Titel: Verbesserungen an den Abdampfapparaten, worauf sich William Godfrey Kneller, Chemiker in Mitchum, Grafschaft Surrey, am 24. August 1833 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XXVIII., S. 160
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XXVIII. Verbesserungen an den Abdampfapparaten, worauf sich William Godfrey Kneller, Chemiker in Mitchum, Grafschaft Surrey, am 24. August 1833 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August 1834, S. 69. Mit Abbildungen auf Tab. III. Kneller's Verbesserungen an den Abdampfapparaten. Meine Erfindung besteht in der Anwendung gewisser Vorrichtungen, mit deren Huͤlfe ich gewoͤhnliche atmosphaͤrische Luft ploͤzlich comprimiren, und mittelst umgekehrter beweglicher Kammern oder Ventilatoren, die damit gefuͤllt sind, unter die Oberflaͤche der erhizten und abzudampfenden Fluͤssigkeiten leiten kann. So wie naͤmlich diese Luft durch die Waͤrme der Fluͤssigkeiten ausgedehnt worden ist, geht sie unter den unteren Raͤndern der umgekehrten Kammern in die benachbarten Kammern uͤber, aus denen sie dann durch zahlreiche, in den oberen Theilen derselben angebrachte Loͤcher durch die daruͤberstehenden Fluͤssigkeiten emporsteigt, und sich auf diesem Durchgange mit Wasser oder anderen Daͤmpfen beladet. So wie diese Kammern oder Ventilatoren uͤber die Oberflaͤche der erwaͤhnten Fluͤssigkeiten emporsteigen, werden sie neuerdings wieder mit frischer Luft gefuͤllt, die dann durch Wiederholung der Bewegung der Ventilatoren gleichfalls wieder unter die Oberflaͤche der Fluͤssigkeiten geleitet wird; und da ein Theil der Ventilatoren unter die zu verdampfenden Fluͤssigkeiten untergetaucht ist, waͤhrend der andere Theil uͤber der Oberflaͤche derselben frische Luft einnimmt, so findet auf diese Weise eine rasche Verdampfung dieser Fluͤssigkeiten Statt. Ich beschraͤnke mich auf keine bestimmte Form und Groͤße des Apparates und aͤndere denselben nach den Kesseln und sonstigen Zweken, zu denen er dienen soll, verschieden ab. Will man meine Vorrichtung z.B. an den flachen Salzpfannen, deren man sich zum Salzsieden bedient, anwenden, so gebe ich ihr die aus der Zeichnung ersichtliche Gestalt. Fig. 23 ist ein Seitenaufriß; Fig. 24 ein Endedurchschnitt und Fig. 25 ein Grundriß einer Salzpfanne, die mit einem meiner Ventilatoren ausgeruͤstet ist. AB stellt in allen diesen Figuren die Salzpfanne vor, welche wie gewoͤhnlich in Mauerwerk eingesezt, und entweder von Unten oder auf irgend eine andere Weise geheizt werden kann. CC bezeichnet in Fig. 24 die Hoͤhe des Standes der Salzsoole. D sind die Ventilatoren oder die beweglichen, umgekehrten Kammern, welche durch punktirte Linien zum Theil untergetaucht, und zum Theil uͤber die Oberflaͤche der Fluͤssigkeit erhoben und frische Luft einnehmend dargestellt sind. Der Durchschnitt D* zeigt die Form derselben noch deutlicher; sie sind hier aus Eisen gebaut, und an eine Welle F aufgezogen, die sich in gehoͤrigen Zapfenlagern dreht. In dem Durchschnitte D* zeigt G eine der umgekehrten, am Scheitel geschlossenen Kammern, die jedoch in gewissen Faͤllen auch kleine Loͤcher haben kann, damit kein Druk auf die Gehaͤuse Statt finde. H ist eine Kammer, die am Scheitel mit Loͤchern I versehen ist, wie man dieß in Fig. 25 bei l, l, l deutlich sieht. Fig. 26 ist ein Endedurchschnitt eines Apparates, der dem in Fig. 24 abgebildeten aͤhnlich ist, mit dem Unterschiede jedoch, daß die Ventilatoren eine