Titel: | Bücherschau. |
Autor: | Waltsgott |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 176 |
Download: | XML |
Bücherschau.
Bücherschau.
Der praktische Eisenhochbau.
Von Alfred Gregor, Oberingenieur bei Breest & Co.,
Berlin. Dritte durchgesehene und vermehrte Auflage. Berlin, Hermann Meusser,
1923.
Zu den interessantesten Werken auf dem Gebiete des Eisenbaues gehört unzweifelhaft
das Buch von Alfred Gregor „Der praktische Eisenhochbau“. Auf den ersten
Blick ist erkennbar, daß das schöne Werk aus der Praxis hervorgegangen und demnach
auch wieder mit großem Vorteil in der Praxis wird verwendet werden können. Rein
äußerlich betrachtet fallen die vielen, außerordentlich sauber und sorgfältig
ausgeführten Konstruktionszeichnungen auf. Aber auch der Inhalt bringt in
gediegener, klarer Sprache all das, was für den Eisenkonstrukteur von Bedeutung ist.
Um kurz auf denselben einzugehen, so gliedert der Verfasser den Stoff in 8
Abschnitte. Die ersten beiden Abschnitte geben mathematische Tabellen nebst einer
Formelsammlung aus dem Gebiete der Mathematik, sowie die preußischen
Hochbauvorschriften vom jähre 1919, Gewichts-, Belastungs- und Festigkeitszahlen. Im
3. Abschnitt werden Nieten und Schrauben besprochen. Die Tabelle auf Seite 70/71
über die Tragfähigkeit von 1 bis 12 zweischnittigen Nieten in Tonnen bei
verschiedenen Blechstärken dürfte gute Dienste leisten. Im Kapitel Pfetten wird die
Berechnung der vollwandigen und Gitterpfetten und deren Berechnung gezeigt. Der 5.
Abschnitt behandelt ausführlich die Berechnung und Konstruktion der verschiedenen
Arten der Binder, natürlich auch der Rahmenbinder. Die gebräuchlichen Bindersysteme
werden an der Hand von Kräfteplänen statisch untersucht und in
Konstruktionszeichnungen dargestellt. Mit der gleichen Ausführlichkeit werden im 6.
Abschnitt die Träger und Decken besprochen. In diesen beiden Kapiteln läßt sich so
recht der praktisch schaffende Ingenieur erkennen, der nur das bringt, was auch
wirklich am Konstruktionstisch erforderlich ist; nicht mehr aber auch nicht weniger.
Im 7. Abschnitt „Verschiedenes“ sind besonders wertvoll die Worte, die der
Verfasser über „die Verwertung der täglichen Arbeit“ findet. Hier werden
Angaben über die Berechnung der Fachwerksnetze (mit Tabellen!) geliefert: die
Ausbildung der Stützenflüsse für zentrische und exzentrische Belastung wird an
einigen Beispielen dargetan, besprochen werden ferner die unvollständigen Fachwerke
mit biegungsfesten Stäben, die freitragenden Wellblechdächer (Tabellen!), und das so
wichtige Kapitel der Knickfestigkeit. Hier wird die Euler'sche und die Tetmajer'sche
Formel sowie das Krohn'sche Verfahren mit Anwendungsbeispielen gegeben. Den Beschluß
des Buches bilden eine Reihe von Tabellen für Einzel- und für zusammengesetzte
Querschnitte. (Trägheitsmomente, Trägheitshalbmesser, Verminderung desselben durch
die Nietlöcher, Beispiele zur Berechnung zusammengesetzter Querschnitte usw., usw.),
Tafeln, welche im Rahmen einer Buchbesprechung nicht vollständig besprochen werden
können. Es ist selbstredend, daß gerade die Benutzung dieser Tabeller in der Praxis
viel Zeit spart. Zusammenfassend muß ich mein Urteil dahin abgeben, daß der
Verfasser mit dem vorliegenden Werke ein Buch geschaffen hat, welches für den
schaffenden Ingenieur ein wertvolles Hilfsmittel, für den Eisenkonstrukteur und
Statistiker ein unentbehrliches Nachschlagebuch, und für den Ingenieur im
allgemeinen eine Fundgrube an technischem Wissen auf dem schwierigen Gebiete der
Eisenkonstruktion bedeutet, wie wohl kein anderes Werk auf diesem Gebiete.
Dipl.-Ing. Prof. A. Marx.
Ueber Energieströme und
Energiezirkel. Die Zurückführung der Erscheinungen der Gravitation, Licht,
Wärme, Magnetismus, Elektrizität sowie kosmischer, geologischer, physiologischer und
anderer Vorgänge auf eine gemeinsame Ursache. Von Dr. K. Becker, Rostock 1924. Universitätsdruckerei Adlers Erben, G. m. b. H. Geh.
2 Mk.
Nach Angabe des Verfassers hat derselbe bereits im Jahre 1914 das Wesen der
Gravitation entdeckt. Nach seinen Angaben sind aber die Darlegungen in dieser 50
Seiten umfassenden Druckschrift vorerst nur als vorläufige Mitteilungen anzusehen.
Wenn auch die kurzen Ausführungen im allgemeinen mit bekannten Erscheinungen
nicht im Widerspruch stehen, so tragen dieselben in ihrer allgemeinen Form und ohne
Beweisführung wenig zur weiteren Erkenntnis auf diesem Gebiete bei.
Wimplinger.
