Titel: Bücherschau.
Autor: W. Müller
Fundstelle: Band 335, Jahrgang 1920, S. 83
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Bücherschau. Bücherschau. Drähte und Kabel. Von H. Brick. 2. Auflage. Band 285 1919. Elektrische Kraftübertragung. Von P. Köhn. 2. Auflage. Band 424. 1919. Aus der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“ des B. G. Teubnerschen Verlages, Leipzig-Berlin, liegen beide Schriften in zweiter Auflage vor. In der bekannten populärwissenschaftlichen Form der Sammlung geschrieben, geben sie eine leichtfaßliche Einführung in die beiden vorgenannten Fachgebiete, wie sie für einen weiteren Leserkreis in Frage kommt. Und in unserem Zeitalter der Technik sollte ja eigentlich niemand mehr dieser Technik ganz fremd gegenüberstehen. Schwere geistige Kost ist für diese Zwecke naturgemäß nicht am Platze, und der Leser soll durch eine mehr miterhaltende Plauderei hauptsächlich mit den grundlegenden Fragen des Stoffes bekannt gemacht werden. In der zweiten Auflage hat gegenüber der ersten der Band 285, Drähte und Kabel, eine Umarbeitung insofern erfahren, daß mit Rücksicht auf den inzwischen erschienenen Band 391 von A. Rotth, Grundlagen der Elektrotechnik, einige Kapitel gekürzt werden konnten. Dafür sind die Abschnitte über die Verwendung von Drähten und Kabeln erweitert worden, die, sei es für die Zwecke der Starkstrom- oder der Schwachstromtechnik dasjenige ist, was dem Laien am meisten ins Auge fällt. Eine recht umfassende Darstellung ist jedoch auch der Fabrikation von Drähten und Kabeln sowie der zugehörigen Materialienkunde zuteil geworden; ein enderer Abschnitt befaßt sich mit den Lieferungsbedingungen und der Abnahmeprüfung, die dem Werte des Gegenstandes entsprechend, wie z.B. bei Seekabeln, große Bedeutung haben können. Bezüglich des Bandes 424, Elektrische Kraftübertragung, wäre zu sagen, daß er trotz seines geringen Umfanges eine ziemlich weitgehende Kenntnis vom Wesen der elektrischen Kraftübertragung, der dazu benötigten Mittel und Anordnungen, ihres Nutzens, ihrer besonderen Bedingungen usw. vermittelt. Rich. Müller. Wärmetabellen. Ergebnisse aus den thermischen Untersuchungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, zusammengestellt von L. Holborn, K. Scheel und F. Henning. Braunschweig 1919. Friedr. Vieweg & Sohn. Preis kart. M 7,–. Die vorliegende Schrift enthält eine tabellarische Zusammenstellung der durch Versuche bestimmbaren Grundlagen der wissenschaftlichen und technischen Wärmelehre. Vor allem werden die Ergebnisse veröffentlicht, zu denen eine Wiederholung der Messungen Regnaults unter Anwendung der neuesten Untersuchungsverfahren der Thermometrie führte. Die meisten der gemachten Angaben sind bereits früher in der Literatur erschienen. Jedoch lag ihnen nicht immer die gleiche Temperaturskala zugrunde. Diesem störenden Umstände ist jetzt abgeholfen worden. Auch wurde berücksichtigt, daß manche thermischen Größen, z.B. das Wärmeäquivalent durch neuere Messungen Veränderungen erfahren haben. Einige der in den Tabellen zu findenden Daten erscheinen an dieser Stelle zum ersten Male im Drucke. Eingeleitet wird die Schrift durch ein Kapitel über die Temperaturskala der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, über die bei den Versuchen zur Verwendung gelangenden Thermometer und Thermoskalen sowie die Art, in welcher die Feststellung der im zweiten Teile angegebenen Werte erfolgte. Die Bestimmung der Zustandsgrößen und spezifischen Wärmen, der Wärmeleitung, Sättigungsdrücke, latenten Wärmen usw. ist für den Theoretiker so wichtig, daß diesem die Lektüre der nicht umfangreichen Abhandlung durchaus empfohlen werden kann. Für weitere Kreise kommt die Schrift weniger in Betracht. Ihre Ausstattung genügt allen berechtigten Ansprüchen. Schmolke. Technisches Denken und Schaffen. Von Prof. G. v. Hanffstengel. Berlin 1920. Julius Springer. Preis geb. M 12,– und 10 v. H. T.