Titel: | Bücherschau. |
Autor: | W. Speiser |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 80 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Das Fahrgestell von
Gaskraftwagen. Von Dr.-Ing. R. Lutz, Professor
an der Techn. Hochschule Trouhjem in Norwegen. II. Teil: Lenkung, Räder, Bereifung, Achsen und Abfederung. Von Dipl.-Ing. A. G. von Loewe. 443
Seiten gr.-8° mit 395 Abb. Berlin 1918. M. Krayn. Preis brosch. 20,– M, geb 23,50
M.
Der vorliegende stattliche Band bildet den zweiten Teil eines großangelegten Werkes,
welches als Lehr- und Nachschlagebuch für Automobilkonstrukteure und Fabrikanten
gedacht ist und lediglich Konstruktionsgrundsätze für den Bau von Fahrgestellen mit
Ausschluß des Motors behandelt. Der erste Teil dieses Werkes wurde von Prof. Lutz verfaßt und erschien vor einigen Jahren, er
behandelt im wesentlichen die Kraftübertragung und ihre Beziehungen zu Fahrgestell
wie Fahrbahn; auch hat Prof. Lutz einen kleinen Teil, das
Kapitel I, Lenkungen, vom vorliegenden Werk bearbeitet, während Dipl.-Ing. von Loewe den ganzen übrigen Teil verfaßt hat.
Der Zweck des vorliegenden Bandes ist, die aus theoretischen Erwägungen und
praktischen Betriebserfahrungen abzuleitenden Forderungen an die Teile des
Fahrgestells festzustellen und die Mittel zu deren Erfüllung zu besprechen. Deshalb
ist der Hauptwert auf die bei Neukonstruktionen zu beachtenden Gesichtspunkte und
deren Begründung gelegt worden; auf Beschreibung vorhandener Ausführungen, soweit
sie nicht zum Verständnis der Gesichtspunkte unumgänglich notwendig war, ist
verzichtet worden, ebenso auf eine eingehende Behandlung der Entwicklungsgeschichte.
Dagegen sind in umfangreichem Maße auch ausländische Bauarten zum Vergleich
herangezogen, um den Weg zur Weiterentwicklung zu suchen und auf Mittel hinzuweisen,
die einen Fortschritt herbeizuführen vermögen. Wie aus dieser kurzen Skizzierung des Inhaltes zu
ersehen, geht Dipl.-Ing. von Loewe mit seinem Werk neue
Wege, die das Buch für Automobilingenieure besonders wertvoll erscheinen lassen.
Das Werk zerfällt in vier Kapitel, deren erstes die Lenkungen behandelt; während
Prof. Lutz die Grundbedingungen sowie den geometrischen
Aufbau der Lenkung erörtert, behandelt von Loewe den so
wichtigen Antrieb der Lenkung, die bauliche Ausbildung der Einzelteile und die
Festigkeitsbedingungen in erschöpfender Weise. Die in Abb. 37 dargestellte
Schrägmontage der Vorderfedern wird von vielen Fachleuten als „Vorlauf“
bezeichnet, und diese Benennung würde für Neuauflagen zu empfehlen sein. Etwas
störend wirken Verdeutschungen englischer Eigennamen, zum Beispiel Mitschel statt
Mitchell, Hotschkiss statt Hotchkiss; gerade bei Eigennamen führen solche
Verdeutschungen den Leser irre. Wenn der Verfasser bei Besprechung von Schrauben-
und Schneckenlenkung zu dem Schlusse kommt, daß erstere wegen größerer
Dauerhaftigkeit trotz höheren Preises für teuere Wagen vorzuziehen ist, so kann ich
dieser Ansicht nur beipflichten. Ein veränderlicher Neigungswinkel für den Lenkstock
ist auf jeden Fall zu empfehlen, damit Serien wagen sich ohne weiteres verschiedenen
Körpergrößen anpassen lassen. Neben den hierfür angeführten französischen Beispielen
hätte auch die deutsche Bauart von Audi erwähnt werden
sollen.
