Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 393 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Otto Mohr zum achtzigsten
Geburtstage. Gewidmet von E. Bahr, G. Barkhausen, F. Bohny, A. Föppl, W. Gehler, M. Grübler, F. Kögler, K. Hager, R. Mehmke, H. Spangenberg, F. Wittenbauer.
Berlin 1916. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geheftet 8,– M.
„Der achtzigste Geburtstag Otto Mohrs, des Altmeisters
der Technischen Mechanik, am 8. Oktober 1915 weckte bei zahllosen Schülern und
Verehrern im Felde und in der Heimat den Wunsch, dem verehrten Lehrer und
Forscher aus vollem Herzen für das zu danken, was er den Ingenieurwissenschaften
in seiner Lebensarbeit beschert hat. Die Anregung von G. Barkhausen-Hannover, dies durch nachträgliche Herausgabe einer
Widmungsschrift für Otto Mohr darzutun, fand
begeisterte Aufnahme. Leider verhinderte aber die Ungunst der Zeitverhältnisse
eine Reihe seiner Verehrer und im Felde stehenden Schüler, sich an dieser Ehrung
Otto Mohrs zu beteiligen.“
Immerhin ist ein stattlicher Band von 226 Textseiten entstanden, der als Einleitung
ein kurzes Lebensbild des Gefeierten und eine Zusammenstellung seiner
wissenschaftlichen Veröffentlichungen bringt. Dann folgen elf Abhandlungen der im
Titel genannten Verfasser, die viel des Neuen, Wertvollen und Anregenden bieten, so
daß der Berichterstatter bedauern muß, hier nur eine ganz knappe Inhaltsangabe geben
zu können.
Die erste Arbeit von E. Bähr, Anregungen zum Werdegang und
Wirken eines Ingenieurs, paßt nicht ganz in den Rahmen der übrigen insofern, als die
letzteren durchweg erfahrene Fachleute als Leser voraussetzen, während man von
dieser kurzen Abhandlung wünschen muß, daß sie gerade von jungen Leuten, die sich
dem Ingenieurberuf widmen oder widmen wollen, mit Sorgfalt studiert wird. Vielleicht
entschließt sich Herr Bähr, sie noch an mehreren anderen
Stellen zu veröffentlichen, wo sie dem jungen Nachwuchs leichter und möglichst früh
zugänglich ist. Beherzigenswert für die zukünftige Ausgestaltung der technischen
Hoch- und Fachschulen ist das, was über die Notwendigkeit von Pflichtkursen für
die kaufmännische Ausbildung der Ingenieure gesagt wird.
Die Barkhausensche Abhandlung, Aussteifung langer
Druckglieder durch Hängewerke, befaßt sich mit der Berechnung der pendelnden
Endstützen von Seilbahnkranen, die aus einem kräftigen Mittelbaum und meist vier,
ihn umgebenden Versteifungshängewerken bestehen. Die an einem Zahlenbeispiel genau
durchgeführte Rechnung zeigt, daß die bisherige Näherungsrechnung eine, viel zu hohe
Knicksicherheit liefert und deshalb als unzulässig anzusehen ist. Ein Mangel, der
allerdings nur eine Nebensächlichkeit der Arbeit betrifft, scheint dem
Berichterstatter darin zu liegen, daß als Trägheitsmoment des Querschnittes des aus
vier Hölzern zusammengesetzten Mittelbaumes der Mittelwert aus dem
Gesamtträgheitsmoment und dem vierfachen des eines einzelnen Balkens eingeführt
wird. Hier hätte wohl noch eine Sonderuntersuchung einzusetzen.
Bohny, über die Verwendung hochwertiger Stahle im
Brückenbau, erklärt, zwei Gründe zwingen dazu, bei Bauwerken von großer Stützweite
hochwertige Baustoffe zu verwenden: das Anwachsen der Eigengewichte und das
Anwachsen der Querschnitte. Beides wird durch überzeugende Schaubilder nachgewiesen.
Unter anderem enthält die Arbeit wegen ihrer gedrängten Kürze besonders
bemerkenswerte Angaben über die Ausführung und Berechnung zusammengesetzter
Druckstäbe. Das bei dieser Gelegenheit über die Knickliteratur und den
„erfahrenen konstruktiven Sinn des bauenden Ingenieurs“ Ausgesprochene
wird jeder gern unterschreiben, der einmal den aussichtslosen Versuch gemacht hat,
einen Teil dieser Literatur durchzuarbeiten. Das Ergebnis dieses Abschnittes ist,
daß es tatsächlich möglich ist, durch sachgemäße Ausbildung gegliederten Stäben die
Wirkung von Stäben einheitlichen Querschnitts zu geben.