-Z. Die Schrift ist eine gemeinverständliche Einführung in die Technik und in erster Linie für Laien bestimmt, die beruflich mit diesem Gebiete in Berührung kommen. Sie wird in vielen Fällen einem Richter oder Rechtsanwälte, der genötigt ist, sich mit technischen Problemen zu beschäftigen, gute Dienste leisten. Ebenso kann Lehrern der Mathematik, Physik und Chemie, welche ihre Schüler auf praktische Anwendungen der vorgetragenen Wissenschaft hinweisen wollen, die Lektüre des Buches durchaus empfohlen werden. Aber auch über den gekennzeichneten Kreis hinaus verdient das schon durch seine äußere Ausstattung ansprechende Werk Verbreitung. Beruht doch die gegenwärtige Kultur vor allem auf den Errungenschaften der Technik, so daß jeder das Bestreben haben sollte, sich mit ihren Grundlagen vertraut zu machen, besonders wenn sie in so fesselnder Form dargestellt werden, wie es durch Hanffstengel geschieht. Daß die Besprechung der einzelnen Gebiete der Industrie nicht eine erschöpfende ist, wird durch den Umfang der Schrift bedingt. Ebenso ließen sich vom Standpunkte des strengen Theoretikers Einwendungen gegen manche Erklärung erheben, die in Rücksicht auf den Leserkreis etwas oberflächlich gestaltet wurde, Im allgemeinen muß aber die Gewandheit anerkannt werden, mit welcher der Verfasser die Wirkungsweise von Maschinen, Vorgänge bei der Bearbeitung usw. verständlich macht. Besprochen werden insbesondere die physikalischen Grundlagen der Technik, die Kraftmaschinen, Materialienkunde und Herstellungsverfahren. Mit einem recht lesenswerten Abschnitte über industrielle Betätigung schließt die Schrift. Möge sie dem Wunsche Hanffstengels entsprechend dazu beitragen, das Verständnis für technische Leistungen in weiten Volksschichten zu verbreiten und eine Brücke zwischen dem Denken des Ingenieurs und dem der übrigen Welt zu schlagen. Der Preis des auch als Geschenk für junge, dem Technikerberufe zuneigende Leute geeigneten Buches ist nicht zu hoch. Schmolke. Leitfaden der drahtlosen Telegraphie. Von W. Dollinger. Frankfurt/Main-West 1919. Akademisch-Technischer Verlag. Preis geh. M 5,–. Das von einem Lehrer der Hochfrequenztechnik geschriebene Buch hat es sich zur Aufgabe gestellt, dieses wohl alle Kreise stark interessierende Wissensgebiet auch dem technisch und mathematisch weniger Geschulten zu erschließen, ohne sich indessen einer zu laienhaften Darstellung bedienen zu wollen. Es ist also eine Einführung in das Wesen der modernen drahtlosen Telegraphie, wie sie ein Studierender, aber auch ein Angehöriger einer anderen Fakultät mit Erfolg benutzen kann, um sich im allgemeinen zu orientieren. Ueber den Aufbau des Buches wäre zu sagen, daß zunächst das Wesen der elektrischen Schwingungen, ausgehend von den Verhältnissen des geschlossenen Schwingungskreises, erörtert wird, anschließend daran folgen die Resonanzzustände im elektrischen Kreise, der offene Schwingungskreis, Zweck und Aufbau der Luftleiter usw. Es werden weiter die bekannteren Sende- und Empfangseinrichtungen für gedämpfte und ungedämpfte Schwingungen sowie zugehörige Meßmethoden besprochen, auch wird die sogen. gerichtete Telegraphie kurz erläutert. In einem Schlußabschnitte beschreibt der Verfasser, unterstützt durch eine Anzahl guter Abbildungen, die Einrichtung der drahtlosen Station des Technikums Bingen. Rich. Müller. Die Störungen an elektrischen Maschinen, Apparaten und Leitungen, deren Ursachen und Beseitigung. Von Ludw. Hammel. 