Im zweiten Kapitel werden Räder und Bereifung in gleich gründlicher Weise behandelt;
bemerkenswert sind die Ausführungen über Radsturz und Gegensturz sowie den
geeigneten Raddurchmesser im ersten Abschnitt über die theoretischen
Grundbedingungen. Die bauliche Ausbildung der Holz-, Metall- und Drahtspeichenräder
für Personen- und Lastwagen wird sodann behandelt, wobei auch abnehmbare Räder und
Felgen ausführlich erörtert werden. Im Gegensatz zu den Ausführungen des Verfassers
würde ich abnehmbare Räder den abnehmbaren Felgen vorziehen, weil einmal der zu
lösende Mechanismus genügend entfernt von der schmutzigen Fahrbahn liegt, sodann
weil bei den oft genug vorkommenden Radbrüchen die mitgeführte Reservefelge nutzlos
ist, während man mit dem Reserverad in den meisten Fällen weiterfahren kann.
Besonders wertvoll erscheint der Abschnitt über abnehmbare Felgen für
Vollgummireifen, welche bei uns endlich auch allgemein benutzt werden sollten. Der
Abschnitt über Bereifung bietet vieles Interessante und behandelt sowohl Eisen- wie
Holzbereifung, Vollgummi- und Luftreifen nebst Gleitschutz, wogegen das schwierige
Problem der federnden Räder nicht erörtert wurde.
Das dritte Kapitel behandelt zunächst die Vorderachsen, wobei leider die Rohrachsen,
welche bei leichten Fahrzeugen sehr zweckmäßig sind, keine Besprechung erfahren;
bemerkenswert ist die Feststellung des Verfassers, daß Kugellagerbrüche an den
Vorderradnaben noch häufig auftreten. Meines Erachtens sind diese außer auf schwache
Bemessung auch auf mangelnde Aufnahme der Achsialdrücke durch besondere Stützlager
zurückzuführen. Konuskugellager nach Abb. 221 II sind wohl für Fahrräder eventuell
auch Cyclecars, nicht aber für normale Kraftwagen zu empfehlen, wogegen die
konischen Rollenlager von Timkan im Auslande große
Erfolge hatten, wie der Verfasser mit Recht annimmt. Der Abschnitt über Ketten-,
Ritzel- und Kardanhinterachsen ist wegen der Zeichnungen neuer Konstruktionen
wertvoll, auch der in Deutschland wenig verbreitete, aber nur zu empfehlende
Schneckenantrieb ist in zahlreichen neuen Bauarten vorgeführt und in
Zahlenbeispielen durchgerechnet.
Den Schluß des Werkes bildet ein sehr reichhaltiges Kapitel über die Abfederung des
Kraftwagens, welches eingehend die Bewegungs- und Festigkeitsverhältnisse der
normalen Feder, sodann die verschiedenen Bauarten von Federn behandelt; wenn der
Verfasser auf die im Auslande von erstklassigen Firmen so häufig zu findende Bauart
hinweist, wobei mit den Hinterfedern der Achsschub aufgenommen wird, und dieses
Verfahren wegen seiner Einfachheit empfiehlt, so ist ihm darin beizupflichten, es
ist unverständlich, weshalb diese Konstruktion bei uns so selten ausgeführt wird.
Neben den gebräuchlichen Federarten sind auch Kanfilevor- und Viertelelliptikfedern
besprochen, welch letztere für leichte Wagen, Cyclecars usw. besondere Bedeutung
gewinnen. Bei der Besprechung der Federeinzelteile ist auch der wichtigen Schmierung
der Federblätter gedacht, welche in ähnlichen Handbüchern ebenso wie in der Praxis
fast garnicht berücksichtigt wird, ferner sind selbstschmierende Federbolzen,
Hilfsfederungen und Stoßdämpfer jeder Art besprochen.
Dies eine gedrängte Uebersicht über die Fülle von Stoff, welche der Verfasser unter
einheitlichen neuen Gesichtspunkten zusammenfaßt und bei wissenschaftlicher
Gründlichkeit in genügender Einfachheit und Klarheit dem Leser vermittelt. Das Buch
sollte in der Bibliothek keines Automobilingenieurs und Studierenden fehlen,
ebenso wie es sicherlich einen wertvollen Bestandteil der Bibliothek jeder
Automobilfabrik, Fachschule usw. bilden wird. Der Preis ist bei dem Gebotenen sehr
mäßig zu nennen.
Die Ausstattung des Werkes ist im Papier, Satz und Abbildungen mustergültig, trotz
der großen Erschwerung der Druckereiverhältnisse durch die Kriegszeit, und
entspricht vollkommen den zahlreichen wertvollen Friedensveröffentlichungen des
Verlages M. Krayn, der die wissenschaftlich-technische Seite des Automobilwesens als
Besonderheit pflegt.
Regierungsbaumeister Dierfeld.
