Titel: | Bücherschau. |
Autor: | E. Jahnke |
Fundstelle: | Band 333, Jahrgang 1918, S. 185 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Herausforderung an alle
Mathematiker der Welt oder die Losung der Fermat'schen Probleme. Von Friedrich August Otto. 96 Seiten und ein Ergänzungsblatt.
Berlin 1918. Carl Kroll.
Die prätentiöse „Herausforderung“ und viele sehr selbstbewußte Bemerkungen
nebst geringschätzigem Aburteilen berühmter Mathematiker wie Dirichlet, Kummer und Hilbert
lassen mich auf das Buch genauer eingehen, als es dies verdient. Vielleicht
gelingt es mir auch, den Autor und andere seines Schlages durch Belehrung zu
heilen.
Seite 85 beschäftigt sich Verfasser mit der dritten Aufgabe des fünften Buches Diophants. Dort steht ein Porisma: „Wenn a + q, b + q und ab + q Quadrate sind, so sind die Wurzeln aus a + q und b + q zwei um die
Einheit verschiedene Zahlen.“
Verfasser fügt wörtlich hinzu: „Ich will diesen Satz beweisen und
verallgemeinern. Sei a + q = x2,
dann ist nach meiner Verwandlung der unbestimmten Gleichungen:
a (1 ± 2nx + n2a) + q = (x ± na)2.
Sei jetzt 1 ± 2nx +
n2a = b
und hierin a = x2
– q eingesetzt, so wird
b + n2q = (nx ± 1)2,
so daß der Satz ausgesprochen werden kann: Sind allgemein a + q, b + n2q und
ab + q Quadrate, dann bestehen die Gleichungen:
a + q = x2 und b + n2q = (nx ± 1)2.“
Herr Otto, der die Mathematiker der ganzen Welt
herausfordert, bemerkt nicht, daß das Porisma falsch ist.
Beispiel: 3 + 1 = 22, 120 + 1 = 112, 3 . 120 + 1 = 192 aber doch ist nicht 11 – 2 = ± 1. Also ist
auch der allgemeine Satz falsch. Beispiel: q = 1, n = 7, a = 8, b = 15, 8 + 1 = 32,
15 + 72 . 1 = 82, 8 . 15 + 1 = 112 und doch ist nicht: 8 = 7 . 3 ± 1. Der Fehler bei Diophant besteht in einer unberechtigten Umkehrung eines
Satzes, beim Verfasser ebenfalls darin, daß er durch seine Methode nicht alle
Lösungen des Systems unbestimmter Gleichungen gewinnt bzw. berücksichtigt, also auch
nicht umkehren darf. Das spricht nicht sehr für die „Tiefe seiner Theorie der
unbestimmten Gleichungen.“
Da schon der nächste Satz, wo Verfasser Fermat
„in eine Sackgasse geraten läßt“, auf einer durch Verfasser falsch
angesetzten Gleichung beruht – die richtige heißt (x2 – y2)xy = 2(u2 – v2)uv –, so können wir wohl den ganzen Abschnitt XV, der
„verschiedene Lehrsätze, Beweise usw.“ enthält, aus der ferneren
Betrachtung ausschalten.
Das Ziel, sofort handgreiflich zu zeigen, wes Geistes Kind der Herausforderer ist, so
daß er es durch einfaches Nachrechnen einiger Zahlen selbst erkennen kann, ist
erreicht. Er müßte sich nun selbst sagen: „Wenn ich in diesen einfachsten Dingen
Fehler mache, so wird wohl auch der viel schwierigere Hauptgegenstand meines
Buches, die Kritik der bisherigen Lösungen des letzten Fermatproblems und meine
eigene Lösung desselben mangelhaft sein. Ich ziehe daher meine
„Herausforderung“ zurück, rühre keinen Finger mehr wegen des Fermat-Wolfskehlproblems, erhole mich lieber in Wald
und Feld oder mache praktische Arbeit, die ich verstehe, und bin zugleich meiner
Familie und meinen Freunden als Mensch wiedergewonnen.“
Aber nach unseren Erfahrungen geben die „Fermatiker“ ihre Sache um so schwerer
auf, mit je dürftigeren Mitteln sie ausgestattet sind.
