise der betreffenden Maschinen zu verschaffen
Ein technisch Gebildeter hat Mühe aus diesen vielen flachen, übereinanderliegenden
Blättchen, die fast durchgängig nur Längsschnitte darstellen, sich ein richtiges
Bild des dargestellten Gegenstandes zu machen, ein nicht technisch Gebildeter, also
einer, der nicht gewohnt ist Schnitte zu „lesen“, steht ganz bestimmt trotz
des beschreibenden Textes ratlos vor diesem Wust von mit Zahlen bedruckten bunten
Blättchen. Man zeige doch z.B. einem Laien nur die Darstellung und das
„Modell“ eines Motorwagens mit seinen mit 169 (!) Nummern bezeichneten
Teilen oder das Modell eines Dieselmotors mit seinen 42 (!) Klappen, ich bezweifle,
daß er überhaupt nur den Versuch machen wird, in dieses Labyrinth von Linien,
Ziffern und Klappen einzudringen.
Ich sage auch heute noch: Was hätte sich mit dieser Mühe, mit dieser Sorgfalt, mit
diesen Kosten nicht alles an prächtigen Darstellungen schaffen lassen, und zwar an
Darstellungen, an denen der Laie geradeso seine Freude gehabt hätte, wie der
Fachmann. Ein Blick auf die schönen Abbildungen in neuzeitlichen Druckschriften
unserer großen Maschinenbaufirmen gibt einen Fingerzeig, in welcher Weise auch dem
Fernerstehenden selbst verwickelte Maschinen und Maschinenteile verständlich gemacht
werden können.
Meine Ansicht ist auch heute noch: Der ganze Gedanke dieses technischen Modellatlas
ist ein Mißgriff.
R. Vater.
Sammlung Göschen. Die Kostenberechnung
im Ingenieurbau. Von Kuhlmann und Nitzsche.
1914. Preis geb. 0,90 M.
Nach einer recht kurzen Anleitung für die Form der Aufstellung eines Kostenanschlages
mit Erläuterungsbericht, in der auch einige Vordrucke für die Berechnung von
Baustoffbedarf und ihre Benutzung gezeigt werden, enthält das Bändchen im ersten
Teil hauptsächlich Preisübersichten für Baustoffe und für Bauarbeiten. Von wirklich
praktischem Wert sind daran wohl nur die Angaben über den Baustoffbedarf für
bestimmte Zwecke und über den Arbeitszeitaufwand für bestimmte Arbeiten; die
mitgeteilten Preise können nur als Vergleichswerte und für ganz rohe
Ueberschlagsrechnungen nützlich sein, weil sie naturgemäß von Marktlage und Gegend
zu sehr abhängig sind, als daß sie ohne weitere Prüfung verwendet werden
könnten.
Der zweite Teil enthält dann eine Reihe (sieben) ebenfalls sehr kurz gefaßter
Beispiele für Kostenvoranschläge für Bauarbeiten. Ein dritter Teil endlich,
„Kalkulation“ überschrieben, weist hin auf einige für die
Preisfeststellung zu beachtende Punkte, wie ortsübliche Löhne, Wasserbeschaffung,
Frachtsätze usw., er spricht, auch ohne nähere Erörterung, von Unkosten und
Unternehmergewinn und ihrer Berücksichtigung im Kostenanschlag. Schließlich wird
eine Nachkalkulation der Arbeitslöhne für eine Betonstützmauer wiedergegeben.
Die gesamten Darstellungen des Büchleins sind gänzlich ungeeignet, einem Laien oder
Anfänger einen Begriff von der Kostenberechnung im Ingenieurbau zu geben; sie können
vielleicht dem, der solche Kostenberechnungen zu machen hat, hier und da durch die
der Praxis entnommenen Beispiele Vorbilder geben als Schema, nach dem im einzelnen
Falle gearbeitet werden kann. Das fast gänzliche Fehlen eines erläuternden und
verbindenden Textes setzt aber eine ziemlich weitgehende Kenntnis des Stoffes auch
für die Benutzung des Buches in diesem Sinne voraus.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Die Konjunkturen in der deutschen
Eisen- und Maschinen-Großindustrie. Von Hammerbacher. Berlin-München. R Oldenbourg. Preis geb. 4,– M.
