Titel: Beschreibung einer Platinlampe; von George Merryweather.
Fundstelle: Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LXV., S. 344
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LXV. Beschreibung einer Platinlampe; von George Merryweather. Aus Jameson's Edinburgh new philosophical Journal. Januar – Maͤrz 1831, S. 359. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Merryweather, Beschreibung einer Platinlampe. Vor einigen Jahren machte Sir Humphry Davy die Entdekung, daß wenn man einen duͤnnen Platindraht spiralfoͤrmig um den Docht einer Weingeistlampe windet und rothgluͤhend macht, der Draht noch lange fortfaͤhrt zu gluͤhen, nachdem die Flamme ausgeblasen wurde. Als ich uͤber diese Erscheinung, welche man bisher bloß als einen unterhaltenden Versuch betrachtete, etwas nachdachte, uͤberzeugte ich mich bald, daß man sie zu irgend einem nuͤzlichen Zwek muͤßte benuzen koͤnnen. Vor Kurzem hatte ich einen Apparat fertig gebracht, da er aber nicht den Erfolg hatte, welchen ich von einem Platindraht erwartete, so benuzte ich Platinschwamm, womit ich meinen Zwek sehr gut erreichte. Damit man sich eine richtige Vorstellung von diesem Apparat machen kann, habe ich eine Zeichnung davon entworfen. Der untere Theil ist aus Zinn verfertigt, und bildet einen Behaͤlter, welcher ein Quart Alkohol fassen kann; sein Boden ist innerhalb concav, damit der Baumwolldocht den lezten Tropfen Weingeist auffangen kann. Nachdem der Docht auf der Spize der Lampe in Gestalt eines Kranzes ausgebreitet wurde, wird ein Gehaͤuse aus Platindraht, welches ein einziges Stuͤk Platinschwamm enthaͤlt, in den Mittelpunkt des Dochtes gestekt, so daß es dem Kranz desselben sehr nahe ist, aber ihn doch nicht beruͤhrt. Nachdem der Behaͤlter mit Alkohol gefuͤllt wurde, entzuͤndet man den Docht und eine Minute darauf wird der Platinschwamm weißgluͤhend geworden seyn, wo man sodann die Flamme ausblaͤst und sogleich den Glasmuff uͤber das Platin sezt. Das Platin wird nun, ohne daß man weiter etwas zu thun hat, dreizehn oder vierzehn Tage und Naͤchte uͤber im Gluͤhen bleiben. Wenn man eine Roͤhre mit einem Behaͤlter (welcher eine hinreichende Menge Alkohol enthaͤlt) und dem Boden des Behaͤlters der Lampe verbindet, so zweifle ich nicht, daß man eine Platinkugel Jahre lang im Gluͤhen erhalten kann, denn der Platinschwamm scheint nicht im Geringsten verdorben zu werden, wenn man ihn in bestaͤndigem Gluͤhen erhaͤlt. Ich habe mir auch eine solche Lampe in kleinem Maßstabe verfertigt, welche acht bis zehn Stunden lang fortgluͤhte und Licht genug gab, daß man das Zifferblatt einer Taschenuhr beim Dunkel der Nacht sehen konnte. Sie blendet durchaus nicht. Braucht man ein Licht, so nimmt man den Glasmuff weg und beruͤhrt das Platin sanft mir einem Zunder von chlorsaurem (oxydirt salzsaurem) Kali, der sich sogleich entflammt; bei einer solchen Lampe hat man natuͤrlich nicht die geringste Feuersgefahr zu befuͤrchten. Man konnte gegen diese Lampe jedoch einerseits einwenden, daß sie viel Alkohol verbraucht und andererseits, daß sie in dem Zimmer, wo sie sich befindet, einen unangenehmen Geruch verbreitet. Ersterem Uebelstande kann man dadurch abhelfen, daß man gleiche Theile Alkohol und Whiskey (Kornbrantwein) anwendet; dieses Gemisch leistet dieselben Dienste wie reiner Alkohol; auch mit ein Drittel Alkohol auf zwei Drittel Whiskey erreicht man den Zwek sehr gut und das Licht kommt dann fuͤr acht Stunden nur auf einen Penny (3 Kreuzer) zu stehen.Da wir auf dem Continent keine so hohe Taxe fuͤr Alkohol zu bezahlen haben, wie die Englaͤnder, so ist dieser Umstand von geringem Belang. A. d. R. Um den Geruch zu beseitigen, habe ich einen Apparat zur Verdichtung des Dampfes ersonnen, und denselben auch, um ganz verstanden zu werden, in der Zeichnung abgebildet. Dieser Apparat wird aus Zinn verfertigt und an einem Nagel in der Wand Fig. 12., G aufgehaͤngt; die Glasroͤhre der Lampe stekt man in die zinnerne Roͤhre des Verdichtungsapparates, wodurch der starke Geruch des Dampfes vollkommen beseitigt wird. Man zieht die Fluͤssigkeit durch den Hahn zur Seite des Verdichters ab; sie besteht hauptsaͤchlich aus Wasser und Essigsaͤure. Ich glaube, daß man diese Lampe in den Bergwerken sehr nuͤzlich finden wird, da man sich darauf verlassen kann ein bestaͤndiges Licht zu haben, wenn man nur von Zeit zu Zeit den Behaͤlter wieder nachfuͤllt. Erklaͤrung der Figuren. Fig. 11. A Oeffnung fuͤr den Dampf. B, Glasmuff. C, Platinkugel. D, Baumwolldocht. E, Loͤcher um die Luft zuzulassen. F, Behaͤlter fuͤr den Alkohol.

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Tafel Tab.
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