Kommen wir zum letzten Fermatproblem. Verfasser glaubt (Seite 35), daß die
Unmöglichkeit der Lösung von xm + ym
= zm für den Fall,
daß x, y, z durch m nicht
teilbar sind und m eine Primzahl von der Form 6n – 1 ist, erweisbar ist „wie im Folgenden gezeigt
wird“. Er sagt, daß für kleinste Reste (mod m)
zwei Zahlen a und v
gefunden werden müßten, so daß 1 + um ≡ vm (mod m2), wenn die Lösung
möglich sein soll. Das ist natürlich richtig. Aber er zeigt nur für m = 5. 11, 17, 23, 29, daß es eine solche Kongruenz
nicht gibt. Hätte er sich noch weiter bemüht, dann hätte er das von Waldemar Meißner, der auch als niederste Primzahl p für die 2p – 1 ≡ 1
(mod p2) ist, p = 1093 gefunden hat, mir vor vier bis fünf Jahren im
Gespräch mitgeteilte Beispiel m = 59 gefunden. Es ist
sowohl 1 + 359 ≡ 459 (mod 592), als auch 1 + 459 ≡ 559 (mod
592), wodurch gleich zwei Möglichkeiten
geliefert sind. Es ist 359 ≡ 298, 459 ≡ 299, 559 =
300.
Auf diese Weise also ein Viertel des Fermatschen Problems
erledigen zu können, erweist sich als eitler Wahn, Herr Otto!
Aus der Identität xm
+ ym = zm, wo m eine ungerade Primzahl ist, gewinnt Verfasser durch
Setzen von z = y + h die Gleichung:
xm =
2m – ym = (y + h)m – ym = mhyM + hm,
wo M leicht zu bestimmen ist Es
folgt dann, falls x nicht durch m teilbar ist, daß h eine m-te-Potenz ist, also etwa:
h = tm, x = tC
und (Seite 80)
II myM + (tm – 1)m
= Cm.
Dies muß eine Lösung von
(A) myξ +
(tm – 1)m = ζm
sein, wo m bzw. my und tm – 1 festgehalten werden, yξ bzw. ξ und ζ
die unbekannten Bestimmungsgrößen sind.
Alle Lösungen dieser Gleichung lassen sich aber auf
gewisse „Grundlösungen“ zurückführen, die dadurch erhalten werden, daß man
ζ durch Subtraktion von Vielfachen des
Koeffizienten m bzw. my,
je nachdem man yξ oder ξ
als Bestimmungsgröße betrachtet, auf seinen kleinsten positiven Wert bringt.
Kennen wir alle Grundlösungen, so lassen sich durch Addition oder Subtraktion von
Vielfachen von m bzw. my
alle Lösungen der Gleichung (A) entwickeln und unter diesen Lösungen muß sich auch
die der Fermatgleichung wiederfinden.
Nehmen wir als ersten Koeffizienten die Primzahlm, so kann die Gleichung (A) nur
eine Grundlösunghaben, denn gäbe es zwei verschiedene, etwa
mN1 +
(tm – 1)m = αm,
mN2+ (tm – 1)m = βm,
wo α < m, β < m und
α ≷ β, so könnte αm – βm, bzw. α – β nicht durch m teilbar sein, was aber durch
Subtraktion aus den beiden Gleichungen folgen würde.
Diese eine Grundlösung ist aber sehr einfach zu finden. Sie folgt aus (A) durch
Nullsetzung von ξ als „Nullösung“. Es wird dann
ζ = tm – 1
oder
(tm –
1)m = (tm – 1)m,
was mod m reduziert ergibt:
mP + (tm – 1)m = (tm – 1
– mu)m,
wo tm – 1 – mu < m.