Fortschritte der Technik. Heft I. Der
Dampfverbrauch und die zweckmäßige Zylindergröße der Heißdampflokomotive.
Von Regierungs- und Baurat G. Strahl, Königsberg. Berlin
1917. F. C. Glaser. Preis 2,50 M.
Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen, die am 1. Juli 1917 auf ein 40-jähriges
Bestehen zurückblickten, beginnen ebenfalls besondere Hefte neben der regelmäßig
erscheinenden Zeitschrift herauszugeben, um ausführliche Arbeiten auf dem Gebiete
der Technik im Zusammenhange möglichst schnell veröffentlichen zu können. Die
Sonderhefte werden unter dem Namen „Fortschritte der Technik“ zusammengefaßt.
Das erste Heft ist bereits erschienen und trägt obigen Titel.
Bauart und Größe der Lokomotiven sind bei steigenden Kohlenpreisen und zunehmender
Kohlenknappheit zweckmäßig so zu wählen, daß bei den am meisten gebrauchten
Fahrgeschwindigkeiten der kleinste spezifische Dampfverbrauch erhalten wird. In der
Fachliteratur sind noch wenige Angaben über den spezifischen Dampfverbrauch der
Heißdampflokomotiven enthalten. In dem Bestreben, das vorteilhafteste Verhältnis des
Zylinderinhaltes zur Kesselgröße bei Heißdampflokomotiven zu finden, macht der
Verfasser von dem Verfahren Lihotzky Gebrauch, den
Dampfverbrauch in Verbindung zur Drehzahl der Treibräder, Füllung und Zylindergröße
zu bringen. Auf diese Weise wird bei gleichbleibendem Füllungsgrade der stündliche
Dampfverbrauch einer Zwillingslokomotive mit je 100 1 Zylinderinhalt bestimmt. Der
Zusammenhang zwischen der Dampferzeugung, dem spezifischen Dampfverbrauch, der
indizierten Leistung und Zugkraft für Heißdampflokomotiven bei einer bestimmten
Fahrgeschwindigkeit und gegebener Zylindergröße ist damit klargelegt.
Auf Grund weiterer theoretischer Erwägungen wird das Verfahren dann auch bei
Heißdampf-Verbundlokomotiven angewendet.
Die Arbeit zerfällt in vier Hauptteile:
1. Bestimmung des Dampf Verbrauchs für eine Pferdekraftstunde der
Heißdampflokomotiven mit einfacher Dampfdehnung.
2. Der Einfluß des höheren Kesseldruckes.
3. Der Dampfverbrauch der Heißdampf-Verbundlokomotiven.
4. Die zweckmäßigste Zylindergröße der Heißdampflokomotiven.
Auf eine genaue graphische Darstellung der Rechnungsergebnisse wird hierbei großer
Wert gelegt, und die zahlreichen Abbildungen und Zusammenstellungen erleichtern sehr
das Studium der Arbeit. Am Schlusse wird die Anwendung des Verfahrens an drei
Beispielen gezeigt.
Die Ausstattung des Sonderheftes, das 16 Druckseiten umfaßt, entspricht vollkommen
dem bekannten Verlage.
Wimplinger.
Deutsche Normen für einheitliche
Lieferung und Prüfung von Hochofenzement. Mit Runderlaß vom 22. Nov. 1917.
7 Seiten. Berlin 1917. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis 40 Pfg.
Durch Runderlaß des preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten sind bereits seit
mehreren Jahren Normen für Portlandzement und Eisenportlandzement festgelegt, durch
welche diese beiden Baustoffe als gleichwertig anerkannt werden. Nach den bisher
vorliegenden Erfahrungen, die durch umfangreiche Versuche und Erörterungen im
Bereich der in Betracht kommenden Behörden und Vereine erhärtet worden sind, wird
nunmehr auch Hochofenzement, der bestimmten Normen entspricht, als gleichwertig mit
den beiden genannten Arten anerkannt, freilich mit der Maßgabe, daß nach Ablauf von
fünf Jahren in eine Nachprüfung der Frage einzutreten sei.
Die neuen Normen enthalten nach einer Begriffserklärung Bestimmungen über Verpackung
und Gewicht, das Abbinden, Raumbeständigkeit. Feinheit der Mahlung, Festigkeit und
Festigkeitsproben und stimmen großenteils mit den Portland- und
Eisenportlandzement-Normen wörtlich überein.
Dipl.-Ing. W. Speiser.