Titel: Apneumatischer tragbarer Thermo-Barometer mit ikonischem Läufer; von M. J. Porro, Officier beim piemontesischen Geniecorps.
Fundstelle: Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XCVI., S. 373
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XCVI. Apneumatischer tragbarer Thermo-Barometer mit ikonischem Läufer; von M. J. Porro, Officier beim piemontesischen Geniecorps. Aus dem Echo du monde savant 1841, No. 650. Porro's apneumatischer tragbarer Thermo-Barometer. Die Schwierigkeiten, welche der Transport des Barometers mit sich bringt, sind weder bei den mit Hahn versehenen Barometern, welche durch die Ausdehnung des Queksilbers brechen können und sogar in gewissen Fällen Luft zulassen, noch bei den Gay-Lussac'schen Barometern, und andern Modificationen desselben, welche sehr zerbrechlich sind und beim schnellen Umwenden gerne Luft zulassen, vollkommen vermieden. Die Ungleichheit der Temperatur in den verschiedenen Punkten der Barometersäule ist eine Quelle von Irrthümern, welche die HHrn. Bunten zu Paris und Abbé Bellani in Italien beseitigten, indem sie den Gay-Lussac'schen Barometer verlängerten und so einrichteten, daß das Instrument, wenn es horizontal liegt, auch als Thermometer dient; allein dieses Mittel hat wieder den Fehler, daß das Instrument länger und zerbrechlicher wird. – Hr. Bunten trachtete, die manchmal in die Barometersäule eindringenden Luftblasen aufzuhalten, ehe sie bis an den leeren Raum gelangen; aber sein Barometer ist von schwieriger Construction und sehr zerbrechlich. Hr. Porro hofft nun durch die folgende Construction diesen Uebelständen abgeholfen zu haben. Nach dem Biegen eines heberartigen Barometers schneidet er den niedrem Schenkel desselben 3 oder 4 Centimeter über der besagten Biegung ab und zieht ihn in ein Haarröhrchen aus, fügt an diesen niederem Schenkel eine gewöhnliche, 2 Centimeter im Durchmesser weite Kugel, welche unten mit einem Halse endigt, der auf den kegelförmigen Theil der so ausgezogenen Spize durch Schmirgeln passend gemacht und derart angekittet wird, daß diese bis in die Mitte der Kugel reicht. An der Stelle, wo das niederere Ende des kleineren Schenkels sich mit der Kugel zusammenfügt, ist eine Verengerung, welche beim Transport ein Stopfer von Kautschuk verschließt, der sich an der Spize eines Stahlstäbchens befindet, das durch den Boden eines auf der obern Oeffnung des besagten Schenkels umgestürzten Schälchens in den Schenkel reicht. Queksilber ist in solcher Quantität vorhanden, daß, wenn der Barometer gehörig niedergehalten ist, die Kugel sich mit Queksilber füllt, und allemal ein Luftbläschen zuläßt. Man wird leicht einsehen, daß die Elasticität dieser Luft dem Queksilber gestattet, sich nach Belieben auszudehnen oder zusammenzuziehen; es ist aber unmöglich, daß diese kleine Quantität Luft, welche sich, so oft der Barometer geöffnet oder wieder geschlossen wird, verändert, je in das Innere der Barometerröhre dringe, weil durch das Gesez der Schwere die capillare Spize immer in das Queksilber taucht, woraus folgt, daß die Leere des Barometers der Luft unzugänglich ist, was die Bezeichnung dieses Barometers mit dem Wort apneumatisch rechtfertigt. Das erwähnte umgestürzte Schälchen verhindert jeden Verlust an Queksilber, im Falle aus Versehen etwas davon über dem Stopfer geblieben wäre, welcher selbst wieder, der bessern Sicherheit wegen, wenn der Barometer geschlossen ist, beständig mittelst eines elastischen Hakens zusammengedrükt wird. Lange Erfahrung hat die Ueberzeugung gewährt, daß ein so construirter Barometer bei jeder beliebigen Transportweise eine Reise mitmachen kann, ohne daß man andere Vorsicht dabei beobachten muß, als welche die Zerbrechlichkeit des Glases erfordert, und daß er im geschlossenen Zustande die stärksten Temperatur-Veränderungen ohne Schaden ertragen kann. Nachdem Hr. Porro nun einen apneumatischen, d.h. der Luft unzugänglichen und sehr gut tragbaren Barometer besaß, wandte er den Barometer viel öfter zum Nivelliren an, als er es je that. Das Instrument leistete ihm sehr gute Dienste zu Straßen-Entwürfen auf Bergen und bei topographischen Arbeiten; doch fand er bald eine Quelle für Irrthümer in den Beobachtungen, welche vorzüglich dann von Belang werden konnten, wenn er, von der Zeit gedrängt, sich auf jeder Station nur einige Minuten aufhalten konnte, dieß war nämlich die ungleiche Ausdehnung der verschiedenen Theile der Barometerfäule durch die Anlegung der Hand des Trägers und anderer Umstände. Auf folgende Art half Hr. Porro diesem Fehler jedes Heberbarometers, also auch des seinigen ab, welcher leztere sich von jenen durch nichts als die Dazwischensezung der oben beschriebenen Kugel unterscheidet. Oberhalb der Barometerröhre, in Bezug auf den Beobachter, brachte er eine kleine Messingröhre horizontal an, welche an den Läufer anliegt, der den Nonius trägt, und von der Achse der Barometerröhre an gerechnet, 3 bis 4 Centimeter lang ist. Jene Röhre enthält gegen ihre Mitte eine convex-convexe Linse, deren Brennpunkt ungefähr das Viertel der erwähnten Länge beträgt. Die äußere Oeffnung der Röhre ist mit einem matten Glase verschlossen, unter welchem sich auf einer Blendung ein Spinnenfaden horizontal ausgespannt befindet; alles dieses ist so vorgerichtet, daß das Bild des Spinnenfadens durch die Linse genau in die Achse der Barometerröhre fällt; dieses Bild ist es, welches man zur Tangente des Meniskus macht, und welches dem Läufer die Bezeichnung: ikonisch gibt. Der Barometer des Hrn. Porro hat zwei solche ikonische Läufer, welche am Barometer von Oben bis hinunter und zurük geschoben werden können, um dadurch die Zurechtstellung des Fadens in Bezug auf das Null des Nonius möglich zu machen und um ihn, wenn man will, viermal beobachten zu können, wo dann die Mittelzahl die annäherndste seyn wird.