Daraus erhält man sicher durch Addition eines passenden Vielfachen von m in dem rechtsstehenden Klammerausdruck die obige
Gleichung II.
myM + (tm – 1)m = (tm – 1
– mu ± mv)m = (tm – 1 + mQ)m = Cm (B)
Der weitere Fortgang enthält einen Fehler, den Verfasser in dem Ergänzungsblatt zu
bessern sucht. Verfasser behauptet nämlich, daß Q hier
durch y teilbar sein muß, während doch nur (tm – 1
+ mQ)m
– (tm – 1)m = mQR ≡ 0 mod y folgt, also
QR, nicht aber notwendig Q durch y teilbar sein würde. „Q teilbar durch y“
würde in der Tat zum Ziele führen!
Um das zu bessern, nimmt Verfasser als festen Koeffizienten
nicht
m,
sondern
my. Er erhält dann aus der Nullgleichung die erste
Grundgleichung
myP + (tm – 1)m = (tm – 1
– myu)m = α1m, wo α1 < my.
Von dieser sucht er ebenfalls zu beweisen, daß es die einzig
mögliche sei. Beständen hier zwei Grundgleichungen
myP + (tm – 1)m
= α1mmyP1 + (tm – 1)m
= α2m
(α1
< my, α2
< my, α1
≶ α2),
so wäre der Schluß aus α1m
– α2m = 0 (mod my), also α1 – α2 ≡ 0 (mod my) nicht
mehr berechtigt. Aber es gäbe dann zwei Grundgleichungen mit
dem Koeffizienten
m, was nicht anginge. Das ist ein
neuer Fehler, denn es könnten sehr wohl beide Grundgleichungen mit my zu einer und derselben einzigen Grundgleichung mit
m gehören, indem α1 ≡ α2 (mod m), wenn auch nicht (mod my)
wäre. Die weitere Reduktion von α1, α2 auf Werte < m würde also zu dem gleichen
Werte α bei beiden Gleichungen führen können.
Der letzte Fermatsche Satz ist also noch nicht bewiesen,
Herr Otto!
Wir können übrigens die rätselhafte Gleichung (B) viel klarer herstellen, woraus
sofort hervorgeht, daß Q nicht durch y teilbar sein kann. Es ist
nämlich xm = xm. Statt des linken
xm schreiben wir
zm
– ym, statt des
rechten [(z – y) + (x + y – z)]m = [tm
+ (x + y – z)]m. Links kann ferner zm
– ym
– tmm + tmm geschrieben
werden. Nun dividieren wir beide Seiten durch tm. Dann folgt:
y\,\frac{(y+h)^{\mbox{m}}-y^{\mbox{m}}-t^{\mbox{mm}}}{y\,t^{\mbox{m}}}+(t^{\mbox{m}-1})^{\mbox{m}}=\left(t^{\mbox{m}-1}+\frac{x+y-z}{t}\right)^{\mbox{m}}.
Nun ist, wenn entsprechend x =
tC auch y = uD
geschrieben wird, wo um = z – x. x + y – z = mtuDt, also wird die
rechte Seite (tm – 1
+ muDt)m, und wir sehen, daß muDt als Teiler von x + y – z nicht y, sondern von y nur den Faktor u
enthalten kann, den y mit z – x gemeinsam hat. Links aber
steht, da tm
= h ist, genau myM + (tm – 1)m wie in (B). Die ganze „Theorie der
unbestimmten Gleichungen“ des Verfassers ist, um dies Resultat zu erzielen,
also überflüssig!
Aus Raummangel und weil es sich nach dem Ausgeführten wenig lohnt, muß auf eine
Zurückweisung der Ausfälle, die Verfasser gegen Dirichlet,
Kummer und Hilbert richtet, verzichtet werden.
Verfasser hat sichtlich seine Seele von jedem Verständnis ihrer hervorragenden
Leistungen ferngehalten. Ganz richtig jedoch verlangt er „einen regelrechten
möglichst elementaren Beweis, daß die von Euler
angewandte Zerlegung alle Zahlen der Gleichung p2 + 3q2
= s3 umfaßt, wo
p und q unter sich
teilerfremde Zahlen sind“.
