Titel: Bücherschau.
Autor: Everling
Fundstelle: Band 341, Jahrgang 1926, S. 54
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Bücherschau. Bücherschau. Achema-Jahrbuch, Jahrgang 1925. Berichte über Stand und Entwicklung des chemischen Apparatewesens. Herausgegeben von Dr. Max Buchner. 8° 182 S. mit vielen Abbildungen. Leipzig, Verlag Chemie, 1925. Das hübsch ausgestattete Buch, welches der hervorragenden Ausstellung chemischer Apparate zu Nürnberg im September 1925 das Geleit gab, bringt in seinem wissenschaftlichen Teil Aufsätze über optische Messungen, Steinzeug, Platinersatz, Fehler beim Apparatebau usw., im technisch-industriellen Teil viele kurze Berichte über neue Konstruktionen von Firmen. Besonders lesenswert ist der Aufsatz von Block über „nebensächliche Kleinigkeiten an chemischen Apparaten“ (S. 90–122), welcher an Hand von 32 Abbildungen auf allerlei Mängel hinweist und Abhilfen angibt. K. Arndt. Sammlung elektrochemischer Rechenaufgaben mit einer kurzen Uebersicht über die wichtigsten Lehrsätze und Konstanten. Von Prof. Dr.-Ing. Gustav F. Hüttig (Sammlung Göschen, Bd. 892) Klein 8°, 102 S. Berlin, Walter de Gruyter & Co., 1924. Geb. 1,25 Mark. Das Büchlein bringt zunächst kurze die Grundlager der physikalischen Chemie (osmotische Gesetze, elektrolytische Dissoziation, Theorie der galvanischen Ketten usw.), dann 96 Rechenaufgaben und schließlich ihre Lösungen. Wer sich einige Gewandtheit in physikalisch-chemischem Rechnen aneignen will, findet hier eine gute Anleitung, ohne dabei des eignen Nachdenkens ganz enthoben zu sein. K Arndt. Das selbsttätige Kuppeln von Eisenbahnwagen. Von Dr.-Ing. Paul Paap, Regierungsbaumeister a. D., Berlin, Verkehrstechnische Bücherei Band 2, Bruno Volger, Leipzig 1925, 10 ℛℳ. Die Kupplungsfrage ist unzweifelhaft eine der schwierigsten, zugleich aber auch wichtigsten Fragen, die die Eisenbahnfachleute aller Zeiten und aller Länder beschäftigen. Spielen doch bei ihrer Lösung die verschiedensten Umstände und Verhältnisse eine mehr oder minder große Rolle. In klarer, sachlicher und leichtverständlicher Schreibweise – dies ist ein besonderer Vorteil des vorliegenden Werkes, das deshalb auch von nicht ausgesprochenen Spezial-Fachleuten gern gelesen und, was die Hauptsache ist, auch verstanden wird – läßt der Verfasser die ganze Entwicklungsgeschichte der Kupplungsfrage gleichsam film-artig vor unserem geistigen Auge abrollen. Aus der Einleitung erfahren wir, daß der Gedanke zur Schaffung selbsttätiger Kupplungen schon so alt sein dürfte, wie die Eisenbahn überhaupt, daß er eine mächtige Förderung erfahren hat durch die vor reichlich 25 Jahren in Amerika erfolgte gesetzliche Einführung der selbsttätigen Janney-Kupplung, und daß in absehbarer Zeit sämtliche Eisenbahnländer der Erde, besonders diejenigen Europas, aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen gezwungen sein werden, an die endgültige Regelung dieses Problems heranzugehen. Aus sozialen Gründen, um Leben und Gesundheit der im Rangierdienst beschäftigten Leute zu schonen, aus wirtschaftlichen, um durch Vereinfachung und Beschleunigung des Rangierdienstes den Betrieb technisch zu verbessern und andererseits durch Herabminderung der Ausgaben für Instandsetzungsarbeiten und Unfallrenten beträchtliche Ersparnisse zu erzielen. Im geschichtlichen Teile werden die bekannteren Bauarten von Kupplungen kurz beschrieben, und zwar zunächst die nichtselbsttätigen und danach die selbsttätigen. Bei letzteren wird mit den amerikanischen Ausführungen begonnen, um im Anschluß daran die europäischen französischer, deutscher und nordischer Herkunft zu besprechen. Der nächste Teil „Kritische Betrachtung der bisher eingeschlagenen Wege zur Lösung der Aufgabe“ beschäftigt sich mit den zahlreichen Preisausschreiben und Versuchen, sowie mit der Behandlung der Aufgabe seitens der Erfinder. Hierbei erfahren wir, daß die eigentlichen Fachleute, also die Betriebsbeamten und