Ein interessantes Buch, das sich leicht und angenehm liest. Besonders der erste
Abschnitt des ersten Teiles „Definitionen und Grundbegriffe“ zeichnet sich
durch kurze und klare Ausdrucksweise aus. Die Erläuterung einiger im Buche öfter
vorkommender Bezeichnungen wie z.B. Schachtelsystem, vertretbare Ware, hätten hier noch
Platz finden können. Gut erläutert und charakterisiert ist auch der
„Unternehmer“. Was der Verfasser über ihn und seine Tätigkeit sagt,
möchte man, wie überhaupt das ganze Buch, sehr den einflußreicheren
Verwaltungsbeamten des Staates und der öffentlichen Gemeinwesen zum Studium
empfehlen. Der praktische, erfahrene Ingenieur, der sich nicht auf das Reißbrett
allein beschränkt hat, wird den Ausführungen des Verfassers über die Wichtigkeit der
organisatorischen Tätigkeit, der Selbstkostenberechnungen, der Kartelle und
Syndikate, seiner Forderung nach Führung durch die Fachleute und seinen Erörterungen
über den nicht sehr günstigen Einfluß der Laiengründer, Börsenkreise und Spekulanten
nur zustimmen können.
Im weiteren Verlaufe werden an Hand der zahlreich beigegebenen Tabellen und
Schaulinien die Schwankungen der Konjunktur, ihre Ursachen und Wirkungen, eingehend
untersucht.
Zu wünschen wäre, daß die sämtlichen Verwaltungszweige, dann aber auch alle anderen
großen Auftraggeber beherzigen würden, was der Verfasser über den Zeitpunkt für die
Erteilung großer Aufträge ausführt. Das Buch kann nicht nur den Organen der
öffentlichen Verwaltung, sondern allen in der Industrie geschäftlich tätigen
Fachleuten bestens empfohlen werden.
B. Leinweber.
Sammlung Göschen Nr. 312. Materialprüfungswesen. Einführung in die moderne Technik der
Materialprüfungen. Von Prof. K. Memmler. II. Teil, 2.
Auflage. Preis geb. 0,90 M.
Das Büchlein zeigt gegenüber der ersten Auflage einige wichtige Neuerungen, die nicht
nur auf der systematischen Anordnung des Stoffes beruhen, sondern auch auf der
Einbeziehung neuer und besonders in den letzten Jahren ausgebauter Prüfzweige, wie
z.B. die mechanisch-technische Weichgummiprüfung und die textiltechnischen
Prüfungen. Hierdurch hat das Buch ohne Zweifel an innerem Wert gewonnen.
Hinsichtlich der Stoffanordnung scheint mir der Aufbau der Baustoffprüfung insofern
nicht ganz logisch zu sein, als die Holzprüfung, in der ersten Auflage unter dem
Kapitel „Hilfsmittel für den Maschinenbau“ stehend, allerdings nunmehr
zweckmäßigerweise zur Baustoffprüfung gesetzt wurde, hier jedoch zwischen den
natürlichen und künstlichen Baustoffen und den Bindemitteln und Zuschlagstoffen
erscheint. Aus Zweckmäßigkeitsgründen müßte die Holzprüfung vor jenen Kapiteln
stehen, da die natürlichen und künstlichen Baustoffe wie Sand- und Kalksteine,
Ziegel, Beton usw. direkt auf ihre Verbindungsmittel hinweisen.
Wie im ersten Band wurde auch hier hinter jedem Abschnitt ein Literaturverzeichnis
angegeben. Der Text ist so weit wie notwendig dem derzeitigen Stande des
Materialprüfungswesens angepaßt Das Büchlein dürfte daher wohl geeignet sein, dem
Fachmann und Laien über den Stand der Prüfungspraxis eine ausreichende Aufklärung zu
geben.
Dr.-Ing. W. Müller.
Handbuch der Gastechnik. Unter
Mitarbeit zahlreicher hervorragender Fachmänner herausgegeben von Dr. E. Schilling
und Dr. H. Bunte. Band 10: Organisation und Verwaltung von Gaswerken. Bearbeitet von
J. Engländer, Fr. Greineder,
E. Kobbert, O. Meyer, K. Lempelius. 183 Seiten mit 29 Abbildungen. München und
Berlin 1914. R. Oldenbourg. Preis geh. 9,– M, geb. 10,– M.
