Titel: | Bücherschau. |
Autor: | A. Sander |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 16 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Leitfaden der Rutenlehre
(Wünschelrute). Von Professor Dr. M. Benedikt
Berlin und Wien 1916. Urban & Schwarzenberg. Preis geh. 2,50 M.
Das Werkchen stammt von einem Wiener Nervenarzt, der, ausgehend von Reichenbachs Odlehre, in der Behandlung der
Wünschelrutenfrage seine eigenen Wege geht, ohne auf den heutigen Stand der
Forschung oder auf moderne, auf wissenschaftlicher Grundlage aufgebaute Fachwerke
einzugehen. – Jedenfalls ist das Werkchen, – das nebenbei, wie leider so viele
österreichische Werke, von vermeidbaren Fremdworten wimmelt – als Lektüre sehr
fesselnd, wenn man auch die Theorien, die B. aufstellt, durchaus ablehnen wird.
Besonders merkwürdig mutet das System des „spezifischen (graduierten)
Rutenausschlages“ an. B. schreibt jedem Stoff eine „spezifische
Emanation“ zu, die mittels der „Zählrute“ an ihrem spezifischen
Ausschlag (vgl. Tafel auf S. 75 ff.!!) erkannt werden kann.
Die Anschauungen über die Rutenfrage bilden wohl ein abgerundetes, wohldurchdachtes
theoretisches System, das besonders dadurch fesselnd und lesenswert wird, daß es in
geistvoller Weise an die großen Probleme des Lebens und der Psychologie anknüpft;
jedoch scheint die durch wissenschaftliche Versuche gesicherte Grundlage zu
fehlen.
Benedikt hat sich übrigens durch sein Einsetzen für die
Verwendung der Rute im österreichischen Heer Verdienste erworben.
Bergreferendar Dipl.-Ing. Wüster.
Graphische Statik mit besonderer
Berücksichtigung der Einflußlinien. Von Otto
Henkel II. Teil. Sammlung Göschen Nr. 695. Berlin und Leipzig. G. J.
Göschen. Preis geb. 1,– M.
Während der I. Teil nur die Grundlagen der graphischen Statik und ihre Anwendung auf
einfache statisch bestimmte Gebilde enthält, bringt das vorliegende Bändchen auf 160
Textseiten zuerst die Untersuchung etwas schwierigerer statisch bestimmter
Trägeranordnungen, hauptsächlich des über mehrere Stützen durchlaufenden
Gelenkträgers und des Dreigelenkbogens, darauf die Ermittlung der Durchbiegungen
gerader und gebogener Träger, die als Grundlage für die Berechnung statisch
unbestimmter Systeme von größter Bedeutung sind, und daran anschließend die
Behandlung einfacher statisch unbestimmter Träger. In allen Fällen werden sowohl die
vollwandigen als auch die Fachwerkträger untersucht.
Der Inhalt des Heftes ist in Anbetracht des geringen Umfanges als recht
reichhaltig zu bezeichnen, so daß es durchaus empfohlen werden kann. Freilich
scheint dem Berichterstatter die Bevorzugung der zeichnerischen Methode zu weit zu
gehen, wenn zum Beispiel der Ausdruck \frac{\mbox{g}}{\mbox{f}}\,\mbox{x} zeichnerisch bestimmt wird; solche
Ausdrücke werden mit dem Rechenschieber jedenfalls schneller und sicherer ermittelt.
Von großem Vorteil für den Leser wäre wohl auch die zahlenmäßige Durchrechnung eines
statisch unbestimmten Trägers gewesen. Der letzte Abschnitt, der auf 5½ Seiten den
Erd- und Wasserdruck behandelt, ist wohl etwas zu knapp ausgefallen; er will auch zu
dem übrigen Inhalt des Bandes nicht recht passen. Die notgedrungen in kleinem
Maßstab gehaltenen Abbildungen befinden sich leider zum Teil an der Grenze der
Deutlichkeit.
P. Stephan.
Die Sprengstoffe, ihre Chemie und
Technologie. Von Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Rudolf
Biedermann. (Aus Natur und Geisteswelt, 286. Bändchen.) Zweite Auflage. 128
Seiten mit 12 Abb. im Text. Leipzig und Berlin 1917. B. G. Teuhner. Preis geh. 1,20
M, geb. 1,50 M.
Bei dem derzeitigen regen Interesse für alle Fragen der Kriegstechnik wird das
Erscheinen einer neuen Auflage dieses Bändchens weiteren Kreisen willkommen sein,
zumal Verfasser bei seinen Ausführungen nur die chemischen und physikalischen
Grundbegriffe als bekannt voraussetzt. Nach einem recht interessanten Ueberblick
über die geschichtliche Entwicklung der Sprengstoffabrikation erläutert Verfasser
das Wesen und die Theorie der Sprengstoffe und geht sodann näher auf die Fabrikation
der verschiedenen Sprengstoffarten, ihre Eigenschaften sowie ihre Anwendung ein. In
diesem Zusammenhang berichtet Verfasser auch kurz über die Stickstofffrage, über
Schlagwetterexplosionen, über den Betrieb der Versuchsstrecken, sowie über die
Prüfung von Sprengstoffen. Die neuesten Fortschritte sind, so weit es die
Zeitverhältnisse gestatten, gebührend verzeichnet, jedoch hätte man etwas
ausführlichere Angaben über das Sprengen mit flüssiger Luft gewünscht. Durch
zahlreiche Fußnoten und ein als Anhang beigefügtes Literaturverzeichnis erhält der
Leser die Möglichkeit, sich mit diesem oder jenem Gegenstand noch eingehender zu
befassen. Das Bändchen verdient eine weite Verbreitung und kann jedem Ingenieur
empfohlen werden.
A. Sander.