Berichte des Versuchsfeldes für
Werkzeugmaschinen an der Technischen Hochschule Berlin. Heft VI.
Herausgegeben von Prof. Dr. Schlesinger. Geh. 2,40
Mk.
Das Heft enthält Untersuchungen von Ersatzriemen, von Bohrölen und von kupferarmen
Zinklegierungen für die Lagerungen der Werkzeugmaschinen, Einfluß der Gießart und
der Schmierung. Mit Recht bezeichnet der Verfasser diese Arbeit als
„Kriegsnachklänge“. Kein Betriebsleiter, von dem man Qualitätsarbeit
verlangt, wird freiwillig auf solche Ersatzstoffe zurückgreifen. Die Untersuchung
von Ersatzriemen hat sich als eine langwierige Arbeit ergeben, wobei sich gezeigt
hat, daß nur solche Riemen in Betracht kommen können, die aus Faserstoffen
hergestellt wurden. Die Untersuchungen über Bohröle haben bleibenden Wert, da sie
uns einen Einblick in die Kühlwirkung solcher Oele bieten. Die Versuche, Bronzelager
durch Lager aus Zinklegierungen mit wenig oder gar keinem Cu-Gehalt zu ersetzen,
ergaben, daß Zinklegierungen ohne Cu-Gehalt zu vermeiden sind.
Wimplinger.
Hochdruckdampf. Unter Mitarbeit
von Dr.-Ing. Münzinger, Prof. Dr. Goerens, Direktor F. Loch, Dr.-Ing. M. Guilleaume,
Dipl.-Ing. Gleichmann, Direktor Hartmann, Noack, Prof. Dr.-Ing. Josse, Prof.
Dr.-Ing. Stodola, Holle, Direktor Seiffert, herausgegeben vom Verein Deutscher
Ingenieure, Berlin 1924, VDI. - Verlag G. m. b. H. Geh. 9 Mark.
Auf dem Gebiete der Dampfkraftanlagen wurden in den letzten Jahren bedeutende
Fortschritte gemacht wie die Hochdrucktagung des Vereines deutscher Ingenieure vom
18. und 19. Januar 1924 zeigte. Die Vorträge dieser Tagung mit dem anschließenden
Meinungsaustausch sind durch einzelne Aufsätze aus der VDI-Zeitschrift und andere
noch unveröffentlichte Beiträge ergänzt in einem Buche vereinigt worden. So bildet
dieses Buch ein abschließendes Bild über die Verwendbarkeit höchstgespannten
Dampfes. Höchste Temperatur und Drucke, eine Forderung der Wärmetheorie, ist das
Zukunftsproblem der Technik. Durch die Verwendung des Hochdruckdampfes werden auch
dem Kesselbau neue Aufgaben gestellt, er muß sich immer mehr dem
hochentwickelten Maschinenbau nähern. Dementsprechend wird auch die Blecherzeugung
weiterhin verbessert werden und die Materialprüfung hat darüber zu achten, daß nur
bester Werkstoff hier Verwendung findet. Alle diese Gesichtspunkte werden teils in
den Vorträgen, teils in den anschließenden Erörterungen eingehend besprochen, so daß
der Leser über die Aussichten auf diesem Gebiete gut unterrichtet wird. Die
Ausstattung des Sonderheftes ist eine gute.
Das Sonderheft ehrt zugleich das Angedenken des kürzlich verstorbenen rastlosen
Pioniers auf dem Gebiete der Hochdruckdampftechnik, Wilhelm Schmidt, der als Mensch
und Techniker gleich groß, vorbildlich gewirkt hat.
Wimplinger.
Gewerblicher Rechtsschutz. Von
Professor Philipp Allfeld. Erster Band: Musterschutz,
Erfindungsschutz (Patentrecht), Hamburger Kaufmannsbücher, 1924. Hanseatische
Verlagsanstalt, Hamburg. 214 Seiten. Preis 3,50 Goldmark.
Systematische Darstellungen rechtlicher Materien leiden nicht selten an dem Mangel,
daß sie dem Leser nicht zu unterscheiden ermöglichen, inwieweit lediglich der Text
des Gesetzes wiedergegeben ist, und wieweit Schlußfolgerungen, die von
Rechtsprechung und Kommentatoren daran geknüpft sind. Infolgedessen hat der Leser
dann, wenn er sich nicht das Gesetz selbst besorgt, keine Möglichkeit, durch eigenes
Nachdenken die Richtigkeit der systematischen Ausführungen bestätigt zu finden und
darüber hinaus zu eigenen, weitergehenden Folgerungen zu gelangen. In dem
vorliegenden Buch ist dieser Fehler vermieden: Wortlaut des Gesetzes, Auffassung des
Reichsgerichts und Patentamtes sind klar gesondert. Das Buch veranschaulicht so mit
ausgezeichneter Methodik den schwierigen Stoff, und an einer Sprache, welche dem
Umstand Rechnung trägt, daß junge Kaufleute, für die das Buch in erster Linie
bestimmt sein soll, nicht mit den begrifflichen Voraussetzungen vertraut sind, mit
denen die Berufsjuristen zu arbeiten gewohnt sind. Der zweite Band soll dem Schutz
der Warenbezeichnungen, dem Schutz gegen unlauteren Wettbewerb und dem
internationalen gewerblichen Rechtsschutz gewidmet sein. Es wäre erwünscht, wenn er
ein ausführliches Sachregister für beide Bände bringen würde.
Dr. Waltsgott.
Textabbildung Bd. 339