10. und 11. Auflage. Frankfurt/Main 1919. Akademisch-Technischer Verlag. Die vorliegende Neuauflage, die als 10. und 11. Auflage bezeichnet wird, erinnert daran, daß solchen Handbüchern, die in ganz grober technischer Darstellung die zu einem elektrischen Apparate gehörigen Praktiken schildern, eine steigende Berechtigung zukommt. Während früher zu einer elektrischen Anlage auch ein erfahrener Maschinist gehörte, wird heute in der überwiegenden Anzahl von Fällen ein Laie vor die Aufgabe gestellt, mit dem ihm unbekannten Gegenstande so oder so fertig zu werden. Auch die künftigen Praktiker ermangeln oft einer Ahnung von dem wirklichen Sachverhalt bei Störungen in den ihnen anvertrauten Anlagen. Von einem solchen Buche kann man natürlich nicht allzu streng elektrotechnische Wissenschaft verlangen. Nichts destoweniger wäre doch die Ueberarbeitung des an sich nützlichen Buches durch einen kundigen Elektrotechniker auf keinen Fall ein Fehler. Die volkstümliche Deutlichkeit brauchte garnicht einmal dabei zu leiden. Es würde hier zu weit führen, auf Einzelheiten einzugehen, aber ähnlicher Behauptungen wie: „Dadurch, daß die Gleichstrommaschine sich mit einem Ankerstrom erregt, treten sogen. Ankerrückwirkungen in die Erscheinung“ sind es nicht wenige. Auch daß in einem solchen Buche eine Erklärung des Entstehens von Wanderwellen versucht wird, ist an sich schon ein Unfug. Die Erklärung selbst ist es aber noch mehr. Von solchen Schönheitsfehlern, die dem Laien ja meist garnicht zum Bewußtsein kommen, abgesehen, handelt es sich um ein Buch, daß auch trotz seiner Fehler vieles nützen kann, und zweifellos auch wohl genützt hat. Rich. Müller. Das Preußische staatliche Materialprüfungsamt, seine Entstehung und Entwicklung. Von Geheimrat Prof. Dr.-Ing. E. h. Rudeloff. Bericht an das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung. Auf einen kurzen geschichtlichen Ueberblick folgt in der Hauptsache eine Auswahl von Beispielen aus den amtlichen Forschungsarbeiten von 1903. Es erübrigt sich, hierauf näher einzugehen, da diese Arbeiten bereits in den jährlich in dieser Zeitschrift erschienenen Berichten über die Tätigkeit des Amtes verzeichnet sind. Alsdann äußert sich Rudeloff über den Ausbau der Forschertätigkeit, ohne allerdings neue Gesichtspunkte anzufahren. Die Ansicht, die von namhaften Vertretern der Industrie ausgesprochen wurde, daß voraussichtlich in Zukunft eine erhöhte Inanspruchnahme der technisch-wissenschaftlichen Institute eintreten wird, weil die Industrie angewiesen ist, die gegebenen Materialien bis zum Aeußersten auszunutzen, um den Wettbewerb mit dem Auslande aufnehmen zu können, dürfte eine große Wahrscheinlichkeit für sich besitzen. Allerdings muß dabei berücksichtigt werden, daß im Laufe der Jahre von zahlreichen Industrieunternehmungen eigene Laboratorien eingerichtet wurden, die sich vielfach durch eine wenn auch interne Forschungstätigkeit auszeichnen. Die Einrichtung von Privatlaboratorien wurde durch die mit dem Kriege verbundenen Heereslieferungen und die dadurch bedingten behördlichen Abnahmen begünstigt. Hierdurch wird naturgemäß die Frequenz der staatlichen Materialprüfungsanstalten nicht unwesentlich herabgedrückt, indem alle Firmen, die ein eigenes Laboratorium besitzen, diesem auch die Prüfung der Werkproben und die Untersuchung der Materialmängel überweisen. Nur in solchen Fällen werden die Aemter unentbehrlich sein, in denen es sich um besondere Gutachten amtlicher oder beglaubigter Natur handelt, oder wenn Fabrikbetriebe keine eigene Versuchsanstalt zur Verfügung haben. In diesem Falle ist allerdings ein weiterer Ausbau sehr wohl denkbar, denn es gibt leider noch zahlreiche Unternehmen, deren Leiter von Materialprüfung und ihrer Notwendigkeit für eine rationelle Fabrikation keine Ahnung haben. Hier aufklärend zu wirken ist eine der Hauptaufgaben der staatlichen Anstalten, wie sie im volkswirtschaftlichen Interesse nicht höher bewertet werden kann. Neben dieser Aufklärung werden den Anstalten die Forschungsarbeiten obliegen, die, wie Rudeloff mit Recht sagt, an das Wissen und das wissenschaftliche Denkvermögen desjenigen, der den Forschungsplan aufstellt und die Ergebnisse bearbeitet, hohe Anforderungen stellen. Die Forschungsarbeiten erfordern ein gut geschultes Personal, das den Fabriken kaum zur Verfügung stehen wird, da es sich nur in steter Spezialisierung bilden kann. Privatdozent Dr.-Ing. W. Müller.