In dem Beitrag zur Berechnung des Ausnahmefachwerks liefert A. Föppl eine Ergänzung einer 1915 veröffentlichten Arbeit, in dem die Art
der damals gegebenen Spannungsberechnung an einem bestimmten Beispiel
auseinandergesetzt und erläutert wird. Die durch Versuche beglaubigten
Ergebnisse lehren, daß auch ein Ausnahmefach werk, selbst wenn dabei ganz von der
Steifigkeit der Knotenpunkte abgesehen wird, eine immerhin nicht zu
vernachlässigende Tragfähigkeit besitzt. Freilich wird bei ihm die elastische
Formänderung ungewöhnlich groß, so daß mehr aus diesem Grunde als wegen mangelnder
Tragfähigkeit ernste Bedenken gegen seine Anwendung bestehen.
Die Abhandlung von Gehler, Rahmenberechnung mittels der
Drehwinkel, gibt ein Verfahren an, das gestattet, die Elastizitätsgleichungen eines
beliebig belasteten Rahmens schnell und sicher niederzuschreiben. Es bietet noch den
weiteren Vorteil, daß sich bei mehrteiligen Rahmen die lästige große Zahl der
Ueberzähligen und damit der Elastizitätsgleichungen ganz erheblich verringert, was
an einigen Beispielrechnungen schlagend veranschaulicht wird.
Nach einem Satz von Möbius bilden sieben Körper, von denen
je zwei sich folgende um eine gemeinsame Achse eine Schraubenbewegung gegeneinander
ausführen, eine geschlossene kinematische Kette, die zwangläufig ist. M. Grübler beweist nun in der Abhandlung „Das Kriterium
der Zwangläufigkeit der Schraubenketten“, daß alle allgemeinen geschlossenen
Schraubenketten von n Gliedern und s Schrauben zwangläufig beweglich sind, wenn sie
der Beziehung 5 s – 6 n +
7 = 0 genügen und keine geschlossenen Gliedergruppen von weniger als sieben Gliedern
enthalten.
In der Arbeit von Hager, Spannungen in gleichmäßig
gedrückten Prismen, werden für Prismen rechteckigen Querschnitts, deren isotroper
Stoff dem Hookeschen Gesetz gehorcht, die in einem
beliebigen Punkt auftretenden Spannungen auf Grund eines dreiachsigen
Spannungszustandes berechnet. Wenn auch die benutzten Spannungsfunktionen den
Forderungen der Elastizitätstheorie entsprechen und zugleich Formänderungen ergeben,
die den beobachteten sehr ähnlich sind besonders darin, daß der Bruch der Prismen in
ihren äußeren Teilen beginnt und bei niedrigen Prismen später eintritt als bei
höheren, „so kann doch nicht behauptet werden, daß sie die allein möglichen
Spannungsfunktionen sind“.
Kögler, über Einflußlinien und Einflußpläne, erbringt in
der Einleitung den Nachweis, daß alle statisch bestimmten Systeme unter beliebigen
Lasten als Dreigelenkbogen wirken und als solche untersucht werden können. Man kann
sämtliche Einflußlinien unter beliebigen Lasten als Seilecke zeichnen und den
sogenannten Einflußplan unmittelbar aus dem Trägergebilde herleiten und den Einfluß
der Lasten daraus auch direkt ablesen.
Mehmke gibt neue Konstruktionen für Inhalt, Schwerpunkt
und Mohr-Landsche Trägheitskreise beliebig begrenzter
ebener Flächen. Während man die Lage des Schwerpunktes einer zusammengesetzten
Fläche auf zeichnerischem Wege gewöhnlich mit Hilfe zweier Kräfte- und Seilecke
bestimmt, wobei man die Fläche nach Möglichkeit in Rechtecke oder Dreiecke und
Trapeze zerlegt, wird hier ein Verfahren hergeleitet, bei dem die Fläche von
einem Punkt aus in Sektoren zerschnitten und dann der Schwerpunkt durch Ziehen eines
einzigen Seilzuges gewonnen wird. Das Verfahren erfordert nur den dritten Teil des
Zeitaufwandes, den das sonst gebräuchliche beansprucht.
Neben den bei der Spannungsberechnung isotroper Körper üblichen Voraussetzungen
werden bei der Ermittlung der Spannungsverteilung in Eisenbetonquerschnitten noch
die weiteren Annahmen gemacht, daß der Beton keine Zugspannungen aufnimmt und daß
das Verhältnis der Elastizitätsziffer des Eisens zu der des Betons einen
unveränderlichen Wert besitzt. In der Abhandlung von Spangenberg, allgemeine Beziehungen für die Bemessung rechteckiger
Eisenbetonquerschnitte bei Kraftangriff außerhalb des Kerns, wird ohne diese in der
Praxis nicht erfüllten Voraussetzungen die Aufgabe gelöst, bei gegebenen zulässigen
Spannungen des Betons und Eisens und bei angenommener Breite des Betonquerschnittes
die Trägerhöhe und die Querschnitte der Eiseneinlage zu bestimmen.