Maschinentechniker der Eisenbahnverwaltungen, auf erfinderischem Gebiete recht wenig Glück gehabt haben, daß dagegen die wenigen praktisch wirklich in Frage kommenden Lösungen in Europa wohl von fachmännisch ausgebildeten Ingenieuren, aber nicht von solchen aus dem eigentlichen Eisenbahnbetriebe, sondern aus der Eisenbahnindustrie stammen. Sehr behindert wurde die Erfindertätigkeit durch die Art der Abfassung der Preisausschreiben. So wurde durchweg verlangt, daß in wagenbaulicher Beziehung konstruktive Aenderungen vermieden werden sollen. Der wichtigste, auf den Kernpunkt der ganzen Frage gehende Teil des Buches ist der vierte, in dem die technischen Einzelheiten ausführlich besprochen werden unter Gegenüberstellung der Mängel der Schraubenkupplung und der Vorzüge der selbsttätigen Kupplungen. Diese Betrachtungen werden geführt sowohl vom betriebstechnischen, als auch vom theoretischen Standpunkte aus. Es werden die Hilfsmittel für die Uebergangszeit aufgeführt, in der Schrauben- und selbsttätige Kupplungen nebeneinander zur Verwendung kommen, und anschließend unfallstatistische Hinweise gegeben. Im Abschnitt „Wagenbautechnische Eigentümlichkeiten“ werden die verschiedenen bei der Einführung selbsttätiger Kupplungen vom Wagenbauer zu berücksichtigenden Bedingungen beleuchtet, so die Fortleitung der Zug- und Stoßkräfte durch den Wagenzug, der Ueberhang an den Wagenenden und die Durchführung der Kuppelstangen durch die Kopfschwellen. Der Verfasser geht dabei von der Natur aus, in der selbst Gebilde, die für freie, ganz führungslose Fortbewegung geschaffen sind, nur e in „Rückgrat“ haben, das durch den ganzen Körper in der Längsrichtung hindurchgeht, ihm somit den nötigen Halt verleiht, dabei zugleich durch eine gelenkige, aber nicht haltlos lockere, Verbindung der einzelnen „Wirbel“ auch die erforderliche Schmiegsamkeit schafft. Einem solchen Gebilde ist der Eisenbahnzug vergleichbar, der aber in bisheriger Ausführung, d.h. mit mittlerer Schraubenkupplung und Seitenpluffern drei Rückgrate besitzt, also ein Unding ist. Aus diesem Grunde ist der Schluß zu ziehen, daß als brauchbare selbsttätige Kupplung nur eine starre Mittelpufferkupplung in Frage kommen kann, zumal die Kupplung im Betriebe sowohl auf Zug, als auch auf Stoß beansprucht wird. Der Abschnitt „Kinematische Verhältnisse“ bringt genaue Einzelheiten über den Eingriff der Kupplungen, über die Form der Kuppelglieder und ihr Verhalten gegen Verschleiß, sowie über die Wirkungsweise der Kuppelgetriebe. Im Anschluß daran werden verschiedene sonstige Besonderheiten besprochen, z.B. Sicherheitsverbindung bei Brüchen, Lenkfähigkeit, Schutz gegen Aufklettern, selbsttätige Kupplung von Brems-, Heiz- und elektrischen Leitungen. Bemerkenswert ist auch, was über die Herstellungs- und Einführungskosten gesagt wird, sowie die Gewichtsvergleiche. Daß sich selbsttätige Kupplungen nicht etwa nur für Eisenbahnwagen eignen, sondern für alle Schienenfahrzeuge, ganz besonders auch in Berg- und Hüttenbetrieben, sowie im Straßenbahnverkehr, ja sogar zum Kuppeln der Lastautozüge, wird ebenfalls nachgewiesen. Der 5. Abschnitt umfaßt als Ueberblick eine Zusammenstellung der für die Lösung der Aufgabe charakteristischen Eigenschaften der selbsttätigen Kupplungen und schließlich eine Kritik der aus der großen Zahl übrigbleibenden wenigen wirklich betriebsbrauchbaren derartigen Ausführungen. Das Ergebnis der „Schlußbetrachtung über den Weg zur endgültigen Lösung des Problems“ führt dazu, daß man sich von den Seitenpuffern loszusagen, also eine Mittelpufferkupplung zu wählen hat. Hier ist wieder zu unterscheiden zwischen den Mittelpuffer-klauen- und den Mittelpufferstarrkupplungen. Aber auch hier ist unter Berücksichtigung alles vorher Gesagten die Wahl nicht schwer, sie kann nur auf letztere fallen, und zwar auf die Scharfenbergkupplung als einzige, die auf Grund der Durchbildung ihres Kuppelkopfes kräftig genug erscheint, um ohne Seitenpuffer