Er führt Gegenbeispiele an, aber nicht etwa für die Gleichung p2 + 3q2 = s3, wohl aber p2 – 3q2 = s3, wo durch analoge
Zerlegung p = t(t2 + 9u2) und q = 3u(t2 + u2) gewonnen wird, welche Ausdrücke aber nicht die
Lösung 472 – 3 . 22= 133 enthalten. Der grundlegende
Unterschied zwischen beiden Formen links, der bekanntlich eine große Rolle spielt
und mit den Einheiten zusammenhängt, ist ihm aber völlig verborgen geblieben. Daran
bessert auch nichts, daß auch für die Gleichung p2 + 7q2 = s3 die Lösung 572
+ 7 . 112 = 163
als nicht aus den Formeln abzulesen angegeben wird.
Verfasser kann nicht sagen, daß seine kühne Herausforderung grob zurückgewiesen sei.
Im Gegenteil. Wir sind geradezu mit Liebe und vor allem rein sachlich auf die vielen
Mängel seines Machwerks eingegangen und können deshalb vielleicht hoffen, daß er
unseren oben gegebenen Rat wenigstens insofern befolgt, als er es aufgibt, das schon
unter der Presse befindliche größere Werk „Probleme der Arithmetik“ wirklich
auf die Menschheit loszulassen.
Albert Fleck.
Getriebelehre. Eine Theorie
des Zwanglaufes und der ebenen Mechanismen. Von Martin
Grübler. Berlin 1917. Julius Springer. Preis geh. 7,20 M.
Im Laufe der Zeit hat die Darstellung der Kinematik in ihren führenden Lehrbüchern
eine weitgehende Wandlung erfahren. Bei Reuleaux war es
in erster Linie eine Systematisierung des umfangreichen Gebietes, die freilich von
der technischen Welt ziemlich geschlossen abgelehnt wurde; Burmester befaßt sich im bewußten Gegensatz dazu hauptsächlich mit der
Untersuchung der Bewegungsvorgänge, und zwar der Bahnen, welche die einzelnen Punkte
einer gegebenen kinematischen Kette durchlaufen; auch von anderer Seite wurde gerade
dieser Teil der Kinematik besonders ausgebaut, so zum Beispiel von R. Hartmann. Grübler geht in dem vorliegenden Bändchen von
154 Seiten Text mit 202 Abbildungen erheblich weiter.
Auf den ersten 12 Seiten werden die Grundbegriffe und die kinematische Analyse
überhaupt erörtert, es folgen dann auf den Seiten 13 bis 38 die Bedingungen der
Zwangläufigkeit für die ebenen geschlossenen und ungeschlossenen kinematischen
Ketten, die auf einen einfachen ganzzahligen Zusammenhang der Anzahl der vorhandenen
Glieder hinauslaufen, ihnen schließt sich auf den Seiten 39 bis 61 an die
Untersuchung der komplanen Bewegung einer starren Ebene, d.h. einer solchen, bei der
alle ihre Lagen innerhalb einer anderen Ebene verbleiben, und die Relativbewegung
von drei und mehr komplanen Ebenen. Man erkennt schon hieraus, daß die Grüblersche Darstellung allgemeiner gefaßt ist als die
bisher gebräuchliche. Als Erweiterung folgt eine eingehende Erörterung des
Bewegungs- und Geschwindigkeitszustandes der
zwangläufigen Ketten mit ihren Grenz-, Verzweigungs- und Wechsellagen (Seite 62 bis
101). Nach einer kurzen Besprechung über die Aufsuchung neuer Mechanismen und der
Art, wie den dabei etwa gestellten Forderungen der Zwangläufigkeit, bestimmter
gegenseitiger Lagen, bestimmter Bahngeschwindigkeiten und Beschleunigungen genügt
werden kann (Seite 102 bis 115), gibt der Schlußabschnitt einen ausführlichen Abriß
über den Beschleunigungszustand der kinematischen Kette.
