Titel: | Beschreibung einer Universal-Drehebank mit mechanischer Vorlage. Von Hrn. Calla. |
Fundstelle: | Band 40, Jahrgang 1831, Nr. LXXV., S. 402 |
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LXXV.
Beschreibung einer Universal-Drehebank mit mechanischer Vorlage. Von Hrn. Calla.
Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. Novbre 1830. S. 419.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Calla, Beschreibung einer Universal-Drehebank.
Diese Drehebank, welche Hr. Calla im Jahre 1827 bei der
Ausstellung der Industrieproducte vorzeigte, erwarb sich das Lob der Jury; sie
vereinigt mehrere sehr bemerkenswerthe Verbesserungen, welche dieselbe zu den
verschiedenen Arbeiten, zu denen sie bestimmt ist, aͤußerst tauglich machen.
Die vorzuͤglichste Eigenschaft und Bedingung, welche eine Maschine dieser Art
besizen und erfuͤllen muß, ist die, daß sie in allen ihren Theilen eine große
Festigkeit mit hinreichender Genauigkeit vereinigt; ohne diese Bedingung
wuͤrden alle Producte derselben unvollkommen seyn. Um diesen Zwek zu
erreichen, verfertigte der Erfinder seine Maschine ganz aus Metall, und gab den
verschiedenen festen Theilen derselben eine groͤßere Ausdehnung, einen
groͤßeren Umfang, als ihn, der Berechnung nach, der Widerstand erfordern
wuͤrde, welcher uͤberwunden werden soll. Eine andere wichtige
Bedingung besteht darin, daß man an einer solchen Maschine der Hauptspindel jede
Geschwindigkeit geben kann, welche die verschiedenen Operationen einer Arbeit nur
immer erfordern sollten. Diese Veraͤnderungen der Bewegung muͤssen
uͤberdieß schnell bewirkt werden koͤnnen. Diese Leichtigkeit der
Bewegungs-Veraͤnderung nun bietet die gegenwaͤrtige Maschine im
hoͤchsten Grade dar. Ran kann naͤmlich die Schnelligkeit derselben von
7 bis zu 300 Drehungen in Einer Minute wechseln machen; die Dauer und Genauigkeit
der Eichungen der Hauptspindel, der Parallelismus der Gegenspize und der Vorlage,
die Einstellung der Laͤngenbewegung des Traͤgers, die Schnelligkeit
der Versezung des Dokenstokes und des Traͤgers von einem Ende der Drehebank
zum anderen, die Leichtigkeit ebene und kegelfoͤrmige Flaͤchen zu
drehen, Loͤcher oder Stiefel einer Pumpe auszudrehen, bilden eine Reihe
wichtiger Verbesserungen, die dieser Maschine eigen sind.
Der Erfinder macht es sich bei der Zusammensezung dieser Drehebank zur
vorzuͤglichen Aufgabe einen Apparat herzustellen, mittelst dessen man mit der Vorlage, d.h.
mit einem Meißel, welcher fuͤr bestaͤndig in einem Traͤger
befestigt ist, alle Theile von Maschinen drehen kann; einen Apparat, mit welchem
sich Cylinder drehen oder ausdrehen, Schraubengaͤnge und
Schraubenmuͤtter verfertigen, ebene oder conische Flaͤchen drehen
ließen. Es war hierbei sehr zu wuͤnschen, daß alle Veraͤnderungen in
der primitiven Geschwindigkeit der Drehebank, und in der Geschwindigkeit des
Stuͤkes, welches gedreht werden soll, und des Meißels, welcher der
Laͤnge nach uͤber die Oberflaͤche dieses Stuͤkes
laͤuft, auf eine schnelle und einfache Weise bewirkt werden koͤnnten,
und daß diese Veraͤnderungen, so wie die Aufsicht und die Sorgfalt, welche
der Gang der Drehebank erfordern muß, einem Arbeiter von mittelmaͤßigem
Talente anvertraut werden koͤnnen.