K. Wittenbauer behandelt folgende Aufgabe über das
Gleichgewicht ebener kinematischer Ketten: An einer Anzahl Ecken einer frei
beweglichen, ebenen kinematischen Kette sollen Kräfte angreifen. Wieviele derselben
bzw. ihrer Bestimmungsstücke dürfen willkürlich angenommen werden, wenn die Kette im
Gleichgewicht verharren soll? Die übrigen Bestimmungsstücke können dann mit Hilfe
des Cremonaschen Kräfteplanes ermittelt werden.
Die obige Uebersicht über den reichen Inhalt des Bandes dürfte Empfehlung genug
sein.
Stephan.
Anleitung zur Durchführung von
Versuchen an Dampfmaschinen, Dampfkesseln, Dampfturbinen und
Dieselmaschinen. Zugleich Hilfsbuch für den Unterricht in
Maschinenlaboratorien techn. Lehranstalten. Von Franz
Seufert. 4. erweit. Aufl. 129 S. 8° mit 45 Abb. Berlin 1016. J. Springer.
Preis 2,80 M.
Schon die Tatsache, daß innerhalb von acht Jahren vier Auflagen erscheinen konnten,
dürfte ein Beweis für die Vortrefflichkeit des kleinen Buches sein. Und in der Tat
zeichnet es sich durch eine ganz besonders klare Darstellung aus, die durch
vorbildlich klare, lehrreiche und geschickt ausgewählte Abbildungen unterstützt
wird. Gegenüber den früheren Auflagen ist ein neuer Teil hinzugekommen, welcher
größere Versuche an Dampfmaschinen und Kesselanlagen behandelt: Nach einigen
allgemeinen Angaben über die hierbei vorzunehmenden Untersuchungen wird eine
Anweisung für die einzelnen Beobachter und den Versuchsleiter gegeben, worauf dann
an einem der Praxis entnommenen umfangreichen Beispiel gezeigt wird, wie die
einzelnen Ablesungen bei einer solchen größeren Untersuchung zweckmäßig und
übersichtlich aufgezeichnet und daraus schließlich die Ergebnisse des Versuches
gefunden werden.
Das auch äußerlich hübsch ausgestattete Buch verdient, zumal der Preis ein sehr
mäßiger genannt werden muß, die weiteste Verbreitung.
R. Vater.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt
a. M. für die Rechnungsjahre 1914–1915. Frankfurt a. M. 1916. C. Naumann's
Druckerei.
Das Studium der Mathematik an den deutschen Universitäten
seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Von Prof. Dr. Wilhelm Lorey. J. M. U. K. Band III, Heft 9. Leipzig und Berlin 1916. B.
G. Teubner. Preis geh. 12,– M, geb. 14,– M.
Leitfaden für den neuzeitlichen
Linearzeichenunterricht. Handbuch für den Lehrer. Bearbeitet von Albrecht Schudeisky. Leipzig und Berlin 1916. B. G.
Teubner. Preis geb. 4,50 M.
Die Wahl der Stromart für größere elektrische Bahnen.
Von Dr. W. Kummer, Ingenieur, Prof. a. d. Eidgen Techn.
Hochschule Zürich. Sammlung Vieweg. Heft 36. Braunschweig 1916. Friedr. Vieweg &
Sohn. Preis 2,80 M.
Die Rechtskunde des Ingenieurs. Ein Handbuch für
Technik, Industrie und Handel. Von Dr. jur. Richard Blum,
Ing. Berlin 1916 Julius Springer. Preis geb. 12,– M.
Die Bergwerksmaschinen. Eine Sammlung von Handbüchern
für Betriebsbeamte. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen herausgegeben von
Lipl.-Ing. Hans Bansen. Fünfter Band. Die
Wasserhaltungsmaschinen. Von Dipl.-Ing. Karl Teiwes. Mit
362 Abb. Berlin 1916 Julius Springer. Preis geb. 18,– M.
Billig Verladen und Fordern. Eine Zusammenstellung der
maßgebenden Gesichtspunkte für die Schaffung von Neuanlagen nebst Beschreibung und
Kritik der bestehenden Verlade- und Fördermittel unter besonderer Berücksichtigung
ihrer Wirtschaftlichkeit. Von Dipl.-Ing. Georg v. Hanffstengel. Mit 100 Abb. Berlin 1916 Julius Springer.
Preis geh 3,20 M.
Textabbildung Bd. 331