Die großen Fortschritte und grundlegenden Aenderungen, die sich in den letzten 20
Jahren auf dem gesamten Gebiete der Gastechnik vollzogen haben, machten es
wünschenswert, diese Entwicklung in einem groß angelegten Handbuch zur Darstellung
zu bringen. Dieser Wunsch war um so berechtigter, als dem Gasfachmann in früheren
Jahren in dem zuletzt im Jahre 1879 in dritter Auflage erschienenen „Handbuch der
Steinkohlengasbeleuchtung“ von Dr. N. H. Schilling ein vorzügliches Nachschlagewerk zur Verfügung stand, das aber
heute in nahezu allen Teilen veraltet ist. So stellt sich denn das neue, von zwei
hervorragenden Vertretern des Gasfaches herausgegebene Handbuchals eine
Neubearbeitung und Erweiterung des genannten alten Werkes dar. Das Handbuch, das
zahlreiche bekannte Fachmänner als Mitarbeiter verzeichnet, ist in zehn Bände
geteilt, von denen jeder einen möglichst abgeschlossenen Teil der Gastechnik zur
Darstellung bringen wird. Der vorliegende, bisher allein erschienene zehnte Band
behandelt die Organisation und Verwaltung von Gaswerken, ein Gebiet, das bei dem
heutigen verschärften Wettbewerb zwischen Gas und Elektrizität von besonderer
Wichtigkeit ist. Die fünf Kapitel dieses Bandes sind von je einem mit den
betreffenden Fragen besonders vertrauten Praktiker bearbeitet worden; es sind dies
die folgenden Abschnitte: 1. Die privaten Gaswerksunternehmungen von Direktor J. Engländer, 2. die öffentliche Verwaltung der Gaswerke von
Dr.-Ing. Fr. Greineder, 3. der Fabrikbetrieb von Direktor
Kobbert, 4. der Außendienst von Direktor O. Meyer und 5. der Gasverkauf von Direktor K. Lempelius. Es versteht sich von selbst, daß unter diesen
Umständen die einzelnen Fragen der Gaswerksorganisation und -Verwaltung eine
sehr gründliche und äußerst instruktive Behandlung erfahren haben. Man findet in dem
Bande zahlreiche Anleitungen und Schemen zum Abschlusse von Verträgen, zur
Aufstellung von Personallisten, Inventarien, Bilanzen, Betriebsstatistiken und
anderes mehr. In wirtschaftlicher Hinsicht recht interessant sind die Ausführungen
über die Renten der deutschen Gaswerke, während der Ingenieur in dem Abschnitt
„Der Fabrikbetrieb“ mannigfache Belehrung über die Leitung und
Ueberwachung von Gaswerken, über die Führung von Fabrikationsbüchern, über die
Arbeitsordnung, den Einkauf der Rohstoffe sowie den Verkauf der Nebenprodukte finden
wird. Nicht minder wichtig und interessant sind die folgenden Ausführungen über das
Rohrnetz, die Straßenbeleuchtung und den Anschluß der Gasabnehmer sowie die
Erörterungen über die zweckmäßigste Gestaltung der Gastarife, über die
Münzgasmesseranlagen, das Abrechnungswesen und die Propaganda. So kommt das
Handbuch, indem es sich als ein vortrefflicher Ratgeber für alle in der
Gaswerkpraxis tätigen Ingenieure erweist, einem seit langer Zeit fühlbar gewordenen
Bedürfnisse entgegen und es ist zu wünschen, daß die weiteren Bände trotz des
Krieges in nicht zu langen Abständen erscheinen mögen. Das Werk wird zweifellos eine
weite Verbreitung finden.
A. Sander.
Keramisches Praktikum. Von Dr.
phil. August Berge, Chemiker und Direktorial-Assistent an
der Kgl. Keramischen Fachschule Bunzlau i. Schl. 90 Seiten mit 10 Abbildungen. Halle
a. S. 1914. Wilh. Knapp. Preis geh. 4,20 M, geb. 4,80 M.
Das vorliegende neue Bändchen der bekannten, von Wohlgemuth herausgegebenen Sammlung „Laboratoriumsbücher für die
chemische und verwandte Industrie“ will Studierenden und Technikern der
keramischen Industrie eine Anleitung zu keramischen Laboratoriumsarbeiten auf
chemischer Grundlage geben. Verfasser bespricht nach einigen historischen Angaben
zunächst kurz die verschiedenen Erzeugnisse der keramischen Industrie und geht dann
auf die einzelnen Stadien der Fabrikation näher ein, so auf die Massebereitung, das
Formen, Trocknen, Glasieren und Brennen, sowie auf die Ausschmückung der keramischen
Erzeugnisse. Sodann gibt er eine tabellarische Uebersicht über die Einteilung der
Tonwaren. Im Anschluß hieran werden die hauptsächlichsten Laboratoriumsarbeiten
näher behandelt, und zwar der Reihe nach die bei der Herstellung von gewöhnlicher
Irdenware, von Steingut, Steinzeug und Porzellan vorkommenden mechanischen und
chemischen Untersuchungen. Die hierzu benutzten Apparate und Oefen sind durch eine
Reihe von Abbildungen veranschaulicht. Im letzten Abschnitt werden die
Dekorationsmittel, wie künstlerisch wirkende Glasuren, Emaillen, Lusterfarben u.a.
besprochen. Ein Namen- und Sachregister bildet den Schluß der kleinen Schrift, die,
wenn man von einigen sprachlichen und chemischen Ungenauigkeiten absieht, ihren
Zweck recht gut erfüllen wird, zumal die Literatur dieses Sondergebietes noch nicht
sehr umfangreich ist.
A. Sander.