Dieser Zwek ist nun an der hier beschriebenen Drehebank vollkommen erreicht; sie
besizt auch, da sie ganz aus Metall besteht, eine große Festigkeit und
Unveraͤnderlichkeit der Dimension, welche zur Genauigkeit ihrer Arbeiten so
nothwendig ist.
Die Bank oder die Hauptgrundlage, AA
Fig. 1., ist
aus einem Stuͤke gegossen; ihre Form zeigt der Durchschnitt Fig. 4. An dem einen Ende
dieser Bank ist die Hauptdoke BB, welche die
Hauptspindel C traͤgt, fuͤr
bestaͤndig befestigt. Die obere Flaͤche der Bank hat der Laͤnge
nach zwei Vorspruͤnge, von welchen der eine, T,
flach, der andere, T'', aber ekig ist, und welche beide
mit der groͤßten Sorgfalt zugerichtet sind. Der ekige Vorsprung T'' paßt in Falzen von gleicher Form, die unter der
Vorlage D (siehe Fig. 4.) und unter der
Gegendoke E so angebracht sind, daß diese beiden
Stuͤke von einem Ende der Bank zum anderen in einer Linie gleiten
koͤnnen, welche mit der Achse der Drehebank vollkommen parallel
laͤuft.
Man wird leicht einsehen, daß es, um Cylinder zu drehen, von großer Wichtigkeit ist,
daß die Spize R, Fig. 1 und 2. der Gegendoke sich
vollkommen genau in der Achse befinde. Um dieß leichter zu bewirken, ist die
Gegendoke in zwei Theile FG getheilt; der obere
Theil F kann naͤmlich mittelst der vier Schrauben
HH rechts und links geschoben werden. Ist
derselbe gehoͤrig gestellt, so befestigt man die Gegendoke, indem man die
Schraube J, Fig. 2. stark anzieht.
Hierbei muß bemerkt werden, daß diese Schraube an jener Stelle, an welcher sie sich
mit der Gegenspize kreuzt, eine ziemlich große Oeffnung hat, damit dieser leztere
unter der Wirkung der Schraube D' vorwaͤrts und ruͤkwaͤrts
gehen kann, ohne von der Schraube in dieser Bewegung beeintraͤchtigt zu
werden.
Da die Doke und die Vorlage sehr schwer sind (in's Besondere die leztere, deren
Schwere oft noch durch die Gewichte vermehrt wird, die ihr zur Erhoͤhung
ihrer Staͤtigkeit angehaͤngt werden), so kam man, um die Versezung
derselben von einem Ende der Drehebank zum anderen zu erleichtern, auf die Idee, an
der Bank der ganzen Laͤnge nach ein Zahneisen K
anzubringen. Unter der Vorlage brachte man eine Welle L
an, welche sich in zwei Pfannen M, Fig. 4. dreht, und ein
Triebrad N traͤgt, dessen Zaͤhne in jene
des Zahneisens eingreifen; diese Welle endigt sich an dem anderen Ende in das
vierekige Stuͤk L'', an welches man eine Kurbel
stekt, wenn man die Vorlage vorwaͤrts oder ruͤkwaͤrts gehen
lassen will. Eine gleiche Vorrichtung ist unter der Gegendoke FG angebracht.
Die bewegende Kraft kann man nun auf dreierlei Art auf der Hauptspindel C wirken lassen.
