Titel: Bücherschau.
Fundstelle: Band 331, Jahrgang 1916, S. 15
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Bücherschau. Bücherschau. Physik. Zum Gebrauche bei physikalischen Vorlesungen in höheren Lehranstalten sowie zum Selbstunterricht. Von Prof. Dr. H. Böttger, Oberlehrer am Dorotheenstädtischen Realgymnasium zu Berlin. Zweite Abteilung des dritten Teils von Fr. Schoedlers „Buch der Natur“. Band I, 1912. Band II, 1915. Braunschweig. Friedrich Vieweg & Sohn. Der Verfasser des vorliegenden Buches hat sich bereits durch Bearbeitung eines im Rahmen „Buch der Natur“ erschienenen Werkes über Chemie einen Namen gemacht. Als Ergebnis langjähriger Lehrtätigkeit, bei der der Verfasser auch im physikalischen Unterricht reiche Erfahrungen gesammelt hat, ist mit dem Erscheinen des zweiten Bandes nunmehr sein umfangreiches Werk über Physik zum Abschluß gebracht. Der erste Band behandelt die Mechanik, Wärmelehre und Akustik und der zweite die Optik, Elektrizität und den Magnetismus. Nach dem Vorwort soll das Buch in erster Linie für reifere Schüler höherer Lehranstalten, die ein besonderes Interesse für Physik zeigen, bestimmt sein und ihnen während der letzten Schuljahre, sowie während der ersten Zeit ihres akademischen Studiums neben dem Unterricht und den Vorlesungen als Ratgeber dienen. Den mathematischen Entwicklungen, die zum Verständnis und zur präzisen Formulierung der physikalischen Gesetze notwendig sind, ist ein breiter Raum gewährt. Wenn der Verfasser annimmt, daß die zum Verständnis erforderlichen Kenntnisse dabei trotz Anwendung des Differentialquotienten nirgends den Rahmen dessen überschreiten, was den Gegenstand des mathematischen Unterrichts in den oberen Klassen der höheren Lehranstalten bildet, so dürfte das für die heutigen Verhältnisse wohl im allgemeinen zutreffen. Was den außerordentlich umfangreichen Stoff selbst betrifft, so ist seine Darstellung dem Verfasser im Großen und Ganzen durchaus geglückt. Seine Behandlung des Stoffes scheint jedoch nicht überall mit der gleichen Sorgfalt und dem gleichen Interesse durchgeführt zu sein, wie einige Stichproben erkennen lassen. So ist beispielsweise beim Kapitel über den Kreisel (S. 291 ff.) die Geschoßbewegung nicht richtig dargestellt. Diese erfolgt nicht so, wie der Verfasser in Abb. 231 aufzeichnet und auf S. 292 ausdrücklich bekräftigt. Um die Wirkung der Granaten wäre es dann übel bestellt. Nur für den luftleeren Raum würde diese Darstellung gelten. Tatsächlich gestaltet sie der Luftwiderstand in Verbindung mit der Rotation usw. so, wie in Abb. 282 angegeben ist (annähernd), wie sie aber nach den Worten des Verfassers gerade nicht sein soll. Bei der Beschreibung des Foucaultschen Gryoskops bezieht sich der Verfasser auf eine Abbildung, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden ist. Denn die Abb. 235, auf die er verweist, gehört nicht hierher und ein Versehen in der Abbildungbezeichnung scheint nicht vorzuliegen. Desgleichen fehlt in Abb. 638 die Bezeichnung des Punktes P, auf den im Text wiederholt bezug genommen wird. Weiter muß bezweifelt werden, ob dem Leser die Charakteristik der eutektischen Gemische (S. 729 und 730) und das über ihre Bedeutung für die Legierungen Gesagte verständlich ist. Zunächst scheint mir das Wesen der eutektischen Gemische nicht mit genügender Klarheit gezeichnet zu sein. Vor allem fehlt der Hinweis darauf, daß alle Lösungen, die zu den erwähnten gehören, gleichviel welcher Zusammensetzung, Eutektikum als sekundäres Kristallisationsprodukt liefern, daß die eutektischen Gemische also nicht lediglich bei der eutektischen Konzentration gebildet werden. Infolgedessen ist auch von der eutektischen, bei allen Konzentrationen eines Stoffpaares gleichen eutektischen Temperatur nicht die Rede, wie denn auch die entsprechende Wagerechte in die Abb. 639 nicht eingezeichnet worden ist. Ebenso fehlt die Eutektikale in Abb. 641. Die Legierungen sind überhaupt etwas stiefmütterlich behandelt worden, und zwar nur insoweit, als bei ihnen auch eutektische Gemische in Frage kommen. Es wird zwar von ihnen gesagt, daß sie im flüssigen Zustande als Lösungen der Metalle ineinander anzusehen sind, nicht aber, was sie im festen Zustande darstellen. Es verdiente hier wohl bemerkt zu werden, daß auch dann noch – und zwar in den allermeisten Fällen – die Löslichkeiten eine hervorragende Rolle spielen. Deshalb wäre es auch zweckmäßig gewesen, die Legierungen in einem besonderen Kapitel über feste Lösungen im Anschluß an die Kapitel über Lösungen von Flüssigkeiten ineinander, von Gasen in Flüssigkeiten und von festen Stoffen in Flüssigkeiten abzuhandeln. Aber auch was der Verfasser über Legierungen sagt, hätte durch eine Diskussion der Schmelz- und Erstarrungsvorgänge