andere Form haben, indem die Luftkammern in der Mitte und an den Seiten gleich tief sind, waͤhrend sie in Fig. 24 an den Seiten tiefer sind, als in der Mitte. Auch an dieser Figur, so wie an allen uͤbrigen beziehen sich dieselben Buchstaben auf dieselben Dinge, wie in Fig. 23, 24, 25. Statt den Ventilatoren die Form von Theilen eines Cylinders zu geben, kann man sie auch ganz walzenfoͤrmig oder cylindrisch machen, und in gehoͤrigen Zapfen lagern aufziehen, wie man in Fig. 27 im Ausrisse, in Fig. 28 hingegen im Grundrisse sieht. Die zum Austritte der Luft dienenden Loͤcher l, l etc. befinden sich auch hier, so wie an den oben erwaͤhnten Ventilatoren in dem inneren oder hohlen Theile der Cylinder. Man kann diese Cylinder entweder in regelmaͤßigen Entfernungen quer durch die Pfanne laufen lassen, wie man in Fig. 27 und 28 sieht, oder man kann sie, wie in Fig. 23 und 25 der Laͤnge nach legen; die Schwingungen oder Umdrehungen derselben koͤnnen auf irgend eine geeignete Methode erzeugt werden. Man kann den Ventilatoren endlich auch noch eine flache Form geben, wie der Grundriß Fig. 29, der Durchschnitt Fig. 30, der nach der punktirten Linie J, J in Fig. 29 und der Durchschnitt Fig. 31 zeigen, welcher nach der punktirten Linie K, K Fig. 29 genommen ist. Diese flachen Ventilatoren koͤnnen durch irgend eine Vorrichtung oder Maschinerie, welche ich nicht zu beschreiben brauche, in senkrechter Richtung emporgehoben oder herabgesenkt werden; ihre Form kann eine runde, ovale oder irgend eine andere seyn; ich habe hier eine vierekige abgebildet. Man kann diese Ventilatoren, wie schon oben gesagt, aus Eisen verfertigen, oder auch statt des Eisens irgend ein anderes Metall oder Metallgemisch oder Holz, oder je nach Umstaͤnden und Zweken irgend ein anderes Material dazu anwenden. Man wird sich hienach richten, je nachdem man mit Salzsoole, Salzaufloͤsungen, Pflanzenextracten, Schwefelsaͤure, Sauerkleesaͤure, essigsaurer Soda etc. zu arbeiten hat; je nachdem man meine Vorrichtung zum Destilliren von Essigsaͤure, brennzeliger Holzsaͤure und brennenden Geistern, zur Concentration von schwachen Weinen, Aepfel- und Birnmost, zum Abkuͤhlen der Wuͤrzen der Bierbrauer, Branntweinbrenner und Essigfabrikanten durch Verduͤnstung, zur Leim-, Seifen- oder Farbenfabrikation, oder uͤberhaupt irgendwo anwendet, wo die Verduͤnstung eine der wesentlichsten Operationen bildet. Ich kann meinen Apparat ferner auch zur Dampferzeugung in ganz oder zum Theil geschlossenen Gefaͤßen anwenden, indem meine Erfindung nicht darin besteht, daß ich die Luft, so wie es bisher geschah, durch ein Geblaͤse, sondern mittelst der hier beschriebenen Ventilatoren oder Kammern, welche die Fluͤssigkeit aus der Stelle treiben, unter die Fluͤssigkeiten bringe. In Dampfkesseln mit niederem Druke wende ich die vibrirenden Cylinder DD z.B. auf die aus Fig. 32 ersichtliche Art und Weise an; man sieht hier naͤmlich einen Endedurchschnitt eines solchen Kessels, in welchem ein Ventilator untergetaucht, der andere uͤber dem Wasser befindlich ist; oder ich wende einen kreisenden Ventilator an, wie ihn Fig. 33 zeigt, welche ein Endedurchschnitt eines Kessels ist. In Fig. 34 endlich sieht man einen Langendurchschnitt eines Destillirapparates, in welchem der kreisende Ventilator D angebracht ist, um die Verduͤnstung in demselben zu beschleunigen. Es erhellt von selbst, daß sowohl die vibrirenden als die kreisenden Ventilatoren auch