Titel: Ueber Hrn. Roberts Verbesserung der Davy'schen Sicherheitslampe für Steinkohlenbergwerke.
Fundstelle: Band 40, Jahrgang 1831, Nr. XXXIX., S. 209
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XXXIX. Ueber Hrn. Roberts Verbesserung der Davy'schen Sicherheitslampe fuͤr Steinkohlenbergwerke. Aus den Transactions of the Society of Arts im Repertory of Patent-Inventions, April 1831, S. 210. Roberts Verbesserung der Davy'schen Sicherheitslampe. Der Haupteinwand, welchen man gegen die Anwendung von Davy's Sicherheitslampe machen kann, ist dieser, daß sie ein so schwaches Licht gibt, weit die schmale Flamme in ein Gehaͤuse von feinem Drahtgewebe eingeschlossen ist und daß dieser Umstand noch um vieles fuͤhlbarer wird, wenn der Bergmann in einer Luft arbeitet, welche mit so vielem brennbarem oder kohlensaurem Gas oder beiden zugleich gemischt ist, daß die Lampe mit einer blassen, rußigen Flamme brennt. Die Explosion, welche unter diesen Umstaͤnden Statt finden koͤnnte, wird freilich durch Davy's bewunderungswerthe Erfindung verhindert, aber es waͤre von hoͤchster Wichtigkeit, wenn man das Licht der Lampe verstaͤrken koͤnnte, ohne ihre Sicherheit zu beeintraͤchtigen. Jeder Bergmann hat seine eigene Lampe; von allem Licht welches sie ausstrahlt, kommt ihm jedoch nur der Theil zu Nuzen, welcher auf den Ort faͤllt, wo er arbeitet; es ist klar, daß wenn man hinter der Flamme einen Reflector anbraͤchte, ein großer Theil des Lichtes, welches außerdem verloren geht, an die Stelle geworfen wuͤrde, wo man es braucht. Der concave Reflector, welchen Hr. Roberts anwendet, hat keine regelmaͤßige Kruͤmmung, sondern sie naͤhert sich derjenigen des dritten Theils eines Cylinders; man kann ihn aus versilbertem oder verzinntem Kupfer oder aus verzinntem und polirtem Eisenblech machen, welches leztere nicht nur das wohlfeilste, sondern im Ganzen auch das geeignetste Material ist, weil es viel weniger als Silber durch das Schwefelwasserstoffgas geschwaͤrzt wird. In gewissen Kohlengruben, wo die Schichten dik sind, wie in derjenigen bei Whitehaven und in einigen bei Staffordshire, muͤssen die Bergleute oft im oberen Theil der Gaͤnge arbeiten, wo sich die entzuͤndbaren Gasarten sehr leicht sammeln und wo eine Lampe, selbst wenn sie mit einem Reflector versehen ist, wenn man sie in diese entzuͤndbare Luft taucht, nur sehr wenig Licht gibt. In solchen Faͤllen wendet Hr. Roberts einen zweiten concaven Reflector an, welchen er außen an der Lampe an einem mit einem Gelenk versehenen Stiele befestigt, so daß man ihn in jeder Richtung drehen kann; der Bergmann stellt die Lampe auf den Boden, wo die reinste Luft und folglich die Flamme am hellsten ist und richtet den aͤußeren Reflector so, daß die durch den inneren verdichteten Strahlen an die Stelle geworfen werden, wo man das Licht braucht. Man hat in den Steinkohlengruben bei Bolton Versuche mit Hrn. Roberts Apparat angestellt und gefunden, daß man mit demselben ein so Helles Licht erhaͤlt, daß es zu jedem Zwek, selbst in einer Entfernung von 15 bis 20 (englischen) Ellen von der Lampe vollkommen ausreicht. Hr. Roberts, welcher selbst fruͤher in Steinkohlenbergwerken arbeitete, theilte uns auch noch folgende Beobachtungen mit, die sich zwar nicht unmittelbar auf die vorhergehende Notiz beziehen, aber doch bekannt zu werden verdienen. Daß die Grube entzuͤndbare Luft enthaͤlt, zeigt sich dadurch, daß die Spize der Flamme einer Kerze oder Lampe blau wird, und man kann sogar aus der Laͤnge dieser blauen Spize auf die Menge der entzuͤndbaren Luft und folglich auf die Groͤße der Gefahr schließen. Diese blaue Spize ist bisweilen zwei und einen halben Zoll lang und wenn eine Entzuͤndung nicht mehr fern ist, faͤngt sie an auf der Spize der eigentlichen Lichtflamme zu huͤpfen. Das Vorkommen von kohlensaurem Gas erkennt man dadurch, daß das Licht matt brennt und endlich erloͤscht; vor dem Erloͤschen wird die Flamme rußig und etwas breiter, worauf sie bei dem geringsten Luftzuge erloͤscht. Wenn die beiden erwaͤhnten Gasarten zusammen vorkommen, so hat die Flamme eine lange, breite, buschige Spize, die bisweilen sechs Zoll hoch ist. Unter diesen Umstaͤnden erfolgt keine Explosion, wenn aber das Verhaͤltniß der Kohlensaͤure zunimmt, erlischt die Flamme. In den engen Raͤumen einer Kohlengrube, welche unvollkommen ventilirt sind und in welche man nicht mit Sicherheit mit einem Licht gehen kann so lange sie kalt sind, hoͤrt die Gefahr auf, sobald sie warm sind. In solche Raͤume tritt der Bergmann zuerst ohne Licht, zieht seine Jake ab und schwingt sie in der Luft herum, um die Gasarten zu mischen, worauf er mit aller Anstrengung an die Arbeit geht, um in starken Schweiß zu kommen, und dadurch den Raum zu erwaͤrmen; er laͤuft dann so schnell als moͤglich, damit der Raum nicht erkaͤltet, hinaus um sein Licht zu holen: in diesem Raum ist er nun so lange gegen alle Gefahr gesichert, als er angestrengt arbeitet; wenn er aber auch nur eine kurze Zeit uͤber aussezt, so zeigt sich die entzuͤndbare Luft durch die blaue Spize seines Lichtes und der Plaz wird gefaͤhrlich. Verlaͤßt er die Stelle fuͤr eine kurze Zeit, so muß er ohne licht wieder hineingehen und mit allen oben erwaͤhnten Vorsichtsmaßregeln. Wenn ein Bergmann auf diese Art gearbeitet hat, so bemerkt man nach dem Erkalten des Raumes die verdichtete Ausduͤnstung in Tropfen auf der Oberflaͤche der Kohlen. Der Erfolg des obigen Verfahrens scheint zum Theil durch die Kohlensaͤure, welche beim Athmen des Bergmanns erzeugt wird, hervorgebracht zu werden, hauptsaͤchlich aber durch den Wasserdampf seiner starken Ausduͤnstung; dafuͤr spricht wenigstens eine Beobachtung des Hrn. Roberts, welcher bei einer Arbeit in den Kohlengruben zu Whitehaven fand, daß er den Zwek eben so gut erreichte, als er ein Stuͤk gebrannten Kalk vor sich legte und Wasser auf dasselbe goß. Dr. Clanny's Sicherheitslampe beruht auf demselben Princip, das Gas mit Dampf zu verduͤnnen.