1) Durch die Rolle mit zwei Durchmessern O, Fig. 1, 2., welche sich
auf der steststehenden Achse P dreht, und mit dem
Triebrade Q in Verbindung steht, das in das Rad S, welches sich an dem Ende der, mit C parallel stehenden, Drehespindel T befindet, eingreift. An der Spindel T sind vier Triebraͤder UUU angebracht, welche mit Leichtigkeit auf dieser
Spindel gleiten koͤnnen, und von welchen daher eines oder das andere in das
Rad V eingreifen kann, das sich an der Spindel C befindet. Da die Entfernung dieser beiden Spindeln von
einander groͤßer oder kleiner gemacht werden muß, je nachdem ein
groͤßeres oder kleineres Triebrad in Bewegung gesezt wird, so wurden die
beiden Traͤger derselben T auf einen Rahmen X, Fig. 8. gestellt, welcher
sich um den Centralbolzen Y auf dem Traͤger Z dreht. Die Achse des Triebrades Q ist an dem Rahmen X befestigt, damit, bei
Veraͤnderung der Stellung dieses Rahmens, die Entfernung zwischen den
Mittelpunkten dieses Triebrades und des Rades S immer
eine und dieselbe bleibt. Die beiden Baͤnder A'
A' dienen dazu, den Rahmen fest in jener Stellung zu erhalten, welche man
demselben gegeben hat. Diese erste Methode, die Drehebank in Bewegung zu sezen,
laͤßt 8 verschiedene Geschwindigkeiten derselben zu, welche durch die
Verbindung der beiden Durchmesser des Rades O mit den vier Groͤßen der
Triebraͤder U hervorgebracht werden.
2) Das Rad S traͤgt eine lange Dille B', welche genau dieselbe Dimension, wie jene des
Triebrades Q besizt; dadurch kann man die Rolle O mit Leichtigkeit unmittelbar auf der Spindel T bringen, wodurch zwei neue Geschwindigkeiten
hervorgebracht werden koͤnnen.
3) endlich, kann man das Rad V von den
Triebraͤdern U befreien, und die Bewegung
unmittelbar auf die Rollen mit zwei Durchmessern C'
anwenden, wodurch man wieder zwei neue Geschwindigkeiten erhaͤlt.
Wie bereits oben erwaͤhnt wurde, kann die Gegenspize R frei in der
Doke F gleiten; die Schraube D' dient dazu, denselben gegen das Stuͤk zu treiben, welches
gedreht werden soll, und eine Schraube mit einem Loche, welche in der Doke verborgen
ist, haͤlt denselben mittelst einer Mutter, die einen Arm hat, E', Fig. 1, 2. an dem
gehoͤrigen Plaze fest. Auf der Vorlage D, deren
obere Flaͤche vollkommen zugerichtet ist, befindet sich der Traͤger
(support à chariot) F', dessen unterer Theil gleichfalls wohl zugerichtet ist, und welcher
alle Stellungen annehmen kann, die die Arbeit eben erfordert; dieser Traͤger,
dessen Einrichtung leicht aus Fig. 1 u. 2. ersichtlich ist, ist
mit zwei Falzen versehen, von welchen ein jeder durch eine Schraube bewegt wird;
uͤberdieß kann sich der obere Theil G' in dem
unteren Theile drehen; er endet sich mit einem starken Zapfen, der durch eine
Schraube H' nach Belieben festgehalten wird; die Mutter
dieser Schraube ist ein Kreis mit Ausbauchung J' J',
welcher den Theil F' des Traͤgers umgibt.
Es bleibt nun nur noch der Mechanismus zu beschreiben, durch welchen die Vorlage
vorwaͤrts gebracht wird, wenn man Cylinder drehen, Schrauben oder
Schraubenmuͤtter verfertigen will. Eine große Schraube J' dreht sich in den beiden Traͤgern K'
und L', Fig. 2. und Fig. 7. und
10.; sie
traͤgt ein Rad M', welches mittelst des Rades N' und des Triebrades O',
seine Bewegung durch das Triebrad P' erhaͤlt, das
sich am Ende der Spindel C befindet. Diese vier
Zahnraͤder koͤnnen an Dimension geaͤndert werden, damit sie
jeder Groͤße des Schraubenganges, welche man erhalten will, und allen
Geschwindigkeiten, die man dem Meißel beim Drehen oder Ausdrehen geben will,
entsprechen. Die Mutter der großen Schraube J' ist an
der Vorlage D befestigt; sie ist in zwei Haͤlften
gebrochen, Q' R'
Fig. 4 und
6., welche
durch den Hebel mit einer Kugel S' von einander entfernt
oder einander genaͤhert werden koͤnnen; in Fig. 4. sieht man die
Schraubenmutter geschlossen, in Fig. 6. offen. Diese
Einrichtung gewaͤhrt den Vortheil, daß man die Vorlage sehr schnell von der
Schraube befreien, sie weiter bringen, und neuerdings festhalten kann.