Die knappe, klare Ausdrucksweise des Buches ist besonders hervorzuheben, leider
wirken bisweilen Druckfehler gerade in den Herleitungen der Formeln, wo öfters die
griechischen Buchstaben vom Setzer vertauscht worden sind, störend. Durchweg wird
neben der rechnerischen Untersuchung der gestellten Aufgabe auch die zeichnerische
Lösung erörtert und, so weit nötig, an bestimmten Beispielen neuerer bzw. ziemlich
kompliziert zusammengesetzter Getriebe wie zum Beispiel der Walschaert-Steuerung durchgeführt. Das Buch bietet jedem Ingenieur, der
sich mit der Untersuchung der Bewegungs-, Geschwindigkeits- und
Beschleunigungsverhältnisse von ebenen Getrieben, Steuerungen usw. zu befassen hat,
eine knappe Zusammenfassung aller der Methoden, die zur Lösung der an ihr
herantretenden Aufgaben erforderlich sind. Die oft mißbrauchte Aeußerung „das
Buch füllt eine bisher vorhanden gewesene Lücke aus“ ist hier durchaus am
Platze.
P. Stephan.
Haus- und
Geschäfts-Telephonanlagen. Von Carl Beckmann.
Eine kurz gefaßte Belehrung für alle, die sich eine Telephonanlage beschaffen
wollen, mit einem Anhange der wichtigsten, gesetzlichen Bestimmungen über
Postnebenstellen. (Sammlung Vieweg. Tagesfragen aus den Gebieten der
Naturwissenschaften und der Technik. Heft 34.) Braunschweig. Friedrich Vieweg &
Sohn.
Der Verfasser verfolgt den Zweck, einem Laien, der die Absicht hat, sich eine
Telephonanlage zu beschaffen, mit den gebräuchlichsten Systemen der Reichspost und
der Privatindustrie bekannt zu machen, damit er ein Urteil darüber gewinnen könne,
welches von diesen Systemen für den von ihm beabsichtigten Zweck das vorteilhafteste
ist.
Im Hinblick auf die äußerst zahlreichen und umfangreichen Systeme muß das Werk, das
nur 86 Seiten umfaßt, als äußerst beschränkt bezeichnet werden; dies könnte indessen
dem Verfasser nicht zum Vorwurf gemacht werden, da sich bekanntlich in der
Beschränkung erst der Meister zeigt. Bei näherem Zusehen zeigt sich indessen, daß
bei aller Meisterung des Stoffes die Beschränkung zu seinem Nachteile ausgefallen
ist, indem Verfasser in der Hauptsache nur die Fabrikate einer speziellen Firma,
nämlich der Firma Mix & Genest näher beschreibt.
Wenn nun auch im Prinzip sämtliche Systeme auf denselben Zweck hinauslaufen, nämlich
mit möglichst einfachen Handgriffen der manchmal sehr komplizierten Schaltungen Herr
zu werden, so mußte in einem Werk, das auf Belehrung Anspruch erhebt, doch diese
Belehrung etwas allgemeiner aufgefaßt werden, das heißt es mußten auch diejenigen zu
Worte kommen, welche außer der oben genannten Firma sich mit diesem Stoff
beschäftigt haben, und wie nicht abgestritten werden kann, mit großem Erfolg
beschäftigt haben.
Man kann daher zwar sagen, daß es dem Verfusser gelungen ist, sein Auditorium mit den
Konstruktionen der Firma Mix & Genest bekannt zu
machen und daß es dem Laien hiernach wohl möglich ist, das seinen Zwecken am besten
entsprechende System dieser Firma auszuwählen, daß er aber über die unzähligen
Konkurrenzfabrikate mit Stillschweigen hinweggegangen ist.
Im einzelnen ist zu bemerken, daß die Schaltungsschemata meist recht unübersichtlich
sind, indem nur die Anschlußklemmen der einzelnen Apparate verzeichnet sind, nicht
aber der Stromlauf in den Apparaten selbst, und wenn auch bei verwickelten
Schaltungen im Interesse der Uebersichtlichkeit hiervon abgesehen werden könnte, so
müßte doch verlangt werden, daß wenigstens bei der Beschreibung der einzelnen
Apparate ein Schaltungsschema beigefügt wäre, aus dem die Verbindung der einzelnen
Teile untereinander ersichtlich wäre; aber auch das ist nicht geschehen, und so
tappt derjenige, der sich über die Schaltungen wirklich genau unterrichten will,
vollständig im Dunkeln. Wenn zum Beispiel Verfasser auf Seite 67 behauptet, daß von
den Spulen der Batterie g in gleicher Weise viele andere Telephonverbindungen
abgezweigt werden können, ohne daß eine gegenseitige Beeinflussung stattfindet, so
hätte er wenigstens die Abzweigung mehrerer Telephonverbindungen schematisch
darstellen müssen, um glaubhaft zu machen, daß dies tatsächlich möglich ist; so aber
steht der Fachmann vor einem Rätsel, und bei dem Laien werden falsche Vorstellungen
erweckt.