ergänzt werden sollen, um dem Fernerstehenden die Verhältnisse einigermaßen klar zu machen. Von den angeführten Beispielen S. 731 trifft, streng genommen, nur das System Blei-Antimon zu. Die übrigen weichen mehr oder weniger ab. Vor allem gehören die Gold-Kupferlegierungen nicht hierher, die mit dem besprochenen Typus nichts weiter als ein Minimum in der Kurve der primären Kristallisation gemein haben, aber kein Eutektikum, sondern eine kontinuierliche Reihe von Mischkristallen bilden. Ferner scheinen mir die allotropischen Umwandlungen der Elemente mit drei Zeilen etwas kurz gekommen zu sein. In einem so ausführlichen Physikbuch wünschte man darüber doch ein Weniges mehr zu erfahren. Im Kapitel über die Schmelzpunkte (S. 637) ist dem Verfasser ein Irrtum untergelaufen, wenn er sagt, daß Molybdän und Wolfram sich nicht verflüssigen lassen. Die bezüglichen Schmelzpunkte (über 2550° bezw. 2575°) sind schon 1910 und 1911 so genau festgestellt worden, wie es die heutigen Hilfsmittel zur Messung sehr hoher Temperaturen gestatten. Zum Kapitel über Passivität (S. 1704 ff.) wäre zu bemerken, daß die Passivität als Folge der Bildung von Deckschichten nicht als eine andere Theorie aufzufassen ist, welche die vom Verfasser besprochene ausschließt, sondern daß man neben der rein chemischen Passivität auch solche durch Deckschichten veranlaßte beobachtet hat. Die praktischen Nutzanwendungen hätten vielleicht auch hie und da größere Berücksichtigung verdient. So ist die Molekularluftpumpe, die uns in der physikalischchemischen Praxis wertvolle Dienste leistet, nicht erwähnt. Ebenso die elektrischen Widerstandsöfen mit Metallwiderstand (Heraeus), die schon seit Jahren bei vielen physikalischen Arbeiten mit sehr gutem Erfolge benutzt werden, während der beschriebene Kohleofen nach Borchers (S. 1730) praktische Bedeutung kaum mehr besitzt. Die Wechselstromklingel ist nicht erwähnt. Bei der Thermometrie wäre noch zu ergänzen, daß man zum Messen tiefer Temperaturen meist das Pentanthermometer benutzt. Und endlich hätte bei den photographischen Objektiven vor allem das Zeißsche Tessar, ein asymmetrisches Objektiv, dessen hervorragende Eigenschaften ihm bereits eine große Verbreitung gesichert haben, Erwähnung verdient. Die hier gemachten Ausstellungen fallen natürlich bei der Würdigung des von tiefem Wissen und ungeheurer Arbeitskraft zeugenden, umfangreichen Werkes nicht erheblich ins Gewicht. Auf jeden Fall ist dem Verfasser seine Aufgabe glänzend gelungen, so daß das Buch dem gedachten Zweck vollkommen entspricht. Vor allem aber wird es als ein Ratgeber von denen begrüßt werden, denen der physikalische Unterricht in den Oberklassen höherer Lehranstalten obliegt. Sicher wird sich das Werk in kurzer Zeit einen weiten Freundeskreis erwerben. Loebe. Bei der Redaktion eingegangene Bücher. Chemische Technologie in Einzel-Darstellungen. Herausgeber Prof. Dr. Ferdinand Fischer. Spezielle Chemische Technologie. Die Industrie der Ammoniak- und Cyan-Verbindungen von F. Muhlert. Mit 54 Abb. Leipzig 1915. Otto Spamer. Preis geh. 12,– M, geb. 13,50 M. Die Drahtseilfrage: Beanspruchung, Lebensdauer, Bemessung von Seilen, insbesondere von Aufzugseilen und ihre experimentelle Erforschung. Von G. Benoit, unter Mitwirkung von Dr.-Ing. R. Woernle. Mit 49 Abb. Karlsruhe u. Leipzig 1915. Hofbuchhandlung Friedrich Gütsch. Preis geh. 6,50 M, geb. 7,50 M. Aus Natur und Geisteswelt. Analytische Geometrie der Ebene zum Selbstunterricht. Von Paul Crantz, Professor am Askanischen Gymnasium zu Berlin. Leipzig u. Berlin 1915. B. G. Teubner. Preis geh. 1,– M, geb. 1,25 M. Aus Natur und Geisteswelt. Statik mit Einschluß der Festigkeitslehre. Von Regierungsbaumeister A. Schau. Mit 140 Abb. Leipzig u. Berlin 1915. Preis geh. 1,– M, geb. 1,25 M. Zur Frage der Berechnung der Gewinnanteile (Tantiemen) des Vorstandes und Aufsichtsrates einer Aktiengesellschaft Von Robert Esser, Geh. Justizrat, Cöln. Bonn 1915. A. Marcus u. E. Webers Verlag. Preis geh. 0,80 M. Sammlung Vieweg. Tagesfragen aus den Gebieten der Naturwissenschaften und der Technik Heft 30. Moderne Transformatorenfragen. Von Dr. techn. M. Vidmar. Braunschweig 1915. Friedrich Vieweg & Sohn. Preis geh. 2,80 M. Sammlung Göschen. Pumpen, Druckwasser- und Druckluftanlagen. Von Prof. Dipl.-Ing. Rudolf Vogdt. Mit 90 Abb. Berlin u. Leipzig 1915. G. J. Göschen'sche Verlagshandlung G. m. b. H. Preis geb. 0,90 M. Jahrbuch der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt. II. Band 1913/14. 1. Lieferung. Berlin 1914. Jul. Springer. Preis 5,– M. – – II. Band 1913/14. 2. Lieferung. Preis 5,– M. – – II. Band 1913/14. 3. Lieferung. Preis 3,60 M– – III. Band 1914/15. 2. Lieferung. Preis 5,– M.– – III. Band 1914. 1. Lieferung. Preis 6,– M. Textabbildung Bd. 331