Erklaͤrung der Zeichnung.
Fig. 1.
Seitenaufriß der Universal-Drehebank des Hrn. Calla.
Fig. 2.
Grundriß derselben.
Taf. VIII. Fig.
1. Aufriß der Drehebank, von dem Ende gesehen.
Fig. 2.
Senkrechter Durchschnitt nach der Linie AB des
Grundrisses.
Fig. 3.
Durchschnitt der Vorlage D und des Traͤgers F' G'.
Fig. 4.
Gebrochene Mutter der großen Schraube J', von Vorne und
im Durchschnitt gesehen.
Fig. 5. Einer
der Traͤger der großen Schraube von Vorne und von der Seite gesehen.
Fig. 6.
Beweglicher Traͤger der Spindel T.
Fig. 7. Ein
Theil des Zahneisens im Aufrisse.
Fig. 8.
Zweiter Traͤger der großen Schraube, von Vorne und im Profil gesehen.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren auch dieselben
Gegenstaͤnde.
AA, Bank der Drehebank.
BB, Hauptdoke.
C, Hauptspindel.
D, Vorlage.
E, Gegendoke.
F, Oberer Theil der Gegendoke.
G, Unterer Theil derselben.
HH, Schrauben, welche den oberen Theil F der Gegendoke vorwaͤrts oder
ruͤkwaͤrts gehen machen.
J, Schraube, um die Gegendoke anzuziehen.
K, Zahneisen.
L, Welle, welche unter der Vorlage D durchlaͤuft, und welche sich in den beiden
Pfannen M dreht.
N, Triebrad an dieser Welle, welche in das Zahneisen K eingreift.
O, Rolle mit zwei Durchmessern, welche an der
feststehenden Spindel P angebracht ist.
Q Triebrad an dieser Spindel.
R, Spize der Gegendoke.
S, Zahnrad, welches von dem Triebrade Q gefuͤhrt wird, und welches an der Spindel T angebracht ist.
UUU, Triebraͤder von verschiedener
Groͤße, welche an der Spindel oder der Welle T
hin und her gleiten koͤnnen.
V, Zahnrad, welches von dem einen oder dem anderen
dieser Triebraͤder gefuͤhrt wird.
X, Beweglicher Rahmen, der sich um den Centralbolzen Y dreht.
Z, Traͤger dieses Rahmens.
A' A', Baͤnder um den Rahmen in der Stellung zu
erhalten, welche man ihm gegeben hat.
B', Dille, welche einen Koͤrper mit dem Rade S ausmacht.
C' C', Rolle mit zwei Durchmessern, an der Spindel C, angebracht.
D' Schraube, um die Gegenspize R vorwaͤrts zu treiben.
E' Schraubenmutter mit einem Arme, um die Stellung
dieser Spize zu reguliren.
F' F' Traͤger (Schieber) der Vorlage D.
G' Oberer Theil dieses Traͤgers, welcher sich in
dem unteren Theile drehen kann.
H' H' Schraube, um den Zapfen des oberen Theiles des
Traͤgers aufzuhalten.
I' I' Kreiß mit Ausbauchung, welcher den Theil F' des Traͤgers umgibt.
J' Große Schraube der Drehebank.
K' L' Pfannen, in welchen die Enden dieser Schraube sich
drehen.
M' Rad an der großen Schraube, welches von dem Triebrade
O' gefuͤhrt wird.
N' Anderes Zahnrad, welches das Triebrad O' traͤgt, und in welches das Zahnrad P' eingreift, das an dem Ende der Spindel C angebracht ist.
Q' R' Gebrochene Schraubenmutter, welche die große
Schraube umfaßt.
S' Hebel mit einer Kugel, um die beiden Theile der
Schraubenmutter von einander zu entfernen, oder sie einander zu naͤhern.
T' T'' Flache und ekige Falzen, in welchen die Vorlage
D gleitet.
U' Schraube um den Schieber auf der Vorlage G' in seiner Lage zu erhalten.