an Hochdrukdampfkesseln von gehoͤriger Form und Staͤrke angebracht werden koͤnnen; es ist nur zu bemerken, daß die Wellen oder Achsen der Ventilatoren cylindrisch seyn und durch Stopfbuͤchsen gehen muͤssen, im Falle man die Ventilatoren an Dampfkesseln oder Destillirapparaten angebracht wissen will, damit weder Dampf noch Dunst entweichen kann. Bedient man sich meines Apparates zum Abkuͤhlen, so hat die Operation wie gewoͤhnlich in offenen Gefaͤßen vor sich zu gehen. Anhang. Wir haͤngen dieser Patenterklaͤrung folgende Notiz an, die das Mechanics' Magazine in seiner Nr. 568 uͤber einige Versuche, die mit dem Kneller'schen Apparate angestellt wurden, bekannt macht. „Hundert Gallons Wasser wurden bis auf den Siedepunkt + 212° F. (80° R.) erhizt; seine Temperatur betrug, als man dasselbe in ein anderes Gefaͤß brachte, noch 196° (72,89°). Nun wurde die Abdampfmaschine in Bewegung gesezt, wodurch die Temperatur in 5 Minuten bis auf 158° (56° R.), in weiteren 30 Minuten auf 126° (41,78 R.), und in noch weiteren 25 Minuten bis auf 85° F. (23,26° R.) vermindert wurde, so daß das Wasser also im Laufe einer Stunde 110° an Waͤrme verlor, waͤhrend die Verduͤnstung zugleich 25 Procent betrug. Als außerordentlich verdient bemerkt zu werden, daß der Dunst so heiß und troken (hot and dry) war, daß ein in denselben gehaltenes Stuͤk Fließpapier dadurch gar nicht feucht wurde. Waͤre dieser Versuch mit Syrupen, Wuͤrzen oder Salzsoolen angestellt worden, so wuͤrden sich die Vortheile dieses Verfahrens noch augenscheinlicher gestaltet haben. Bei den Wuͤrzen wuͤrde das kohlensaure Gas durch den bestaͤndigen Zufluß von comprimirter Luft fortgefuͤhrt werden, und dadurch wuͤrde die saure Gaͤhrung selbst beim heißesten Wetter verhindert.“ „Bei einem anderen Versuche wurde der Verdampfungsapparat bei einer Temperatur von 172° F. (62,22° R.) im Kessel in Bewegung gesezt, und diese Bewegung wurde unterhalten, waͤhrend zugleich unter dem Kessel das moͤglich staͤrkste Feuer unterhalten wurde. Die Folge davon war, daß die Temperatur nicht uͤber 173 bis 174° F. (63,11° R.) gesteigert werden konnte, indem die Wirkung der Maschinerie jene des Feuers aufwog. Die Verdampfung war in diesem Falle unglaublich groß; denn daß bei einer Temperatur, die nicht uͤber 172° F. betraͤgt, 36 Pfd. Wasser per Quadratfuß in einer Stunde verdampft werden koͤnnen, ist ein Resultat, welches bisher nicht nur nie erzielt, sondern nicht einmal erzielbar gedacht wurde.“ „Die Processe und Verfahrungsweisen, welche durch diese Verbindung der Raschheit der Verdunstung mit einer niederen Temperatur erleichtert und verbessert werden koͤnnten, sind unzaͤhlbar; nirgendwo duͤrfte sich jedoch diese Erfindung von so großem Nuzen zeigen, als bei der Gewinnung von Kochsalz, diesem so unentbehrlichen Lebensbeduͤrfnisse. Die Salzablagerung beginnt naͤmlich nach dem neuen Verfahren schon bei 90° F. (25,78° R.), indem die Verduͤnstung bei dieser Temperatur 140 Mal staͤrker ist, als sie ohne den beschriebenen Apparat bei diesem Temperaturgrade seyn wuͤrde. Dabei sind die Salzkrystalle durchaus von groͤßter Reinheit.“ „Die Kraft dieser Verdampfungsmethode haͤngt von der Zahl und Groͤße der angewendeten Luftkammern ab; ihr Bau gestattet uͤbrigens, daß man eine große Anzahl davon in einem kleinen Raͤume unterbringen kann.“

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Tafel Tab.
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