Uebrigens leiden fast alle Lehrbücher über Telephonanlagen an diesem Uebelstand und
es wäre wünschenswert, daß hier endlich einmal Wandel geschaffen wird, damit auch
demjenigen, der zwar Schaltungen zu verfolgen versteht, der aber mit den
Einzelheiten von Telephon-Schaltanlagen nicht ganz vertraut ist, das Verständnis
dafür nicht verschlossen bleibt.
Dr. Koepsel.
Der Bau des Dieselmotors. Von Kamillo Körner. 349 Seiten Groß-8° mit 500 Textfiguren.
Berlin 1918. Julius Springer. Preis 30,– M.
Mit der Herausgabe des vorliegenden Werkes beabsichtigte der Verfasser, wie er in dem
Vorwort selbst hervorhebt, weniger ein wissenschaftliches als ein konstruktiv
praktisches Werk zu veröffentlichen. Dieser Absicht entsprechend besteht der
Hauptwert des umfangreichen Werkes in einer überreichen Fülle durchweg vorzüglicher
Ausführungszeichnungen, herstammend von den bekanntesten Firmen, die sich überhaupt
mit dem Bau von Dieselmotoren befassen. Anzuerkennen und zu bewundern ist dabei
neben den Bemühungen des Verfassers die Freigebigkeit, mit welcher die Fabriken die
Einzelheiten ihrer Bauart der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht haben, Wie der
Verfasser im Vorwort erwähnt, war das Buch schon vor Ausbruch des Krieges im Druck
fertig und sein Erscheinen wurde nur durch allerlei mit dem Kriege zusammenhängende
Ursachen verzögert. Es sind daher die neuesten Gestaltungen in dem Werke noch nicht
berücksichtigt, doch ist wohl anzunehmen, daß ohnehin die meisten Firmen oder auch
die Zensur mit einer solchen Veröffentlichung allerneuester Einzelheiten nicht
einverstanden gewesen wären. Uebrigens behandelt das Werk überhaupt mehr die
Einzelheiten des Dieselmotors in seiner allgemeinen Bauart, während die Verwendung
des Dieselmotors zu Sonderzwecken, Versuchsergebnisse, Angaben über
Wirtschaftlichkeit, Raumbedarf und dergleichen einer späteren Veröffentlichung des
Verfassers vorbehalten sind.
Das Werk stellt eine wertvolle Bereicherung der deutschen technischen Literatur dar
und dürfte bald in keinem Konstruktionsbüro fehlen, in welchem Dieselmotoren
entworfen werden. Die Ausstattung und namentlich die Ausführung der vielen
Abbildungen ist vortrefflich.
R. Vater.
Planimetrie zum Selbstunterricht.
Von P. Crantz. Zweite Auflage. (Aus Natur und
Geisteswelt. B. 340.) Leipzig 1918. B. G. Teubner. Preis 1,50 M.
Es ist eine recht geschickte Einführung in die Grundlehren der Planimetrie. Der
Verfasser legt Wert darauf, die Beweise anschaulich zu entwickeln. In dieser
Richtung könnten vielleicht die Beweise der Sätze des Pythagoras und des Euklid noch
weiter vereinfacht werden. Auch könnte der Verfasser getrost mit der altehrwürdigen
Ueberlieferung brechen, vier Aehnlichkeitssätze aufzustellen, obwohl auch drei
genügen.
Es verdient noch hervorgehoben zu werden, daß praktische Anwendungen und Aufgaben in
größerer Zahl eingestreut sind, deren Lösungen teils ausführlich besprochen, teils
kurz angedeutet werden.
E. Jahnke.