einwandfrei arbeiten zu können. Im Anhang sind schließlich Versuchsergebnisse über Kupplungsversuche wiedergegeben, die in den Jahren 1923 und 1924 von der deutschen Reichsbahn mit der Willison- und der Scharfenbergkupplung angestellt wurden, und bei denen die Ueberlegenheit der letztgenannten unzweifelhaft erwiesen wurde. Die ganze Abhandlung, welche als Doktordissertation von der Technischen Hochschule Hannover genehmigt ist, atmet den Geist der Unparteilichkeit, der nur gewonnen werden kann auf Grund eingehendsten Studiums. Gerade deshalb wird das Werk allen, die sich mit der nicht nur Fachkreise, sondern auch zahllose Außenstehende interessierenden Kupplungsfrage beschäftigen, von unschätzbarem Werte und eine Fundgrube zahlloser Erklärungen und Anregungen sein. Cr. Hochfrequenztechnik. Von Dr. Friedrich Franz Martens, Professor der Physik an der Handelshochschule Berlin. Friedr. Vieweg & Sohn, Akt.-Ges., Braunschweig 1925. Dei Rundfunk – die Sensation von 1923 – hat heute seinen Charakter als spielerisch-leidenschaftlich betriebener Sport verloren. Langsam bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß es nicht allein mit dem selbstverständlichen Hinnehmen wunderbarer Vorgänge getan ist, sondern daß man sozusagen die Pflicht hat, sich auch mit den Ursachen dieser Erscheinungen eingehend zu befassen. Für solche ernsthafte Leute, die bereit sind, die Vorgänge der drahtlosen Telegraphie und Telephonie in klaren einprägsamen-nüchternen Bildern, Worten und Zahlen entgegenzunehmen, bietet sich in der „Hochfrequenztechnik“ des Verfassers ein gutes Buch zur Einführung. In zwei Hauptabschnitten, überschrieben „Elektromagnetische Schwingungen“ und „Elektromagnetische Strahlung“ wird eine Uebersicht über das Gebiet der drahtlosen Wellen, ihrer Erzeugung, ihrer Aussendung und ihres Empfanges Sowie eine Zusammenstellung der hierzu benötigten Apparate gegeben. Vor allem das Kapitel über Störbefreiung dürfte manchen Radio-Freund interessieren. In einem Anhang finden sich nützliche Winke über die Mathematik der Wechselstromgrößen. Das Buch ist mit 153 recht klaren Abbildungen ausgestattet. Franz. Luftschiffe und Luftschiffahrt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Eine allgemein verständliche Einführung in das moderne Luftschiffwesen und seine großen Probleme, Bau und Verwendung der Luftschiffe. Von Marine-Baurat Engberding. 1926. Berlin SW. 19. VDI-Verlag G. m. b. H. 8°. XXIV und 272 S. mit 119 Textabb., 7 Vollbildern, einer Tafel und einem Bildnis des Grafen Zeppelin. Von der Luftfahrt pflegt die Tagespresse vor allem die Luftschiffahrt im Gegensatz zum Flugwesen, das sie trotz seiner großen, ständig wachsenden Verkehrsleistungen, des stetig sich ausbreitenden Sports und der erfolgreichen Wettbewerbe im Verhältnis weniger stark berücksichtigt. In Luftfahrerkreisen ist man im Gegensatz dazu geneigt, das Luftschiff als überlebt anzusehen und dem Flugzeug schwerer als Luft in seiner jetzigen oder einer noch nicht bestimmten weiterentwickelten Form die Zukunft zuzusprechen. Da ist das Buch eines Mannes, der im Kriege und darüber hinaus die gesamte Luftschiffentwicklung an führender Stelle mitgemacht hat, so recht geeignet, uns zu zeigen, was seit mehr als 25 Jahren mit dem Gas-Luftschiff geleistet wurde, und wie wir jetzt durch außenpolitische Hemmungen an der Weiterentwicklung behindert sind. Seine klare, zwanglose Zusammenstellung des Wesentlichen über mechanische Grundsätze und Bauweise, Herstellung, Betrieb, Typenentwicklung und Verwendung der Luftschiffe wird gekrönt durch den Hinweis auf die größte bisherige Luftschiffleistung, die Kriegsfernfahrt des L 59 nach Afrika. Das mit Bildern reich ausgestattete Buch wirbt über sein eigentliches Thema, die Luftschiffahrt, hinaus für die gesamte, heute so schwer bedrängte Luftfahrt und verdient daher auch von denen, die das Flugzeug bevorzugen möchten, freundlich beachtet und verbreitet zu werden. Everling.